Tests
27.11.2014, 15:30 Uhr
Lumia 735: Das Selfie-Phone im Test
Eines der letzten Nokia-Smartphones setzt auf Selfies. Ob sich die Selbstdarsteller auf das 735 stürzen werden, ist allerdings fraglich. Schuld daran ist Microsoft.
Das Nokia Lumia 735 ist eines der Letzten Lumia-Geräte mit Nokia-Aufdruck. Der kleine Bruder des 830 will mit einer speziell für Selfies entwickelten Kamera die Selbstdarsteller anlocken. Das gelingt mässig. Die Kamera ist dabei nicht das Problem: Die Frontkamera löst mit 5 Mpx für die meisten Anwendungszwecke hoch genug auf und bietet eine anständige Bildqualität. Auch die dazugehörige Selfie-App ist funktional und bietet alles, was der Selbstdarsteller braucht, auch wenn einige Tools etwas absurd wirken können.
Wie bei seinen Vorgängermodellen liegt das Problem des Lumia 735 bei der Software. Windows Phone ist noch immer nicht auf Augenhöhe mit Android und iOS. Vielleicht kommt es einmal so weit, vielleicht nicht. Für den modischen, selbstverliebten Trendsetter den Nokia mit dem Lumia 735 anwerben will fehlt bereits das Tool Nummer 1: Instagram. Zwar ist seit einer Weile eine Beta-Version für Windows Phone verfügbar, diese wurde aber seit längerem nicht mehr aktualisiert, stürzt häufig ab und läuft mehr schlecht als recht. Dazu fehlt die Videofunktion komplett. Facebook gibt es nur von Microsoft selbst. Bis die neusten Funktionen von Facebook ihren Weg in die Microsoft-App gefunden haben, kann es Monate dauern.
Windows Phone ist immer noch im Hintertreffen und holt nur sehr langsam auf. Mit Windows 10 könnte ein grosser Schritt in Richtung von Google und Apple gemacht werden. Garantiert ist dies aber nicht. So lange kauft man ein Windows-Smartphone noch auf der Basis des hier und jetzt, nicht der Zukunft. In der Gegenwart fehlt es dem Betriebssystem an der Vielfalt und der Innovation. Während Apple und Google sich gegenseitig Innovationen abschauen, bessert Microsoft bei alten Problemen nach. Das ist jammerschade, denn auf der Hardware-Seite macht Nokia vieles richtig.
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Design, Verarbeitung und Kamera
Design und Verarbeitung
Die bunte Polykarbonatschale mag nicht jedermanns Geschmack treffen, ist aber äusserst funktional. Trotz glatter Oberfläche und Hochglanz-Optik liegt das Lumia 735 sicher in der Hand. Mit einer Displaygrösse von 4,7 Zoll ist es auch für kleinere Hände und Taschen geeignet. Obwohl das Display nur mit 720 auflöst, lässt sich die Bildqualität durchaus sehen. Wer in der Praxis auf Pixelsuche gehen will, muss genau hinsehen.
Die Rückenschale lässt sich, wie von Nokia gewohnt, austauschen. Dabei kommt das Lumia 735 standardmässig mit einer Qi-Hülle. Damit lässt sich das Gerät kabellos über eine Qi-Ladestation aufladen. Die Ladestation ist jedoch im Lieferumfang nicht enthalten. Besonders auffällig ist die hochwertige Verarbeitung des 735. Während günstige Smartphones oftmals Ungenauigkeiten aufweisen, lässt sich das Lumia 735 optisch nicht von den teureren Modellen unterscheiden. Höchstens die kleinere Kamera verrät den günstigeren Preis.
Kamera
Nokia hält auch beim Lumia 735 das Niveau der Kameras hoch. Die speziell auf Selfies ausgerichtete Frontkamera kann zwar nicht mit dem 13-Mpx-Monster des HTC Desire Eye mithalten, liefert aber ansprechende Qualität, die andere Frontkameras deutlich hinter sich lässt. Die Hauptkamera ist eine 6,7-Mpx-Kamera mit vierfachem digitalem Zoom, von dem man besser die Finger lässt. Auch wenn im Lumia 735 weniger Fokus auf die Hauptkamera gelegt wurde, kann sie durchaus mit Geräten aus der gleichen Preisklasse mithalten. Beide Kameras filmen in Full-HD mit 30 FPS und Autofokus während der Aufnahme.
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Leistung, Preis und Fazit
Leistung
Das Lumia 735 reisst wahrlich keine Bäume aus. Auch im Vergleich mit anderen Geräten aus der Preisklasse steht das Lumia 735 eher hinten an. Wirklich wichtig ist diese Leistung aber nicht. In der Praxis merkt man davon jedenfalls nichts. Sowohl Betriebssystem als auch die meisten Apps laufen flüssig und problemlos. Bei Games stösst das 735 manchmal an seine Grenzen, was in dieser Preisklasse aber nicht unüblich ist. Insgesamt scheint das Lumia 735 gut auf Windows Phone abgestimmt zu sein und kann so die vorhandenen Ressourcen effizient einsetzen.
Preis
Beim Preis werden sich die Geister scheiden. Rein nach Leistung betrachtet ist das Lumia 735 eher teuer. Betrachtet man allerdings die vielen Funktionen wie LTE, NFC oder die Qi-Ladefunktion passt der Preis deutlich besser. Hier kommt es darauf an, was einem wichtiger ist. Für Benchmark-Fans ist das Lumia 735 klar die falsche Wahl. Wer jedoch ein Mittelklasse-Smartphone mit viel Funktionalität möchte, kann ruhig zugreifen. Extras wie LTE oder NFC sind in dieser Preisklasse längst noch nicht Standard.
Fazit
Nokia macht alles richtig. In der Preisklasse unter 300 Franken gibt es kaum ein Gerät, das qualitativ mit dem Lumia 735 mithalten kann. Kamera, Gehäuse und Display sind grundsolid und der Akku hält eine halbe Ewigkeit. Leider läuft auch das Lumia 735 auf Windows Phone und wird davon auf Schritt und Tritt im Stich gelassen. Die angesprochene Zielgruppe der Selfie-Fans wird ohne funktionale Instagram-App kaum auf das Lumia 735 springen. Wer jedoch ein günstiges Smartphone zum Telefonieren und Surfen möchte und zu Hausen einen PC mit Windows 8 stehen hat, ist hier genau richtig.
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