Test: Clear für iPhone

Im Vorfeld war die Spannung gross: «Clear» sollte die schnöde Aufgabenverwaltung auf dem iPhone mit einer neuen, revolutionären Gestensteuerung versüssen. Die Videos sahen vielversprechend aus und wurden im Internet herumgereicht, als würde man dafür bezahlt. Nun ist die App verfügbar.

Zwei Dinge stehen bei Clear im Vordergrund: der pragmatische Funktionsumfang und die unkonventionelle Gestensteuerung. Tatsächlich kommt Clear ohne jeglichen Schaltflächen aus – zumindest ohne Schaltflächen im herkömmlichen Stil. Neue Aufgaben werden erstellt, indem die Liste mit einer Spreizbewegung auseinandergezogen wird. Einträge werden durch Drücken und Halten verschoben. Und so weiter. Dabei gilt die Regel: Je weiter oben eine Aufgabe ist, desto knalliger die Farbe. Das leuchtet ein, und zwar im besten Wortsinn. Clear verwaltet beliebig viele Listen, die ebenfalls durch Spreizgesten geöffnet und geschlossen werden.

In den Einstellungen stehen fünf Themen zur Auswahl, mit denen die Farbe der Listen angepasst wird. Ausserdem lässt sicher hier auch das nervige Gebimmel abschalten, das jede Aktion begleitet. Schade nur, dass man die ersten 10 Minuten damit vertrödelt, die Einstellungen überhaupt zu finden, denn auch dafür gibt es keine Taste.

Schein und sein

Clear bietet einige neue Ansätze, die zumindest aus der Ferne betrachtet reizvoll scheinen. Schnell wird jedoch klar, dass die Ergonomie sehr zu wünschen übrig lässt. Keine der Gesten ist wirklich intuitiv – stattdessen muss die Bedienung erlernt werden. Nur zu oft tippt oder spreizt man daneben, was einen zur Weissglut treiben kann, denn die Widerrufen-Funktion fehlt – genauso wie die Synchronisierung über einen Cloud-Dienst, Erinnerungen, wiederkehrende Aufgaben oder die Möglichkeit, eine Aufgabe auf einen bestimmten Termin zu legen.

Fazit: Es verdient immer ein Lob, wenn Entwickler versuchen, Software möglichst einfach zu halten. Aber an Clear wurde nichts übrig gelassen, was die App für den täglichen Einsatz qualifiziert. Stattdessen legen einem die ungewohnte Handhabung und die fehlende Widerrufen-Funktion ziemlich grosse Steine in den Weg.