Test: Olympus E-M10
Ergonomie und Bedienung
Ergonomie
Es soll noch einmal gesagt sein: Die E-M10 ist wirklich klein, für grosse Fotografen-Hände vielleicht schon fast schon zu klein. Dessen ungeachtet liegt die Kamera hervorragend in der Hand, was dem Wulst auf der Vorderseite und dem Daumenauflage auf der Rückseite zu verdanken ist. Freude macht auch der grossflächige Auslöser mit dem gut zu ertastenden Druckpunkt. Die ganze Kamera fühlt sich steinsolide und präzise verarbeitet an. Einzig der Hauptschalter in der rechten unteren Ecke steht unpraktisch im Abseits.
Das Display lässt sich um 45 Grad nach hinten und um 90 Grad nach oben kippen, sodass Aufnahmen in Bodennähe und über Menschenmassen hinweg kein Problem sind. Die Schärfe und andere Einstellungen werden auf Wunsch geändert, indem einfach auf die gewünschte Stelle auf dem Display getippt wird. Wer solche Berührungen nicht mag, bedient die Kamera wie gewohnt über die Steuertasten.
Auf der Oberseite dominieren die beiden schwarzen, unbeschrifteten Einstellräder. Je nach Belichtungsmodus werden damit die Blende, die Verschlusszeit oder beides gesteuert. Dabei kann die Funktion eines Rades in den Menüs geändert werden, sodass damit zum Beispiel die Blitzbelichtung korrigiert wird. Diese Räder sind allerdings nicht ganz unproblematisch: Es braucht nicht viel, um sie versehentlich zu bewegen und zum Beispiel die Belichtungskorrektur zu aktivieren.
Und dann sind da noch die beiden frei belegbare Funktionstasten. Sie sorgen dafür, dass die wichtigsten Funktionen stets in Griffweite sind. Eine dritte Funktionstaste erhält man, wenn man die rote Filmtaste auf der Oberseite dafür opfert.
Anpassungsfähigkeit und Menüs
Was die Olympus E-M10 auszeichnet, ist ihre enorme Anpassungsfähigkeit. Praktisch jeder Aspekt kann bis ins Detail verändert werden – angefangen von der Farbgebung über das Display bis hin zu den Copyright-Informationen, die direkt in die Exif-Daten der Fotos geschrieben werden. Sogar für die Gesichtserkennung gibt es vier verschiedene Einstellungen, mit denen zum Beispiel festgelegt wird, ob die Kamera auf das linke oder rechte Auge fokussiert! Wer sich eine E-M10 kauft, tut gut daran, mit dem Handbuch auf den Knien einen Nachmittag lang an den Einstellungen herumzuschrauben und sich die Kamera auf den Leib zu schneidern.
Das bringt uns fliessend zu den Schattenseiten der E-M10, den Menüs. Kurz gesagt, ist deren Bedienung ein Trauerspiel – und das hat nicht unbedingt mit den vielen Möglichkeiten zu tun. Vielmehr erstrecken sie sich über mehrere Hierarchien hinweg, so dass Einstellungen selbst nach mehrmaligem Gebrauch immer wieder gesucht werden müssen.
Unsäglich sind auch die sinnbefreiten «Hilfstexte», die stets eingeblendet werden und andere Menüpunkte verdecken. Wenn man zum Beispiel die Einstellung «HDR» anwählt, wird der Hinweis «Einstellungen für HDR» eingeblendet. Dieser Nonsens kann empfindliche Gemüter schnell zur Weissglut treiben. Ausserdem wurden einige Menübefehle fast bis zur Unkenntlichkeit abgekürzt, obwohl reichlich Platz für eine aussagekräftige Bezeichnung vorhanden wäre.
Der Unmut legt sich ein wenig, wenn mit der «Monitor-Funktionsanzeige» gearbeitet wird. Dazu wird die OK-Taste angetippt, damit auf dem Bildschirm ein rasterförmiges Menü mit den wichtigsten Einstellungen angezeigt wird. Die Navigation erfolgt mit den Steuertasten schnell und bequem. Doch auch diese Einrichtung will nicht wirklich befriedigen, denn sie lässt sich nur aufrufen, wenn die Live-Ansicht auf dem Display über einen kleinen Schalter deaktiviert wird. Die Frage lautet also: Funktionsraster oder Live-View? Die beiden gehen nicht zusammen.
Kurz, die E-M10 fühlt sich hochwertig und angenehm an, doch die Ergonomie leidet massiv unter den völlig vermurksten Menüstrukturen. Wie sehr das stört, hängt davon ab, wie häufig man darin herumturnt – doch dieses Konstrukt hat das Zeug dazu, einem den Spass an der E-M10 gründlich zu verderben. Am besten richtet man sich die Kamera nach seinen Wünschen ein, konfiguriert die Funktionstasten und verdrängt anschliessend die Erinnerungen an dieses unschöne Erlebnis.
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04.04.2014
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