Digitale 05.12.2022, 11:13 Uhr

ÖV-Tickets: Billettautomaten werden abgeschafft

Ab 2035 sollen Tram-, Bus- und Bahntickets nur noch digital gekauft werden können. Die Automaten würden zu wenig genutzt und seien zu teuer, so Alliance Swisspass.
Eine Reisende nutzt einen Billettautomaten
(Quelle: © SBB CFF FFS)
Daran, dass immer mehr Bahnschalter geschlossen werden, haben sich die meisten von uns gewöhnt. Als nächstes geht es jetzt den Billettautomaten an den Kragen. Die Gründe: zu teuer, zu wenig benutzt, schreibt SRF. Dem Bericht zufolge wird es in Zukunft die Bus- und Bahntickets nur noch digital zu kaufen geben.
Im Gegensatz zu den Automaten, die laut Sprecher des ÖV-Branchenverbands Alliance Swisspass sinkend sind, nehmen die Ticketverkäufe via Handy und Computer stark zu. Für viele wird dies kaum einen Unterschied machen, da sie jetzt schon ÖV-Tickets via Webseite oder App kaufen.

Zeit bis 2035

Laut SRF-Bericht hat sich die Branche einen Zeithorizont bis 2035 gesetzt. Bis dahin bleibt viel Zeit, damit alle mit dem Handy bezahlen können. Dennoch ist derzeit noch nicht ganz klar, wie die ganz jungen und die ganz alten Menschen bezahlen werden. Viele Senioren sind heutzutage digital sehr fit. Rentnerinnen und Rentner, die sich damit noch unsicher fühlen: SBB und Pro Senectute bieten Smartphone-Kurse für diese Zielgruppe an.
Für Kinder könnte es schwieriger werden. Teilweise haben heute bereits Elfjährige ein Smartphone. Aber wie zum Beispiel ein Achtjähriger, der noch kein eigenes Handy besitzt, künftig ein Einzelticket kaufen soll, ist derzeit nicht geklärt. Doch für eine Lösung bleiben noch mehr als zehn Jahre Zeit.

PCtipp meint

Ob man die Automaten nun mag oder nicht, sie haben weitere Vorteile. Beispielsweise wenn die Technik versagt und die App eine Weile nicht funktionstüchtig ist, ist man plötzlich wieder froh um einen Ticketautomaten. Auch wer nicht sämtliche seiner Reisen digital erfasst haben möchte, kann künftig nicht mehr sein physisches Billett bei den Geräten herauslassen. Die ÖV-Branche verspricht, bis 2035 eine Lösung für Personen ohne Smartphone zu haben, derzeit ist eine konkrete Umsetzung für solche Fälle nicht klar.



Kommentare
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re460
05.12.2022
"Ob man die Automaten nun mag oder nicht, sie haben weitere Vorteile. Beispielsweise wenn die Technik versagt und die App eine Weile nicht funktionstüchtig ist, ist man plötzlich wieder froh um einen Ticketautomaten." Wenn der Ticketkauf wegen einer Störung per Handy nicht zu kaufen ist, dann geht es meistens auch mit dem Automaten nicht. Ich habe das vor einigen Jahren einmal in St. Gallen erlebt, als ich einen Klassenwechsel lösen wollte. Dank meinem damaligen GA war das kein Problem, so fuhr ich einfach in der 2. Klasse. Ich nutze, seit es die Preview-App gibt (noch vor der offiziellen Veröffentlichung der offiziellen App), nur noch die App bei meinen häufigen ÖV-Fahrten (habe kein Auto). Bisher hatte ich noch nie ein Problem mit den App-Tickets, weder mit der SBB noch mit der DB-App für Fahrten von Zürich nach Dresden usw. Die App ist sehr stabil. Billettautomaten nutze ich seit vielen Jahren nicht mehr, denn das ist mir schlicht zu kompliziert und zu umständlich. Ich werde die Automaten mit Sicherheit nicht vermissen, trotz meines Alters (74). Heute Morgen erklärte ein Pro Senectute Mitarbeiter im Schweizer Radio, dass heute bereits die meisten älteren Menschen Smartphones haben und bis 2035 alle Senioren ein Smartphone haben werden. Er sieht, wie ich, kein Problem wegen der Abschaffung der Automaten. Ein Pro Juventute Mitarbeiter sah eher Probleme bei Kindern unter 11 Jahren, die noch kein Smartphone haben. Aber auch da sehe ich kein Problem. So können Eltern auch für kleine Kinder problemlos selber ein Tickets ausdrucken, wenn man denn auch will und es wagt, die kleinen Kinder allein auf die Reise zu schicken.

