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25.08.2016, 12:41 Uhr
Der ultimative Browser-Guide
Der Webbrowser ist das Tor zum Internet. Wie schneiden die Programme im direkten Vergleich ab? PCtipp untersucht die wichtigsten «Surfbretter» auf Herz und Nieren.
Neben dem Betriebssystem ist der Webbrowser das wichtigste Stück Software auf dem PC. Er ist die Verbindung zum Internet, beherrscht mittlerweile fast alle Anwendungen und steht im Zentrum unserer Aktivitäten am Rechner. Das macht die Wahl des passenden Webbrowsers umso wichtiger. Denn: Nicht alle können gleich viel und sind für dieselben Nutzer geeignet. Der PCtipp hat die vier wichtigsten Browser für Windows (Edge, Chrome, Firefox, Opera) sowie spannende Alternativen ausführlich punkto Bedienung, Funktionalität, Leistung und Sicherheit getestet. In diesem Artikel erfahren Sie, welcher Surfbolide für Sie der richtige ist.
Google Chrome steht für absolute Reduktion, Menüs sind fast keine mehr sichtbar
WAS IST MIT DEM INTERNET EXPLORER?
Microsofts Internet Explorer ist vom klaren Marktführer zum Sonderfall geworden. In Windows 10 hat Microsoft den Browser durch den moderneren Edge ersetzt und seit Januar werden die Internet Explorer Versionen 10 und älter nicht mehr unterstützt. Somit erhalten Nutzer dieser Versionen keine Sicherheits-Updates mehr. Sind Sie noch mit einer älteren Ausgabe des Internet Explorers unterwegs, sollten Sie unbedingt auf die Programmversion 11 oder einen anderen Browser wechseln. Grundsätzlich empfehlen wir einen Umstieg auf Firefox, Chrome oder Opera, da diese Microsofts Internet Explorer klar überlegen sind und auch in Zukunft garantiert unterstützt werden.
Oberfläche & Bedienung
Bezüglich Benutzeroberfläche scheinen sich die vier grossen Hersteller einig zu sein: Der Browser soll möglichst in den Hintergrund treten, die sichtbaren Bedienelemente werden dazu auf ein Minimum reduziert. Besonders extrem lebt Google Chrome diese Philosophie. Google hat praktisch alles entfernt, was nicht ständig gebraucht wird. Alle gewohnten Surffunktionen sind zwar noch vorhanden, aber in Menüs versteckt. Google sieht Chrome hauptsächlich als Fenster zu eigenen Diensten wie Gmail, YouTube oder Drive. Der Nutzer soll sich auf deren Funktionen konzentrieren. Der Vorteil dieser Reduktion: Der Browser lässt sich intuitiv und schnell bedienen. Weniger radikal sieht es bei den anderen drei Browsern aus. Im Vergleich zu den Toolbar Monstern der 90er und 2000er Jahre sind aber auch Firefox und Opera stark vereinfacht worden. Und Edge sieht man sofort an, aus welcher Zeit der Browser stammt – Windows 10 lässt grüssen. Chrome hat also klar seinen Eindruck bei den drei Konkurrenten hinterlassen. Viele Elemente, allen voran das Menü am rechten Rand, stammen vom Google Browser. Am stärksten hebt sich Opera von der Masse ab und verwendet eine vereinfachte Variante des ehemaligen Firefox Layouts mit dem Menü links oben. Bei Firefox sind noch einige Überbleibsel aus der Toolbar-Zeit übrig und das aus gutem Grund. Die weiteren Bedienelemente neben der Suchleiste sind nicht nur praktisch, sondern nutzen auch den vorhandenen Platz deutlich besser als beispielsweise eine separate Anwendungsleiste. Der grösste Vorteil von Firefox ist jedoch, dass sich der Browser fast unbeschränkt anpassen lässt.
Opera erinnert an den alten Firefox – in einer etwas vereinfachten Variante
Edge ist unspektakulär, fügt sich dafür nahtlos in den Windows-10-Stil ein
Taste und jede Leiste kann nach Belieben verschoben, entfernt oder neu platziert werden. Das meiste davon sogar ohne grosse PC-Kenntnisse. Wer beispielsweise das alte Design mit Titelleiste, Menüleiste und Tabs unter der Adresszeile möchte, kann dies mit ein paar Klicks bewerkstelligen.
