News 15.04.2015, 12:02 Uhr

ETH arbeitet an Päckli-Drohne

Das Institut für Informatik der ETH Zürich arbeitet an einer Drohne. Diese soll dereinst die Post ausliefern. Noch ist es aber nicht soweit.
«Eminem» heisst die jüngste Neuentwicklung von Robotikprofessor Davide Scaramuzza und seinem Team. Eminem ist die Schweizer Version einer Drohne, wie sie sich bereits in anderen Ländern in der Entwicklung befindet. Genau wie die anderen sieht der Plan auch hier vor, dass die fertige Drohne Pakete an Postkunden ausliefern soll.
Dabei ist Scaramuzza nun ein wichtiger Entwicklungsschritt gelungen: Die Drohne enthält ein Notfallsystem. Prallt sie beispielsweise auf ein Hindernis, versucht sie, auf die Flugroute zurückzukehren. Funktioniert dies nicht, kann sie selbstständig eine Notlandung einleiten. Dies sei eine Grundbedingung für den Lieferdienst, teilt Scaramuzza mit.
Die ETH-Drohe soll für Paketdienste eingesetzt werden
Im Gegensatz zu den meisten anderen Drohnen navigiert Eminem mittels einer Kamera statt per GPS. Denn dieses sei gerade in urbanen Regionen instabil. Neben der Kamera ist auch ein Beschleunigungssensor und ein sogenanntes Gyroskop eingebaut, eine Art künstliches Gleichgewichtsorgan, das diese Fähigkeiten möglich macht. Der Beschleunigungssensor meldet ungewöhnliche Fluglagen, das Gyroskop versucht, diese zu korrigieren. Da sämtliche Komponenten, auch ein zentrales Rechenmodul, in der Drohne enthalten ist, benötigt die Drohne keinen Computer zum Datenaustausch. Sie ist total autonom. 

Schweizer Post will Drohnen testen

Neben Onlinehändlern, wie Amazon oder Google, verfolgt auch die Schweizer Post die Entwicklung der Drohnen. Gemäss Bernhard Bürki plane die Post noch dieses Jahr erste Pilotversuche. Interessant seien diese Drohnen vor allem für Schweizer Randgebiete oder für die innerbetriebliche Logistik. 
Laut Scaramuzza sei der alltägliche Einsatz von Paket-Drohnen aber noch nicht in Sichtweite. Neben zu klärenden Sicherheitsfragen sei Eminem auch technisch noch nicht bereit: Momentan reicht die Energie nur für einen 15-Minuten-Flug. 



Kommentare
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Kovu
15.04.2015
Naja... auch das Personal welches früher die Telefonverbindungen gestöpselt hat wurde im Laufe der Entwicklung durch Maschinen ersetzt. Auch wenn es in vielerlei Hinsicht eine unbequeme Erkenntnis ist: aber technischer Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Wenn dem so wäre würden wir heute wohl kaum Auto fahren oder fliegen, geschweige denn uns auf einem Internet-Forum über eine solche Thematik unterhalten ;) Im Grunde bleibt uns nur eines: mit der Zeit gehen. Wer stehen bleibt hat früher oder später verloren.

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Katharina B.
16.04.2015
...Im Grunde bleibt uns nur eines: mit der Zeit gehen. Wer stehen bleibt hat früher oder später verloren. Ausser, dass es diesmal sehr anders ist, dass die meisten die fundamentalen Aenderungen nicht wahrnehmen und den sozialen Zündstoff nicht erkennen. 'Humans need not apply' https://www.youtube.com/watch?v=7Pq-S557XQU Ein Trend, der hier ist, nicht Science Fiction. 45% aller Arbeitsplätze sind in der Logistik - ein Bereich, wo autonome Bots schon Realität sind.

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Midori
17.04.2015
Das Zustellpersonal wird sich ganz bestimmt über eine solche Entlastung freuen... Die nicht, aber ich als Ingenieur. Ausser, dass es diesmal sehr anders ist Das glaube ich nicht. Man denkt jedes Mal, es sei anders als alle Male zuvor. Egal ob es um Kriege oder gesellschaftliche Veränderungen geht. Natürlich gibt es sozialen Zündstoff und das sollte bei jeder Entwicklung auch berücksichtigt werden. Es wurde bei der Industrialisierung nicht berücksichtigt und es kam zu sozialistischen Bewegungen, die sich vielfach durchsetzen konnten (ich spreche von Westeuropa). Berücksichtigt man dies diesmal wieder nicht, wird es vermutlich wieder zu Unruhen kommen. Doch dies, denke ich, erfordert gegenseitiges Verständnis für beide Positionen: für den Ingenieur, der der Gesellschaft (als ganzes) etwas Gutes tun will, und den Handwerker, der unter dieser Tat leidet. Eine festgefahrene, einseitige Meinung wie von euch beiden ist schon mal eine ungünstige Voraussetzung. Meine Ansicht.

