Kommentar 04.05.2007, 10:30 Uhr

Das Freitagsbit: Schreiben ist geil

Die WWKolumne
Manchmal fühle ich mich echt zu alt für diese Welt. Da fliegen Pflastersteine in Zürich wie Maikäfer und mittendrin sind Eltern, ihr Kind an einer Hand, die Handy-Kamera hochgereckt wie die Fackel der Freiheitsstatue in der anderen. Einfach geil sowas.
Frank A. Meyer, der berühmte Journalist, ist älter als ich. Er muss echt leiden. Der arme Knut ist zum Gegenstand von Moorhuhn-ähnlichen Games geworden. Tötet Knut! Mit der Maus im Browser. Zuviel für Frank A. Meyer. Am Bildschirm im Spielzimmer würden Mord und Totschlag, Kampf und Krieg herrschen, schlussfolgert er - nach einem gedanklichen Umweg über das Universitätsmassaker - in seiner Kolumne im letzten Sonntagsblick [1] aus dem virtuellen Schicksal von Knut.
Blöd nur, dass das Game [2] inzwischen vom Netz genommen wurde. Die Betreiber der Site wurden von Tierlifreunden massiv bedroht. Es gilt halt auch im Internetzeitalter die bereits seit frühesten Hollywoodtagen bekannte alte Regel, dass man eher ungestraft einem Menschen den Kopf abhackt als ein Kaninchen ausweidet. Oder sich über einen nervigen Knut-Eisbären-Hype lustig macht.
Was mich nervt, ist nicht die zum wiederholten Male geäusserte These, Gewalt im Spiel verführe die Jugendlichen dazu, dies auch in der Realität "auszuprobieren". Sondern die subtile Aggression dahinter, die Kinder seien die Laborratten der Unterhaltungsindustrie. Welch ein Menschenbild!
Es ist Gewalt.



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