Test: iPhone 12 Pro «Max»
Die Kamera im iPhone 12 Pro Max
Und hier die schlechte Nachricht an alle, die beim Fotografieren und Filmen gerne zwischen verschiedenen Geräten eine Auswahl haben: Kein anderes iPhone 12 bietet dieselben Eigenschaften wie das Max. Stellen wir einige Vergleiche an.
Brennweiten. Das Max bietet drei 12-Mpx-Kameras und den LiDAR-Scanner. (Dazu später mehr.) Die Kameras bieten (auf Kleinbild umgerechnet) die Brennweiten 14 Millimeter, 26 Millimeter und 64 Millimeter. Apple spricht hier ein wenig aufrundend von einem «5-fach-Zoom».
Die drei Brennweiten im Vergleich
Quelle: PCtipp.ch
Das iPhone 12 Pro mit seinen drei Kameras bringt es hingegen beim leichten Tele nur auf 52 Millimeter, während das iPhone 12 (mini) nur mit den beiden Weitwinkel-Objektiven klarkommen muss.
Sensor-Shift. Das iPhone 12 Pro Max ist das erste und aktuell einzige iPhone, das mit Sensor-Shift (Sensorverschiebung) ausgestattet ist, um Bewegungen und Verwackelungen zu kompensieren. Das heisst, der Sensor ist beweglich und wird durch die Software gesteuert, die bis zu 5000 Mal pro Sekunde korrigierend eingreift. Damit werden schärfere Fotos bei schwachem Licht möglich, während Videos besser stabilisiert werden. Sensor-Shift ist jedoch nur für das Weitwinkel verfügbar, also für die Kamera mit der 26-er-Brennweite.
Harte Kontraste sind des iPhones Leibspeise
Quelle: PCtipp.ch
Alle iPhone-12-Modelle sind mit Apples Cinematic-Videostabilisierung ausgestattet, bei der zitternde Hände durch eine Mischung aus beweglichen Linsen und Software kompensiert werden. Und auch wenn es kaum zu glauben ist: Dieser Schwenk wurde aus der Hand gehalten, nach drei Tassen Kaffee und eigentlich ohne weitere Ambitionen:
Sensor-Grösse. Nur das Max ist mit einem 47 Prozent grösseren Sensor ausgestattet. Und wie jeder Fotograf weiss, bedeutet ein grösserer Sensor fast automatisch eine bessere Qualität. Das kommt besonders bei Nachtaufnahmen zum Tragen.
Solange ein Funken Licht da ist, wird die Nacht auf dem iPhone nie stockdunkel
Quelle: PCtipp.ch
So viel zu den einmaligen Eigenschaften von Max. Es gibt jedoch auch noch einige wichtige Unterschiede bei den Kameras, die sowohl das iPhone 12 Pro Max als auch das kleinere iPhone 12 Pro bieten – aber nicht das reguläre iPhone 12 (mini).
Videos und Dolby Vision
Es ist eine Sensation, die sich schwer beschreiben lässt: Alle iPhone-12-Modelle filmen als zurzeit einzige Kameras auf der Welt direkt in HDR und Dolby Vision! Damit werden die Metadaten des Videos Frame-für-Frame angepasst und optimiert, während die Kamera munter drauflos filmt. Es gibt keine Wartezeiten, keine nachträgliche Bearbeitung, einfach nichts: Der Muskelprotz von einer CPU regelt das automatisch und ohne Zutun des Videografen!
Allerdings gibt es einen grossen Unterschied: das iPhone 12 Pro (Max) filmt in 4K Dolby Vision und 60 fps. Beim iPhone 12 (mini) muss hingegen eine Entscheidung getroffen werden: Entweder wird in 4K und 60 fps bei 8 Bit gefilmt, oder in 4K, HDR und Dolby Vision – dann aber nur mit 30 fps.
Vorsicht, Falle! Leider kommuniziert Apple die Zusammenhänge nicht deutlich genug, respektive wählt die Voreinstellungen unglücklich. Auf dem iPhone 12 Pro (Max) ist alles in Ordnung: Rufen Sie in den Einstellungen des Gerätes den Bereich Kamera auf. Tippen Sie auf Video aufnehmen. Hier finden Sie den Schalter HDR-Video, der HDR mit Dolby Vision verspricht. Nur: Der Schalter bewirkt rein gar nichts, solange oben 4K (60 fps) angewählt ist. Sie müssen also manuell auf 4K (30 fps) umschalten, damit in Dolby Vision aufgezeichnet wird. Hier hätte Apple die Bildrate selber reduzieren sollen, sobald der HDR-Schalter umgelegt wird.
Die HDR-Einstellungen ab Werk sind wenig optimal und irreführend
Quelle: PCtipp.ch
So oder so: Die Ergebnisse in Dolby Vision HDR sind bestens geeignet, die Zuschauer aus den Socken zu hauen! Die Farben, die Qualität der Darstellung und die Schärfe sind schwer in Worte zu fassen. In Ermangelung von eigenem Material (die Zeit war zu knapp für ein ernsthaftes Shooting) sehen Sie sich diesen Film von Apple an, komplett mit dem iPhone und der Standard-Kamera-App gedreht.
Apple ProRAW
Dieses neue Bildformat ist den Pro-Modellen vorbehalten. Das wird wohl einzig aus Marketing-Gründen so sein, denn weil sich alle iPhone-12-Modelle dieselbe CPU teilen, gibt es keinen Grund dafür, das iPhone 12 (mini) im Regen stehen zu lassen.
Bei «Apple ProRAW» handelt es sich um ein neues Bildformat, mit dem die anspruchsvolleren Fotografen zufriedengestellt werden sollen. Die Datei selbst ist ein DNG, also kein echtes RAW. Doch diese Spitzfindigkeiten lassen wir hier beiseite. Im Prinzip handelt es sich um eine Aufnahme, die nur «ein wenig nachbearbeitet» wurde. Denn alle Smartphones bieten mit ihren winzigen Sensoren und ihren geradezu lächerlichen Linsen nur deshalb so gute Fotos, weil mit «Computational Photography» nachgeholfen wird – also der Computer-gestützten Fotografie. Dabei werden in einem Sekundenbruchteil alle möglichen Optimierungen, Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen, die zu einem befriedigenden Ergebnis führen – aber es manchmal auch ein wenig zu gut meinen.
Apple ProRAW soll hierbei die Rolle einer möglichst wenig aufbereiteten Rohdatei einnehmen. Ein echtes RAW wäre natürlich komplett unbearbeitet, aber diese Ausgangslage würde bei einem iPhone-Foto vermutlich für Konsternierung bei allen Fotografen führen. Und so wird aufbereitet, was sich nicht verhindern lässt, also zum Beispiel die Rauschreduktion bei Nachtaufnahmen. Der Rest ist das, was der Fotograf in einer anderen Software daraus macht.
Dieses Format und der Arbeitsablauf sind zurzeit noch ein wenig unklar, weil das Format wohl erst mit iOS 14.3 eingeführt wird – zumindest auf dem iPhone 12 Pro (Max).
Nachtmodus-Porträt. Es war bereits das iPhone 11, das für baffes Erstaunen bei den Nachtaufnahmen sorgte. Der «Nachtmodus» erlaubte Freihand-Aufnahmen in einer nie dagewesenen Qualität. Dieser Modus ist nun auch mit der Selfie-Kamera der Pro-Modelle verfügbar – aber nicht auf dem iPhone 12 (mini).
02.12.2020