Speicher und RAM-Upgrade 22.07.2024, 15:05 Uhr

Temposchub für den PC

Mehr Speicher, mehr Speed: Verpassen Sie Ihrem Rechner eine Frischzellenkur mit einem neuen, schnellen SSD-Speicher (Solid State Drive). Auch von einem Arbeitsspeicherausbau (RAM) profitiert Ihr PC spürbar.
(Quelle: Shutterstock MDV Edwards)
Das Tempo Ihres Rechners ist nur noch ein Schatten vergangener Tage? Das Betriebssystem und die Programme starten im Schneckentempo auf? Dann muss nicht gleich ein neuer Computer her. Klug und günstig handelt, wer bei seinem alten PC aktuelle, schnellere Komponenten einbaut. Besonders viel Tempo bringt der Austausch der alten Festplatte und des Arbeitsspeichers gegen ein modernes, rasantes SSD respektive gegen leistungsstärkere RAM-Riegel. Dazu braucht es glücklicherweise kein stundenlanges Einlesen in Fachliteratur, sondern nur wenige, simple Handgriffe. Dieser Guide zeigt Schritt für Schritt und mit vielen anschaulichen Bildern, wie das im Detail geht.
Hier auch ein Video von uns zum Thema:

Massenspeicher (SSD/HDD)

Wird über das Tempo im PC gesprochen, denkt man an schnelle Prozessoren oder Grafikkarten. Von zentraler Bedeutung ist aber ebenfalls die Festplatte, da Sie das Betriebssystem, Programme und weitere relevante Daten des Systems speichert, zum Aufruf bereithält und letztlich dafür sorgt, dass diese Daten weiterverarbeitet werden. Kommt es hier zu langen Pausen, wird das komplette System ausgebremst. Verbreitet sind heute vor allem zwei Speichertypen, Bild 1:
Bild 1: Von links nach rechts: eine SSD im kompakten Faktor M.2, eine SSD in der grösseren 2,5-Zoll-Ausführung und ein klassisches, mechanisches HDD
Quelle: PCtipp.ch
  • HDD (Hard Disk Drive): Ein mechanisch arbeitendes HDD (Hard Disk Drive) besteht aus übereinanderliegenden, rotierenden Scheiben mit magnetischen Oberflächen. Um auf diese zu schreiben oder Daten auszulesen, kommt ein Schreib-/Lesekopf zum Einsatz. Das Problem: Je weiter die Daten auf den Scheiben auseinanderliegen, desto länger benötigt der Speicher, um die Informationen bereitzustellen.
  • SSDs (Solid State Drive) arbeiten rein elektronisch mit Chips, also ohne Lese-/Schreibkopf. Informationen lassen sich so in Speicherzellen nicht nur rasend schnell schreiben, sondern im Vergleich zu HDDs um bis zu 500-mal flinker auslesen.
    Ein Umtausch des alten HDD gegen ein neues SSD lohnt sich also auf alle Fälle und ist zudem sehr einfach.