Fazit: Für ein einfaches Browsererlebnis mit möglichst wenig Ablenkung empfiehlt sich Chrome. Besonders wenn man sowieso stark mit GoogleApplikationen arbeitet, bietet dieser Web browser schlicht die einfachste Bedienung. Ironischerweise macht das Chrome zum Apple der Browserwelt, während Firefox das Android der Browserwelt darstellt. Firefox können Sie genau Ihrem Geschmack anpassen. Zwischen minimal im Chrome-Stil bis zum 90er-Toolbar-Style geht hier alles. Man muss sich deswegen aber ein wenig mit der Oberfläche auseinandersetzen. Opera lohnt sich vor allem für Fans von Firefox früherer Jahre. Der Microsoft-Browser Edge ist in Sachen Oberfläche ziemlich uninteressant.
Funktionen & Erweiterungen
Klar, muss ein Browser gut aussehen, schliesslich schaut man ihn ganz schön oft an. Viel wichtiger ist am Ende aber immer die Funktionalität. Was kann der Webbrowser von sich aus? Wofür gibt es Erweiterungen? Wie bindet sich das Surfprogramm in das Betriebssystem ein und wie arbeitet der Browser auf dem Computer mit Surfprogrammen anderer Geräte zusammen? Bei Chrome ist der Fokus klar: Das Google-Ökosystem ist Trumpf. Chrome ist auf praktisch allen Android Smartphones vorinstalliert und bietet somit einen direkten Vorteil: Zwischen PC und Smartphone zu synchronisieren, ist kinderleicht. Sie müssen sich nur in Chrome mit Ihrem Google Konto einloggen und auswählen, was synchronisiert werden soll – fertig.
Viele Spezialfunktionen sind bei Firefox bereits eingebaut
Ähnlich einfach wird es höchstens mit Firefox und Opera. Dort müssen Sie lediglich die App auf Ihrem Smartphone installieren und sich einloggen, danach geht es gleich einfach wie mit Chrome. Beide Browser-Apps werden sowohl für Android als auch iOS angeboten. Neben der Einbindung von GoogleDiensten bietet Chrome nicht mehr viel Aussergewöhnliches. Die meisten Funktionen, mit denen Google einmal der Konkurrenz voraus war, wurden zumindest von Firefox und Opera längst übernommen. Edge ist hier noch klar im Hintertreffen. Firefox hat in den vergangenen Versionen immer wieder mit neuen, spannenden Funktionen auf sich aufmerksam gemacht. Beispielsweise bietet Firefox Hello einen Chat und Videotelefoniedienst direkt im Browser an. Der Linkspeicher Pocket wurde ebenfalls direkt in Firefox eingebaut. Auch sehr fortschrittlich ist Firefox beim Teilen von Inhalten. Der Browser verfügt über einen eingebauten TEILEN-Knopf, mit dem Sie Inhalte einfach in sozialen Medien oder per E-Mail anderen Nutzern weitergeben können.
Opera punktet vor allem mit seinem Komprimierungsdienst Opera Turbo. Dabei werden Web-Inhalte so stark wie möglich komprimiert, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Besonders interessant ist das für unterwegs, da so ordentlich Datenvolumen gespart werden kann. Auch in schwachen Netzwerken ist die Funktion nützlich.
Edge bietet noch sehr wenig. Der Microsoft Browser steckt in den Kinderschuhen und kommt der Konkurrenz nicht richtig hinterher. Die wohl beste Funktion ist die Einbindung von Windows Apps. Dadurch können Inhalte einfach über Kanäle wie Facebook oder Twitter geteilt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Kanal über eine Windows-App verfügt. Das ist momentan nur bei den grössten Anbietern der Fall.
Ähnlich sieht es bei den Erweiterungen aus. Chrome und Firefox bieten für fast alle Funktionen eine Erweiterung an. Chrome ist Firefox zahlenmässig leicht voraus, bietet aber auch mehr Unnützes an. Mit etwas Abstand dahinter folgt Opera. Der Browser kann in der schieren Add-On-Masse von Chrome und Firefox nicht mithalten, bietet aber alle wichtigen Erweiterungen. Dazu zählen etwa die PCtippFavoriten AdblockPlus, Ghostery, Giphy, Pocket, Lastpass, Pushbullet und viele andere, die unter Opera bestens laufen.
Zuhinterst hinkt wieder einmal Edge. Hier ist die Erweiterungen-Funktion seit dem Anniversary-Update angekommen, allerdings hält sich die Auswahl in engen Grenzen. Micro soft will die Funktionalität zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen. Derzeit gibt es aber noch nichts, was zu einem grossen Punkteabzug führt.
