Test: Panasonic Lumix DMC-GX8
Über Videos und verpatztes Product-Management
4K-Videos
Auflösung. Auf der höchsten Qualitätsstufe filmt die GX8 in 4K, also mit einer Auflösung von 3840×2160 Pixel – wahlweise mit 24p oder 25p (Vollbilder pro Sekunde). Dabei beträgt die Bildrate satte 100 MBit pro Sekunde, oder anders gesagt: In dieser Auflösung verschlingt eine Minute Film ganze 750 MB auf der Speicherkarte, für eine Stunde werden 45 GB veranschlagt. Wenn Sie Ihre Ferien in dieser Qualität aufzeichnen möchten, sollten Sie mehr als nur eine grosse Speicherkarte einpacken.
In der reduzierten Full-HD-Auflösung (1920×1080) und mit 50 fps schrumpft die Bitrate auf geradezu bescheidene 28 Mbit; jetzt belastet eine Stunde Film die Speicherkarte mit 12.6 GB. Hingegen fehlt eine Zeitlupenfunktion, wie sie heute total angesagt ist.
Aufnahmefunktionen. Die Aufnahmetaste auf der Oberseite steht zwar am richtigen Ort, ist aber leider so weit versenkt, dass sie jedes Mal neu ertastet werden muss. Das integrierte Stereomikrofon kann über die Buchse an der Seite durch ein externes Mikrofon ergänzt werden. In den Menüs lassen sich ausserdem Windgeräusche unterdrücken und der Mikrofon-Pegel anpassen. Alle JPEG-Stile lassen sich auch auf Filme anwenden.
Display und Fokus. Das grosse, frei bewegliche Display ist bei Videos natürlich eine grosse Hilfe. Wie bereits erwähnt, kann die Schärfe durch ein Tippen auf dem Display an die gewünschte Stelle verlagert werden. Die Fokussierung läuft praktisch unhörbar leise ab, selbst wenn nur mit dem eingebauten Mikrofon aufgezeichnet wird. Allerdings schiesst die Kamera praktisch bei jedem Fokuswechsel über das Ziel hinaus und muss Gegensteuer geben – und das wirkt im fertigen Film alles andere als sexy.
Video-Qualität. Die Videoqualität ist indes umwerfend. Die Wiedergabe von einem Synology-NAS auf einen modernen 75-Zoll-Fernseher führt einem zum «Wow!»-Effekt, den sich jeder Amateur-Filmer wünscht: Die knackig-scharfen Bilder und die hervorragenden Farben heben private Videos auf ein ganz neues Niveau – den passenden Rechner für die Nachbearbeitung vorausgesetzt. Bei unserem Test kam Apples iMovie an einem iMac zum Einsatz, das den 4K-Schnitt problemlos bewältigte.
PAL? NTSC? Vermasselt!
Zu gerne würden wir die Videofunktion über den Klee loben, doch Panasonic weiss das erfolgreich zu verhindern: Die Kamera zeichnet nur im PAL-Format auf, also mit 25p (4K) oder 50p (Full-HD). Es ist nicht möglich, die Kamera auf den NTSC-Standard umzuschalten, damit sie mit 30p resp. 60p filmt. Und das führt zu zwei massiven Problemen.
Filmqualität. Wenn Sie heute mit einem aktuellen Smartphone wie dem iPhone 6s oder einer GoPro Hero 4 Black filmen, dann zeichnen deren Kameras wahlweise in Full-HD mit 60 fps oder in 4K mit 30 fps auf («Frames Per Second», Bilder pro Sekunde). Je höher die Bildrate, umso flüssiger wirken die Filme – besonders bei schnell bewegten Motiven. Deshalb gelten 30 fps heute als Untergrenze, die jedoch von der GX8 noch einmal um ein gutes Stück unterboten wird: 25 fps sind nach heutigen Massstäben einfach nur lahm, PAL-Konformität hin oder her.
Filme mischen. Wenn unsere Familie in die Ferien fährt, wird mit drei Arten von Geräten gefilmt: iPhones (die meiste Zeit), GoPro (Unterwasser und Action) sowie der aktuellen Systemkamera (weil ich sie sowieso gerade in der Hand halte). iPhone und GoPro filmen mit 30 fps oder 60 fps. Die Zusammenführung dieser Filme am Rechner ist problemlos, weil es sich dabei um ein Vielfaches handelt. Ein Bild mit 30 fps wird im Film mit 60 fps einfach doppelt so lange gezeigt. Am Schluss wird entschieden, ob der Film in Full-HD oder 4K archiviert wird, wobei sich das abweichende Format problemlos anpasst.
25 fps oder 50 fps sind hingegen kein Vielfaches von 30 fps oder 60 fps; und weil der Film am Schluss eine feste Bildrate aufweisen muss, kommt es zu Rucklern, wenn diese Medien gemischt werden. Für einen interdisziplinären Freizeit-Filmer ist die alleinige PAL-Aufnahme der GX8 also ein K.O.-Kriterium.
Dabei könnte es die GX8 eigentlich besser: In NTSC-Märkten filmt dasselbe Modell mit 4K (30 fps) und Full-HD (60 fps). Wenn Sie jetzt unbedingt ein NTSC-Modell möchten, müssen Sie es zum Beispiel über Ebay im Ausland bestellen, was den Preis jedoch massiv nach oben treibt: Erstens sind Kameras praktisch auf der ganzen Welt teurer als in der Schweiz, und zweitens werden Fracht und Zoll aufaddiert.
Kurz, die GX8 streicht in der Werbung die Videofähigkeit gross heraus, und die Bildqualität ist tatsächlich berauschend. Doch die alleinige PAL-Norm und das Pumpen bei der Fokussierung verpassen der Begeisterung einen kräftigen Dämpfer.
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