Test: DxO Optics Pro 9.5
Alles automatisch – und wie!
Bequemlichkeit ist eine Zier
Nachdem die Bilder importiert und die Profile heruntergeladen wurden, dreht sich alles um den richtigen Arbeitsablauf. Allerdings hat es DxO geschafft, die «Arbeit» weitgehend aus der Gleichung zu entfernen! Besser gesagt, die Software optimiert ein Bild vollautomatisch – und das in einer Qualität, die auch den grössten Skeptiker mundtot macht. Dabei spielt die Grösse oder der Preis einer Kamera keine Rolle. Das folgende Beispiel wurde mit einer Canon PowerShot S110 aufgenommen, allerdings im Raw-Format. Hier das korrigierte Bild in der Übersicht:
Und hier einige Details, die den Unterschied zwischen dem unentwickelten Bild und der automatisch optimierten Version zeigen. Die Schärfe wurde zum Beispiel dramatisch verbessert. (Bild für eine bessere Darstellung bitte anklicken.)
Die Verzerrung an den Rändern wurde korrigiert:
Und die Farbsäume (chromatische Aberration) sind ebenfalls weitgehend verschwunden:
Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass solche Korrekturen bei vielen Kameras intern vorgenommen werden, bevor die Bilder im JPEG-Format auf der Speicherkarte landen. Auch andere Programme wie Lightroom kennen zum Beispiel Objektivprofile, mit denen solche Fehler ausgemerzt werden – allerdings nicht in diesem Ausmass und ohne die Berücksichtigung des Sensors. Was Optics Pro unterscheidet, ist nicht nur die Akribie, mit der die Software ans Werk geht, sondern dass auch nahezu jede Kamera unterstützt wird – egal, wie klein oder gross ihr Marktanteil ist.
Die hervorragenden Ergebnisse der Raw-Entwicklung fordern allerdings ihren Tribut, und bezahlt wird mit Zeit. Nach fast jeder Änderung kommt es zu einem kurzen Unterbruch, während das Bild neu berechnet wird. Auf schnellen Rechnern fällt das kaum auf, aber wenn ein PC gerade einmal die Minimalanforderungen erfüllt, wird die Arbeit mit Optics Pro zu einer äusserst klebrigen Angelegenheit.
Manuelle Eingriffe
Die Idee hinter Optics Pro besagt, dass ein korrekt belichtetes Bild keine weitere Überarbeitung mehr benötigt. Trotzdem kann an jedem Wert herumgespielt werden. Sämtliche Änderungen sind immer verlustfrei, können also jederzeit rückgängig gemacht werden. Die Korrekturen werden lediglich in einer kleinen Textdatei mit der Endung .dop gespeichert, die im selben Verzeichnis wie das Bild abgelegt wird. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, spezielle Katalog-Dateien im Auge zu behalten.
Die Möglichkeiten für die manuelle Korrektur sind erschöpfend. Trotzdem ist die Bedienung von Optics Pro recht einfach. Die schiere Menge an Einstellungen verlangt jedoch, dass man sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt. Wenn man sich zurecht gefunden hat, empfiehlt es sich, die Schieberegler auf der rechten Seite neu zu gruppieren, um die Reihenfolge dem persönlichen Arbeitsstil anzupassen:
Presets
Und dann sind da noch die Presets, mit denen die Farbwirkung beeinflusst werden kann. Sie sind gerade für Raw-Einsteiger eine grosse Hilfe, denn Raw-Bilder sind gemäss ihrer Natur blass und fad. Die Presets sorgen für die ansprechende Farben, satte Kontraste und die richtigen Tiefen. Das wird normalerweise von der Kamera erledigt, doch solche Stimmungen sind manuell gar nicht so einfach herbeizuführen. Bei Optics Pro reduziert sich der Aufwand auf einen Mausklick.
Keine lokalen Korrekturen
Optics Pro widmet sich der technischen Perfektion beim Entrauschen, Entzerren, Schärfen, Aufhellen usw.. Hingegen fehlen dem Programm Funktionen, um den Himmel blau oder die Haut weich zu pinseln. Alle Änderungen betreffen immer das gesamte Foto, mit einer Ausnahme: Der Radiergummi gegen Sensorstaub eignet sich manchmal auch dafür, einem Pickel im Gesicht den Garaus zu machen. Das war’s dann aber auch schon.
Damit gerät Optics Pro gegenüber Lightroom, dem Platzhirsch in der Fotobranche, deutlich ins Hintertreffen. Die Adobe-Software kann Optics Pro zwar in einigen Punkten nicht das Wasser reichen – doch sie deckt so viele Bereiche unter einer Oberfläche ab, dass längst nicht jeder Fotografen bereit ist, diesen bequemen Workflow zu verlassen. Die Fotos müssten dann nämlich importiert und exportiert werden, was nicht nur aufwendiger ist, sondern auch den Speicherbedarf in die Höhe treibt. Und das bringt uns zum nächsten Thema.
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