Tests
31.01.2020, 14:44 Uhr
Test: Loupedeck+
Echte Regler und Tasten sollten für ein gutes Gefühl bei der Retusche sorgen. Aber es ist kompliziert.
Beim «Loupedeck+» handelt es sich um ein Eingabegerät, mit dem Fotos und Videos schneller bearbeitet werden können – und vor allem gefühlsechter. Tasten, Rädchen und Regler lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wozu sie gut sind, weil die Beschriftungen wie «Export» oder «Contrast» nicht zu übersehen ist. Das erlaubt eine völlig andere Herangehensweise: Statt bei der Überarbeitung ständig mit einem Auge auf den Mauszeiger und die winzigen Bedienelemente zu starren, bleibt der Fokus auf dem Bild.
Was vielleicht ein wenig banal klingt, sorgt in der Praxis für einen enormen Komfort. Die meisten Programme für die Video- und Fotobearbeitung sind heute so überladen, dass sich der Funktionsumfang nur von verschachtelten Strukturen und Einklappmenüs bändigen lässt. Das behindert den Arbeitsfluss auch dann, wenn man die Software eigentlich im Schlaf beherrscht.
Das wendet sich mit Loupedeck+ zum Besseren: Praktisch alle wichtigen Parameter für die grundlegende Bearbeitung (Schatten, Kontraste, Klarheit usw.) lassen sich über die mechanischen Bedienelemente ändern. Die Pfeiltasten oder die Tasten für die Zwischenablage sorgen ausserdem dafür, dass auch durch die Sammlungen und Projekte navigiert werden kann, ohne dabei die Maus oder Tastatur zu wecken – und das fühlt sich fast schon paradiesisch an.
Der weitgehende Verzicht auf Tastatur und Maus ist aber auch deshalb wichtig, weil man sich das Loupedeck+ kaum für einen spontanen, kurzen Einsatz auf den Tisch stellt, denn die Abmessungen entsprechen jenen einer ausgewachsenen Tastatur. Wenn dieses Teil angeschlossen wird, dann soll sich der Aufwand auch lohnen!
Installation und Verwendung
Unter der Adresse loupedeck.com/setup wird die neuste Version der Software für macOS oder Windows aufgerufen. Danach wird das Loupedeck+ über USB-A mit dem Rechner verbunden. Eine kabellose Variante würde wohl vielen Anwendern deutlich besser gefallen. Ausserdem ist das Kabel fest mit dem Loupedeck+ verbunden; wenn es also zum Beispiel an einem aktuellen MacBook Pro verwendet wird, benötigen Sie einen Adapter auf USB-C.
Die Anleitungen sind in Deutsch lokalisiert, das Setup-Programm leider nicht. In ihm wird die verwendete Ziel-Software ausgewählt, wobei es weitere Unterteilungen gibt. Für Photoshop wird zum Beispiel zwischen dem Editor und CameraRaw unterschieden.
Was dann passiert, ist ungewiss. In unserem Fall funktionierte Loupedeck+ in Photoshop 2020 einwandfrei – aber nur im CameraRaw-Modul. Im Editor reagierte es entweder gar nicht oder es produzierte eine Lawine an Fehlermeldungen. Das wird wohl daran liegen, dass Loupedeck+ offiziell nur mit Photoshop 2019 kompatibel ist. Es bedeutet aber auch, dass Bildverarbeiter ihre Updates nach den Befindlichkeiten der Loupedeck+-Software planen müssen, um weiterhin mit dem Gerät arbeiten zu können. Andere Marotten sind einfach nur lästig, indem zum Beispiel bei Final Cut Pro X die englische Tastaturbelegung aktiviert werden muss.
Ein Problem ist auch, wie die Eingaben von der Software wahrgenommen werden. Jede noch so kleine Drehung an einem Rädchen gilt als separates Ereignis. Wenn Sie also in CaptureOne Pro ganz locker mit dem Kontrastregler spielen («ein wenig mehr … zurück … nein, doch noch ein wenig mehr …»), dann entspricht das einer Abfolge von unzähligen Arbeitsschritten, die kaum mehr kontrolliert rückgängig gemacht werden können.
Immerhin ist Loupedeck+ so konzipiert, dass es vom Fleck verwendet werden kann. Dabei entsprechen die Beschriftungen der Regler immer der tatsächlichen Funktion. Daneben existiert der «Custom Mode»: Durch das Drücken der gleichnamigen Taste kann jedes Bedienelement anders belegt werden, wobei die Möglichkeiten durch die schiere Menge an Befehlen förmlich explodieren. Das führt aber auch dazu, dass die Lernkurve und die Gewöhnungszeit durch die Decke gehen.
Ist Plastik!
Zurück zur äusseren Erscheinung. Die Verarbeitung ist gerade noch in Ordnung – nicht mehr und nicht weniger. Sie fühlt sich weder edel noch hochwertig oder massiv an, sondern nur «in Ordnung». Der grosse Drehregler sowie die kleinen Einstellräder für die Farbkorrekturen bieten eine Rastung, was die Interaktion präziser erscheinen lässt. Leider wirken diese Rädchen aber auch billig und veranstalten einen ziemlichen Radau. Das fiel im Test besonders störend auf, weil neben dem Loupedeck+ eine Logitech-Maus lag: Deren Mausrad fühlte sich trotz Rastung deutlich präziser an und verrichtete ihren Dienst im direkten Vergleich flüsterleise. Auch die Tasten des Loupedeck+ fühlen sich klapperig an, während es an den kleinen Drehreglern nicht viel auszusetzen gibt.
Fazit
Das Loupedeck+ ermöglicht ein sehr angenehmes Arbeiten, nachdem die ersten Hürden genommen sind. Leider gab es bei einigen Programme auch Ungereimtheiten, bis hin zur totalen Befehlsverweigerung im Photoshop-Editor. Die Anmutung und die Robustheit könnten ausserdem besser sein und auch das Kabel wirkt aus der Zeit gefallen. Auch deshalb arbeitet es sich damit längst nicht so unbeschwert und locker, wie man es vermuten könnte. Dabei ist der Erfolg nicht einmal garantiert, wie die punktuellen Probleme in unserem Test zeigen.
Kurz, es stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand wirklich lohnt oder ob Maus und Tastatur nicht doch die bessere Wahl bleiben.
Unterstützt werden zurzeit Adobe Lightroom Classic, Premiere Pro CC, Audition und Photoshop CC 2019 und CameraRaw sowie Final Cut Pro X und Skylum Aurora HDR. Der Test erfolgte mit der aktuellsten Loupedeck-Software 3.1 unter macOS 10.14.6 «Mojave».
Testergebnis
Ermöglicht ein unbeschwertes Arbeiten (meistens)
Verarbeitung, Material, USB-Kabel, Software-Aktualität
Details: (Unsere Bewertungsskala reicht von 1 bis 5. Die Bestnote ist 5.)
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