News 19.12.2014, 06:00 Uhr

Ein Monat mit Android 5.0

Nach einem Monat mit Android 5.0 alias Lollipop ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zum grössten Android-Update seit Jahren zu ziehen. So viel sei verraten: Es fällt positiv aus.
Im November hat Google damit begonnen, die neue Android-Version 5.0 Lollipop zu verteilen. Mit einem komplett überarbeiteten User-Interface und zahlreichen Verbesserungen hinter den Kulissen handelte es sich um eines der grössten Updates bislang für das mobile Betriebssystem. Mehr zu den Neuerungen in Android 5.0 lesen Sie hier.
Bislang sind erst wenige Geräte in den Genuss des Updates gekommen, primär natürlich die Nexus-Geräte, die auf einer unveränderten Android-Version laufen und Aktualisierungen deshalb immer zuerst bekommen. Dieser Tage verteilt zudem LG das Update auf sein aktuelles Flaggschiff G3. Eine Übersicht zu den bisher bekannten Update-Terminen aller wichtigen Hersteller finden Sie hier.
Auf unseren beiden Google-Geräten Nexus 5 und Nexus 7 haben wir den schmackhaften Schleckstengel Mitte November erhalten. Nach rund einem Monat mit der neuen Android-Version ist es nun an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Was gefällt uns, was nicht? Wir verraten es auf den folgenden Seiten.

1. Wir mögen Material Design

Der neue Design-Ansatz hinter Android 5.0 heisst «Material Design». Und wir mögen Material Design. Der Grund: Endlich hat Android eine konsistente Design-Richtlinie, die sich durch das ganze Betriebssystem hindurchzieht. Nicht nur Systembestandteile wie das App-Menü oder die Benachrichtigungen kommen in einem neuen Gewand daher, Google hat Material Design auch auf all seine Apps wie den Play Store, Gmail oder Play Music angewandt. Das sorgt für eine durchgängige, einheitliche Nutzererfahrung.
Die Multitasking-Ansicht unter Android 5.0: hübsch und funktional
Das Material Design selbst gefällt uns durch seine schlichte, funktionale Optik. Google arbeitet mit dezenten Farben und unaufdringlichen Effekten, um eine optisch ansprechende, und dennoch übersichtliche Oberfläche zu erreichen. Das Beste aber ist, dass die Material-Design-Richtlinien auch für Drittentwickler offenstehen. In Zukunft dürfen wir daher immer mehr Apps erwarten, die sich nahtlos in das neue Android-Design einfügen.
Bleibt zu hoffen, dass Samsung und Co. sich Material Design ebenfalls zu Herzen nehmen und ihre eigenen Oberflächen künftig stärker an das Standard-Design anpassen. LG zumindest scheint mit gutem Beispiel voranzugehen und viele Elemente von Material Design quasi unverändert zu übernehmen.
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Akku-Wunder, Performance

2. Lollipop wirkt Akku-Wunder

Android 5.0 macht müde Akkus wieder munter
Seit wir Android 5.0 auf unserem Nexus 5 installiert haben, scheint das Smartphone eine zweite Lunge bekommen zu haben. Die Akkulaufzeit zeigt sich deutlich verbessert. Wo wir zuvor unter Android 4.4 am Ende des Tages im Schnitt vielleicht noch 30 Prozent Reserven hatten, sind es jetzt im Schnitt rund 60 Prozent. Bei geringer Nutzung sind sogar noch höhere Werte möglich. Die Verbesserungen, die Google am technischen Gerüst von Android vorgenommen hat, zahlen sich also mehr als aus.
Android 5.0 kommt überdies auch noch mit einem neuen Energiesparmodus, der sich auf Wunsch bei niedrigem Akkustand automatisch aktiviert und die Laufzeit noch einmal deutlich verlängert. Bis jetzt sind wir allerdings gar nie in eine Situation gekommen, in der wir den Energiesparmodus benötigt hätten – aber es ist gut zu wissen, dass es ihn gibt.

3. Es flutscht nach wie vor, aber ein Reset kann helfen

Google hat für Android 5.0 auch deutliche Leistungssteigerungen versprochen. Unter anderem dank der neuen Laufzeitumgebung ART (Android RunTime) sollen Apps nun viel flinker agieren. Gleich nach der Aktualisierung wirkte unser Nexus 5 allerdings recht träge, ja sogar deutlich langsamer als vor dem Update. Das Smartphone war aber zu diesem Zeitpunkt auch bereits über ein Jahr im Einsatz und musste schon so einiges über sich ergehen lassen. Wir beschlossen deshalb kurzerhand, das Gerät auf die Werkeinstellungen zurückzusetzen – ein PC sollte schliesslich auch alle paar Jahre mal neu aufgesetzt werden.
Und siehe da: Nach dem Factory Reset reagierte das Nexus 5 wieder flott und zu unserer vollen Zufriedenheit. Eine Leistungssteigerung konnten wir allerdings nicht feststellen. Das ist aber nicht wirklich eine Kritik, denn das Nexus 5 lief schon unter Android 4.4 butterweich. Performance-Probleme sind für Nexus-5-Besitzer nun wirklich ein Fremdwort.
Insofern wird es interessant sein zu sehen, wie sich Android 5.0 auf die Performance von anderen Geräten auswirkt. Gerade weniger leistungsstarke Geräte dürften von den Leistungsoptimierungen profitieren. Am anderen Ende der Skala verspricht der neue Support von 64-Bit-Prozessoren im nächsten Jahr noch einmal deutlich leistungsstärkere Android-Geräte.
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Einrichtung, Benachrichtigungen

