Tests
02.06.2017, 11:47 Uhr
Multiroom-Soundsysteme: Welches passt zu mir?
Multiroom-Soundsysteme sind das Nonplusultra für den heutigen Musikgenuss. Aber welche Lautsprecher eignen sich für welche Musikfans? Wir haben das überprüft.
Spotify zählte diesen März 50 Millionen zahlende Kunden weltweit. Da stellt sich die Frage nach der besten Möglichkeit zur Wiedergabe dieser Musik. PC-Boxen sind zu schwachbrüstig, Streaming über den Fernseher zu umständlich. Die optimale Lösung sind Multiroom-Systeme – eine Produktkategorie, in der Hersteller Sonos bis vor wenigen Jahren nach Belieben schalten und walten konnte. Heute gibt es viele Konkurrenzprodukte, die dem Pionier in nichts nachstehen. Aber welches eignet sich für wen? Wir haben die Geräte der bekanntesten Marken zum Showdown aufgeboten. Das sind diese fünf:
- Samsung Wireless Audio 360 R7
- UE Megaboom
- Panasonic SC All9
- Raumfeld One S
- Sonos Play:1
Design und Verarbeitung
Jedes der fünf getesteten Geräte überzeugt in Sachen Verarbeitung auf breiter Ebene. Den «Design-Pokal» holt sich aber Sonos. Die kompakten und doch massiven Lautsprecher sind rundherum mit einem kleinmaschigen Metallgitter umrahmt, die Oberfläche besteht aus einem matten, soliden Kunststoff, der sich nahtlos an das Gitter anfügt. Das ganze Gehäuse, obwohl aus mehreren optisch voneinander abgesetzten Materialien gefertigt, wirkt wie aus einem Guss. Die Anschlüsse für Netzteil und Netzwerkkabel sind unauffällig an der Rück- respektive Unterseite angebracht. Dazu kommen die dezenten LEDs und Knöpfe (Play/Pause sowie Volume). Letztere verfügen über einen angenehmen und doch deutlich wahrnehmbaren Druckpunkt. Sehr ähnlich sieht der Lautsprecher von Raumfeld aus, der aber noch zusätzlich in wasserabweisende Materialien gepackt ist.
Ebenfalls gefallen hat uns UEs Megaboom, bei dem die Knöpfe entweder sehr dezent in das Material eingearbeitet sind (Connect und Power) oder gar als optischer Blickfang ins Frontpanel integriert wurden (Volume). Ein eher klassisches Radiodesign weist der SC All9 von Panasonic auf. Das Frontpanel ist mit einem synthetischen, glänzenden Stoff bespannt und mit silbrigen Rändern abgesetzt. Das Chassis besteht aus Kunststoff, wobei der Körper matt und die obere Abdeckung mit einem Muster versehen ist. Panasonics SC All9 kommt unserer Meinung nach nicht ganz an die homogene Bauweise der anderen Geräte heran.
Der Exot ist der Wireless Audio 360 R7 von Samsung. Mit seinem silbrigen, metallenen Stellfuss und dem eiförmigen, zweiteiligen Chassis wirkt das Gerät beinahe wie ein schön ausgestellter Rugbyball. Die blaue LED im Innern sorgt für eine futuristische Anmutung. Ein interessantes Design, allerdings lässt sich der Lautsprecher nicht so unauffällig in die Wohnumgebung integrieren wie die Geräte von Sonos oder Raumfeld. Mit optionalem Zubehör kann der Samsung-Lautsprecher übrigens auch wie eine Leuchte an der Decke befestigt werden.
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Installation
Installation
Die Vorgehensweise bei der Installation ähnelt sich stark. Voraussetzung ist für fast alle Musikboxen die hauseigene App. Im Detail: Man lädt die App auf sein Smartphone herunter (unterstützt werden vor allem Android und iOS), verbindet das Smartphone mit dem WLAN und folgt danach den Anweisungen auf dem Bildschirm.
Die Ausnahme ist der UE Megaboom, der weder App noch WLAN noch einen Netzanschluss braucht, um zu funktionieren – allerdings lassen sich per App verschiedene Konfigurationen vornehmen. Ohne App ist UEs Megaboom ganz einfach per Bluetooth mit dem Smartphone koppelbar und kann auch so bedient werden. Sollen mehrere Megabooms gleichzeitig Sound abspielen, geht das genauso simpel ohne App: Auf der bereits konfigurierten Box drückt man die Lauter- und die Bluetooth-Taste. Danach drücken Sie zweimal auf die Bluetooth-Taste der neuen Megaboom-Box. Fertig.
Etwas «umständlicher» ist die Konfiguration des Sonos-Systems. Dieses erfordert zunächst eine Verbindung mit dem WLAN, anschliessend generieren der Play:1 und die App ein temporäres Sonos-WLAN, mit dem sich das Steuergerät ebenfalls verbinden muss. Benutzt man dazu ein iPhone, klappt das nur manuell. In unserem Fall mussten wir die App verlassen und in den Einstellungen des iPhones die WLAN-Verbindung herstellen. Zudem dauerte die Konfiguration des Sonos-Lautsprechers deutlich länger als bei der Konkurrenz.
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Apps, Sound und Fazit
Apps
Die Apps der fünf Musikboxen gleichen sich vom Aufbau her. Sie starten mit einem Setup und bieten danach viele ähnliche Funktionen, wie zum Beispiel Equalizer oder die Möglichkeit, mehrere Lautsprecher über die App miteinander zu verbinden.
