Tests
18.05.2016, 08:35 Uhr
JPEGmini Pro: erstaunliche Schrumpfkur für Fotos
Selbst gut komprimierte JPEGs werden deutlich leichter – ohne sichtbare Qualitätsverluste.
Ohne das JPEG-Format wäre die digitale Fotografie undenkbar: Mit geringem Qualitätsverlust werden Bilder auf einen Bruchteil ihrer Grösse komprimiert und gesichert. Doch während das JPEG-Format an sich streng genormt ist, sind es die Kompressions-Algorithmen nicht. Ihre Qualität bestimmt schlussendlich, wie klein die Dateien werden und wie stark die Qualität in Mitleidenschaft gezogen wird.
Qualität ist auch das Stichwort der Software JPEGmini Pro. Dessen Technologie orientiert sich an den Wahrnehmungseigenschaften unserer Augen. Die Software ermittelt, wie stark ein Foto komprimiert werden kann, ohne dass es zu sichtbaren Artefakten kommt. Anschliessend übernimmt der neu entwickelte JPEG-Encoder die Umwandlung der Daten. Das Resultat ist eine JPEG-Datei, die praktisch ohne sichtbaren Unterschied deutlich kleiner ist. Trotzdem ist sie in ihrer Verwendung so kompatibel wie jede andere JPEG-Datei.
Das Paket JPEGmini Pro besteht aus drei Komponenten: die Anwendung, das Lightroom-Plug-In sowie das Photoshop-Plug-In. Wir werden uns alle drei ansehen. Doch zuerst klären wir die wichtigsten Fragen: Wie stark lassen sich bestehende JPEGs komprimieren? Und wie wirkt sich das auf die Qualität aus?
Kompression im grossen Stil
Als erstes Testobjekt diente ein Ordner mit knapp 7000 Bildern, verteilt auf zahlreiche Unterordner. Diese Fotos stammten ursprünglich aus Lightroom und wurden von dort aus im JPEG-Format exportiert.
Kompression. Für eine erneute Kompression wird einfach der Hauptordner in das Fenster von JPEGmini Pro gezogen. Je nach Einstellung werden dabei die Originale überschrieben oder die neuen Versionen in einem anderen Verzeichnis abgelegt. In jedem Fall bleibt die ursprüngliche Struktur aus Ordnern und Unterordnern erhalten.
Die Stärke und die Art der Kompression unterliegen nicht der Kontrolle des Benutzers, was nur logisch ist: Schliesslich ist der Anspruch «Kleiner, aber ohne Verluste» klar definiert. Hingegen lässt sich zum Beispiel festlegen, dass Bilder auf eine bestimmte Grösse oder auf eine maximale Kantenlänge skaliert werden:
Tempo. Für diese Aufgabe benötigte JPEGmini Pro auf einem iMac 5K mit Core-i7-Prozessor gerade einmal 28 Minuten. Dabei trieb die Software sämtliche Kerne an den Anschlag, und das ist auch gut so: Auf diese Weise lässt sich das umfangreichste Hochzeits-Shooting problemlos in der Mittagspause durchrechnen, ohne dass auf andere Prozesse Rücksicht genommen wird.
Sparpotenzial und Qualität
Einsparung. Dabei schrumpfte der Speicherbedarf von 24 GB auf 13.8 GB – also um über 10 GB. Das klingt nach einer erstaunlichen Leistung in Anbetracht dessen, dass kein Unterschied sichtbar ist (dazu gleich mehr.)
Allerdings erreichten wir mit unseren Test-JPEGs in keinem Fall die vom Hersteller versprochene Reduktion um bis zu 80 Prozent. Doch irgendwann fiel der Groschen: Die Einsparung bei der Neukomprimierung hängt davon ab, wie effizient die Originale bereits verdichtet sind. JPEGs aus Lightroom und Photoshop wurden im Durchschnitt um etwa 60 Prozent kleiner. JPEGs, die hingegen direkt aus der Kamera stammen (in unserem Fall aus einer Fujifilm X-Pro2) wurden tatsächlich um bis zu 80 Prozent eingedampft.
Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie: Jene Fotografen, die bereits mit professioneller Software arbeiten, profitieren am wenigsten. Andererseits bestätigen die Resultate, dass JPEGmini Pro nicht einfach blindwütig um sich komprimiert, sondern die Kompression an die Güte des Ausgangsmaterials anpasst.
Qualität. Und wie steht es um diese Qualität? Um es kurz zu machen: Sie bleibt optisch tatsächlich unverändert. Auch bei angestrengtem Starren auf den Bildschirm und in der Vergrösserung ist absolut kein Unterschied auszumachen.
