Tests
09.01.2015, 07:32 Uhr
Test: GoPro Hero 4 Silver
Die neuste Kamera von GoPro macht fast alles richtig. Und kleine Schwächen werden einfach weggekauft.
GoPro ist längst zum Synonym für Action-Kameras schlechthin geworden. Die vierte Generation widmet sich der Detailpflege, aber auch die Videofunktionen haben deutlich zugelegt.
Lieferumfang
Damit die GoPro 4 Silver Edition Schläge, Stürze und anderes Ungemach übersteht, gehört zum Lieferumfang ein robustes Unterwassergehäuse. Dieses schützt die Kamera bis zu einer Tiefe von 40 Metern vor dem garstigen Nass. Dasselbe Gehäuse wird ausserdem mit zahlreichen Adaptern am Helm, am Motorrad, im Auto oder wo auch immer montiert.
Wenn die maximale Tauchtiefe kein Thema ist, lässt sich die hintere Klappe durch zwei Alternativen bestücken, die ebenfalls zum Lieferumfang gehören:
Touch Backdoor. Die Touch Backdoor ist nur bis zu einer Tiefe von drei Metern wasserdicht, doch an der Oberfläche kann das Touch-Display der Kamera weiterhin bedient werden. Allerdings benötigt die folienartige Abdeckung deutlich mehr Druck mit dem Finger.
Skeleton-Klappe. Die Skeleton-Klappe bietet überhaupt keinen Schutz von hinten und punktet stattdessen mit einer erleichterten Bedienung. Ausserdem verbessert sie den Ton, da die GoPro nicht mehr hermetisch verpackt ist.
Zum Lieferumfang gehören ausserdem zwei Klebehalterungen, die sich auf flachen und gewölbten Unterlagen anbringen lassen. Der Akku wird über das mitgelieferte Mini-USB-Kabel direkt in der Kamera geladen, ein Netzteil gibt es nur als Zubehör.
Und das fehlt leider
Damit ist eine solide Grundlage für die Dokumentation der Freizeit gegeben. Trotzdem vermissen wir Zubehörteile, ohne die keine Kamera vollständig ist. Dazu gehört ein Adapter, über den sich die GoPro auf einem handelsüblichen Stativ montieren lässt. Stattdessen muss dieser für knapp 20 Franken separat erworben werden.
Doch selbst mit diesem Adapter steckt die Kamera immer noch im sperrigen Gehäuse. Eine Alternative kommt unter dem sinnigen Namen The Frame und kostet weitere 50 Franken: Sie umklammert die GoPro und bietet praktisch keinen Schutz, doch wenigstens ist die Kamera an der frischen Luft. Das hier gezeigte Mini-Stativ gehört übrigens nicht zum Lieferumfang:
Zum Lieferumfang von The Frame gehört auch ein Schutzglas für das Objektiv. Das ist zwar schön und gut, doch genau ein solches Glas (oder zumindest eine Gummiabdeckung) müsste ab Werk dabei sein.
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Bedienung und Aufnahme
Bedienung
Im Gegensatz zur teureren GoPro Hero 4 Black ist die Silver-Edition mit einem Touch-Display ausgestattet. (Auf das Schwestermodell kommen wir später noch einmal zu sprechen.) Damit steigt die Treffsicherheit bei der Wahl des Ausschnitts sprunghaft an. Vor allem aber wird die Bedienung deutlich vereinfacht.
Das Display reagiert zwar nicht so freudig wie ein modernes Smartphones, aber der Umgang gestaltet sich problemlos. Alternativ kann die Kamera wie bisher über das monochrome LC-Display auf der Vorderseite bedient werden, doch dieses Menü wirkt im direkten Vergleich wie ein schlechter Witz vergangener Tage.
Die GoPro wird über die Taste auf der Frontseite eingeschaltet, Aufnahmen werden mit dem roten Auslöser an der Oberseite gestartet. Bei aktivierter QuikCapture-Funktion (kein Schreibfehler) führt ein Drücken des Auslösers dazu, dass die GoPro in einem Atemzug einschaltet und die Aufnahme startet. Ein zweites Drücken beendet die Aufnahme und schaltet die Kamera aus.
