News 05.09.2013, 08:25 Uhr

Swiss ICT Academy startet mit Verzögerung

Ein Pilotprojekt von Swiss ICT Berufsbildung und verschiedenen Ausbildungsstätten soll künftige Fachkräfte umschulen. Wegen zu wenigen Teilnehmern musste der Kursstart allerdings verschoben werden.
Weil es zu wenige Fachkräfte gibt, sind Unternehmen immer mehr auf Quereinsteiger angewiesen. Um diese auszubilden, fehlt allerdings Zeit, Geld oder Weitsicht. Das zeigt auch ein Beitrag in der aktuellen Computerworld-Spezialausgabe «Top 500» (hier bestellen), der den ICT-Unternehmen zwar einiges an gutem Willen, aber wenige echte Lösungen attestiert. 
Einen Lösungsansatz hat dafür der Branchenverband ICT Berufsbildung in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungscenter (Bbc), der Groupement Romand de l'informatique (GRI) und dem Zürcher Lehrbetriebsverband ICT (ZLI) entwickelt: Im letzten Herbst wurde die Swiss ICT Academy ins Leben gerufen, die Berufsumsteiger in die IT locken soll. Das Ausbildungskonzept sieht vor, dass interessierte Personen aus drei Fachrichtungen (Applikationsentwicklung, System- und Netzwerktechnik sowie Mediamatik) auswählen und sich zum Swiss ICT Assistant ausbilden lassen können. Es gibt zwei Lehrgänge (Basic und Advanced), beide dauern jeweils sechs Monate und umfassen sechs Module, die berufsbegleitend absolviert werden. Der Lehrgang wird je zur Hälfte durch Präsenzpflicht und zur Hälfte im Selbststudium absolviert. Danach sind die Absolventen noch keine ausgebildeten Informatiker, aber der «Advanced»-Lehrgang vermittelt gemäss Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT Berufsbildung Schweiz, immerhin die Hälfte der IT-Kompetenz eines EFZ-Abgängers nach vier Jahren. 
Der Kursstart musste allerdings bereits auf Februar 2014 verschoben werden, es gab zu wenige Interessenten. Schuld daran waren fehlendes Marketing und Zeit, wobei vor allem bei Ersterem auch die Unternehmen in die Pflicht genommen werden müssen. Das will Aebischer aber nicht gelten lassen: «Unternehmen denken weniger langfristig als der Verband», sagt er. «Wir müssen darum mit gutem Beispiel vorangehen.» 
«Hauptsache, das Projekt kann starten»
So, wie es auch der ZLI macht. Geschäftsführerin Barbara Jasch ist überzeugt, dass im zweiten Anlauf die ersten Kurse starten werden: «Wir werden einen Kurs Systemtechniker anbieten können.» Momentan haben sich dafür zehn Personen angemeldet, an Infoveranstaltungen sollen weitere gewonnen werden. Wie es der Zufall will, hat das Bbc in Bern zu wenige Interessenten für den Systemtechnikkurs, dafür kann dort scheinbar der Applikationsentwickler und der Mediamatiker durchgeführt werden. Um die Kurse vollzukriegen, hoffen die Ausbildungsstätten, sich gegenseitig Interessenten zuschanzen zu können. Dies braucht aber das Einverständnis der Teilnehmer, die für einen Kurs 3600 Franken bezahlen müssen. Notfalls sind sich ZLI und ICT Berufsbildung Schweiz einig, die Kurse auch nicht-kostendeckend anzubieten. «Hauptsache, das Projekt kann starten», heisst es unisono. 
Aber bringt dieser Kurs den Teilnehmern überhaupt etwas? Eidgenössisch anerkannt ist er jedenfalls nicht. Der Swiss ICT Assistant sei darum auch nur eine Basis, sagt Jasch. Es sei schon geplant, dass die Absolventen später ein Fähigkeitszeugnis erlangen. Bei dieser Ausbildung gehe es darum, dass die Teilnehmer in der Lage sind, anschliessend «niederschwellige» ICT-Arbeiten erledigen zu können. Wer mehr will, muss sich weiterbilden.
Bleibt die Frage, ob sich die Unternehmen darauf einlassen. Denn damit steht und fällt das Konzept. Dass viele Firmen momentan eher in der Spitze suchen, kommt der Swiss ICT Academy dabei nicht unbedingt gelegen. Der Leidensdruck bei den IT-Unternehmen scheint noch zu wenig gross, als dass im Moment eine Solidaritätsbewegung durch die Firmen schwappt und Menschen eine Chance gegeben wird, in die noch investiert werden muss.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



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