Bauformen eines SSD

Aktuelle SSDs kommen in zwei Bauformen, jede mit eigenen Variationen: im klassischen 2,5-Zoll-Formfaktor und in der deutlich kompakteren M.2-Variante (siehe Bild 1). SSDs in 2,5-Zoll-Grösse sind im traditionellen HDD-Format gebaut und sehen von aussen genauso aus wie eine klassische 2,5-Zoll-Festplatte. Der Grund dafür ist die Kompatibilität. Denn PC-Gehäuse haben immer einen Festplatten-Slot zum Einbau von «normalen» Festplatten. Konstruiert man ein SSD im gleichen Format wie übliche Festplatten, kann dieses problemlos in jedes Gehäuse integriert werden.
Die zwei grossen Nachteile dieser Bauform liegen in der Grösse und dem Anschluss. Mit einem 2,5-Zoll-Gehäuse verschwendet ein SSD sehr viel Platz. 2,5-Zoll-SSDs gibt es ausserdem fast ausschliesslich mit den langsameren SATA-Anschlüssen, während M.2-SSDs den schnelleren PCIe-Steckplatz (PCI Express) nutzen. Kurz zum Tempo: 2,5-Zoll-SSDs mit SATA-6-Anschluss bieten ein theoretisches Tempo von 6 Gbit pro Sekunde. Ein M.2-SSD, dass nach dem PCIe-5-Protokoll arbeitet, kann Daten mit 128 Gbit/s übertragen.
SSDs im M.2-Formfaktor erinnern optisch an einen RAM-Riegel und sparen so massig Platz. Eingebaut werden sie bei modernen Motherboards auf einem speziellen M.2-Slot. M.2-SSDs gibt es in fünf Längen, und zwar als 30-, 42-, 60-, 80- und 110-Millimeter-Variante. Die Breite des Datenträgers ist mit 22 Millimetern immer gleich. Um herauszufinden, welche Grösse ins Mainboard passt, kennzeichnen Speicherhersteller wie Crucial, Micron oder Samsung das Format des SSD bereits auf der Verpackung. Die meisten und gebräuchlichsten M.2-SSDs sind 22 Millimeter breit und 80 Millimeter lang, haben also die Kennung M.2.2280.
Ausser der Platzersparnis, die gerade bei Laptops unerlässlich ist, bieten M.2-SSDs weitere Vorteile – allem voran die Möglichkeit, PCIe-Anschlüsse zu verwenden. PCIe ist massiv schneller als SATA. Noch flinker wird das Tempo mit NVMe (steht für «Nonvolatile Memory Express») – einem Transferprotokoll, das spezifisch für schnelle SSDs mit einem PCIe-Anschluss entwickelt wurde. Unterstützt der Datenträger dieses Protokoll, ist das sichtbar gekennzeichnet.
Wie gross soll die Kapazität des neuen Speichers sein? Nutzer, die viele Programme installieren möchten und auch noch genug Stauraum für Daten benötigen, sollten mindestens zu einem SSD mit 500 GB oder besser 1 TB greifen. Modelle mit einem Speichervolumen von 1 bis 2 TB oder noch mehr empfehlen sich für Gamer oder User von speicherintensiven Anwendungen wie Video- oder Fotobearbeitung.

Vorbereitung

Zuallererst muss abgeklärt werden, ob Ihr Mainboard neben einem SATA-Steckplatz auch einen M.2-Steckplatz bietet. Die erste Anlaufstelle dazu ist das Handbuch des Mainboard-Herstellers. Haben Sie dieses nicht zur Hand, müssen Sie herausfinden, von welchem Hersteller das Mainboard ist und wie es genau heisst, Bild 2. Geben Sie hierfür unter Windows 10 oder 11 Systeminformationen in der Windows-Suchleiste ein. Unter den beiden Menüpunkten BaseBoard-Hersteller und Baseboard-Version sehen Sie, welches Mainboard genau in Ihrem Rechner steckt.
Bild 2: Via Windows finden Sie sehr einfach heraus, welches Mainboard Sie haben
Quelle: PCtipp.ch
Nun gehen Sie ins Internet und rufen die Webseite des Mainboard-Herstellers auf. Suchen Sie nach dem Namen des Mainboards, daraufhin sollten Sie zur Produktseite gelangen. Hier können Sie das Handbuch herunterladen.
Tipp: Noch vor dem Umbau sollten die Daten der alten Festplatte auf das neue SSD transferiert werden. Dazu bieten fast alle Hersteller von SSD-Speichern Transferwerkzeuge an, die mit dem Laufwerk mitgeliefert werden. Informationen dazu findet man im Faltblatt zur Inbetriebnahme des Solid State Drives. Es kann zudem Sinn ergeben, nach dem Umbau das alte HDD neben dem neuen SSD im selben PC zu verwenden. Das SSD wird als Hauptfestplatte für das Betriebssystem und Programme eingesetzt, während das alte HDD zur Speicherung von Daten dient.