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Masche
05.12.2022
Bis zur vollständigen Digitalisierung muss die SBB noch einiges verbessern. Ich bezahle alle Billette in der App mit der Reka-Karte. Heute wollte ich mein Halbtax-Abo verlängern. Leider geht das nicht per App oder Homepage, wenn man mit der Reka-Karte bezahlen will. Ich musste dafür wieder wie im letzten Jahrhundert an einem Schalter anstehen, weil die SBB die Bezahlung nur per Rechnung oder am Schalter vorsieht, nicht aber per Kredit- oder Debitkarte.

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RetoSch
06.12.2022
Bis zur vollständigen Digitalisierung muss die SBB noch einiges verbessern. Ich bezahle alle Billette in der App mit der Reka-Karte. Heute wollte ich mein Halbtax-Abo verlängern. Leider geht das nicht per App oder Homepage, wenn man mit der Reka-Karte bezahlen will. Ich musste dafür wieder wie im letzten Jahrhundert an einem Schalter anstehen, weil die SBB die Bezahlung nur per Rechnung oder am Schalter vorsieht, nicht aber per Kredit- oder Debitkarte. Ich kaufe für meine Frau schon seit Jahren mit Reka-Karte die Billette am Automaten, da ja die bedienten Schalter sowieso abgeschafft wurden. Wenn es keine Automaten gibt, dann muss ich zuerst mit der ÖV zum nächsten Bahnhof fahren, und der ist nicht nahe, um ein Billett zu erstehen. Wie aber bezahle ich die Fahrt zum Bahnhof? Das ist Seldwyla und ein dummer Schildbürgerstreich der SBB - ein Schwanzbeisser kurzum !

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re460
06.12.2022
Wenn es keine Automaten gibt, dann muss ich zuerst mit der ÖV zum nächsten Bahnhof fahren, und der ist nicht nahe, um ein Billett zu erstehen. Wie aber bezahle ich die Fahrt zum Bahnhof? Das ist Seldwyla und ein dummer Schildbürgerstreich der SBB - ein Schwanzbeisser kurzum ! Das ist doch kein Problem, mit einem Fingerwisch in der App hat man ein gültiges Ticket. Das funktionierte bisher in 100 von 100 Fällen perfekt. Das ist kein Schildbürgerstreich der SBB, sondern einfach der heutigen Zeit angepasst. Hauptsache man betreibt mit sinnlos konstruierten Beiträgen Bashing gegen die SBB (und alles Öffentliche, da die Privatwirtschaft doch alles so perfekt macht). Ich bin froh, geht die SBB mit der Zeit und macht das Reisen mit der Bahn so einfach, wie es heute dank der App ist. Im Gegensatz zu vielen Schreibern nutze ich nur den ÖV und meine Füsse und weiss darum, wie problemlos das Ganze funktioniert. Dafür gehört der SBB und dem ÖV grosser Dank!

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WalterA
11.12.2022
Es gibt Länder, die im Zug Automaten haben. Oder in portugiesische Großstädte kauft man Tageskarten. Man soll doch endlich einmal die Taxzonen abschaffen, dann wird die Automatenlogik einfacher und billiger. Alle abschaffen? Auf keinen Fall.

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Charlito
11.12.2022
Nicht vergessen, in CH von 8.6 Mio. sind 1.6 Mio. mehr als 65 Jahre alt. Und die Hälfte haben Mühe mit «alle digitalisieren» Nicht alle Senioren/in haben, wie ich, ein technischer Beruf Das muss auch mal deutlich gesagt werden.

