News 11.06.2002, 09:15 Uhr

Droht der Untergang der Kultur?

Es sieht ganz so aus, als seien die Tage des Rechts auf eine Sicherheitskopie von CD-ROMs und Tonträgern gezählt.
Bald könnten Anwender für etwas kriminalisiert werden, was bisher legal war: Das Recht, von Ton- und Datenträgern eine private Sicherheitskopie zu erstellen. Jedenfalls sind in der EU starke Bestrebungen im Gange, die Sichtweise der Industrie zu übernehmen, wonach jede Kopie ein Vergehen am Copyright des Urhebers, des Künstlers, darstellt. Auf einem von der EU-Präsidentschaft Spanien organisierten zweitägigen Seminar [8] wurde schon mal der Rhetorik-Hammer geschwungen: Das illegale Kopieren bedeute den Untergang der Kultur, jammerten die Industrievertreter und forderten unter anderem den Ausbau des Polizeiapparates.
Die EU hat bereits eine Richtlinie [9] erlassen, welche die einzelnen Länder nun umsetzen müssen - was sich zu guter Letzt auch auf die Schweiz auswirken dürfte. Faktisch geht es um die Abschaffung des Rechts auf eine Privatkopie. Mit einem Trick: Das Kopieren soll zwar erlaubt bleiben, das Knacken von Kopierschutz-Technologien aber verboten werden. Bereits formiert sich jenseits des Rheins der Widerstand: Auf der Protest-Site Rettet die Privatkopie! [1] gibts Infos und die Möglichkeit, an einer Online-Petition teilzunehmen. Rund ums Thema Kopierschutz dreht sich http://www.gegen-den-kopierschutz.de/ [2]. Hier gibt's News zum Thema und eine Anleitung zum Knacken von Audio-CDs, was allerdings den Austausch einer Windows-Systemdatei erfordert. Auf der britischen Website http://uk.eurorights.org/issues/cd/ [3] findet sich eine Liste mit geschützten CDs. Eine umfangreichere Datenbank betreut der Amerikaner Fat Chuck http://fatchucks.com/z3.cd.html.[4] Eine ähnliche Liste gibt's auch auf einer Boykott-Site gegen den US-Industrieverband RIAA
Wie man solche CDs dennoch kopiert, beschreiben beinahe alle Computerzeitschriften regelmässig, auch der PCtip, zuletzt in Nummer 04/2002. Daneben sind auch einige andere Anleitungen im Netz zu finden, etwa auf http://www.hg-pc.de/audio.htm [6], der Seite einer EDV-Firma.
Dass es auch anders geht, beweist Madonnas Plattenfirma Maverick. Sie stellt als Test eine ungeschützte "MP3-Single" von Sängerin Meshell Ndegeocello für 99 Cents auf MP3.com [7] und anderen Sites zum Download zur Verfügung. Derweil will die US-Filmindustrie laut einem neuen Strategiepapier auch das analoge Loch stopfen: Die Aufnahme des Abspielsignals soll ebenso verunmöglicht werden wie das direkte, digitale Kopieren. Das würde Gnutella & Co. mit einem Schlag leer fegen.



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