Kommentar 12.01.2007, 12:30 Uhr

Das Freitagsbit: Kartenliebe

Die WWKolumne
22 Millionen Kreditkartenkonti sind in Deutschland nach mehreren Kriterien gescannt worden, um Verdächtige zu finden, die abscheuliches Bild- und Filmmaterial von einem kriminellen Server bezogen haben. Die Kartenherausgeber haben dazu eng mit den Behörden zusammengearbeitet [1]. Die Folge: Mehr als 300 verdächtige Konsumenten von Kinderschändungen und Klagen gegen das Vorgehen der Behörden, das - glaubt man den Klägern - rechtlich auf unsicheren Füssen steht.
Das wirft Fragen auf. Wohlverstanden eine nicht: Konsumenten solchen Schmutzes sollen gleich wie die Produzenten behandelt werden, denn sie unterstützen die Strukturen der Pädophilen-Mafia. Ich frage mich aber, wohin das führt, wenn die Behörden eines Staats, die das Recht schützen sollen, es damit nicht allzu genau nehmen - oder zumindest ständig unmerklich die Grenzen des Rechts durch "Ausprobieren" ausweiten. Schliesslich wäre es mit Sicherheit auch möglich gewesen, Bank und Bankkonto der Gangster zu filzen.
Kann man Vertrauen in einen solchen Staat haben? Kann man darauf vertrauen, dass die Gier nach Daten nicht noch grösser wird? Dass keine Unschuldigen ins Visier geraten, denen etwa ihre Kreditkartendaten durch Identitätsdiebstahl abhanden gekommen sind? Muss ich im künftigen Bigbrother-Staat beweisen, dass ich ein guter Mensch bin? Bin ich ein Schwarzmaler? Die Zeit wird antworten.
Ich weiss nur dies: Mit zerknitterten Nötli in der Tasche bin ich schon heute ein besserer Mensch als mit einem transparenten Kartenkonto.



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