Verspätung 08.05.2020, 10:15 Uhr

Contact-Tracing-App startet erst im Sommer

Am 11. Mai hätte die Contact-Tracing-App für die Schweiz an den Start gehen sollen. Weil National- und Ständerat darauf beharren, dass es dafür ein entsprechendes Gesetz braucht, wird diese wohl nun erst im Sommer breit lanciert.
(Quelle: Unsplash)
Sowohl der National- als auch der Ständerat hat sich an der ausserordentlichen Session in Bern dazu entschlossen, dass es für den Start einer Contact-Tracing-App in der Schweiz ein entsprechendes Gesetz braucht. Gefordert hatten dies vorgängig bereits die Staatspolitischen Kommissionen (SPK) der grossen und kleinen Kammer (Computerworld berichtete).
Gegenüber «SRF» sagte der FDP-Nationalrat und Sprecher der SPK-N Damien Cottier nun, dass es dabei nicht darum gehe, den Bundesrat bei der Einführung der App auszubremsen. Ihm zufolge verlangsame dies den Prozess auch nicht. Man sei vielmehr der Ansicht, dass es für die breite Lancierung einer solchen App derzeit «keine genügende gesetzliche Grundlage» gebe. Denn trotz freiwilliger Installation handle es sich bei der App um einen potenziellen Eingriff in die Grundrechte, heisst es im Bericht weiter.
Der Bundesrat sieht sich so nun gezwungen, ein dringliches Bundesgesetz auszuarbeiten. Dieses soll laut «SRF» von den beiden Räten in der Sommersession verabschiedet werden. Breit eingeführt wird die Contact-Tracing-App voraussichtlich also frühestens im Juli. 
Demnächst soll nun vorgängig ein Test durchgeführt werden, wie Gesundheitsminister Alain Berset vor dem Nationalrat ankündigte. Ihm zufolge soll dieser «einige Wochen» dauern und es der Community, die sich gut mit dem Thema auskennt, erlauben, die Solidarität der App auf die Probe zu stellen, heisst es im Bericht des «SRF» abschliessend.



Kommentare
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malamba
08.05.2020
Sollten die National- und Ständerate der Lobby Contact-Tracing-App-Möchtegern (noch mehr) ÜBERWACHUNG zeigen wo der Bartli den Most holt, bzw. dieses Vorhaben ersatzlos bodigen, tragen sie zur Genesung des angeschlagenen "Volkswohl" einiges bei! https://www.srf.ch/sendungen/mailbox/wo-holt-bartli-den-most .

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karnickel
09.05.2020
Die Absicht hinter dem vorherigen Kommentar habe ich jetzt gerade nicht erkannt... Für oder gegen die App? Ich auf jeden Fall glaube nicht, dass der Testlauf die Hintergrundfunktion der App wird aufdecken können. Zudem finde ich an der nach aussen kommunizierten Funktionsweise wenig hilfreich, dass man erst viel später erfahren soll, wenn man neben jemandem stand, die/der das Virus zu tragen schien. Wie kann sowas die Akzeptanz fördern? Die App hilft dem Staat nachzuvollziehen, einem selber aber nicht.

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Masche
09.05.2020
Die App hilft dem Staat nachzuvollziehen, einem selber aber nicht. Die App hilft vor allem den Statistikern. Den Besitzern hilft sie wenig, denn sie verhindert die Ansteckung nicht (warum baut man nicht einfach eine Alarmfunktion ein, wenn man sich zu lange nahe der gleichen Person aufhält, ausgenommen natürlich solchen, die auf einer Whitelist stehen?) und man weiss auch nicht, von wem man angesteckt worden ist, sollte man positiv getestet worden sein.

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The Dude
09.05.2020
Die App hilft nicht, dass man nicht angesteckt wird sonder soll die zu schnelle Verbreitung verhindern. Wenn man alarmiert wird, dass man für längere Zeit zu nahe an einer jetzt infizierten Person war, sollte man sich selber isolieren. So kann verhindert werden, dass man selber den Virus unbewusst weitergibt.

