Cleverer Heimassistent

Das richtige Vorgehen

Für eine erfolgreiche Installation muss der Kelch bis zur bitteren Neige geleert werden. Es ergibt wenig Sinn, nur ein einzelnes Zimmer mit smarten Leuchtmitteln auszustatten. Ein Bewegungsmelder im Keller ist zwar praktisch, aber dann bitte auch im Wohnzimmer oder im Heimbüro. Und wenn Tür- und Fensterkontakte dazukommen, sollte vom Fleck weg alles damit bestückt werden, was auch nur ansatzweise infrage kommt.
Natürlich spielt die persönliche Situation eine wichtige Rolle: In den eigenen vier Wänden sind Unterputz-Relais eine feine Sache; doch in einer Mietwohnung lohnt sich der Aufwand meistens nicht. Hingegen lassen sich smarte Leuchtmittel oder Sensoren schnell installieren und vor dem Umzug genauso schnell wieder tauschen.
Wenn Sie jetzt vor der Frage stehen, wie Sie den Start am besten angehen, sollten Sie sich an drei Themen versuchen, und zwar in genau dieser Reihenfolge: Licht, Sensoren und zum Abschluss Relais.

Licht: Philips Hue

Halten Sie sich bei den ersten Gehversuchen an die Bibel: Auch dort wird auf der ersten Seite das Licht eingeschaltet. Die richtige Beleuchtung wirkt sich positiv auf das Wohl­befinden und auf die Stimmung aus – und ausserdem sorgt dieses Thema wie kein Zweites für schnelle Erfolgserlebnisse und eine tiefe Befriedigung.
Smarte Lichtsysteme gibt es wie Sand am Meer – doch die Hue-Familie von Philips thront an der Spitze. Das System bietet jedes erdenkliche Leuchtmittel und jeden Schalter, den man sich vorstellen kann: von der «Birne» über Lichtschläuche und solar gespeisten Gartenlampen bis zu hin zu Wandschaltern. Hue ist teuer – und wer behauptet, es sei sogar überteuert, liegt auch nicht ganz falsch. Aber das System funktioniert hervorragend. Bauen Sie das Licht unbedingt zusammen mit der Hue-Bridge und der Hue-App auf. Alles, was so eingerichtet wird, wird von HA automatisch erkennt und eingebunden.
Tipp: Grundsätzlich ist es möglich, die Leuchtmittel von Hue auch ohne Bridge und ohne Hue-App in HA einzubinden. Doch der Aufwand für die Erstellung der Szenen und Aktionen ist enorm, anstrengend und frustrierend. Die etwa 45 Franken für die Hue-Bridge sind hingegen bestens investiert. So ist es auch möglich, dass Sie das Licht komplett einrichten können, noch bevor HA überhaupt in Betrieb ist.
Kosten: Die Beleuchtung kann den Löwenanteil eines Smarthomes verschlingen. Wenn Sie sich für das Hue-System entscheiden, rechnen Sie mit etwa 160 Franken für ein Starterkit: bestehend aus der Bridge, einer Fernbedienung und drei Leuchtmitteln, Bild 9. Jede weitere Birne und jeder Spot kosten ab ca. 35 Franken. Bei Deckenleuchten und Stehlampen sind die dreistelligen Preise im Nu erreicht. Kalkulieren Sie für eine erste Ausstattung mit etwa 800 Franken und mehr.
Bild 9: Das Kit mit der Bridge (Basisstation), einem Schalter und drei Leuchtmitteln mit E27-Gewinde kostet bei brack.ch Fr. 159.60
Quelle: PCtipp.ch
Tipp: Bei den Leuchtmitteln wie Deckenspots gibt es solche, die Millionen von Farben darstellen können und günstigere, die nur unterschiedliche Weisstöne erzeugen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Farben nur im Wohnzimmer beim Kinoabend praktisch sind; in allen anderen Fällen hätten bei uns die einfacheren Modelle gereicht.

Sensoren: AQAra

Bild 10: Der Bewegungsmelder gehört zum umfangreichen und bezahlbaren Sortiment der Aqara-Geräte für das Smarthome
Quelle: PCtipp.ch
Im Markt für Sensoren hat sich Aqara einen Namen gemacht. Die Tochterfirma von Xiaomi bietet elegantes Zubehör zu moderaten Preisen: Helligkeitssensoren, Fensterkontakte, Bewegungsmelder und mehr, Bild 10. Die günstigeren Produkte in den blau-weissen Schachteln bedingen laut Beschreibung einen Aqara-Hub, doch das stimmt nicht: Über Zigbee lassen sie sich direkt ein HA einbinden. Doch das ist ein anderes Thema.
Allerdings fahren Sie mit dem Hub besser, weil stabiler, einfacher und zuverlässiger. Für Einsteiger empfiehlt sich der M2-Hub für ca. 60 Franken. Er wird an zentraler Stelle positioniert, etwa im TV-Möbel. Sollten die Verbindungen regelmässig abbrechen, erweitern Sie die Reichweite mit einem oder zwei E1-Hubs für ca. 33 Franken. Dazu verbinden Sie den kleinen E1 zuerst mit dem grossen M2. Anschliessend wird das Zubehör mit jenem Hub verbunden, der ihm am nächsten steht.
Kosten: Es gibt Ausreisser nach oben, doch die meisten Sensoren kosten ca. 20 Franken.
Tipp: Ohne ins Detail zu gehen: Die Aqara-Bridge verfügt über keine eigene Integration, sondern wird per QR-Code auf der Rückseite über die HomeKit-Integration verbunden. Dazu darf die Bridge nicht vorgängig in der Home-App von Apple eingebunden werden.