Fazit: Für die meisten Nutzer dürfte der Umfang an Funktionen von Chrome, Firefox und Opera locker ausreichen, während Edge für viele durchfällt. Die browserspezifischen Funktionen wie Hello, Pocket oder Opera Turbo sind Geschmackssache und nicht zwingend nötig.
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HTML5-Support
HTML5-Support
Unter HTML5 versteht man sowohl eine neue Version von HTML – der Grundsprache herkömmlicher Webseiten – als auch eine Reihe von Funktionen, die das Internet von heute ausmachen. Mittlerweile sind fast alle Browser im Zeitalter von HTML5 angekommen und unterstützen den Standard so gut wie vollständig. Die einzige Ausnahme dazu ist – Sie haben es erraten: Microsoft Edge. Der Microsoft-Browser schafft erst rund 70 Prozent der neuen Funktionen und bleibt somit deutlich zurück. Im Alltag macht sich das vor allem dadurch bemerkbar, dass gewisse Webseiten nur teilweise oder schlicht nicht funktionieren. Ob das tatsächlich zu einem Problem wird, hängt von den Webseiten ab, die Sie besuchen.
Fazit: Auch in dieser Disziplin sind sich Chrome, Firefox und Opera ziemlich ebenbürtig, während Edge Defizite aufweist. Selbst wenn der Microsoft Browser in einem Jahr besser ist als alle anderen, bleibt für viele Nutzer der Nachgeschmack eines unfertigen Produkts, das Microsoft 2015 veröffentlicht hat. Schade.
Geschwindigkeit
Tempo ist ein wichtiger Faktor für viele Anwender. Allerdings lässt sich die effektive Geschwindigkeit eines Browsers nur schwer einschätzen, da viele andere Faktoren die Surfgeschwindigkeit beeinflussen. Auch mit dem schnellsten Browser der Welt lädt sich eine Webseite nur schleppend, wenn die Internetverbindung stockt.
Mittels Benchmarks lässt sich, identische Hardware vorausgesetzt, zumindest eine grobe Stoss richtung erkennen. Allerdings kann die genaue Performance je nach Webseite und Hardware variieren. Wir haben die vier Browser auf einem durchschnittlichen Laptop durch den Benchmark Browsermark gejagt und sind auf folgende Erkenntnisse gekommen: Chrome und Opera sind ein gutes Stück schneller als die Konkurrenz. Da für verantwortlich ist die Blink-Engine, auf der beide Webbrowser basieren. Mit 5891 Punkten liegt Chrome an der Spitze während Opera mit 5784 Punkten nur knapp dahinterliegt.
Im Alltag ist jedoch kein Unterschied bemerkbar. Den dritten Platz belegt Mozilla Firefox mit 3946 Punkten. So langsam zeigt sich bei diesem Browser das Alter. Chrome und Edge sind viel jünger und Opera wurde mit Version 15 rundum er neuert und auf Blink portiert. Die Fülle an Funktionen, die mittlerweile in Firefox vereint sind, dürfte die Geschwindigkeit ebenfalls bremsen. Problematisch ist das aber bei Weitem noch nicht. Firefox läuft im alltäglichen Gebrauch absolut flüssig. Das Gleiche gilt auch für Microsoft Edge, der trotz seiner Jugend mit 3168 Punkten am schlechtesten abschneidet.
Fazit: Sofern Sie nicht unglaublich ungeduldig sind oder aus bestimmten Gründen auf ein paar Millisekunden schnellere Ladezeiten angewiesen sind, machen die Tempowerte kaum einen Unterschied. Besonders wenn man bedenkt, dass Faktoren wie die Netzverbindung oder die Leistung des PCs deutlich mehr Einfluss auf die Ladegeschwindigkeit einer Webseite haben.
Sicherheit & Datenschutz
Bei aller Geschwindigkeit und Funktionalität darf man die Sicherheit nicht vergessen. Schliesslich lauern im Netz unzählige Gefahren. Dazu gehören auch Dienste wie Facebook, die zahlreiche private Daten abgreifen. Daher ist der Datenschutz ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Bei der Sicherheit sind Chrome und Opera an der Spitze. Im Browserscope-Test schaffen die Browser 16 von 17 Tests und damit mehr als die Konkurrenz. Edge (15/17) und Firefox (14/17) liegen jedoch nicht weit dahinter. Grundsätzlich sind alle vier Browser vergleichbar in Sachen Sicherheit. Gegen Angriffe sind alle etwa gleich gut geschützt. Wichtiger ist, wie schnell neue Lücken geschlossen werden können. Chrome bietet die grösste Angriffsfläche, hat mit Google aber auch das am besten ausgerüstete Team dahinter. Opera basiert teilweise auf Chromium und erhält viele seiner Sicherheits-Updates ebenfalls von Google, während sich das kleinere Team gezielt auf die Opera-spezifischen Teile konzentrieren kann.
