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23.03.2012, 11:33 Uhr
Facebook ändert Nutzungsbedingungen
Seit Donnerstag gelten auf Facebook neue Nutzungsbedingungen. Dass dies praktisch niemand mitbekommen hat, gehört zur Kommunikationsstrategie des Unternehmens.
Seit dem 15. März weist Facebook in einer Vorabmeldung auf Änderungen der Nutzungsbedingungen hin. Die wichtigste Neuheit ist, dass eine App nicht nur dann auf Nutzerdaten von Usern zugreifen darf, wenn dieser sie selber benutzt. Sondern auch, wenn Freunde die App nutzen. Den Benutzern gefällt das nicht, die letzten Kommentare unter dem Artikel sind einhellig: «Ich lehne die Änderungen ab!» Nützen tut das nichts.
Warum Partizipation verschwendete Zeit ist, wird eigentlich bereits aus der Einleitung dieser Meldung ersichtlich. Da schreibt Facebook, dass sie «über einige Änderungen, die wir für Rechte und Pflichten planen, informieren». Einige ist untertrieben, denn die Meldung beträgt stolze 34'261 Zeichen. Und das Wort geplant passt auch nicht wirklich, die neuen Nutzungsbedingungen traten definitiv am 22. März 2012 in Kraft.
Warum Partizipation verschwendete Zeit ist, wird eigentlich bereits aus der Einleitung dieser Meldung ersichtlich. Da schreibt Facebook, dass sie «über einige Änderungen, die wir für Rechte und Pflichten planen, informieren». Einige ist untertrieben, denn die Meldung beträgt stolze 34'261 Zeichen. Und das Wort geplant passt auch nicht wirklich, die neuen Nutzungsbedingungen traten definitiv am 22. März 2012 in Kraft.
Aktives Mitmachen ist zwar gewünscht, aber sinnlos
Auch wenn die Änderungen allen Nutzern theoretisch zum Vorablesen zur Verfügung stehen, sieht es in der Praxis anders aus. Das Dokument gibt es nämlich lediglich für diejenigen zu sehen, die Fans von «Facebook Site Governance» sind, nicht gerade eine Facebook-Page, die jeder kennt. Wer zu Letzteren gehört, akzeptiert durch weitere Mitgliedschaft im sozialen Netzwerk automatisch die Konditionen.
Wer das Dokument lesen kann, wird von Facebook aufgefordert, bis zum 22. März um Mitternacht die Änderungsvorschläge zu kommentieren. Wird damit den Nutzern ein Mitspracherecht eingeräumt? Weit gefehlt. Bestes Beispiel: Unter Punkt 17 werden bestimmte Bedingungen erwähnt, die nur für deutschsprachige (oder Menschen aus Deutschland, das wird nicht klar) Nutzer gelten. An der Stelle in dem Dokument sollte wohl ein Link stehen, der in der Vorabversion vergessen worden war. Darum machten User darauf aufmerksam, doch da ist nach wie vor kein Dokument. Klar, das ist nur ein Detail. Und vielleicht wurde es auch einfach vergessen, mit 834'027'820 Benutzern, über die das soziale Netzwerk wachen muss, kann das passieren. Aber ist das wahrscheinlich?
Wer das Dokument lesen kann, wird von Facebook aufgefordert, bis zum 22. März um Mitternacht die Änderungsvorschläge zu kommentieren. Wird damit den Nutzern ein Mitspracherecht eingeräumt? Weit gefehlt. Bestes Beispiel: Unter Punkt 17 werden bestimmte Bedingungen erwähnt, die nur für deutschsprachige (oder Menschen aus Deutschland, das wird nicht klar) Nutzer gelten. An der Stelle in dem Dokument sollte wohl ein Link stehen, der in der Vorabversion vergessen worden war. Darum machten User darauf aufmerksam, doch da ist nach wie vor kein Dokument. Klar, das ist nur ein Detail. Und vielleicht wurde es auch einfach vergessen, mit 834'027'820 Benutzern, über die das soziale Netzwerk wachen muss, kann das passieren. Aber ist das wahrscheinlich?
