Tests
11.04.2014, 08:14 Uhr
Lumia 2520: Nokia-Tablet im Test
Nokia bringt mit seinem ersten Tablet endlich etwas frischen Wind in die karge Windows-RT-Landschaft. Wie gut sich das auffällige Lumia 2520 schlägt, lesen Sie in unserem Test.
Jetzt ist es also da, das erste Tablet von Nokia, um das sich schon vor Jahren Gerüchte rankten. Wie alle Windows-Geräte der Finnen tritt es unter dem Lumia-Brand auf, und wie alle Lumia-Geräte trägt es eine nichtssagende und etwas sperrige Nummer als Modellbezeichnung: 2520.
Nokia, deren Mobilfunksparte in diesen Tagen definitiv an Microsoft übergeht, ist neben Microsoft selbst das derzeit einzige Unternehmen, das überhaupt noch auf Windows RT als Tablet-Betriebssystem setzt. Schade eigentlich, denn unserer Meinung nach wird Windows RT unterschätzt und auf Tablets vielleicht sogar das bessere Betriebssystem als Windows 8.
Bunt wie eh und je, aber kein Polykarbonat
Doch zurück zum Lumia 2520. Auf den ersten Blick erkennt man die Zugehörigkeit zur Lumia-Familie. Unser Testgerät gewandet sich in knalligem Rot, wers dezenter mag greift zur klassisch-schwarzen Variante. Wie schon die Lumia-Smartphones ist auch das erste Lumia-Tablet ein offensichtliches Design-Statement. Daran dürften sich auch hier die Geister scheiden, erfrischend anders ist das Lumia 2520 aber definitiv.
Nimmt man es in die Hand, werden die Differenzen zu den aktuellen Lumia-Smartphones jedoch spürbar. Anstelle des hochwertigen und stabilen Polykarbonats kommt hier minderwertigerer Plastik zum Einsatz. Wohl eine Entscheidung aus Kosten- und Gewichtsgründen. Wohlverstanden: Das Lumia 2520 fühlt sich nicht billig an und ist ebenfalls sehr gut verarbeitet. Aber es wirkt eben nicht ganz so solide wie seine Smartphone-Geschwister. Beispielsweise lässt sich die glatte Rückseite, die bei schwitzigen oder fettigen Händen schnell schmierig wird, leicht eindrücken. Oder der Verschluss für den SIM- und MicroSD-Slot sitzt nicht ganz eben. Details, die man aber so von Nokia in jüngster Zeit nicht gewohnt ist.
Insgesamt ist das Lumia 2520 aber angenehm zu handhaben. Dazu tragen auch die leicht abgerundete Rückseite sowie das mit 615 Gramm noch akzeptable Gewicht (Surface 2: 675 Gramm) bei. Nachteil der leicht gewölbten Rückseite ist, dass das Gerät auf ebenen Flächen nicht ganz sauber aufliegt.
Das Tablet-Gehäuse beherbergt neben den erwähnten SIM- und MicroSD-Slots auch noch einen Kopfhöreranschluss sowie einen Micro-HDMI und einen Micro-USB-3.0-Anschluss. Letzterer ermöglicht offenkundig eine schnelle USB-3.0-Verbindung zu PCs, ist aber auch abwärtskompatibel mit gewöhnlichen USB-2.0-Kabeln. Leider legt Nokia aber überhaupt kein USB-Kabel bei.
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Bildschirm, Software, Kamera
Guter Bildschirm
Der Bildschirm verfügt über eine Diagonale von 10,1 Zoll und löst in Full HD (1920 x 1080) auf. Die Schärfe stimmt also, und dank IPS-Panel ist das Bild sehr blickwinkelstabil. Zudem spiegelt es verhältnismässig wenig und ist auch unter freiem Himmel noch gut lesbar. Das liegt auch an der sehr hohen Helligkeit von 650 Nit (cd/m²). Insgesamt überzeugt der Bildschirm, als einzigen Kritikpunkt müssen wir einen leichten Gelbstich aufführen, der uns aufgefallen ist.
Windows RT mit Nokia-Touch
Windows RT ist in Version 8.1 installiert und ermöglicht eine flüssige und intuitive Bedienung mit den Fingern. Der Prozessor, ein Qualcomm Snapdragon 800 (Vierkern, 2,2 GHz), bewältigt die alltäglichen Aufgaben mühelos. Im Vergleich zum im Surface 2 verbauten Tegra 4 verfügt der Snapdragon 800 über noch mehr Leistung, wie der im Benchmark 3DMark Ice Storm gemessene Wert von 15'909 unterstreicht (Surface 2: 9103).
Wie bei allen RT-Geräten ist auch auf dem Lumia 2520 eine vollwertige Office-Suite vorinstalliert. Auf die Installation weiterer Windows-Programme muss man aber bei der ARM-Variante des Microsoft-Betriebssystems verzichten, lediglich im App-Store darf man sich nach Belieben austoben. Zumindest, solange es der 32-GB-Speicher des Geräts (wovon gut 15 GB frei sind) zulässt, oder man eine MicroSD-Speicherkarte einlegt.
