Personalisierte Werbung 15.06.2022, 09:17 Uhr

Bundeskartellamt leitet Untersuchung gegen Werbe-Tracking-Stopper von Apple ein

Das deutsche Bundeskartellamt prüft in einer Untersuchung, ob die Anti-Tracking-Regelungen von Apple die eigenen Angebote bevorzugt behandeln oder andere Unternehmen behindern könnten. Der Konzern wies die Vorwürfe zurück.
(Quelle: Shutterstock/BigTunaOnline)
Das Bundeskartellamt hat eine Untersuchung gegen die Anti-Tracking-Regelungen von Apple eingeleitet. Das teilte die Behörde am Dienstag mit. Dabei steht die Art und Weise im Fokus, wie Apple seinen Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, das Nachverfolgen ihres Verhaltens quer über verschiedene Apps und Websites zu stoppen. Das Bundeskartellamt will nun untersuchen, ob die Regelungen die eigenen Angebote von Apple bevorzugt behandeln oder andere Unternehmen behindern könnten. Der Konzern wies die Vorwürfe zurück.

Proteste der werbetreibenden Industrie

Die im Sommer 2020 angekündigte Funktion «App Tracking Transparency» (ATT) war nach lautstarken Protesten der werbetreibenden Industrie im April 2021 beim iPhone, iPad und der Settopbox Apple TV eingeführt worden. Konzerne wie Meta (Facebook, Instagram und WhatsApp), die stark von Werbeeinnahmen abhängig sind, beklagten sich, dass sie ohne Tracking nicht mehr zielgenau Werbung ausspielen könnten und grosse Einnahmeverluste hinnehmen müssten.
In Deutschland reichten Spitzenverbände der Medien-, Internet- und Werbewirtschaft noch im April 2021 eine Beschwerde gegen Apple beim Bundeskartellamt ein. Sie machten geltend, dass das Unternehmen mit ATT seine Marktmacht missbrauche und gegen Kartellrecht verstosse.
Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sagte, man begrüsse datenschonende Geschäftsmodelle, die den Nutzern Wahlmöglichkeiten über die Verwendung ihrer Daten einräumten. «Ein Konzern wie Apple, der die Regeln in seinem Ökosystem und speziell im App Store einseitig festlegen kann, sollte diese aber wettbewerbskonform gestalten.» Daran bestünden begründete Zweifel, wenn Apple Regeln für Dritte festlege, die aber ausgerechnet für Apple nicht gelten sollten.
Der Behördenchef sagte, die Nutzer könnten in den Einstellungen zwar auch gegenüber Apple die Verwendung ihrer Daten im Hinblick auf deren Nutzung für personalisierte Werbung einschränken. Allerdings unterliege Apple – so der vorläufige Stand – nicht den neuen und zusätzlichen ATT-Regelungen.

Datenschutzkonzept ATT

Apple erklärte, das Datenschutzkonzept ATT gebe den Nutzerinnen und Nutzern die Wahl zu entscheiden, ob Apps sie tracken oder ihre Informationen an Dritte weitergeben dürfen oder nicht. «ATT hindert die Unternehmen nicht daran, Werbung zu schalten, und sie schränkt auch nicht die Verwendung der Daten ein, die sie von den Nutzerinnen und Nutzern mit deren Zustimmung erhalten.»
Diese Regeln gelten nach Angaben von Apple für alle Entwickler, einschliesslich Apple. Ein Firmensprecher verwies gleichzeitig auf die starke Zustimmung, die Apple von Behörden und Datenschützern für diese Funktion erhalten habe. «Apple hält sich an einen höheren Datenschutzstandard als fast jedes andere Unternehmen, indem es den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, ob sie personalisierte Werbung wünschen oder nicht.» Apple werde weiterhin konstruktiv mit dem Bundeskartellamt zusammenarbeiten, um alle Fragen zu klären.


Kommentare
Avatar
Tman64
16.06.2022
Automatisch erstellter Thread für Kommentare zum Thema. Wer braucht schon personalisierte, Werbung? Was ich im Netz suche, ist eine Momentaufnahme, wo mir anschliessend als personalisierte Werbung aufgedrängt wird. Hhmm.. Obwohl das gesuchte bereits meins ist. WTF.. ich habe das Produkt doch schon! Was Apple hier anbietet, hätte zum Schutz des Konsumenten, schon lange per Gesetz eingeführt werden sollen. Wo bleibt das EU Parlament mit diesem zukunftsweisenden Vorstoss, dass durch Vertragsbindung, auch für die Schweiz zugute käme?! Doch hier scheint das Geld (Wirtschaft als Vorwand) wie so oft gewichtiger zu sein..

Avatar
Klaus Zellweger
16.06.2022
@Tman64: Google bezahlt Apple zwischen 10 Mia. und 15 Mia. Dollar pro Jahr, nur damit Google die voreingestellte Suchmaschine bleibt – nichts weiter. Das lässt sich jederzeit in den Einstellungen von Safari ändern, zum Beispiel auf DuckDuckGo. Aber die Umsätze durch personalisierte Anzeigen in der Suchmaschine sind offenbar sehr, sehr lukrativ. Facebook wiederum beklagt, dass letztes Jahr Werbeumsätze in der Höhe von ca. 10 Mia. Dollar (!) weggebrochen sind, weil Apple die “App Tracking Transparency” einführte – einfach deshalb, weil die Nutzer nicht mehr getrackt und deshalb nicht mehr individuell angesprochen werden können. Personalisierte Werbung ist also ein Verkaufsschlager – erst recht auf den Geräten der Apple-Anwender, die als eher “ausgabefreudig” gelten.

Avatar
Tman64
16.06.2022
Das ist mir natürlich auch klar, schliesslich wird mit allen Daten der Nutzer gehandelt und Geld gemacht. Ich habe mich auch immer geweigert in irgend einer Form für das Netz und für deren profitöre Gläsern zu werden. Deshalb bediene ich mich für den PC die gängigsten verschleierungs.- und ID-verfolgungs Tools. Sei es als VPN und Browser Plugin, wie weitere die im beschränktem Masse auch für Smartphones oder Tablets zu Verfügung stehen. Ganz verhindern kann man dies zwar nicht, doch immerhin erschweren. Danke für dein Feedback und den dazu erbrachten Informationen.