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re460
12.12.2022
Nicht vergessen, in CH von 8.6 Mio. sind 1.6 Mio. mehr als 65 Jahre alt. Und die Hälfte haben Mühe mit «alle digitalisieren» Nicht alle Senioren/in haben, wie ich, ein technischer Beruf Das muss auch mal deutlich gesagt werden. Wenn ein Senior (ich bin 75) mit einem Automaten klarkommt, dann hat er auch keine Probleme mit der App! Ich kenne kaum Menschen über 65, die mit der App Probleme haben, aber solche, die mit den Automaten kaum klarkommen. Dazu gehöre auch ich, da ich, da ich seit über 20 Jahren keinen Automaten mehr benutzt habe. Vor der App benutzte ich ausschliesslich den Online-Ticketkauf der SBB, für Deutschland und Österreich das entsprechende Angebot der DB oder ÖBB. Ticketkauf am Schalter nutzte ich damals, als es noch kein Internet gab. Um mit der App klarzukommen, braucht es keinen technischen Beruf, aber den Mut und die Neugier, auch Neues zu lernen. Leider fehlt dieser Mut auch vielen Menschen unter 60! Mich nervt es, dass immer die älteren Menschen zur Verteidigung von veralteter und zu komplizierter Automatentechnik als Vorwand missbraucht werden. So blöd sind wir «Alten» wirklich nicht, aber wie immer gibt es natürlich auch Ausnahmen. Pro Senectute hat meine Meinung zu diesem Thema bestätigt, dass die älteren Generationen problemlos mit der SBB App klarkommen bezw. mit der Entfernung der Automaten bis in 10 Jahren keinerlei Probleme haben. Bis in 10 Jahren dürften auch die letzten «Verweigerer» im Himmel sein oder sie haben gelernt, dass es das einfachste der Welt ist, mit der App ein Ticket zu lösen.

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Klaus Zellweger
12.12.2022
Wer in London mit der U-Bahn fährt, hält beim Betreten seine Kreditkarte ans Drehkreuz. Dasselbe gilt beim Verlassen der “Tube”. Das geht so weiter, bis am Ende des Tages das System die günstigste Variante errechnet und der Karte belastet. Das entspricht der Funktion “EasyRide” in der SBB-App. Nur ist es in der Tube viel einfacher, weil alles verwendet werden kann, das einer Kreditkarte entspricht: eine physische Karte, SwatchPay, eine Apple Watch, das Smartphone … was halt gerade so greifbar ist. Und alles ohne Anmeldung oder Registrierung. Einfacher geht es wirklich nicht – und für unbedarfte Touristen ist dieses System ein Segen. Auch für die Schweiz ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle – und trotzdem verhalten wir uns technisch wie die letzten Hinterwäldler. Niemand sollte während seiner Ferien gezwungen sein, die SBB-App zu installieren, zu verstehen und ein Zahlungsmittel zu hinterlegen, damit er unkompliziert ein Billet lösen darf. Genauso ärgere ich mich jedes Mal, weil die Toilette am Zürich HB nur mit Bargeld geöffnet werden kann. Und jedes (!) Mal stehen Touristen / Ausländer vor dem Eingang und versuchen, dieses antiquierte Dreigestirn aus “Toilette – Bargeld in Franken – Wechselautomat” zu ergründen, während die Notdurft immer grösser wird. Wir sind in der Schweiz technisch noch längst nicht dort, wo wir sein sollten. Die Abschaffung der ÖV-Automaten ist nur ein erster, überfälliger Schritt.