Neben den Standard-Windows-Programmen und -Apps hat Nokia auch noch ein paar Eigenkreationen draufgepackt. Dazu zählen etwa Here Maps, Mix Radio, Nokia Camera, Storyteller oder der Video Director. Die App Storyteller gruppiert Fotos automatisch nach Ort und Zeitpunkt der Aufnahme und lässt einen so Erlebnisse anhand einer Karte und eines Zeitstrahls in Erinnerung rufen. Der Video Director bietet einige lustige Effekte zum Bearbeiten von Videos. Hier werden allerdings die Leistungsgrenzen des ARM-Prozessors aufgezeigt, denn selbst das Verarbeiten eines kurzen Videos dauert recht lange.
Typisch Lumia: gute Kamera
Viele der Nokia-Apps drehen sich also rund ums Fotografieren und Filmen. Diesen Fokus kennt man ja von den hervorragenden Kamera-Smartphones der Finnen bereits, doch macht das auf einem Tablet Sinn? In diesem Fall schon, denn einerseits ist die Idee, dass man Filme und Fotos vom Smartphone auf dem Tablet betrachten oder bearbeiten kann, was sich zumindest im Zusammenspiel mit einem Windows Phone dank der SkyDrive- resp. OneDrive-Integration anbietet. Und anderseits ist die rückseitige 6,7-Megapixel-Kamera mit Zeiss-Optik im Lumia 2520 durchaus brauchbar und knipst für ein Tablet sehr gute Fotos. Dank der Nokia-Camera-Anwendung, die man von den Lumia-Smartphones kennt, sind auch manuelle Einstellungen von Weissabgleich, Belichtung etc. über ein komfortables Interface möglich.
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Akkulaufzeit, Fazit
Arbeitsgerät mit LTE, aber kein Telefon
Das Lumia 2520 ist ausschliesslich mit LTE erhältlich. Telefonieren kann man damit zwar nicht, dafür surft man auch unterwegs im Internet – da drängt sich natürlich die Frage nach der Akkulaufzeit auf. Wir haben im Webbrowsing-Test via WLAN eine Zeit von 7:45 Stunden gemessen. Kein überragender Wert für ein RT-Gerät, aber okay. Die Helligkeit des Bildschirms war dabei auf rund zwei Drittel eingestellt, mit tieferer Helligkeit (dank der hohen maximalen Helligkeit ist auch dann noch was zu erkennen) ist sicherlich noch mehr drin. Sehr praktisch: Der Akku des Nokia-Tablets lässt sich in nur einer Stunde zu rund 80 Prozent aufladen.
Dank Windows und dem vorinstallierten Office eignet sich das 2520 auch als Arbeitsgerät. Kein Wunder also, hat Nokia dem Zubehörkatalog eine andockbare Tastatur spendiert. Das «Power Keyboard Case» lässt sich unten am Tablet anstecken und bietet neben Tastatur und Touchpad auch zwei USB-Anschlüsse in Vollgrösse. Zudem verfügt es über einen integrierten Akku, der nochmal bis zu fünf Stunden zusätzliche Betriebszeit ermöglichen soll. Kostenpunkt: ca. 170 Franken. Das Power Keyboard Case ist laut Nokia ab Juni in der Schweiz erhältlich.
Gegenüber seinem derzeit einzigen RT-Konkurrenten, dem Surface 2 von Microsoft, kostet das Lumia 2520 ein gutes Stück mehr, nämlich knapp 700 gegenüber 500 Franken. Für ein RT-Gerät ist das ziemlich viel Geld, allerdings dürften die Strassenpreise in den nächsten Monaten wie bei neuen Produkten üblich noch ein gutes Stück sinken. Das günstigere Surface 2 muss zwar ohne LTE auskommen, ist ansonsten aber mit dem Nokia-Pendant weitgehend gleichauf. Als grossen Trumpf kann es zudem den integrierten Kickstand ausspielen, den wir beim Lumia 2520 leider vergebens suchen.
Fazit
Das Nokia Lumia 2520 ist definitiv eine Bereicherung für die Windows-Tablet-Landschaft. Ein, auch dank LTE, wirklich mobiles RT-Gerät ohne gravierende Schwächen. Vom derzeit einzigen echten Konkurrenten, dem Surface 2, kann es sich zwar nicht abheben, doch immerhin hat man jetzt als Kunde die Wahl zwischen zwei sehr guten Geräten.
Hinweis: Eine grosse Kaufberatung und Marktübersicht zu aktuellen Top-Tablets mit Android, Windows 8/RT sowie iOS finden Sie im PCtipp 5/2014 (ab 22. April am Kiosk). Hier gehts zum Abo.
Testergebnis
Bildschirm, Design, Leistung, Kamera, LTE
Schmierige Rückseite, Bildschirm mit leichtem Gelbstich, Preis
Details: 10,1"-Touchscreen (1920 x 1080), IPS, Snapdragon 800 (Quad-Core, 2,2 GHz), 2 GB RAM, 32 GB Speicher, microSD-Slot, 6,7/2-Mpx-Kamera, WLAN-n, Micro-USB 3.0, Micro-HDMI, NFC, LTE, 26,7 x 16,8 x 0,9 cm, 615 g
Preis: Fr. 677.95
Infos:www.nokia.ch
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