Bei Firefox geht alles etwas länger, dafür werden Lücken durch die Tausenden von Freiwilligen und das quelloffene System schneller entdeckt, was alles relativiert. Edge ist derzeit ein eher uninteressantes Ziel für Angreifer, hat aber mit Microsoft ebenfalls viele Ressourcen hinter sich. Allerdings hatte das auch der Internet Explorer und wie unsicher der Browser war und ist, weiss jeder.
Beim Datenschutz ist Firefox nicht zu schlagen. Nur schon durch die komplett quelloffene Software, kombiniert mit den diversen Erweiterungen und dem Fakt, dass hinter Firefox eine NonProfit-Organisation steht, die null Interesse an Datensammelaktionen hat, ist Firefox die erste Wahl in Sachen Privatsphäre.
Opera ist nicht ganz quelloffen und eine Aktiengesellschaft. Allerdings bieten die Norweger keine datenbasierten Dienste wie Google oder Microsoft an und sind damit eher weniger am Datensammeln interessiert. Bei Microsoft werden Daten nicht im grossen Stil gesammelt, aber ein Trend in die ent sprechende Richtung ist abzusehen – das zeigt sich an Windows 10.
Besonders spannend ist die Datenschutzlage bei zu den grössten Datenkraken und mit Chrome können die Kalifornier mehr sammeln als je zuvor. Allerdings verfügt Google auch über die ausführlichsten Informationen zum Datenschutz und gibt dem Nutzer den tiefsten Einblick darin, was gesammelt und wofür es verwendet wird. Die Transparenz ist wichtig und kann einige Vorurteile ausräumen, sofern sich Google tatsächlich an die eigenen Vorgaben hält. Vielleicht ist «spannend» auch nicht das, was sich Nutzer von einer Datenschutzlage wünschen.
Fazit: Bezüglich Sicherheit schenken sich die vier Surfboliden nichts. Punkto Datenschutz ist Firefox ganz klar die beste Wahl. Auch Opera ist nicht fürs Datensammeln bekannt, wird aber von einem Privatunternehmen geführt.
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gut gealtert
Fazit: gut gealtert
Die Browserwahl ist etwas sehr Individuelles. Nicht jeder Anwender benötigt die gleichen Funktionen oder legt gleichermassen Wert auf Geschwindigkeit, Design oder Funktionalität. Entsprechend ist unsere Testwertung gefärbt davon, was der Autor persönlich als wichtig erachtet – beispielsweise Datenschutz eher mehr, Geschwindigkeit hingegen eher weniger.
Am Ende siegt in unserem Test deshalb Mozilla Firefox, der trotz seiner Jahre noch immer rundum überzeugen kann. Der Browser ist nicht ganz so schnell wie die jüngeren Konkurrenten, beherrscht aber mehr. Besonders viel wert ist die anpassbare Oberfläche. Bei einer Software, die jeden Tag für mehrere Stunden im Einsatz ist, macht so etwas einen grossen Unterschied. Der Google-Browser Chrome wird seiner Favoritenrolle fast gerecht. Rein leistungsmässig ist Googles Surfbolide dem Firefox-Webbrowser klar überlegen. Allerdings spielt auch der Datenschutz eine Rolle und dort ist man bei Google stets nahe am Treibsand.
Überraschend gut schlägt sich Opera. Das norwegische Surfprogramm hält problemlos mit Google sowie Mozilla mit und kann durchaus Akzente setzen. Er ist unserer Meinung nach stark unterbewertet. Ganz im Gegensatz zu Microsofts Edge, der auch nach längerer Zeit immer noch sehr wenig kann. Der Microsoft-Browser befindet sich auf dem besten Weg, zum neuen Internet Explorer zu werden: ein Browser, um andere Browser herunterzuladen. Statt Witze über den unsicheren, langsamen Internet Explorer, machen mittlerweile erste Scherze zum rückständigen Edge die Runde. Hat sich diese Wahrnehmung erst einmal in den Köpfen der Nutzer festgesetzt, geht sie nur schwer wieder weg. Egal, wie gut Edge einmal sein wird.
Hinweis: Der Artikel stammt aus dem PCtipp-Heft 5/16.
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