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25.01.2006, 08:00 Uhr
Getestet: Cablecom Digital TV Recorder
Cablecoms neuer Harddisk-Rekorder soll Fernsehen «intelligenter und freier» machen. Rührt der Kabelnetzbetreiber nur kräftig die Werbetrommel oder ist das Gerät wirklich eine kleine Revolution?
"Sehen Sie, was Sie wollen, wann Sie wollen!" lautet der Slogan zu Cablecoms neuem Digital TV Recorder [1]. Das Gerät macht den Videorekorder überflüssig. Es nimmt Sendungen direkt auf eine Festplatte auf, ohne lästiges Wechseln von Videokassetten. Die Harddisk fasst rund 160 GB an Daten; das reicht für mehr als 80 Stunden Film. Das Besondere an dem Rekorder: Er ist nur zusammen mit Cablecoms digitalem Fernsehangebot erhältlich und kann nicht gekauft, sondern nur gemietet werden - für monatlich mindestens 35 Franken. Im PCtipp-Test musste der Digital TV Recorder beweisen, ob er halten kann, was er verspricht.
Installation:
Die Installation des Digital TV Recorder ist kinderleicht: Das Gerät wird mit dem Antennenkabel verbunden und danach an den Fernseher sowie die Stromversorgung angeschlossen. Die Sendersuche erfolgt automatisch, sie dauert nur wenige Sekunden. Danach ist der Harddisk-Rekorder betriebsbereit. Der Digital TV Recorder ist sehr anschlussfreudig. Neben Scart-, Stereoaudio- und Antennenbuchsen gibts auch ein S-Video-Anschluss sowie ein S/PDIF-Ausgang für digitale Audiosignale. Zusätzlich sind ein Modem- und ein Ethernet-Anschluss vorhanden. Ein USB-Ausgang für die Übertragung der Videos auf einen PC oder eine externe Festplatte fehlt leider.
Störend: Wer Funktionen wie E-Mail oder Digital Cinema (Videos kaufen) nutzen möchte, muss den Harddisk-Rekorder über den Modemanschluss mit der Telefonbuchse verbinden. Dies, obwohl Cablecom immer wieder ihr Triple-Play-Angebot betont - Fernsehen, Internet und Telefonie aus einer Dose. Filme aus Digital Cinema lassen sich aber glücklicherweise auch telefonisch bestellen.
Betrieb:
Die Bedienung des Digital TV Recorder ist genauso simpel wie bei einem Videorekorder - sogar noch einfacher. Das lästige Programmieren von Aufnahmen entfällt: Der Harddisk-Rekorder wartet mit einer integrierten Programmzeitschrift auf. Hier wählt man einfach die gewünschte Sendung aus und bestätigt die Aufnahme - das Eingeben von Sender und Start/Endzeiten ist nicht mehr notwendig. Genauso viel Spass macht das zeitversetzte Fernsehen (so genanntes Timeshifting). Klingelt das Telefon oder müssen Sie kurz das Wohnzimmer verlassen, drücken Sie einfach die Pause-Taste. Im Hintergrund wird die Sendung automatisch aufgezeichnet. Sobald Sie wieder auf dem Sofa sitzen, können Sie sich das Programm zeitversetzt ansehen - so verpassen Sie bei der nächsten Fussball-WM sicher kein Tor. Sehr nützlich: Der Digital TV Recorder kommt mit zwei TV-Tunern daher. Damit ist es möglich, einen Film aufzunehmen und einen anderen anzuschauen oder sogar zwei Sendungen gleichzeitig aufzuzeichnen.
In einigen Punkten ist der Digital TV Recorder noch verbesserungsbedürftig: Die integrierte Programmzeitschrift ist zwar nützlich, kann aber eine richtige TV-Zeitschrift nicht ersetzen. Dazu ist sie zu unübersichtlich. Ausserdem lassen die Programminformationen zu wünschen übrig - gerade bei ausländischen Stationen. Läuft eine Doku im Fernsehen und im Beschrieb steht einsam das Wort "Dokumentation", ist man gleich schlau wie zuvor.
Senderangebot:
Der Digital TV Recorder ist nur zusammen mit Cablecoms digitalem TV-Angebot erhältlich. Für monatlich 35 Franken gibts über 90 Programme [2]; sicher genug für jeden "Zapper". Das Spektrum reicht vom Schweizer Fernsehen über zahlreiche ausländische Stationen bis hin zu Spartensendern wie Silverline Movie Channel, The History Channel und Toon Disney. Regionale Schweizer Sender fehlen hingegen noch. Für zusätzliches Geld kann das Programmangebot um diverse Auslandpakete sowie Sport/Erwachsenenunterhaltung erweitert werden.
Besonders interessant ist das integrierte Digital-Cinema-Angebot [3], eine Art Heimvideothek. Es umfasst Filme, die bislang noch nicht im Fernsehen zu sehen waren. Für sechs Franken lassen sich die Videos mieten. Die Bestellung erfolgt per Telefon oder direkt über den Harddisk-Rekorder, falls dieser am Telefonnetz angeschlossen ist.
Fazit:
Cablecoms neuer Digital TV Recorder ist schnell installiert und einfach zu bedienen. Funktionen wie die bequeme Aufnahmeprogrammierung und Timeshifting möchte man nicht mehr missen. Wünschenswert wären eine übersichtlichere Programmzeitschrift, bessere Programminformationen und Exportmöglichkeiten für die archivierten Sendungen. Gewöhnungsbedürftig ist das Mietmodell: Nach zwei bis drei Jahren ist das Gerät abbezahlt, Mietgebühren müssen aber weiterhin berappt werden. Cablecom begründet dies damit, dass die Kunden dafür immer auf dem aktuellen technischen Stand seien. Kommen neue Technologien auf, würden sie ein neues Gerät erhalten. Ansonsten müssten sie nach zwei bis drei Jahren selbst wieder einen Rekorder kaufen. Nur: Was ist, wenn das Abo gekündigt wird? Dann sind sowohl Rekorder als auch alle archivierten Videos weg.
Ist der Digital TV Recorder die versprochene Revolution? Nein! Er macht das Fernsehen bequemer, aber erfindet es nicht neu. Zudem bieten bereits zahlreiche Hersteller Harddisk-Rekorder mit gleicher Funktionalität an. Wer sich für die Aufnahmefunktionen interessiert, aber nicht für Cablecoms digitales Fernsehangebot, kauft sich besser nur einen Harddisk-Rekorder. So kommt er günstiger weg als mit dem Digital TV Recorder.
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