4. Die Einrichtung war noch nie so bequem

Mit der neuen Version hat Google auch den Einrichtungsprozess von Android-Geräten überarbeitet. Da wir auf unserem Nexus 7 zu Recherchezwecken die Developer Preview von Android 5.0 installiert hatten und anschliessend wieder das finale Factory Image einspielten, mussten wir das Gerät folglich zweimal neu aufsetzen, dazu kommt der erwähnte Factory Reset beim Nexus 5. Das klingt aber schlimmer als es ist, denn Lollipop macht es einem wirklich leicht. Bei der Einrichtung gibt man wie gewohnt sein Google-Konto an und darf dann aus einer Liste der zuletzt genutzten Geräte auswählen, von welchem Gerät man Apps, Einstellungen etc. übertragen möchte. Das Cloud-Backup, das Android standardmässig vollautomatisch anlegt, wird dann selbstständig wieder zurückgespielt.
Gut, einige Dinge wie SMS-Nachrichten oder gespeicherte Musik muss man nach wie vor manuell sichern und zurückspielen. Dennoch: So komfortabel was das Einrichten eines neues Android-Geräts noch nie.

5. Die neuen Benachrichtigungen sind nützlich

Seit Android 5.0 werden Benachrichtigungen in Form von Karten zentral auf dem Sperrbildschirm angezeigt. Das ist praktisch. Noch praktischer ist, dass sich die Karten nun direkt auf dem Sperrbildschirm expandieren lassen. So lässt sich beispielsweise der Inhalt einer erhaltenen WhatsApp-Nachricht direkt auf dem Sperrbildschirm anzeigen.
Praktisch: Expandierbare Benachrichtigungen auf dem Sperrbildschirm
Gut auch: Wer Benachrichtigungen von bestimmten Apps nicht auf dem Sperrbildschirm anzeigen will, kann diese gezielt blockieren. Zudem kann man einzelne Apps als wichtig einstufen. Über die Lautstärketasten kann man nämlich jetzt jederzeit zwischen den Benachrichtigungsmodi «Alle», «Keine» und «Wichtig» wechseln, worauf nur entsprechende Benachrichtigungen angezeigt werden.
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Nutzerprofile, Schnellzugriffe, Power-Menü

6. Nutzerprofile auch auf dem Smartphone

Nutzerprofile gibts endlich auch auf Smartphones
Schon seit Android 4.2 unterstützt das Betriebssystem mehrere Nutzerkonten – bislang aber nur auf Tablets. Mit Lollipop kommt die Mehrbenutzerunterstützung nun auch auf Smartphones. Eine nützliche Sache, auch wenn die wenigsten ihr Smartphone mit anderen teilen. Denn wenn man sein Handy mal kurz einem Kollegen ausleihen will, kann man nun einfach zum Gast-Konto wechseln und muss sich keine Sorgen machen, dass dieser aus Versehen auf die neusten Nacktselfies stösst oder in der pikanten Chat-History rumschnüffelt.

7. Endlich Schnellzugriffe

Überfällig: Schnellzugriffe unter Android 5.0
Dieses Feature mag für die meisten Android-Nutzer ein alter Hut sein, sind doch Schnellzugriffe in Samsungs Touchwiz und Co. längst eine Selbstverständlichkeit. Im Original-Android stellen die über die Statusleiste zugänglichen Schnelleinstellungen aber tatsächlich eine Neuerung dar, zumindest auf Smartphones. Ein einfacher Wisch vom oberen Bildrand öffnet wie bisher die Benachrichtigungen, ein zweiter Wisch führt zu den neuen Schnellzugriffen. Darüber lässt sich komfortabel die WLAN- oder Bluetooth-Verbindung (de)aktivieren, die LED-Taschenlampe einschalten oder der Flugmodus aktivieren. Wir meinen: Das wurde auch Zeit.

8. Verschlechtert: Das Power-Menü

Auch wenn wir von Android 5.0 fast rundum begeistert sind, so gibt es doch ein kleines Detail, das uns stört. Das Power-Menü, also das Menü das sich öffnet, wenn man die Einschalttaste gedrückt hält, wurde massiv reduziert und hält jetzt einzig noch die Option «Ausschalten» bereit. Unter Android 4.4 gab es hier noch mehr Optionen, beispielsweise die Möglichkeit, den Flugzeugmodus zu aktivieren. Das gestaltet sich nun etwas umständlicher, auch wenn es jetzt immerhin einen Schnellzugriff dafür gibt. Dennoch: Hier ist weniger nicht mehr.



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