Die Abweichungen lassen sich trotzdem visualisieren. Dabei werden Original und Kopie in Photoshop deckungsgleich positioniert und der Mischmodus der oberen Ebene auf Differenz eingestellt. Jetzt müssten die Unterschiede sichtbar werden, doch dem ist nicht so:
Erst mit einer absurd hohen Tonwertkorrektur werden die subtilen Unterschiede zwischen den beiden Dateien sichtbar:
Lange Rede, kurzer Sinn: Für das nackte Auge lässt sich kein Unterschied ausmachen – Sie können also nur gewinnen.
Nächste Seite: Lightroom, Photoshop und die Gratis-Version
Lightroom, Photoshop und die Gratis-Version
Export aus Lightroom
Einen grossen Bilderhaufen mit einem Handgriff kleinzuschlagen, hat seinen Reiz. Doch wenn die bestehende Sammlung dieser Prozedur unterzogen wurde, bleibt die Frage, wie es weitergeht. Für Anwender von Adobe Lightroom (Test) ist die Antwort ganz einfach: JPEGmini Pro wird so in den Arbeitsablauf eingeflochten, dass beim Export kein weiteres Zutun mehr nötig ist.
Dazu wird das Lightroom-Plug-In installiert. Anschliessend erweitert sich der Export-Dialog um den Bereich Nachbearbeitungsfunktionen, was wiederum JPEGmini auf den Plan ruft:
Beim Export wird diese Aktion einfach durch einen Klick auf die Schaltfläche Einfügen der Export-Funktion angehängt. Werden die Export-Einstellungen gespeichert, bleibt dieser Arbeitsschritt erhalten. JPEGmini Pro verrichtet ab sofort seinen Dienst, ohne dass der Anwender einen Finger rührt. So muss es sein!
Export aus Photoshop
Der Export aus Photoshop erfolgt nicht über den Sichern-Dialog, sondern über das Menü Fenster->Erweiterungen->JPEGmini. Auch hier gibt es keine Parameter einzustellen, sondern nur das Knöpfchen zu drücken und den Speicherort auszuwählen:
Gratis und genauso gut: JPEGmini
JPEGmini Pro richtet sich mit seinem Preis an die Profi-Fotografen: Ein Shooting wird in einem Arbeitsgang neu verpackt, damit die Dateien möglichst effizient an den Kunden verschickt werden können. Auch die Kosten und der Aufwand für die Archivierung sinken deutlich.
Es geht aber auch anders. JPEGmini (ohne Pro) ist kostenlos erhältlich und bietet genau dieselbe Qualität. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass nur 20 Bilder pro Tag komprimiert werden. Ausserdem fehlen die Plug-Ins für Lightroom und Photoshop. Die meisten Hobby-Fotografen dürften sich jedoch kaum daran stören. Für sie ist dieses Angebot ein Pflicht-Download.
Die Zielgruppe
JPEGmini Pro ist nicht günstig, aber für jeden engagierten Fotografen ein Gewinn. Auch wenn Archiv-Medien wie NAS und externe Festplatten heute spottbillig sind, besteht ein Bedürfnis nach kompakteren Dateien: bei der Publikation im Web, beim Versand per E-Mail und bei der Gestaltung von Webseiten, die den Betrachter nicht mit einem hohen Datenaufkommen verärgern wollen.
Das Beste an dieser Lösung ist jedoch, dass sie keine Vorkenntnisse, keine Einarbeitung und keine zusätzlichen Arbeitsschritte benötigt. Und wer seine Fotos mit Lightroom verwaltet, wird JPEGmini Pro nach der Installation nie mehr zu Gesicht bekommen.
Fazit
Transparente Anwendung und hervorragende Ergebnisse: JPEGmini Pro ist eine wertvolle Bereicherung im Software-Arsenal eines Fotografen. Wer den finanziellen Aufwand scheut, greift zuerst zur kostenlosen Version, die ohne Wasserzeichen oder ähnliche Mätzchen funktioniert.
Testergebnis
Hervorragende Resultate, schnell, zusätzlich zur eigenständigen Anwendung auch nahtlose Integration in Photoshop und Lightroom
Verarbeitet nur JPEG-Dateien
Details: Ab OS X 10.7, ab Windows 7, Englisch
Preis: 112 Franken (per 18. Mai 2016)
Infos:www.jpegmini.com
Leserwertung
Jetzt abstimmen!
Was halten Sie vom Produkt?
Was halten Sie vom Produkt?
30.05.2016