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Masche
09.05.2020
Die App hilft nicht, dass man nicht angesteckt wird sonder soll die zu schnelle Verbreitung verhindern. Am besten verhindert man eine schnelle Verbreitung, wenn man nicht angesteckt wird. Dies sollte daher die App primär verhindern, wie ich schon weiter oben geschrieben habe. Wenn man alarmiert wird, dass man für längere Zeit zu nahe an einer jetzt infizierten Person war, sollte man sich selber isolieren. So kann verhindert werden, dass man selber den Virus unbewusst weitergibt. Die Gefahr dabei ist, dass dies zu jeder Menge falsch positiver Meldungen führen kann: 1. Nicht jeder längere und nahe Kontakt (kritischer Kontakt) führt zu einer Infektion. 2. Die App weiss nicht, welche zusätzlichen Schutzmassnahmen (Masken, Plexiglasscheibe etc.) angewendet wurden, die eine Ansteckung verhindern. Der Gewarnte kann dies selber auch nicht ausschliessen, da er wegen der Anonymisierung nicht erfährt, wo und mit wem er einen kritischen Kontakt gehabt haben soll. 3. Die Schwellenwerte Zeit und Abstand sind willkürlich gewählt, doch es gibt kein schwarz oder weiss, gibt es doch jede Menge Einflussfaktoren, wie Windrichtung, Lüftungsanlagen in Gebäuden etc. Zudem ist die Abstandsmessung per Bluetooth nicht sehr genau. Dies kann auch dazu führen, dass erfolgte Infektionen nicht als solche erkannt werden (falsch negativ). 4. Falsch positive Meldungen lassen sich auch mutwillig erzeugen (Unfug oder Sabotage), da die Daten ja anonymisiert sind. Falsch positive Meldungen führen dazu, dass sich Betroffene in Quarantäne begeben, die gar nicht angesteckt worden sind. Diese fehlen dann der Wirtschaft. Unklar ist für mich auch, ob nur die einzelnen Kontakte auf eine potentielle Infektion überprüft werden, oder ob auch Infektionsketten verfolgt werden. Mit anderen Worten, wenn die App feststellt, dass Benutzer B mit einem Infizierten (Benutzer A) einen kritischen Kontakt gehabt hat, überprüft die App dann auch, ob Benutzer B danach mit weiteren Benutzern (C, D, E etc.) kritische Kontakte gehabt hat und auch diese in Quarantäne schickt. Die App kann ihren Zweck auch nur erfüllen, wenn die Benutzer diszipliniert damit umgehen, das heisst, dass Infizierte sich auch tatsächlich in der App eintragen und anderseits, dass sich Benutzer, denen gemeldet wird, dass sie sich in Quarantäne begeben müssen, dies auch tatsächlich tun. Da wegen der Anonymisierung eine Kontrolle nicht möglich ist, steht die Datenlage auf schwachen Füssen und damit fehlt auch eine Überwachung der Effektivität der App. Als letzten Punkt möchte ich noch erwähnen, dass ich daran zweifle, ob die Aussagen stimmen, dass die App dann wirksam ist, wenn sie von mindestens 60% der Bevölkerung verwendet wird. Nicht nur, dass dies voraussetzen würde, dass diese 60% die App 100%-ig richtig anwenden (siehe oben), sondern es muss auch berücksichtigt werden, dass die App nur funktioniert, wenn zwei Personen beteiligt sind, welche beide die App aktiviert haben müssen. Bei 60% Abdeckung ist daher im Idealfall die maximal erreichbare Erkennungsrate nur 36% (0.6 x 0.6). Ich hoffe, diese Punkte werden beim Testen der App berücksichtigt.

