Kommentar
26.07.2002, 13:15 Uhr
Das Freitagsbit: UMTS oh Weh!
Die WWKolumne
Der UMTS-Wahn hat also sein erstes Opfer gefordert. Die spanische Telefonica hat auch in der Schweiz ihre Aktivitäten eingefroren, ein Mobilfunknetz der dritten Generation aufzustellen. Grund: Die Rentabilität ist derzeit nicht gegeben. Oh Weh!
Man hat es doch kommen sehen. Für Unsummen hatten europaweit die Telefonfirmen UMTS-Lizenzen ersteigert, der Staat tat sich gütlich an der Euphorie der Firmen, das ultimative, multimediale Handynetz aufzustellen. Letztlich haben sich die Vergabestellen damit zu Gesinnungsgenossen der WorldCom- und Enron-Manager gemacht. Sie verhielten sich wie Marktschreier, die genau wissen, dass ihre Produkte mehr wert sind, je lauter sie schreien.
Jemandem das Maximum an Geld aus der Tasche ziehen, nicht hinterfragend, woher es stammt: Eine kapitalistische Einstellung, die immer ins Verderben führt. Manager greifen in die Firmenkasse, Vergabestellen fördern und fordern überrissene Lizenz-Preise, Teuro-Abzocker verärgern ihre Kundschaft, Manager frisieren Bilanzen - die Einstellung dahinter ist dieselbe.
Kommen wir doch auf den Boden der Realität zurück, der Telefonica-Rückzug mag dabei helfen. UMTS ist eine coole Sache, dürfte mobilen Menschen das Leben erleichtern. Aber erst, wenn die Probleme gelöst sind. Zum Beispiel die Sache mit den Antennen: Muss unbedingt jede einzelne Firma Tausende von Antennen aufstellen? Zum Beispiel die Sache mit den Preisen: Haben Konsumenten auch wirklich das Geld, all die geplanten Dienste in Anspruch zu nehmen?
Die Marktforscher von Visiongain meinen, Pornografie werde UMTS zum Durchbruch verhelfen. Auch so ein Blödsinn. Auf dem Mini-Display eines Handys findet kaum ein Nippel Platz.
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