Relays: Shelly

Bild 11: Ein Shelly Mini passt hinter viele Schalter oder Steckdosen oder in die Decke zwischen die Lampenfassung
Quelle: PCtipp.ch
Die bulgarische Firma Shelly hat sich ihren Platz in der Smarthome-Szene gesichert. Für die Automatisierung sind vor allem die Unterputz-Relais der Mini-Serie beliebt, Bild 11. Jeder Shelly verfügt über eine eigene Software und einen integrierten Webserver, sodass er sich über einen Webbrowser ansprechen und konfigurieren lässt. Auch eine kostenlose App wird angeboten, doch in Verbindung mit HA wird diese nur für die Einrichtung benötigt.
Den «Shelly Mini der Generation 3» gibt es in Rot, Blau und Grau – jeder hat seine Vorzüge.
  • Mini Gen3. Der Blaue. Er schaltet den Strom ein oder aus und verträgt maximal 8 Ampere.
  • Mini PM Gen3. Der Rote. Das PM steht für «Power Monitoring». Er schaltet nicht nur, sondern misst den Stromverbrauch. Auch hier liegt die Obergrenze bei 8 Ampere.
  • Energiemessgerät PM Gen3. Der Graue. Er kann zwar nicht schalten, aber den Stromverbrauch bis 16 Ampere messen.
Tipp: Der rote Shelly wird besonders gerne verbaut, weil er fast gleich viel kostet wie der blaue. Vielleicht ist es für Sie nicht wichtig, den Stromverbrauch zu messen – aber die roten Klötzchen geben auch Auskunft darüber, ob überhaupt Strom fliesst. Wenn also der Geschirrspüler keinen Strom mehr bezieht, ist sein Programm wohl beendet.
Kosten: Etwa 15 Franken pro Stück, während Aktionen oft günstiger. Ausserdem gibt es Multipacks, die etwas weniger kosten.

Die Shelly-Falle

Um Kopfzerbrechen und Frustrationen zu vermeiden, muss man wissen, wie die Shellys ticken – und das steht nicht im imaginären Handbuch. Angenommen, Sie möchten die Beleuchtung in einem Zimmer sowohl mit dem vorhandenen Lichtschalter steuern als auch über HA. Dazu wird ein roter oder blauer Shelly direkt hinter dem Lichtschalter montiert und mit ihm verbunden (der graue Shelly kann ja nur messen, aber nicht schalten).
Klassische Steuerung: Nun geschieht Folgendes: Wenn der uralte Lichtschalter wie bis anhin betätigt wird, wird damit eigentlich der Shelly gesteuert. Er klemmt sofort den Strom ab oder lässt ihn fliessen. Alles verhält sich genau wie bisher, was die Lösung sehr familienfreundlich macht. Doch egal, wie der Schalter betätigt wird: Der Shelly in der Wand bleibt stets ansprechbar. Wenn Sie also eine Lampe über den Lichtschalter ausknipsen, könnte sie eine Sekunde später durch HA wieder eingeschaltet werden, weil ein Bewegungsmelder etwas entdeckt hat.
Smarte Leuchtmittel: Via Shelly wird der Strom zum Endverbraucher tatsächlich abgedreht. Das sind für smarte Leuchtmittel keine guten Neuigkeiten. Denn der Strom zu einer Hue-Lampe muss immer fliessen, sonst ist sie nicht mehr steuerbar und wird dumm. Unterbricht also ein Shelly die Stromzufuhr, lassen sich die Leuchtmittel nicht mehr in HA oder einer anderen App steuern.
Bild 12: Der «Detached»-Modus ist unabdingbar, wenn smarte Leuchtmittel gesteuert werden, die immer Strom benötigen
Quelle: PCtipp.ch
Die Lösung:
Öffnen Sie den gewünschten Shelly in der Shelly-App. Tippen Sie auf das Zahnrad, Bild 12 A, und öffnen Sie die Einstellung Input/output settings B. Versetzen Sie den Shelly unter Set relay type C in den Modus Detached D. Jetzt wird immer Strom durchgelassen, damit die smarten Leuchtmittel stets erreichbar bleiben. Trotzdem wird ein Schalterdruck vom Shelly registriert, damit in HA eine Aktion ausgelöst werden kann. Das heisst also, von nun an steuern Sie das Leuchtmittel immer in HA. Der bestehende Schalter hat dabei lediglich die Funktion eines Auslösers, der eine Aktion in HA in Gang setzt.



Kommentare
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winti08
08.09.2024
Sehr guter Artikel. Gratulation an den Redaktor. Was fehlt: Hintergrundinformation: solche Systeme gibt es seit vielen Jahren. Also nichts Neues unter der Sonne ;-) Vor sehr vielen Jahren hat eine Firma in Norddeutschland ein Heimassistent System aufgebaut. EQ3, der heutige europäischen Marktführer* im Bereich „Whole Home“-Systeme. Die meisten Firmen in Europa verkaufen eigentlich EQ3 Produkte. In den deutsch sprechenden Ländern (D, Oe, CH) wird das unter dem Namen "HomeMatic" vertrieben durch Drittfirmen (auch Swisscom unter eigenem Namen). Dieses System von EQ3 ist genial: einfach zu installieren, moderate Produktpreise, und vor allem: selber beliebig programmierbar, wenn man in der Schule in Mathe keinen Fensterplatz hatte. EQ3 bietet das System auch für Handy-Nutzer und IP- statt LAN Nutzer an. Bei mir funktionieren Licht, Läden (Nacht, Sonne, Starkregen), und vieles mehr mit HomeMatic.

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Hilarius
11.09.2024
Gesucht wird eine Lösung zur Einbindung von FRITZ!DECT 301, resp. FRITZ!DECT 302 ohne FritzBox