Der Einbau

Im Folgenden wird zuerst der Einbau eines neuen 2,5 Zoll grossen SSD beschrieben, im Anschluss der eines M.2-Datenträgers.
Wichtig: Seien Sie vorsichtig beim Umgang mit den empfindlichen Hardware-Komponenten. Erden Sie sich unbedingt, um Schäden an der Hardware zu vermeiden. 

2,5-Zoll-SSD

Lösen Sie zunächst die Schrauben auf der Rückseite des Tower-Gehäuses. Nehmen Sie das Seitenteil ab. Suchen Sie nach dem Einbaurahmen für die Festplatte, Bild 3. In der Regel ist dieser gut zugänglich.
Bild 3: Der Laufwerksschacht mit der alten Festplatte
Quelle: PCtipp.ch
Ziehen Sie vorsichtig Stromkabel (linker Stecker) und Datenkabel (rechter Stecker) ab, Bild 4. Nehmen Sie den HDD-Rahmen aus dem Tower. Dieser löst sich oft per Klick­mechanismus. Entfernen Sie das HDD aus dem Rahmen. Eventuell benötigen Sie einen Schraubenzieher.
Bild 4: Stromkabel (links) und Datenkabel bei der Festplatte
Quelle: PCtipp.ch
Nehmen Sie das SSD zur Hand und suchen Sie die Anschlüsse für das Daten- und Stromkabel. Verschrauben Sie das SSD mit dem Rahmen. Das geht oft direkt, wenn der Speicherkäfig entsprechende Bohrungen bietet. Meist legt der Hersteller dem SSD auch einen Adapter bei.
Verschrauben Sie den Rahmen im Tower. Verbinden Sie Strom- und Datenkabel mit dem Datenträger. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Kabel beim erneuten Verlegen die Luftzirkulation im Gehäuse nicht behindern. Vergewissern Sie sich, dass die Kabel im Tower angeschlossen sind und der Speicher mitsamt Rahmen festsitzt. Nehmen Sie das Seitenteil und verschrauben Sie dieses wieder mit dem Tower. 

M.2-SSD

Suchen Sie auf dem Mainboard nach der Position der PCIe-Schnittstelle für den M.2-Datenträger, Bild 5. Nehmen Sie dazu das Handbuch. Dieses zeigt auf der Mainboard-Übersichtsseite die Position an.
Bild 5: Der Steckplatz für das M.2-SSD
Quelle: PCtipp.ch
Nehmen Sie das SSD und schieben Sie den Speicher vorsichtig nach vorn bis zum Anschlag in den PCIe-Schnittstellenschacht ein, Bild 6. Fixieren Sie mit der zum SSD mitgelieferten Schraube den Speicher (das Loch befindet sich am hinteren Ende des M.2-Speichers). Damit ist das SSD arretiert.
Bild 6: Das neue SSD ist eingeklinkt
Quelle: PCtipp.ch