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The Dude
10.05.2020
Am besten verhindert man eine schnelle Verbreitung, wenn man nicht angesteckt wird. Dies sollte daher die App primär verhindern, wie ich schon weiter oben geschrieben habe. Klar das währe das beste. Aber solange das nicht sichergestellt ist sollte man weitere Hilfsmittel um eine schnelle Verbreitung zu verhindern einsetzen. Die Gefahr dabei ist, dass dies zu jeder Menge falsch positiver Meldungen führen kann: 1. Nicht jeder längere und nahe Kontakt (kritischer Kontakt) führt zu einer Infektion. 2. Die App weiss nicht, welche zusätzlichen Schutzmassnahmen (Masken, Plexiglasscheibe etc.) angewendet wurden, die eine Ansteckung verhindern. Der Gewarnte kann dies selber auch nicht ausschliessen, da er wegen der Anonymisierung nicht erfährt, wo und mit wem er einen kritischen Kontakt gehabt haben soll. 3. Die Schwellenwerte Zeit und Abstand sind willkürlich gewählt, doch es gibt kein schwarz oder weiss, gibt es doch jede Menge Einflussfaktoren, wie Windrichtung, Lüftungsanlagen in Gebäuden etc. Zudem ist die Abstandsmessung per Bluetooth nicht sehr genau. Dies kann auch dazu führen, dass erfolgte Infektionen nicht als solche erkannt werden (falsch negativ). 4. Falsch positive Meldungen lassen sich auch mutwillig erzeugen (Unfug oder Sabotage), da die Daten ja anonymisiert sind. Falsch positive Meldungen führen dazu, dass sich Betroffene in Quarantäne begeben, die gar nicht angesteckt worden sind. Diese fehlen dann der Wirtschaft. 1. Klar dann sollte man ja von der App auch keine Meldung erhalten. 2. Ist wohl benutzungstechnisch (von den Anwendern) schwer umzusetzen. 3. Ist wohl technisch nicht so einfach. 4. Dies soll soweit ich gehört habe verhindert werden indem positiv getestete vom Arzt einen Code erhalten welchen sie in der App eingeben sollen. Unklar ist für mich auch, ob nur die einzelnen Kontakte auf eine potentielle Infektion überprüft werden, oder ob auch Infektionsketten verfolgt werden. Mit anderen Worten, wenn die App feststellt, dass Benutzer B mit einem Infizierten (Benutzer A) einen kritischen Kontakt gehabt hat, überprüft die App dann auch, ob Benutzer B danach mit weiteren Benutzern (C, D, E etc.) kritische Kontakte gehabt hat und auch diese in Quarantäne schickt. Dies wird wohl nicht der Fall sein. Die App kann ihren Zweck auch nur erfüllen, wenn die Benutzer diszipliniert damit umgehen, das heisst, dass Infizierte sich auch tatsächlich in der App eintragen und anderseits, dass sich Benutzer, denen gemeldet wird, dass sie sich in Quarantäne begeben müssen, dies auch tatsächlich tun. Da wegen der Anonymisierung eine Kontrolle nicht möglich ist, steht die Datenlage auf schwachen Füssen und damit fehlt auch eine Überwachung der Effektivität der App. Disziplin ist wie du schreibst das A und O an der ganzen Sache. Dies ist jedoch generell im um Umgang mit dem Virus weiterhin wichtig. Ich hoffe das dies in den Köpfen nicht so schnell vergessen geht. Auch wenn es nun Lockerungen gibt Sollte man die Sicherheitsvorkehrungen wie Abstand halten, Kontakte meiden sowie Hände waschen weiterhin einhalten. Als letzten Punkt möchte ich noch erwähnen, dass ich daran zweifle, ob die Aussagen stimmen, dass die App dann wirksam ist, wenn sie von mindestens 60% der Bevölkerung verwendet wird. Nicht nur, dass dies voraussetzen würde, dass diese 60% die App 100%-ig richtig anwenden (siehe oben), sondern es muss auch berücksichtigt werden, dass die App nur funktioniert, wenn zwei Personen beteiligt sind, welche beide die App aktiviert haben müssen. Bei 60% Abdeckung ist daher im Idealfall die maximal erreichbare Erkennungsrate nur 36% (0.6 x 0.6). Dieser Prozentsatz scheint mir auch etwas gering.

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Masche
21.05.2020
Habe gerade gelesen, dass wenn jemand einen Warnhinweis über die App erhält, ohne Symptome weder zum Arzt gehen soll, noch ein Recht hat auf Lohnfortzahlung bei der empfohlenen Selbstquarantäne. Weitere Punkte, die gegen die Verwendung der App sprechen.

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Vialli
22.05.2020
Leute, die App wird nur akzeptiert, wenn die Eigenverantwortlichkeit hoch bleibt. Das heisst, es gibt eine Alarmmeldung und ich verhalte mich vorsichtig. Das kann von Selbstquarantäne bis vorsichtigem Umgang in der Öffentlichkeit und innerhalb der Familie/Freundeskreis reichen. Wenn man sich aber wie ein Hund einsperren lassen muss, möglicherweise mit kantonaler Verfügung, dann wird niemand diese App runterladen.