Test: Panasonic Lumix DMC-LX100
Fotografische Möglichkeiten
Automatiken
PSAM. Die meisten Käufer der LX100 dürften in der Zeit- oder Blendenautomatik fotografieren. Dazu wird der Objektivring oder das Verschlusszeitenrad in die Position «A» gebracht. Beide «A»s zusammen bilden die Programmautomatik – oder beide Werte werden selber gewählt, sodass die Belichtung manuell geregelt wird.
iAuto. Wer die LX100 als Einsteiger kauft und mit ihr aufsteigen möchte, kann bei dieser Einstellung zwischendurch entspannen. Die Automatik wird mit einem Druck auf die dedizierte Taste an der Oberfläche aktiviert. Danach regelt die Kamera nicht nur die Belichtung, sondern analysiert auch Szene und wählt das passende Motivprogramm. Der ISO-Wert wird automatisch festgelegt und die Gesichtserkennung des Autofokus aktiviert.
HDR. Die LX100 zeigt, wie man eine ausgezeichnete HDR-Funktion gründlich vermasselt. Positiv: Die Belichtungsreihe schiesst bis zu 7 Raw-Aufnahmen im Abstand von bis zu einer Belichtungsstufe. Das Dumme an der Sache: Um Belichtungsreihen zu schiessen, muss der Auslöser gedrückt bleiben! Verwackelungen sind also vorprogrammiert. Der Selbstauslöser funktioniert in diesem Modus ebenfalls nicht. So bleibt für die berührungslose Aufnahme nur noch die zugehörige App – wenn sie denn funktionieren würde. Dazu später mehr.
Effekte und Bildstile. Die LX100 bietet verschiedene Bildstile (neutral, lebendig usw.) sowie 22 Effektfilter (Lochkamera, Schwarzweiss usw.). Diesen Filtern ist auf der Oberseite der Kamera sogar eine eigene Taste gewidmet. Auch bei aktivierter Filter-Funktion kann parallel im Raw-Format aufgenommen werden.
Raw-Entwicklung. Raw-Aufnahmen lassen sich in der Kamera nachträglich zu JPEGs entwickeln. Die Anpassungen sind zahlreich, doch die Effektfilter bleiben aussen vor.
Fokussierung
Der Autofokus arbeitet angenehm schnell und ist im guten Mittelfeld angesiedelt. Seine Stärken zeigt er vor allem im Dämmerlicht: Auch ohne Hilfslampe findet er sein Ziel, wenn es für den Fotografen bereits gruselig wird. Über einen Schalter wird zwischen manuellem Fokus, Autofokus und Makroaufnahmen gewechselt.
Die Entscheidung für den normalen Autofokus (Single) und Nachführ-Fokus (Continuous) wird hingegen im Menü getroffen. Dort findet sich auch die Einstellung «Punkt», bei der die Schärfe präzise auf eine Stelle gelegt wird, die zur Kontrolle sogar im Sucher vergrössert wird – und das funktioniert hervorragend!
Bei der manuellen Fokussierung hilft die Sucherlupe, die Schärfe zu finden. Auch Focus-Peaking ist mit an Bord: Bei den scharfen Bereichen werden die Konturen farbig markiert, was alle Zweifel ausräumt. Die Funktion ist praktisch, doch sie gehört heute bei allen besseren Kameras zum Inventar.
Makro
Die Makro-Einstellung leistet Erstaunliches – vor allem wenn der Abstand auf drei Zentimeter reduziert wird:
Die Resultate dann zum Beispiel so aus:
Tempo
Beim Tempo bleiben keine Wünsche unerfüllt. Die LX100 schiesst bis zu 11 Bilder pro Sekunde. Selbst wenn Raw- und JPEG-Dateien gleichzeitig aufgenommen werden, schaffte die Kamera in unserem Test 48 Aufnahmen, bis sie zu stottern begann und den Puffer auf die Karte schreiben musste. In diesem Modus wird jedoch die Belichtung mit dem ersten Bild festgelegt und der Autofokus nicht nachgeführt.
Bis zu 40 Bilder pro Sekunde (!) werden in der Stellung «SH» geschossen, dann allerdings nur noch im JPEG-Format. Ausserdem verwendet die Kamera nicht den mechanischen, sondern den digitalen Verschluss. Dieser erlaubt ausserdem extrem kurze Verschlusszeiten von bis zu 1/16’000 Sekunde.