Damit wird die blinde Bedienung am Helm zum Klacks. Doch ihrer Bezeichnung zum Trotz, ist an dieser Einrichtung gar nichts «Quik»: Mit aktiviertem Feature startet die Aufnahme nach knapp 9 Sekunden. Über den regulären Power-Schalter ist die Kamera etwa 2 Sekunden schneller einsatzbereit.
Die Taste an der rechten Seite öffnet die Einstellungen, eine ganz kleine auf der Rückseite schaltet das Display ab. Diese Display-Taste ist übrigens die einzige, die bei montiertem Gehäuse von aussen unerreichbar ist.
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Apps und Software
Die App
Eines muss man GoPro lassen: Der Hersteller lässt nichts unversucht, um ein Rundum-sorglos-Paket zu schnüren. Dazu gehört auch die hauseigene App, die für iOS, Android und Windows Phone angeboten wird. Um eine Verbindung mit dem Smartphone herzustellen, erzeugt die GoPro ein eigenes WLAN, was in unserem Test mit einem iPhone 6 tadellos funktionierte.
Und die App hat es in sich: Mit ihr wird die Kamera ferngesteuert, während das Live-Bild auf dem Smartphone zu sehen ist. Genauso lassen sich bereits gespeicherte Fotos und Videos auf iPhone & Co. betrachten oder übertragen. Sämtliche Einstellungen, Aufnahme-Modi und Funktionen der Kamera können am iPhone durchgeführt werden. Durch Fernlöschung wird ausserdem Platz auf der Speicherkarte freigeschaufelt, ohne dass das Gehäuse demontiert werden muss. Hier einige Impressionen zum Leistungsumfang:
Genau wie an der Kamera ist die Oberfläche nur in Englisch verfügbar, aber viel muss man von dieser Sprache nicht verstehen, um mit den Einstellungen klar zu kommen.
GoPro Hero Studio
Die Filme der GoPro werden im Format MPEG4 (h.264) aufgezeichnet und lassen sich somit in jeder halbwegs brauchbaren Videosoftware aufbereiten. Dessen ungeachtet offeriert der Hersteller die kostenlose eigene Software GoPro Studio (für Macs und PCs). Sie ist auf die schnelle und unkomplizierte Bearbeitung ausgelegt. Da sie ausserdem auch mit Filmen aus anderen Kameras funktioniert, können Sie sich vorab ein Bild von den Möglichkeiten machen. Hier geht es zur Download-Seite.
Das ganze Drumherum
Doch mit diesen GoPro-eigenen Anwendungen ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Die Popularität der Marke liess rund um diese Kameras eine eigene kleine Industrie entstehen – fast so, wie man es von Apples iOS-Geräten her kennt.
Das hilft auch bei der Videoverarbeitung. Die typische Verzerrung der GoPro-Objektive lässt sich durch spezialisierte Programme, Plug-Ins oder Funktionen mildern. Solche Plug-Ins können zum Beispiel für Apples Final Cut Pro erworben werden, während sie bei Adobes Videoverarbeitung Premiere sogar zum Lieferumfang gehören. Selbst für Photoshop stehen Anleitungen bereit, wie Standbilder zurechtgerückt werden – wobei sich diese Tutorials explizit an die GoPro-Gemeinde richten. Die Anlaufstellen im Internet sind zahlreich, wie diese beispielhafte Übersicht zeigt.
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Videos in allen Geschmacksrichtungen
Videos, Videos und noch mehr Videos!
Die GoPro als simple Action-Kamera abzutun, wird ihr nicht gerecht. Stattdessen haben die Macher an so ziemlich jede Aufnahmesituation gedacht. Neben regulären Videos bietet die Kamera zahlreiche Möglichkeiten, wie zum Beispiel Zeitraffer. Oder das Video wird um 180 Grad gedreht, weil die Kamera gerade am Hund baumelt:
Die GoPro kann Filme als Schleife aufzeichnen, indem eine Aufnahme 5, 20, 60 oder 120 Minuten dauert – danach werden die ältesten Teile des Films gelöscht. So wird die Kamera im Auto zur Dashcam oder zur in Innenräumen zur Überwachungskamera. Dazu kommt die Möglichkeit, gleichzeitig mit der Video-Aufnahme auch Fotos in einem bestimmten Intervall zu schiessen. Zeitlich sind keine Grenzen gesetzt, da die Kamera auch dann ihrer Aufgabe nachgehen kann, während sie über ein USB-Netzteil mit Strom versorgt wird.
