Kommentar
24.12.2004, 12:00 Uhr
Das Festtagsbit: Das Christkind fällt aus
Die WWKolumne
Neulich im Shop, der nicht blöd ist. Ich wandle durch die Gänge, schwindlig vor Glück, wie mir immer wird, wenn IT-Waren um mich herum nur darauf warten, als Textzeile auf meiner Platincard-Abrechnung zu enden. Da sehe ich auf einmal vor den in Reih und Glied aufgestellten PCs ein Kind bitterlich weinen. "Mein Kind, mein Kind, was hast du denn?", frage ich. Und es schluchzt: "Ich will einen PC kaufen und niemand hilft mir."
"Aber, aber, musst doch nicht weinen, das ist ganz einfach", sage ich. "Wozu brauchst du ihn denn?" Das Kind zupft ein Taschentuch aus der Hose und lässt den Luftstrom stossweise durch die Nase ins vorgehaltene Tuch schiessen, was ein trompetendes Geräusch erzeugt. Nachdem es sich etwas beruhigt hat, sagt es: "Für die Geschenke. Und für mich: Ich muss Milliarden von Menschen eine Freude bereiten und kann nicht mehr alle Adressen im Kopf behalten", sagt das Kind und fügt jetzt milde lächelnd bei: "Ich bin ja schon ziemlich alt."
Plötzlich weiss ich, wen ich vor mir habe. "Du, du, du bist das Christkind...", stammle ich. Es lächelt: "Ja. Krass, hä." Ich zeige verdattert auf die ausgestellten PCs. "Du kannst jeden hier nehmen." "Aber mein Chef hat gesagt, ich soll nicht blöd sein und nur einen sicheren PC kaufen!"
"Oh!", entfährt es mir überrascht. "Dann wirds schwierig!" Da fängt das Christkind wieder an zu weinen und ich lasse es alleine vor dem PC-Regal zurück. Mit weinenden Kindern kann ich nicht umgehen. Soll sich doch einer der Verkäufer darum kümmern.
Es ist auf jeden Fall nicht meine Schuld, wenn das Christkind dieses Jahr nicht kommt.
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