News 18.11.2008, 08:39 Uhr

YouTube als Forschungsobjekt

Ein ETH-Wissenschaftler will dem Herdentrieb des Menschen mathematisch auf die Schliche kommen. Dabei wird die Onlinevideoplattform YouTube zum Forschungsobjekt. Die Erkenntnisse könnten in effizienterem Onlinemarketing münden.
Warum wird das Video eines zweitklassigen Komikers aus Ohio 104 Millionen Mal angeklickt, während andere Filmchen auf der Onlineplattform YouTube nur wenige Zuschauer haben? Riley Crane, Postdoktorant an der ETH Zürich, ist drauf und dran, für den hierfür verantwortlichen Herdentrieb in sozialen Netzwerken eine mathematische Formel zu entwickeln.
Dabei ist dem Wissenschaftler aufgefallen, dass die Verbreitung bestimmter Videos gewissen Mustern folgt, die anhand einer Kurve visualisiert werden können. Zudem konnten Verbindungen zu realen physikalischen Phänomenen nachgewiesen werden. So gleicht etwa das Abebben der Aufmerksamkeit von Videos, die sich wie ein Virus über Empfehlungen per E-Mail verbreiten, den Nachbeben bei Erdbeben. «Ich finde es faszinierend, dass ein soziales System anscheinend ebenso nach bestimmten Regeln funktioniert, wie ein physikalisches System und dadurch mathematisch fassbar wird», sagt Crane.
Seine Erkenntnisse will der ETH-Forscher fürs Onlinemarketing zur Verfügung stellen. So könnte sein Modell Buchverkäufe im Web überwachen. Marketing-Fachleute könnten dabei frühzeitig erkennen, welches Werk das Zeug zu einem Verkaufsschlager hat. Mit entsprechenden Massnahmen könnte zudem dem Herdeneffekt nachgeholfen werden.



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