Auflösungen und Bildraten
Die GoPro filmt in zahlreichen Auflösungen und Bildraten. Allen ist gemein, dass zwischen den drei Sichtfeldern «Ultraweit», «Mittel» und «Eng» gewählt werden kann. «Ultraweit» sorgt für spektakuläre Weitwinkel-Aufnahmen, doch bereits nach wenigen Metern wirken Personen, als wären sie einen halben Kilometer entfernt. Vor solchen Eindrücken wird man bei der Einstellung «Eng» verschont, dafür muss das Motiv präziser angepeilt werden. Das sollte jedoch kein Problem sein, wenn sich die Aufnahme auf dem Display kontrollieren lässt.
Am oberen Ende finden sich die 4K-Aufnahmen mit einer Auflösung von 3840x2160 Pixel. Im Gegensatz zur GoPro Hero 4 Black stemmt die Silver-Edition diese Pixelflut nur mit zittrigen 15 Frames pro Sekunde (fps). Damit verkommt dieses vermeintliche Highlight zu einem Marketing-Gag.
In der Full-HD-Auflösung von 1080p lassen sich Videos mit bis zu 60 fps aufzeichnen, die auch in diesem Tempo wiedergegeben werden. Wenn die Auflösung von 720p ausreicht, entstehen Zeitlupen mit bis zu 120 fps. Bei der Wiedergabe wird das Tempo auf einen Viertel reduziert. In der WVGA-Auflösung von 848x480 sind sogar bis zu 240 fps möglich.
Funktionen für die Profis
Die Videos der GoPro lassen qualitativ nichts zu wünschen übrig: Satte Farben, hohe Kontraste und einen erstaunlich hohen Dynamikumfang prägen diese Erinnerungen. Dabei werden die Streifen natürlich von der internen Kamera-Software in die Mangel genommen und optimiert.
Wer sich gerne stundenlang in der Nachbearbeitung am PC verliert, wird an der Protune-Einstellung Gefallen finden. Die Videos verhalten sich dabei fast wie die Raw-Bilder einer Fotokamera. Zwar wirken sie matt und saftlos; da jedoch die Lichter, Schatten, Farben und Kontraste unbearbeitet sind, lassen sich diese am PC deutlich präziser und mit mehr Reserve auf Vordermann bringen.
In diesem Modus sind ausserdem die folgenden Einstellungen zugänglich, was den anderen Modi verwehrt bleibt: Weissabgleich, Farbeinstellungen, ISO-Obergrenze, Schärfe und Belichtungskorrektur.
Speicherkarten und Dateigrössen
Ein Full-HD-Video mit 60 fps erzeugt einen Datenstrom von ca. 4 MB pro Sekunde. Um diese Datenmenge zu bewältigen, sollte auf jeden Fall eine Klasse-10-Speicherkarte verwendet werden. Nach ungefähr 17 Minuten Non-Stop-Video ist die maximale Dateigrösse von 4 GB erreicht – an diesem Punkt wird die aktuelle Videodatei geschlossen und automatisch eine neue Datei angelegt. Und so geht es immer weiter: Auf eine 64-GB-Karte passen also etwas mehr als vier Stunden Video in der besten Qualität.
Apropos Dauer: Der mitgelieferte Akku hielt fast auf die Minute genau 2 Stunden durch. Dabei handelt es sich jedoch um die reine Aufnahmezeit bei ausgeschaltetem Display. In der Praxis kann der Wert deutlich variieren, sodass für Tagesausflüge unbedingt ein bis zwei geladene Ersatzbatterien ins Gepäck gehören. Die Aufladung des leeren Akkus dauerte anschliessend etwa. 1:45 Stunden.
Fotos
Eine schnelle Speicherkarte wird auch vorausgesetzt, um die Foto-Funktion auszureizen. Die Auflösung beträgt 12 Mpx, wenn die Bilder im Seitenverhältnis 4:3 geschossen werden. Im Burst-Modus nimmt die GoPro bis zu 30 Bildern pro Sekunde auf. Dazu kommen eine Intervall-Funktion, die sich durch die optionale Night-Lapse-Funktion für Nachtaufnahmen optimieren lässt.
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Kaufberatung und Fazit
Bei der Evaluation einer GoPro sollte man zwei Aspekte berücksichtigen: ihre Qualitäten als Kamera und die starke Position in diesem hart umkämpften Markt.
