Monitor: Ihrem Bildschirm «richtige» Farben beibringen – so gehts
Warum kalibrieren?
Die realitätsgetreue Abbildung benötigt man vorwiegend für die Zusammenarbeit mit anderen und für den Transfer in die analoge Welt, sprich: beim Ausdrucken. Bearbeiten Sie ein Foto auf einem Bildschirm, der für Filme optimiert ist, sehen Sie ein knalligeres Bild, als es tatsächlich ist. Drucken Sie das Foto aus, wird es blasser erscheinen. Der Bildschirm hat Sie hinters Licht geführt.
Gleiches gilt für die Helligkeit: Bearbeiten Sie ein Foto an einem strahlend hellen Bildschirm, wird es gedruckt zu dunkel herauskommen, da die Anzeige des Bildschirms inakkurat war. Objektiv «korrekte» Farben gibt es natürlich nicht. Die Kalibration zwingt Ihren Bildschirm aber zu Standards, an denen Sie sich festhalten können. Zwischen korrekt kalibrierten Bildschirmen sehen Bilder nahezu identisch aus und auch die Druckergebnisse sollten zumindest gleichwertig sein. Kleinere Unterschiede lassen sich aus technischen Gründen nur schwer vermeiden, allerdings bewegen die sich in kaum bemerkbaren Bereichen. Natürlich muss man sich auch die Frage stellen, ob eine Kalibrierung wirklich nötig ist. Als Endkonsument bringt sie wenig.
Klar ist es nett, wenn man einen Film in den wirklich «richtigen» Farben sieht, so wie das die Produzierenden gewollt hatten. Aber wirklich nötig ist das nicht. Da investiert man das Geld lieber in einen etwas besseren Fernseher, der ohnehin ein schöneres Bild liefert. Im privaten Bereich lohnt sich die Kalibration nur, wenn man regelmässig Grafiken und/oder Fotos ausdruckt. Im professionellen Bereich ist die Kalibration primär für die Zusammenarbeit wichtig, damit alle Mitarbeitenden an einem Projekt die gleichen Farben sehen. Zumindest so weit, wie das auf technischer Ebene kontrollierbar ist. Über die individuelle Interpretation von Farben wollen wir an dieser Stelle nicht philosophieren.
Laden Sie Ihre Bilder primär auf Instagram oder eine vergleichbare Mobile-Plattform, lohnt sich die Kalibration nicht wirklich, Bild 3. In diesem Fall ist Ihr Publikum zu 99 Prozent auf komplett durchmischten Handy-Displays unterwegs und wird die Fotos sehr unterschiedlich zu Gesicht bekommen. Man kann hier natürlich auch die Kalibration als gesunden Mittelpunkt sehen, sie ist aber nicht nötig. Lassen Sie sich auf jeden Fall nicht davon abhalten, etwas auf Instagram zu veröffentlichen, nur weil Sie gerade keinen kalibrierten Bildschirm zur Hand haben.
Tipp: Farbstandards
Je nachdem, welchen Beruf Sie ausüben, sind andere Standards relevant. Diese werden auch gerne von Bildschirmherstellern aufgeführt, um die Leistung des eigenen Produkts zu unterstreichen. Die beliebtesten drei Farbräume sind sRGB, Adobe RGB und DCI-P3.
- sRGB ist eine Art Grundlage und deckt einen eher kleinen Farbraum ab. Moderne Bildschirme sollten deshalb sRGB zu 100 Prozent abdecken. Da sRGB weniger gross ist als der Farbraum eines CMYK-Druckers, gilt der Farbraum in Grafikerkreisen als ungenügend.
- Adobe RGB deckt den CMYK-Farbraum fast vollständig ab. Allerdings sind Bildschirme mit 100 Prozent Adobe-RGB-Abdeckung noch immer selten und teuer. Allerdings ist Adobe RBG so viel grösser als sRGB, dass sogar Displays mit 80 bis 90 Prozent Adobe RGB ein Upgrade sind.
- DCI-P3 ist ein Videostandard, der nicht auf Druckerfarben, sondern auf Kino-Hardware fusst. In der Praxis sind sich DCI-P3 und Adobe RGB allerdings sehr ähnlich. Besonders Apple-Geräte verwenden gerne DCI-P3 als Messlatte für die eigene Farbabdeckung.
15.05.2023