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Katharina B.
17.04.2015
... Eine festgefahrene, einseitige Meinung wie von euch beiden ist schon mal eine ungünstige Voraussetzung. Meine Ansicht. ich finde es eine Unterstellung, den Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz und Robotik mit Kritik zu begegnen als festgefahrene, einseitige Meinung zu taxieren. Hast Du den Videolink angeschaut? Dieser erklärt kurz und prägnant warum es um mehr geht als nur eine weitere industrielle Revolution. Leider nicht in deutsch verfügbar. Auch die Videos der Fachleute der ETH, die das Thema kritisch beleuchten, sind auf englisch. Es geht darum, dass wir gar nicht verstehen und abschätzen können, wie ein selbstlernender (machine learning, deep learning) mustererkennender Algorithmus, der zudem vernetzt ist und damit auf grosse Datenbestände (Stichwort Big Data) schneller zugreifen kann, und Datenvolumen weit grösseren Ausmasses verarbeiten kann als ein menschliches Gehirn, sich entwickeln wird, wenn dieser Algorithmus autonom agieren kann (e.g. Dronen können das). Es geht darum, die Entwicklung vorsichtig voranzutreiben, und zwingend Schritte, wo eine Risikoabschätzung noch nicht machbar ist, erst dann zu tun, wenn eine Abschätzung plausibel wird. das ist das eine. Das andere: Was geschieht, wenn mindestens 45% der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne eigenen Fehler gar nicht mehr einstellbar ist und die Aussicht auf bessere Jobs (mit bessere Ausbildung) nicht mehr besteht, wenn es schon heute so ist, dass die Fussarbeit von Juristen, Allgemeinpraktikern, Börsenhändlern und Softwareingenieuren durch solche Algorithem besser gelöst sind? Das ist der grosse Unterschied. In keiner der vorangegangenen technologischen Quantensprüngen wurde eine künstliche Intelligenz geschaffen. Als Hinweis darauf, wo wir technisch stehen und wie nahe wir der Singularität sind, dieses Video: http://digg.com/video/the-dawn-of-killer-robots?utm_source=digg&utm_medium=twitter Es zeigt auch, wie eingelullt wird, etwa dass autonome Bots nie bewaffnet würden (Aussage Darpa). Das ist schon geschehen.

