News 04.01.2016, 13:00 Uhr

Smarte Computer: 280'000 Schweizer Bürojobs bedroht

Machine Learning, smarte Algorithmen, Supercomputer - in den nächsten Jahren geht es auch den Kopfarbeitern an den Kragen.
In den letzten Jahrzehnten haben Roboter und intelligente Maschinen Muskelkraft ersetzt. Jetzt aber geht es auch den gut qualifizierten Kopfarbeitern an den Kragen. Kaufmännische Angestellte müssen mit einer Wahrscheinlichkeit von 96 Prozent damit rechnen, in den nächsten Jahren von Kollege Computer ersetzt zu werden, prognostiziert die Universität Oxford. In der Schweiz wären 284'000 Erwerbstätige davon betroffen.
Noch härter trifft es die Kassiererinnen und Kassierer im Einzelhandel, und natürlich die Taxifahrer. Gut möglich, dass es diese Berufe in einigen Jahren gar nicht mehr gibt. Aber auch die 48'000 Schweizer Buchhalter müssen mit scharfem Gegenwind rechnen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 94 Prozent werden ihre Jobs in absehbarer Zukunft wegautomatisiert. Sehr sicher sind dagegen sind die Arbeitsplätze von Friseuren, Erziehern, Anwälten, Architekten, Ärzten und Krankenschwestern
Kassiererin Detailhandel 98% 14'000
Kaufmännische Angestellte 96% 284'000
Metzger 96% 11'000
Empfangspersonal 96% 11'000
Postangestellte 95% 11'000
Buchhalter 94% 48'000
Laborant 90% 15'000
Chauffeur 89% 26'000
Bauern 87% 63'000
Lagerist/Magaziner 85% 32'000
Elektromonteur 81% 40'000
Lastwagenfahrer 79% 21'000
Bauarbeiter 71% 83'000
Hauswart 66% 113'000
Coiffeur/Kosmetikerin 11% 35'000
Erzieher 8% 28'000
Informatiker 4% 57'000
Anwalt 4% 14'000
Arzt/Physiotherapeut 2% 64'000
Krankenschwester 1% 80'000
Kassiererin Detailhandel 98% 14'000
Kaufmännische Angestellte 96% 284'000
Metzger 96% 11'000
Empfangspersonal 96% 11'000
Postangestellte 95% 11'000
Buchhalter 94% 48'000
Laborant 90% 15'000
Chauffeur 89% 26'000
Bauern 87% 63'000
Lagerist/Magaziner 85% 32'000
Elektromonteur 81% 40'000
Lastwagenfahrer 79% 21'000
Bauarbeiter 71% 83'000
Hauswart 66% 113'000
Coiffeur/Kosmetikerin 11% 35'000
Erzieher 8% 28'000
Informatiker 4% 57'000
Anwalt 4% 14'000
Arzt/Physiotherapeut 2% 64'000
Krankenschwester 1% 80'000
(Quelle: University of Oxford/Schweizer Berufsnomenklatur)
Technologietrends wie Machine Learning, Data Analytics und Robotik führen dazu, dass auch anspruchsvolle Arbeiten, die bislang von Menschen verrichtet wurden, nun von Maschinen erledigt werden können. Die werden nicht müde, sind nie unkonzentriert und falls erforderlich 24 Stunden am Tag im Einsatz. Die NZZ hat eine Liste von Technologietrends zusammengestellt, die die Arbeitswelt auch in der Schweiz total umkrempeln könnten:
  • Roboter-Kollegen: Baxter von Rethink Robotics und Yumi von ABB arbeiten eng mit Menschen zusammen, lernen sogar von ihnen. Die Basisversion von Baxter kostet 32'000 US-Dollar, wäre also auch für KMU eine erwägenswerte Investition.
  • Datenanalyse: IBMs Intelligenzmaschine Watson analysiert Sprache, Bilder, Studien, Mails und Gesundheitsdaten. Der Rückversicherer Swiss Re setzt Watson ein, um Risiken einzuschätzen und Schäden zu beurteilen. Ärzte unterstützt die smarte Maschine, indem sie die Krankenhistorien tausender von Patienten auswertet und dann auf Basis von Genom-Analysen die erfolgversprechendste Therapie vorschlägt.
  • Maschinelles Lernen: Alle grossen IT-Konzerne wie Microsoft, IBM, SAP und Oracle forschen daran und können bereits Ergebnisse vorweisen. Computer sind heute lernfähig. Sie finden Muster in unstrukturierten Datenbeständen, stellen selbstständig Regeln auf und programmieren sich dadurch praktisch selbst. Experten schätzen, dass 80 Prozent der PC-Tätigkeiten von intelligenter Software erledigt werden könnte. Für den Menschen blieben die restlichen 20 Prozent.
  • Uber-App: Das Uber- und Airnbnb-Paradigma wird Schule machen, auch in Unternehmen. Der CEO oder CIO schreibt Aufträge über eine App aus. Interne und externe Mitarbeiter können sich darauf bewerben. Das mittlere Management wird überflüssig.
Relativ sicher sind Arbeitsplätze, bei denen zwischenmenschliche Beziehungen - zum Beispiel zum Kunden -  und Kreativität eine wichtige Rolle spielen. Aber auch dort hat die Digitalisierung bereits zugeschlagen. Roboter beraten zwar nicht in Reisebüros bei der Urlaubsplanung. Trotzdem buchen viele Kunden die schönsten Wochen des Jahres heute online.
Erik Brynjolfsson vom MIT in Boston begleitet den Trend zu immer höherer Digitalisierung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich sehe viel Spannungspotenzial", sagte Brynjolfsson im Interview mit der NZZ. Eines der traurigsten Dinge sei, dass der Reichtum zu immer weniger Menschen gehe (der Medianlohn heute ist niedriger als noch vor 20 Jahren). Eine konzentriertere Vermögensverteilung sei aber ein sehr schlechtes Zeichen, und viele frustrierte Menschen suchten nach Sündenböcken, seien das nun Ausländer oder Roboter.
Die Schweiz ist für den MIT-Professor weltweit jedoch eines der am besten vorbereiteten Länder, wegen ihres Reichtums, ihrerr sehr gut ausgebildeten Bevölkerung und einer starken Demokratie. Ausserdem habe die Schweiz bereits einige innovative Ideen wie das bedingungslose Grundeinkommen ins Auge gefasst, das in den nächsten 10 bis 20 Jahren helfen könnte, die sozialen Folgen der Digitalisierung abzufedern.

Michael Kurzidim
Autor(in) Michael Kurzidim



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.