News 06.04.2018, 08:27 Uhr

Facebook-Datenskandal: Warum auch Schweizer betroffen sein könnten

In der Schweiz sollen nach einer Hochrechnung von Facebook bis zu 29'198 Nutzer vom Datenschlamassel um Cambridge Analytica betroffen sein.
Erst kürzlich hat Facebook seine Prognosen bei dem Daten-Super-Gau von Cambridge Analytica nach oben korrigiert. Die meisten Betroffenen (70,6 Mio.) leben in den USA. Nun rechnete ein Facebook-Sprecher gegenüber dem «Blick» hoch, dass es auch in der Schweiz maximal 29'198 betroffene Facebook-Nutzer sein könnten. In Deutschland könnten es gegen 300'000 Nutzer sein, von denen Daten abgesaugt wurden.

Warum es zu dem Datendebakel kam

Im März 2018 wurde durch den Whistleblower Christopher Wylie bekannt, dass eine Firma mit Sitz in England über eine App zu wissenschaftlichen Zwecken 320'000 Persönlichkeitstests mit amerikanischen Facebook-Nutzern durchgeführt hatte (PCtipp berichtete). Der Initiator, Professor Aleksandr Kogan von der Cambridge-Universität, habe dafür von den Mitgliedern des sozialen Netzwerks jeweils am Ende der Umfrage die Erlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten. Die insgesamt über 80 Millionen Datensätze, für deren Erstellung der Datenanalysekonzern Cambridge Analytica etwa eine Million Dollar zur Verfügung gestellt hatte, bildeten die Grundlage zur Einflussnahme in US-Wahlkämpfen. 

Warum auch Schweizer betroffen sind

In der Schweiz und in Deutschland dürften vor allem Facebook-Nutzer betroffen sein, die viele Facebook-Freunde aus den USA haben. Denn, wenn nur ein einziger Kontakt den Persönlichkeitstest der ominösen App durchgeführt hat, konnte die App auf Dutzende oder gar Hunderte Profile von Facebook-Freunden zugreifen. Zuletzt räumte Facebook ein, die Sache verschlafen zu haben und es in Zukunft besser machen zu wollen.
Kommentar des Autors (Simon Gröflin): Braucht es immer erst einen Skandal?
Simon Gröflin
Quelle: NMGZ
Wir stehen erst am Anfang einer bedenklichen Entwicklung, die jetzt noch kontrolliert werden kann. Eine künstliche Intelligenz wird sich vielleicht eines Tages nicht mehr kontrollieren lassen. Ob Apple oder Facebook: Die Abhängigkeit von diesen Konzernen ist grenzenlos. Der aktuelle Fall zeigt, dass Massenmanipulation anhand von gesammelten Daten in greifbare Nähe rückt. Den «Produkten», also den Nutzern von Facebook, bleibt also einmal mehr nur, sich selber zu schützen. Oder um es auf den Punkt zu bringen, gibt es nur zwei Optionen: Entweder man nutzt keine sozialen Netzwerke oder man hinterlässt möglichst gar keine persönlichen Datenspuren. Das fängt schon bei den Profilinformationen an. Aus Geburtsdatum, Alter, Wohnort, GPS-Daten und sämtlichen hochgeladenen Bilder können Facebook und andere Teilnehmer Rückschlüsse aus dem Interaktionsverhalten der Nutzer ziehen. Darüber hinaus sollten man mit keinen Wettbewerben und Webdiensten interagieren, die ihrerseits wieder App-Verknüpfungen anlegen können.
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So stoppen Sie den Facebook-Datenabfluss 

Autor(in) Simon Gröflin



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