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Masche
18.04.2015
Die nicht, aber ich als Ingenieur. Als wissenschaftlich Denkender, der redlich darum bemüht ist, Probleme gesamtheitlich zu betrachten, sehe ich das etwas differenzierter. Nicht alles, was technisch möglich ist, macht auch wirklich Sinn, im Sinne von Befriedigung eines Bedürfnisses oder Durchführbarkeit. Oft scheitern offenbar geniale Ideen an der Realität. Seit meiner schon einige Jahrzehnte zurück liegenden Jugendzeit habe ich mich mit solchen technischen Zukunftsprognosen beschäftigt. Vieles, was man damals als erstrebenswert betrachtet hat (Beispiel Geruchsfernsehen), sind daran gescheitert, dass das Bedürfnis kleiner war als der Aufwand, es zu realisieren. Trotzdem stehe ich Forschungsarbeiten an solchen Visionen positiv gegenüber, da dabei oft etwas Brauchbares abfällt, woran man gar nicht gedacht hat. So habe ich keine Einwände dagegen, wenn an solchen Drohnen geforscht wird, wenn ich auch etwas das Gefühl habe, einer mache es dem anderen nach. Erst vor Kurzem wurde nämlich über ein ähnliches Projekt in Australien berichtet und offensichtlich haben auch Firmen wie Google und Amazon ein Interesse daran. Wer will da nicht versuchen, sich einen Teil des Kuchens zu sichern. Realistisch betrachtet muss man aber schon Bedenken über den Erfolg haben, nur schon wenn man die Dimensionen betrachtet. Die Schweizer Post befördert pro Jahr über 100 Millionen Pakete (alleine über 10'000 pro Tag davon der Schrei-vor-Glück-Versand), was etwa 400'000 Pakete pro Werktag sind. Jedes dieser Pakete müsste mit seiner Drohne zum Empfänger (und leer zurück) geflogen werden, was einen enormen zusätzlichen Flugverkehr in der Luft erzeugen würde. Daneben gibt es eine Unzahl von Problemen zu lösen, um eine reibungslose Auslieferung zu gewährleisten. Das beginnt schon mit dem Auslieferungstermin. Da die Flugdauer begrenzt ist, woran sich auch in Zukunft nichts Wesentliches ändern wird, schon auch aus wirtschaftlichen Gründen, muss die Übergabe des Paktes peinlich genau organisiert werden, da der Empfänger das Paket ja irgendwie entgegen nehmen muss, speziell bei eingeschriebenen Paketen. Ich freue mich schon darauf, wie die Drohne bei einem Mehrfamilienhaus nach dem richtigen Klingelknopf sucht. Während der Pöstler bei Abwesenheit des Empfängers das Paket einfach ins Ablagefach des Briefkastens legen kann, ist das für Drohnen gar nicht so einfach, trotz aller künstlichen Intelligenz. Wahrscheinlich müssen dann alle Briefkästen auf Kosten der Kunden Drohnen-tauglich gemacht werden. Ein weiteres Problem sehe ich bei der Sicherheit. Die Drohnen sind, verglichen mit der Auslieferung durch den Pöstler, viel anfälliger für Diebstahl, da sie sich ja kaum dagegen wehren können. Der kriminellen Phantasie, solche Drohnen vom Himmel zu pflücken, um an die Pakete zu kommen, sind keine Grenzen gesetzt. Auch die rechtlichen und haftungsrechtlichen Fragen müssen gelöst werden. Wer haftet, wenn eine Drohne nicht am Ziel ankommt? Wenn im Artikel steht "Prallt sie beispielsweise auf ein Hindernis, versucht sie, auf die Flugroute zurückzukehren", so ist das, falls dabei ein Schaden verursacht wurde, rechtlich Unfallflucht. Andererseits sehe ich schon Anwendungsbereiche, wo solche Lieferungen mit Drohnen durchaus Sinn machen könnten. Ein Beispiel sind Transporte von Blutproben von Arztpraxen zu Laboratorien, wo der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt, das zu transportierende Gewicht minimal ist und der Wert der Ladung einen Diebstahl kaum interessant machen würde. Dabei könnten standardisierte Transportboxen eingesetzt werden und damit, verbunden mit einer speziellen Lande-, Lade- und Umladestation beim Arzt, wären auch die logistischen Problem vergleichbar einfach zu lösen.

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Midori
18.04.2015
Hm OK, ich denke wir reden alle ein wenig von etwas anderem. Ich bezog mich im Grunde auf eine generelle Einstellung zu neuen Entwicklungen (daher habe ich mir die Unterstellung erlaubt). Und darauf, dass ich es nicht zielführend finde, sich bei so etwas gleich mit dem "Standardargument" ("vernichtet Arbeitsplätze") quer zu stellen. Das Video fand ich daher an dieser Stelle eher unpassend/übertrieben (ja, ich habe es geschaut und verstanden). Denn darin wird v. a. darauf verwiesen, dass uns in Zukunft geistige Arbeit abgenommen werden wird. (Was daran generell schlecht ist, wie im Antwortvideo angesprochen wird, sei dahingestellt.) Päckli austragen erachte ich aber eher als mechanische denn als geistige Arbeit (no offense), im Gegensatz zum Sortieren von Päckli, was schon lange automatisch geschieht. Dazu kommt unsere Gesellschaftsstruktur, die geradezu danach schreit, die Lücken durch ausländische Arbeitskräfte oder Automation (bzw. beidem) zu füllen. Daher halte ich Entwicklungen auf dieser Ebene nicht bloss für toll oder sinnvoll, sondern geradezu für notwendig, um unseren Wohlstand aufrecht zu erhalten. Wie weit wir hierbei mit künstlicher Intelligenz gehen, ist sicherlich eine heikle Frage, mit der ich mich noch nicht wirklich tiefgründig auseinandergesetzt habe; das Video öffnet hierbei sicherlich die Augen. Kann hierbei nur die Robotergesetze von Asimov erwähnen, die für mich bisher stimmig erscheinen und deren Einbau in die KI daher wichtig scheint. Ob nun Päckli-Drohnen als solche Sinn machen und wie die ganzen Fragen/Probleme, die drumherum entstehen, zu lösen sind, bleibt ebenfalls zu klären. Im Extremfall braucht es keine Post mehr, weil jedes Unternehmen Drohnen beschafft, welche 24/7 in der Luft sind; es wäre eine völlig neue Art der Logistik.