Arbeitsspeicher

Der Arbeitsspeicher (RAM) ist das Kurzzeitgedächtnis des Computers. Je mehr RAM im PC oder Notebook steckt, desto flotter verrichtet der Rechner seine Arbeit. Ist hingegen zu wenig Arbeitsspeicher vorhanden, lagert das Betriebssystem Programmteile und Daten auf die wesentlich langsamere Festplatte aus. Deshalb ist gerade bei älteren Computern ein RAM-Upgrade von hohem Nutzen. Programme erhalten so nicht nur genügend Speicherreserven, sondern starten schneller.
Bevor man ans Upgrade geht, sollte allerdings die Frage geklärt werden, welche Speicherkapazität benötigt wird. Heute sollte ein Rechner mindestens eine RAM-Kapazität von 8 bis 16 GB umfassen. Damit hat das Betriebssystem ausreichend Grundreserven. Vor allem professionelle Anwender oder Gamer bauen 32 GB oder noch mehr in ihrem PC ein. Typische Hersteller von DDR-Speicher sind Corsair, Crucial, Kingston und Samsung.
Wichtig zu wissen: Speicherriegel unterliegen verschiedenen DDR-Standards (das Kürzel DDR steht für Double Data Rate). Die derzeit im Umlauf befindlichen DDR-Speicherriegel DDR3, DDR4 und DDR5 sind leider nicht miteinander kompatibel, Bild 7. Die DDR-Module sind unterschiedlich gross und haben auch unterschiedliche PIN-Belegungen. Je höher die Zahl hinter dem DDR, desto neuer sind die Module.
Bild 7: Von oben nach unten: DDR3, DDR4 und DDR5
Quelle: PCtipp.ch
Ausserdem ist es empfehlenswert, RAM-Riegel im Doppelpack zu kaufen. Der Grund: Mischt man Riegel unterschiedlicher Hersteller, können diese bezüglich ihrer Taktraten sowie Timing- und Latenzzeiten divergieren und so nicht optimal zusammenarbeiten. Diesbezüglich kann auch der Dual-Channel-Modus für mehr Geschwindigkeit sorgen. Er wird vom Mainboard unterstützt, wenn die Gesamtkapazität der verbauten Speicherriegel in beiden Kanälen (A und B) gleich gross ist. Die Dual-Channel-Konfiguration klappt mit zwei, drei oder vier Riegeln.
Ein weiteres Merkmal, auf das Anwender beim Kauf achten sollten, ist die Taktfrequenz. Höhere Taktfrequenzen bedeuten eine schnellere Datenübertragung. Timing- und Latenzzeitangaben für den Arbeitsspeicher bestimmen die Zeiten, die der Riegel zum Bewältigen des Datenaustausches benötigt. Die Faustregel: Je kleiner die Zeitangaben sind, desto höher ist die Leistungsfähigkeit des Arbeitsspeichers. Gerade fürs Gaming sind kurze Zeiten wichtig. Zwei Beispiele für die Taktraten: Typische DDR4-RAM-Riegel sind mit Taktfrequenzen von 3200 MHz bis zu 4800 MHz erhältlich. Neuere DDR5-Riegel reichen von 4800 MHz bis 7800 MHz. Die entsprechenden Angaben finden sich auf der Verpackung der Speichermodule.

Vorbereitung zum Einbau

Welchen Arbeitsspeicher das Mainboard benötigt, lässt sich sehr einfach mit einem Blick in das Handbuch des Mainboards beantworten. Ausserdem finden Sie hier die Information, welche Taktfrequenzen vom RAM-Riegel maximal unterstützt wird und wie viele RAM-Steckplätze Ihr Mainboard hat.

Der Einbau

Lösen Sie zunächst die Schrauben auf der Rückseite des Tower-Gehäuses. Nehmen Sie das Seitenteil ab. Suchen Sie auf dem Mainboard nach der Position der Arbeitsspeicher, Bild 8. Diese sind in der Regel in zwei Kanälen organisiert, Bild 9. Nehmen Sie auch das Handbuch zu Hilfe. Es zeigt Ihnen die genaue Position an.
Lösen Sie die alten RAM-Riegel aus den Steckplätzen. Nehmen Sie nun jeden einzelnen neuen Speicherriegel und klicken Sie ihn in den entsprechenden Schacht. Achten Sie beim Einbau auf die richtige Einbaurichtung und drücken Sie die Riegel fest in die Steckplätze, Bild 10.
Bild 8: Typische Steckplätze für RAM-Riegel
Quelle: PCtipp.ch
Bild 9: Die RAM-Riegel in unserem PC
Quelle: PCtipp.ch
 
Bild 10: Die RAM-Riegel sind schnell eingebaut
Quelle: PCtipp.ch

Fazit: einfach & wirksam

Das Upgrade von Massen- und Arbeitsspeicher ist eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, die Leistung des PCs spürbar zu verbessern. Mit den vorgestellten Möglichkeiten können Sie Ihrem alten Rechner neues Leben einhauchen und die Anschaffung eines komplett neuen PCs hinauszögern.



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