Die Unterschiede sind also klein, aber es gibt sie: So bietet die App von Sonos beispielsweise ein Feature, das während des Setups Störgeräusche ortet (dazu geht man im Raum herum und schwenkt das Smartphone hin und her). Basierend auf diesen Daten, gibt die App Empfehlungen zur Positionierung des Lautsprechers ab. Störend ist dafür, dass sich die Musik der Boxen nicht direkt über die Streaming-Apps (z. B. Spotify) steuern lässt. Man muss den Dienst separat in die Liste der Sonos-App aufnehmen und ihn darüber steuern.
Das macht die Konkurrenz besser. Was die Sonos-App zusätzlich anbietet, ist das Koppeln einzelner Boxen in bestimmten Räumen. Möchte man die gleiche Musik in der Küche und im Arbeitszimmer anhören, so lässt sich das einstellen. Verlässt man die Küche und geht stattdessen in den Keller, geht das ebenso. Aber auch das separate Ansteuern der Lautsprecher funktioniert, sodass in jedem Raum andere Musik läuft.
Hier kommen wir gleich zur Schwäche der ansonsten gefälligen Raumfeld-App: Man ist teils auf Zusatzdienste wie Spotify Connect angewiesen. Besitzt man mehrere Raumfeld-Geräte, kann man diese nicht in jedem Fall separat ansteuern und so unterschiedliche Spotify-Lieder auf den Boxen hören. Mit der normalen Musikbibliothek auf dem Smartphone funktioniert dies hingegen, was darauf schliessen lässt, dass das Problem bei der Kompatibilität mit Spotify liegt.
Die App von Panasonic glänzt mit einer Einschlaf- und einer Weckfunktion. Jedoch mangelt es an Suchoptionen für die Songs auf dem Smartphone. Es lassen sich nur Suchvorgänge nach Titel, Interpreten und Alben starten, nicht nach Ordner/Playlists. Den wohl detailliertesten Equalizer bietet die App von UE. An sieben Reglern lässt sich der Sound anpassen. Dies ist beim Megaboom auch besonders wichtig, da er, wie bereits erwähnt, als mobiles Mitnahmegerät vorgesehen ist. Ebenfalls cool ist der Partymodus, der es ermöglicht, ganze 50 Megabooms gleichzeitig miteinander zu verbinden und mehreren Anwendern sowie ihren Smartphones die Kontrolle über die Boxen zu geben.
Sound
In Sachen Klang kann man bei allen Boxen von hohem Niveau sprechen, die Unterschiede sind minimal. Je nach persönlichem Schwerpunkt gibt es allerdings Favoriten. Im PCtipp-Testraum ist ein Spannteppich ausgelegt, der leicht schallschluckend wirkt. In dieser Umgebung lieferten die Musiksysteme von Panasonic, Sonos und Raumfeld die klarsten und definiertesten Klänge. Der Sound ist bei diesen Boxen kraftvoll, die verbauten Hochtöner liefern bei den drei Lautsprechern eine sehr hohe Präzision.
In Sachen Bass erringen der Raumfeld One S und der Panasonic SC All9 noch minimale Dynamikvorteile gegenüber Sonos. Beim Panasonic SC All9 ist das auf den vergleichsweise grossen Resonanzkörper zurückzuführen – es ist klar das grösste der drei Geräte, während sich die bassdynamischen Vorteile des One S vor allem bei sehr hoher Lautstärke zeigen, was dem eingebauten 50-Watt-Bi-Amping-Verstärker zu verdanken ist. Bei sehr hoher Lautstärke klingt der Sonos Play:1 etwas dumpf.
Für unseren Musikgeschmack ein wenig zu basslastig und etwas dünn in den Höhen empfanden wir UEs Megaboom. Allerdings dürften Hip-Hop- oder Drum-'n'-Bass-Enthusiasten hier auf ihre Kosten kommen.
Musikalisch ebenfalls stark zeigte sich Samsungs Wireless Audio 360 R7. Die aussergewöhnliche Bauweise sorgt für saubere Mittel- und feine Hochtöne im ganzen Raum. Allerdings ist die Positionierung nicht ganz einfach. Schlecht platziert läuft man Gefahr, dass der Sound «vorbeirauscht».
Fazit: je nach Bedürfnis
Die getesteten Musikboxen gleichen sich alle sehr stark – sowohl in ihrer Handhabung als auch in der Leistung. Es ist daher schwierig, einen Testsieger zu küren. Bezüglich Sound spielt sicher Sonos mit dem Play:1 ganz vorne mit, hat aber auch beim Preis die Poleposition inne. Zudem ist die Einrichtung mühsamer als bei der Konkurrenz. Für ausgesprochene Musik-Enthusiasten dürfte sich Sonos dennoch empfehlen, nicht zuletzt wegen der ausgeklügelten Ansteuerung der einzelnen Boxen.
Unser Preistipp ist der Raumfeld One S, der in Sachen Handling, Design und Sound überzeugen kann und somit das stimmigste Gesamtpaket und mit rund 280 Franken auch sehr preisgünstig ist. Wer viel unterwegs ist und sich auch unter freiem Himmel an gutem Sound erfreuen möchte, greift zum UE Megaboom.
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