Natürlich hat die Sache auch einen Haken: Wie bei allen digitalen Verschlüssen von CMOS-Sensoren kann es zum «Rolling-Shutter-Effekt» kommen: Der Bildsensor wird zeilenweise ausgelesen, und das benötigt Zeit. Wenn sich Objekte zu schnell bewegen, entstehen Verzerrungen. Ironischerweise eignet sich dieser Verschluss also nicht für Action-Aufnahmen, sondern vor allem, um die Lichtmenge zu reduzieren.
Video bis 4K
Zu den herausragenden Merkmalen der LX100 gehört ihre Videofunktion, die bis zur 4K-Auflösung reicht (3840 x 2160 Pixel). Entsprechend hoch ist die Datenrate von 100 Mbit/Sekunde, oder anders formuliert: Eine Minute 4K-Video frisst ungefähr 750 MB Speicher auf der Karte, eine Stunde rund 45 GB.
Die Unterschiede bei der Bildqualität sind nicht zu übersehen, den passenden Fernseher vorausgesetzt. Die Videos der Panasonic bieten eine deutlich bessere Schärfe, als das iPhone 6, das zu Vergleichszwecken herangezogen wurde. Natürlich klingt der Vergleich mit einem Smartphone nicht nach einer Herausforderung, doch er hat seinen Grund: Während die LX100 in 4K-Auflösung nur mit 25 fps (Frames pro Sekunde) aufnimmt, schafft das iPhone 6 in Full-HD ganze 60 fps – als direkte Folge wirken die Filme aus dem Smartphone absolut flüssig, während die Panasonic-Streifen besonders bei Kameraschwenks unübersehbar ruckeln.
Unter dem Strich ergibt sich eine Pattsituation bei der Darstellung, doch die Panasonic hat natürlich noch andere Tricks auf Lager, wie zum Beispiel das Zoom oder die Möglichkeit, Filme mit Effektfiltern zu drehen. Dem nächsten Film Noir steht nichts im Weg.
Wenn die Auflösung der LX100 auf Full-HD reduziert wird, erhöht sich die Bildrate auf 50 fps. Das entspricht zwar exakt dem Doppelten der PAL-Norm, aber leider nicht der Bildrate aus anderen Kameras oder den Smartphones. Diese zeichnen mit 30 fps oder 60 fps auf; werden diese Streifen mit jenen aus der Lumix gemischt, kommt es immer wieder zu kleinen Rucklern.
Ärgerlich ist auch die Positionierung der Filmtaste. Sie liegt so ungünstig, dass es schon fast nach Sabotage riecht. Es ist praktisch unmöglich, diese Taste zu bedienen, wenn die Kamera mit nur einer Hand gehalten wird. Bei der zweihändigen Bedienung drücken sich linksäugige Fotografen den Daumen entweder aufs Auge oder auf die Brille. Garantiert hat sich keiner der Entwickler die Mühe gemacht, ein kurzes Testfilmchen zu drehen, sonst wäre diese Taste an einem ganz anderen Ort.
Alle diese kleinen, aber nicht zu unterschätzenden Nachteile führen dazu, dass Videos mit der LX100 deutlich weniger Spass machen, als sie sollten.
Wifi und App
Die Panasonic Image App für iOS und Android ermöglicht die Fernsteuerung der Kamera über Wifi, die Bildübertragung sowie das Geotagging der Fotos. Theoretisch zumindest, denn in der Praxis klappt überhaupt nichts. Die Koppelung über Wifi sollte aufgebaut werden, indem einfach ein QR-Code auf dem Display eingelesen wird. Das iPhone meldet «QR-Code falsch». Auch die manuelle Wifi-Konfiguration funktioniert nicht.
Das HTC One (M7) erkennt zwar den QR-Code, scheitert jedoch ebenfalls am Aufbau einer Verbindung. Die NCF-Funktion des Android-Geräts bringt auch keinen Nutzen: Die beiden Geräte finden sich zwar auf Anhieb und tauschen WLAN-Informationen aus. Doch weil für die Autorisierung trotzdem der untaugliche QR-Code benötigt wird, bleiben auch hier die Erfolge aus.
Lange Rede, kurzer Sinn: Zur LX100 gibt es zurzeit keine App.
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