Kommentar
13.04.2007, 08:00 Uhr
Das Freitagsbit: Sex, Geld und ein zweiter Sinn
Die WWKolumne
So muss sich ein Fetischist unter Schaufensterpuppen fühlen. Im Second Life erlebt man erregende Momente mit Material, das einem Menschen gleicht. Obwohl die Grafik alles andere als zeitgemäss ist und zwischendurch immer wieder ruckelt: Das Leben ist nett im Second Life. Nett und langweilig.
Vielleicht ist die Welt ein Vorläufer des 3D-Internets. Wie einst Compuserve oder AOL dem Internet den Weg bereiteten. Mag sein. Vielleichts ists auch bloss ein Hype. Ein Ort für Glücksritter. Die Erfolgsgeschichten aus dem zweiten Leben - etwa diejenige der virtuellen Immobilienspekulantin Anshe Chung - erinnern mich an die Reichtumsversprechen von Schneeballsystemen. Auch Experten glauben, es handle sich um ein Geldumverteilungssystem, das nur die Verlierer des ersten Wirtschaftssystems anzieht.
Solche, die im richtigen Leben zu kurz kommen. In Second Life geht es zum Beispiel auch um Sex. Die rammelnden Pixel bringen mich auf die Idee, was Second Life wirklich ist. Kein neues Utopia, keine bessere Welt, sondern bloss ein Spiegel unseres Seins. Es scheint für viele Menschen derart sinnentleert, dass sie ihn im Pixelleben vermuten. Und dort auch nicht finden werden. Das zweite Leben steckt nämlich in unseren Köpfen und Herzen.
Vielleicht ists aber auch bloss eine Parodie und die Götter der Lindenlabs fahren irgendwann grinsend die Server herunter. Sobald sie genug verdient haben, um sich eine echte Insel zu kaufen.
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