Qualität. Qualitativ kann die GoPro durchs Band überzeugen. Die Videos sehen hervorragend aus – zumindest so lange das Licht gut ist. Im Dämmerlicht kommt es zur Bildung auffälliger Artefakte. Wird der Nachtmodus aktiviert, variiert die Kamera ausserdem die Bildrate, was dem Ergebnis ebenfalls nicht zum Vorteil gereicht.
Doch es liegt in der Natur einer Action-Kamera, dass sie in den meisten Fällen bei Tageslicht und nur selten im Partykeller zum Einsatz kommt. Bei ausreichender Beleuchtung trumpft die kleine Kamera mit satten Farben und spektakulären Ansichten, die dem starken Weitwinkel zu verdanken sind. Kurz, wir sind mit den Resultaten durchs Band zufrieden.
Zubehör. Die Popularität dieser Kamera führt dazu, dass sich heute eine eigene kleine Industrie um diese Modelle schart. Jede erdenkliche Art von Befestigung, Zubehör oder Software ist entweder direkt vom Hersteller oder von Drittanbietern erhältlich. Das allein sollte jedoch nicht automatisch den Ausschlag geben. Wer nur eine flexible Unterwasserkamera für die Ferien sucht, wird auch anderorts fündig und erhält von anderen Anbietern alles, was es dazu braucht.
Relevante Links
Und hier die relevanten Links zur GoPro Hero 4 Silver:
Kaufempfehlung
Es ist ärgerlich, dass sich die GoPro nur mit optionalem Zubehör mit einem Stativ verbinden lässt. Das Fehlen einer Objektivabdeckung ist ausserdem eine Zumutung. Doch davon abgesehen, lässt diese Kamera kaum etwas zu wünschen übrig. Dafür sorgen die vielen Einstellmöglichkeiten, der Protune-Modus für die Profis und vieles mehr.
Das verfügbare Zubehör unterstützt so ziemlich jedes Vehikel, das sich als Unterlage eignet: Helme, Surfboards, Autos, Hunde und so weiter. Und zu guter Letzt verpassen die gelungenen, kostenlosen Apps und das genauso kostenlose Videoschnitt-Programm diesem Angebot den letzten Schliff.
Silber oder Schwarz?
Eine Frage blieb bis jetzt unberücksichtigt, und zwar jene nach dem richtigen Modell. Die GoPro Hero 4 Black kostet rund 100 Franken mehr und unterscheidet sich in zwei Punkten vom kleineren Silberrücken.
Display. Das schwarze Modell muss ohne Farbdisplay auskommen. In den meisten Fällen gereicht ihm das zum Nachteil. Wer jedoch die Kamera morgens am Helm montiert und erst am Mittag wieder abnimmt, kann bestimmt damit leben.
4K-Videos. Im Gegensatz zur Silver-Edition kann die schwarze GoPro 4K-Videos mit 30 fps aufzeichnen, was die Datenmenge jedoch deutlich erhöht.
Die restlichen Unterschiede betreffen die Videoformate und sind zu vernachlässigen. Doch wenn Sie es genau wissen wollen, finden Sie hier eine Vergleichstabelle auf der Hersteller-Website.
Die Entscheidungsfindung lässt sich also auf eine kurze Frage reduzieren: «4K-Videos oder Touch-Display»? Die Antwort ist nicht viel länger: Greifen Sie zum günstigeren Silver-Modell – es sei denn, Sie wollen die 4K-Aufnahmen um jeden Preis.
Fazit: Die GoPro Hero 4 Silver ist ein erstaunliches Kraftbündel. Die hohe Qualität, die weitreichende Unterstützung und der moderate Preis machen sie zum Topkandidaten bei der Evaluation.
Das Testgerät wurde uns freundlicherweise von digitec.ch zur Verfügung gestellt. Über diesen Link gelangen Sie direkt zur Produktseite im Online-Shop.
Testergebnis
Qualität, Software, Möglichkeiten, Touch-Display, Anleitung, Preis.
4K-Video nur mit 15 fps, essenzielles Zubehör fehlt.
Details: Videos in 4K (bis 15 fps), 1080p (bis 60 fps), 720p (bis 120 fps), Foto-Auflösung 12 Mpx. Inkl. Unterwassergehäuse.
Preis: 394 Franken
Infos:www.digitec.ch
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