«Wir müssen alte Lehrinhalte ausmisten»

PCtipp: Was heisst das konkret? Gander: In der ...

PCtipp: Warum ist es Ihrer Ansicht nach so wichtig, dass im Informatikunterricht an Schulen auch das Programmieren gelehrt wird?
Gander: Im Falle der Informatik ist es besonders schwierig, die Verantwortlichen von der Notwendigkeit als Grundlagen- und Schwerpunktfach zu überzeugen.
PCtipp: Wie meinen Sie das?
Gander: Informatik wird fälschlicherweise nur mit guten Anwenderkenntnissen im Umgang mit Computern gleichgesetzt. Das grundlegende Wissen, die wissenschaftliche Seite des Fachs, wird hingegen oft nicht berücksichtigt. In der Schule muss aber sicher beides gelehrt werden. Den Schwerpunkt muss man allerdings auf die langlebigen Grundlagen setzen: die Algorithmik und das Problemlösen.
PCtipp: Welchen Nutzen hätte dies?
Gander: Ein solches Informatikfach wäre erstens attraktiver als das blosse Bedienen der Maschine. Zweitens würde es bei den Jugendlichen konstruktives sowie kreatives Denken schulen und gleichzeitig auch das exakte Arbeiten. Das alleine wäre schon die Einführung des Faches Informatik wert.
PCtipp: Wie hoch schätzen Sie die Chancen dafür ein, dass Ihre Forderungen in künftigen Schweizer Lehrplänen berücksichtigt werden?
Gander: Ich bin sicher, dass die Reformen kommen werden. Wir können die hiesige High-Tech-Industrie nicht ausschliesslich mit «Fremdarbeitern» ohne adäquate Grundbildung der Schweizer Jugendlichen aufrechterhalten.
PCtipp: Das Memorandum datiert mit 20. Juli 2011. Wurde das Papier tatsächlich schon im Sommer verabschiedet?
Gander: Ja, das ist korrekt. Die Idee war, dass das Memorandum der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) zugestellt werden solle. Das ist Ende Juli auch geschehen. Die EDK hat aber bisher nicht darauf reagiert und so schien es uns richtig, das Memorandum nun breiter zu streuen.
PCtipp: Wollen Sie so also Druck auf die EDK erzeugen, um die Forderungen aus Ihrem Memorandum in künftige Lehrpläne einfliessen zu lassen?
Gander: Nein, wir können keinen wirklichen Druck ausüben. Wenn wir aber nicht wollen, dass unsere Arbeit einfach in einem schwarzen Loch verschwindet, dann soll sie wenigstens einem grösseren Kreis bekannt gemacht werden und vor allem eine dringend nötige Diskussion über die Lehrinhalte in den Schulen auslösen.
Nächste Seite: «Zum Glück sind wir nicht alleine mit unserer Meinung»



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.