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Kommunikation von oben herab
Kommunikation von oben herab
Der Wichtigste aller Facebook-User ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der auch die Mehrheit der stimmberechtigten Firmenanteile besitzt. Keiner steht so für Intransparenz in Facebooks Kommunikation wie er selbst. Und seit dem angekündigten Börsengang seiner Website ist er noch ein bisschen reicher (geschätztes Vermögen: 17, 5 Milliarden US-Dollar) und noch ein bisschen mächtiger geworden.
Im Börsenprospekt von Facebook propagiert er in einem Brief voller Überzeugung: «Wir glauben daran, Menschen die Möglichkeit zum Teilen zu geben. Das kann dazu führen, dass Menschen mehr Mitbestimmungsrecht erhalten, was einige der grössten Probleme unserer Zeit lösen könnte.» Was so pathetisch klingt, sieht im konkreten Fall anders aus.
Im Börsenprospekt von Facebook propagiert er in einem Brief voller Überzeugung: «Wir glauben daran, Menschen die Möglichkeit zum Teilen zu geben. Das kann dazu führen, dass Menschen mehr Mitbestimmungsrecht erhalten, was einige der grössten Probleme unserer Zeit lösen könnte.» Was so pathetisch klingt, sieht im konkreten Fall anders aus.
Denn laut den eigenen Datenschutzbestimmungen kann Facebook Änderungen auch vornehmen, ohne irgendwen zu informieren. Eliane Schmid, Sprecherin des Eidgenössischen Departements für Datenschutz, hält von solchen Machenschaften nicht viel, wie sie gegenüber PCtipp.ch sagt: «Facebook hat immer wieder bewiesen, dass es auf Persönlichkeitsschutz keinen Wert legt. Natürlich verstösst die Intransparenz, mit der diese Änderungen eingeführt werden, gegen die schweizerischen Datenschutzbestimmungen. Ein rechtliches Vorgehen gegen die Plattform wäre äusserst schwerfällig. Wir appellieren an die Selbstverantwortung der User; es ist ja niemand gezwungen, auf Facebook aktiv zu sein.»
Tatsächlich ist jeder User freiwillig auf der Plattform unterwegs, wie das Unternehmen in seinen Datenschutzbestimmungen auch immer wieder betont. Aber klingt das nicht zynisch, wenn man bedenkt, dass bestimmte Altersgruppen ihre Kommunikation hauptsächlich über Facebook abhalten? Wer nicht dabei ist, wird zum Aussenseiter. Eben genau weil sich die Website der Abhängigkeit seiner User gewiss sein kann, darf sie praktisch schalten und walten, wie sie will. Und darum darf Mark Zuckerberg in seinem Börsenbrief wenigstens einmal sogar ganz offen sein, wenn auch für Facebook typisch, indem er es verschweigt: Mitspracherecht in anderen Firmen ist gut, den Facebook-Usern aber wird keines eingeräumt.
Tatsächlich ist jeder User freiwillig auf der Plattform unterwegs, wie das Unternehmen in seinen Datenschutzbestimmungen auch immer wieder betont. Aber klingt das nicht zynisch, wenn man bedenkt, dass bestimmte Altersgruppen ihre Kommunikation hauptsächlich über Facebook abhalten? Wer nicht dabei ist, wird zum Aussenseiter. Eben genau weil sich die Website der Abhängigkeit seiner User gewiss sein kann, darf sie praktisch schalten und walten, wie sie will. Und darum darf Mark Zuckerberg in seinem Börsenbrief wenigstens einmal sogar ganz offen sein, wenn auch für Facebook typisch, indem er es verschweigt: Mitspracherecht in anderen Firmen ist gut, den Facebook-Usern aber wird keines eingeräumt.
Autor(in)
Fabian
Vogt
25.03.2012