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21.05.2003, 12:45 Uhr
Elektromagnetische Strahlung: ein ernstes Problem (Update)
Das Bundesamt für Gesundheit hat letztes Jahr eine Fragebogenstudie über gesundheitlichen Beschwerden durch elektromagnetische Felder gestartet. Die Resultate wurden nun publiziert. Sie zeigen, dass die Problematik durchaus ernst zu nehmen ist.
Die gesundheitlichen Auswirkungen Elektromagnetischer Strahlung sind noch immer umstritten. Zwar ist erwiesen, dass starke elektromagnetische Felder den menschlichen Organismus physisch beeinflussen - so erhöhen sie unter anderem die Körpertemperatur -, ein eindeutiger Beweis für eine Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und gesundheitlichen Beschwerden bleibt aber noch aus. Das Bundesamte für Gesundheit (BAG) [1] hat deshalb im Juni 2001 eine Fragebogenstudie gestartet, um ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Ziel der Studie war es, "bessere Kenntnisse über die Art der Beschwerden und die verursachenden Felder zu erhalten". Ebenso wollte das BAG die Bedürfnisse und Ängste der Betroffenen aufzeigen und in Erfahrung bringen, was diese gegen ihre Beschwerden unternehmen. Für die Studie wurden 3000 Fragebögen verschickt. Von den 429 Rücksendungen konnte das BAG nach eigenen Angaben 394 Bögen auswerten. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht [2].
Laut BAG liegt das durchschnittliche Alter der Befragten bei 51 Jahren. Rund 57 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Zu den häufigsten der 47 genannten Symptome sollen Schlafstörungen (58 Prozent), Kopfschmerzen (41 Prozent), Nervosität/Stress (19 Prozent), Müdigkeit (18 Prozent) und Konzentrationsschwierigkeiten (16 Prozent) gehören. Ganze 74 Prozent der Studienteilnehmer führen die Beschwerden auf das Vorhandensein von Mobilfunkantennen zurück. 36 Prozent sehen ausserdem in Mobiltelefonen, 29 Prozent in schnurlosen Telefonen und 27 Prozent in Starkstromleitungen eine weitere Ursache für gesundheitliche Probleme. Auffallend ist, dass die Beschwerden in 90 Prozent der Fälle beim Eintreten in eine Zone mit Elektrosmog auftreten. Sobald die Personen das Feld verlassen, nehmen die Symptome wieder ab. Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) empfinden die gesundheitliche Beeinträchtigung durch die elektromagnetische Strahlung als schwer oder gar sehr schwer - eine beunruhigend hohe Zahl. Ganze zwei Drittel der Teilnehmer haben Massnahmen ergriffen, um ihre Leiden zu vermindern. Als wirksam sollen Netzfreischalter, Entfernen von Strahlungsquellen aus dem Haus und die Meidung von elektromagnetischen Feldern empfunden werden. Wenig gebracht haben hingegen Änderungen am Lebensstil, Abschirmung der Wohnung und komplementärmedizinische Behandlungen. Auch Kritik an den Behörden blieb nicht aus: 85 Prozent der Betroffenen sind damit unzufrieden, wie die Behörden auf Anfragen geantwortet haben.
Gemäss BAG sind die Ergebnisse der Studie mit ähnlichen Befragungen in Nachbarländern vergleichbar. Obwohl die genannten Leiden häufig vorkommen, könnten sie oft keiner bestimmten Ursache zugeordnet werden. Auffallend sei auch, dass sich trotz unterschiedlich starker Strahlungsquellen keine Unterschiede in der Verteilung der Beschwerden feststellen lassen. Das BAG sieht deshalb weitere Untersuchungen als notwendig an. Auch die Frage der Elektrosensibilität bedürfe zusätzlicher Abklärungen. Es sei weitgehend unbekannt, ob nur besonders empfindliche Menschen auf elektromagnetische Felder reagieren oder die ganze Bevölkerung. Das BAG gibt auch Fehler in ihrer Informationspolitik zu: Man wolle die Kritik der Befragten ernst nehmen und plane, die Leistungen im Bereich Information und Beratung zu verbessern. Bereits heute findet sich auf der Website des BAG eine eigene Rubrik zum Thema Strahlenschutz [3]. Sie bietet Informationen über Strahlungsarten, -Quellen und mögliche Gesundheitsrisiken. Auch Näheres zu gesetzlichen Strahlenschutzrichtlinien erfährt man hier. Die Seite wir laut BAG fortlaufend ausgebaut. Als nächstes seien etwa vertiefte Informationen der Ärzte zum Thema Elektrosensibilität geplant.
Betroffene können sich bei gesundheitlichen Fragen direkt an das BAG wenden. Auskünfte über nichtionisierende Strahlung gibt auch das BUWAL [4]. Weitere Adressen zum Thema Mobilfunk und zur rechtlichen Zuständigkeit finden sich in der BAG-Broschüre "Mobile Kommunikation" [5] bzw. auf der BUWAL-Site [6].
Seit November 2002 ist ausserdem die Ombudsstelle für Mobilkommunikation und Umwelt online [7]. Ihre Kompetenz liegt in der Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten zwischen Betroffenen und Telekommunikationsunternehmen. Neben den publizierten Kontaktmöglichkeiten ist die Site aber noch äusserst spärlich bestückt und liefert nur wenige Infos.
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