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Holzbock
12.12.2022
Auch für die Schweiz ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle – und trotzdem verhalten wir uns technisch wie die letzten Hinterwäldler. Niemand sollte während seiner Ferien gezwungen sein, die SBB-App zu installieren, zu verstehen und ein Zahlungsmittel zu hinterlegen, damit er unkompliziert ein Billet lösen darf. Genauso ärgere ich mich jedes Mal, weil die Toilette am Zürich HB nur mit Bargeld geöffnet werden kann. Und jedes (!) Mal stehen Touristen / Ausländer vor dem Eingang und versuchen, dieses antiquierte Dreigestirn aus “Toilette – Bargeld in Franken – Wechselautomat” zu ergründen, während die Notdurft immer grösser wird. Mit deinem ersten Absatz bin ich vollumfänglich einverstanden. Den Versuch der SBB hingegen, die Toilettenbenützung (immerhin ein menschliches Grundbedürfnis!) vom Besitz irgendwelcher Kärtli oder Apps abhängig zu machen und damit einen Schritt in Richtung Bargeldabschaffung zu unternehmen, lehne ich strikt ab. Bargeld ist nun mal (und bleibt hoffentlich noch sehr lange) DAS gesetzliche und überwachungsfreie Zahlungsmittel und auch das einzige, wo ich und/oder der Empfänger nicht noch Gebühren/Provisionen an gierige Mittelsmänner wie Banken oder Kartenherausgeber abdrücken müssen. Es ist deshalb zu begrüssen, dass die SBB diese unüberlegte Übung bereits halbwegs hat abbrechen müssen und nun den Barkauf von Zutrittskarten an benachbarten Selecta-Automaten offeriert. Es ist schon seltsam: Niemand hierzulande würde es verstehen oder akzeptieren, wenn uns die Steuerverwaltung zwingen (!) wollte, die Steuererklärung selber auf einem Computer mit einem vorgegebenen Betriebssystem auszufüllen und dafür eine bestimmte Software zu kaufen. Oder das BAG würde versuchen, uns die Konsultation vorgegebener (möglichst billiger?) Ärzte, Zahnärzte oder Psychiater aufzuschwatzen - unmöglich! Nur die mit Steuergeldmilliarden subventionierten Monopolisten von SBB & Co. glauben unverdrossen, ihre Macht missbrauchen und mit Unfug wie der Automatenabschaffung den bescheidenen Anteil an Benützern steigern zu können. Das ist langfristig kein Erfolgsmodell.

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re460
12.12.2022
Auch für die Schweiz ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle – und trotzdem verhalten wir uns technisch wie die letzten Hinterwäldler. Niemand sollte während seiner Ferien gezwungen sein, die SBB-App zu installieren, zu verstehen und ein Zahlungsmittel zu hinterlegen, damit er unkompliziert ein Billet lösen darf. Darum habe ich in D auch die DB-App installiert, was das Ganze sehr vereinfacht, natürlich mit hinterlegter Kreditkarte. Genauso ärgere ich mich jedes Mal, weil die Toilette am Zürich HB nur mit Bargeld geöffnet werden kann. In Zürich werden die Toiletten nicht von der SBB betrieben, sondern von einer Privatfirma. In St. Gallen betreibt die SBB die Toiletten selbsr, und die lassen sich nur mit Karte öffnen, so hatte ich dort noch nie ein Problem vor dem Geschäft wegen fehlendem Münz. Und jedes (!) Mal stehen Touristen / Ausländer vor dem Eingang und versuchen, dieses antiquierte Dreigestirn aus “Toilette – Bargeld in Franken – Wechselautomat” zu ergründen, während die Notdurft immer grösser wird. Da wäre es tatsächlich sinnvoll, die Toiletten analog St. Gallen zu verstaatlichen und das Bargeld abzuschaffen, da das die Privatwirtschaft nicht schafft. Wir sind in der Schweiz technisch noch längst nicht dort, wo wir sein sollten. Die Abschaffung der ÖV-Automaten ist nur ein erster, überfälliger Schritt. Aber wir sind schon weiter als z.B. das technisch und IT-mässig rückständige Deutschland. Das ist aber ein schwacher Trost. Die Abschaffung der teuren ÖV-Automaten ist jedoch der richtige, fortschrittliche Schritt, der auch in Deutschland Beachtung findet.