Kommentar
20.09.2002, 12:45 Uhr
Das Freitagsbit: Liebt Microsoft!
Die WWKolumne
"Niemand liebt mich." Der Mann weinte und schob seine Brille auf die Stirn, damit die Gläser nicht nass wurden. Er lag auf der Couch seines Psychiaters, der über seinen Notizblock gebeugt war und nicht aufblickte.
"Wie kommen Sie darauf?"
Der Tränenfluss versiegte, der Mann fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. "Es macht mich traurig. Da habe ich alles getan, was die Richterin verlangt hat, ich war grosszügig und was macht die andere Seite? Sie erzählt Lügen über mich."
"Was für Lügen?"
"Ich sollte öffentlich bekunden, dass ich nicht der einzige Mann auf Erden bin."
"Ja, und?"
"Das habe ich getan. Schliesslich sollen andere Männer auch ihre Chancen haben, nicht nur ich. Das habe ich gelernt. Obwohl ich ja der beste aller Männer bin. Aber die Richterin hat mir die Augen geöffnet. Ja, jede Frau darf auch andere Männer anklicken, nicht nur mich."
"Anklicken?"
"Verzeihen Sie, ich bin Informatiker. Ich meinte: Anmachen."
"Ach so, gleiches Recht für alle."
"Ja. Und was macht meine Ex mit ihrer freien Marktwirtschaft? Sie behauptet [1], meine Bekanntmachung werde von niemandem gelesen, weil ich sie versteckt hätte. Die sollte mal besser aufpassen, dass ihre Gäste nicht wegbleiben, bei dem Frass, den sie da serviert!" Erregt öffnete der Mann sein neben ihm liegendes Notebook. "Da, sehen Sie, hier ist meine Bekanntmachung!"
Der Psychiater sagte nichts, kritzelte etwas auf seinen Rezeptblock und reichte den Zettel seinem Patienten. Dieser wurde ganz bleich und stotterte: "A-a-aber, Herr Doktor, ist das nicht zu übertrieben? Das hat doch viele Nebenwirkungen? Dieses neue Medikament, dieses, Linux?"
"Nein", sagte der Psychiater. "Ich habe Ihnen ein Aphrodisiakum verschrieben. Nehmen Sies. Niemand wird mehr Quatsch über Sie erzählen. Alle werden Sie lieben. Auch Informatiker brauchen Liebe. Oder?"
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