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17.02.2014, 17:08 Uhr
Unterwegs in Tokyo - Akihabara
Wer sich mit Unterhaltungselektronik und der Videospielkultur befasst, wer die alten Spielhallen vermisst, wer sich mal von einem Manga-Mädchen in einem Café bedienen lassen will, wer ganz einfach den Puls eines Elektro-Shopping-Mekkas in Tokyo selber erleben will, der muss Akihabara einmal erlebt haben.
Viele «Nerds», die sich länger und intensiver mit Games und Videospiel-Kultur oder japanischen Comics befasst haben, entwickeln früher oder später den Wunsch, einmal im Leben Tokyo zu besuchen. Die Rede ist vom riesigen Shopping-Mekka Akihabara.
Der Tokyoter Stadteill Akihabara, der sich seit einigen Jahrzehnten auch gerne den Beinamen «Electric-Town» gibt, hat eine einmalige Dichte an Spielhallen und Geschäften mit dem Schwerpunkt Unterhaltungselektronik.
Ist man einmal in Tokyo gestrandet, hilft ein Blick auf einen praktischen Reiseführer mit integrierter Karte der U-Bahn-Linien. Das U-Bahn-System ist nämlich auf den ersten Blick nicht so durchschaubar.
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Angekommen in Akihabrara
Erwarten Sie bloss nicht, sich ohne Weiteres mit dem Bahnpersonal auf Englisch unterhalten zu können. Auf jeden Fall landet man früher oder später schon in Akihabara. Man muss anfangs nur verstehen, dass man an den Bahnhöfen nur immer in eine Richtung laufen kann, sobald das «Gate» zum Einchecken zur nächsten Station passiert ist. Die Farben der U-Bahnlinien verdeutlichen die verschiedenen U-Bahnlinien. Angekommen in Akihabara muss man höchstens noch rausfinden, in welcher Richtung, ausgehend von der Station, sich dieses Shopping-Zentrum befindet.
Einmal in Akihabara gelandet, merkt man schnell: Es ist ein bisschen lauter, als man es sich vielleicht von einer Stadt wie Zürich gewohnt ist. Was auf den ersten Blick auffällt, sind die fünfstöckigen Sega-Arcade-Hallen und die mehrstöckigen Anime-Gebäude. Da fragt man sich gleich: Was kann in man in Sachen Manga-Comics in einem fünfstückigen Haus denn noch alles unterbringen?
Wer dachte, in den riesigen Manga-Häusern werden nur gedruckte Comics gehortet – weit gefehlt. Das fängt in den ersten Stockwerken zwar damit an, doch findet man ab dem dritten Stock je nachdem vielleicht eine Riesenauswahl an Figuren diverser japanischer Comic-Helden. Bei der langen Suche nach einer bestimmten Special Edition eines geliebten japanischen Anime-Films kann man sich da schon mal schnell in einer grossen Erotik-Abteilung «verirren», denn auch der frivolen Gelüste scheinen in japanischer Comicform keine Sinnesgrenzen gesetzt zu sein.
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rare Ware
Richtige «nerdige» Retro-Spieleläden gibt es in Akihabara nicht so oft, wie man vielleicht denken mag. Dennoch hat der Redakteur einen kleinen Laden gestreift, von dem er sich kaum entreissen konnte. Vielerorts, beispielsweise auch in Kyoto oder Osaka, horten die Japaner zuhauf alte Second-Hand-Spielesammlungen alter Zeiten in erstaunlich guter Qualität.
Wer alte Spielkonsolen und -Zubehör sammelt, findet hier auch rare Konsolen wie die in Japan eher bekannte PC Engine. Vor Antritt eines oberen Stockwerks sollten Retro-Nostalgiker für einen Moment tief durchatmen. Riesige Wandregale mit frisch eingepackten Spielen aus der Ära Sega Saturn und Neo Geo, NES und sogar Sachen Disketten für den MSX-Computer sind en masse vorhanden, als würde man sie neu kaufen.
Übrigens: Ein klassisches Schaufenster gibt es in Japan nicht. Das gilt auch, wenn man eine Bar sucht. Meist verrät das Artwork ausserhalb der Gebäude, was ungefähr drin ist.
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Maid Café
Wollten Sie sich schon immer mal von einem japanischen Anime-Mädchen mit zierlicher Stimme in einer Bar bedienen lassen, sollten Sie ein «Maid Café» aufsuchen.
Das @Home Cafe in Akihabara: ein typisches Maid Café (Foto: popupcity.net)
Ein Maid Café ist ein Cafe, in dem die Kellnerinnen angezogen sind wie französische Dienstmädchen und sich ein bisschen benehmen wie Anime-Charaktere. Das ist nicht nur was für einsame Japaner. Tatsächlich tummeln sich in solchen Cafés auch viele Japaner in kleineren Gruppen, die sich in der virtuellen Manga-Welt offenbar ganz wohl fühlen.
Ein typisches japanisches Maid-Café
Langes Anstehen vor einer solchen Bar ist übrigens keine Seltenheit. An der Theke werden Sie freundlich begrüsst und dürfen sich ein Dienstmädchen aussuchen.
Achtung: Fotografieren ist meistens nicht erlaubt. Ihre «Lieblings-Maid» wird auf Wunsch noch ein hübschens Polaraid-Foto schiessen. Enthalten Sie sich nicht des japanischen Humors. Nehmen Sie die Hasenohren (oder was auch immer) zum Anziehen entgegen und lachen Sie während der Fotoaufnahme.
Ihr Dienstmädchen verziert dafür auch ganz liebevoll das Foto mit ein paar schönen Zeichnungen und gibt Ihnen zum Schluss, ähnlich einem RPG-Game, eine Art Kreditkarte mit Ihren gesammelten «Erfahrungspunkten» als Meister mit.
Spätestens nach diesem leichten Kulturschock wissen Sie es: Sie sind in Japan.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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