Tests 11.10.2012, 09:37 Uhr

Test: Nikon Coolpix S800c

Die S800c ist eine der ersten Kameras, die mit Android läuft. Wir haben ausprobiert, wie gut das Konzept funktioniert.
Nikon hat bereits im Jahr 2006 mit der Coolpix S6 eine WLAN-fähige Kompaktkamera auf den Markt gebracht. Auch andere Hersteller experimentieren seit Längerem mit Drahtlosfunktionen. Den Komfort, den ein heutiges Smartphone mit sich bringt, erreichten diese Kameras aber nie auch nur ansatzweise. Da Smartphones mittlerweile über recht gute eingebaute Kameras verfügen, erwächst Kompaktkameras harte Konkurrenz. Lieber kein Zoom, dafür Fotos per App nachbearbeiten und im Internet teilen, lautet bei vielen das Motto. Nikon versucht daher, eine gewöhnliche Kompaktkamera mit 10-fach-Zoom zu einer «Smart-Kamera» aufzurüsten, indem das Smartphone-System Android zum Einsatz kommt.
Da Android normalerweise auf anderen Gerätetypen läuft, ergeben sich einige grundsätzliche Fragen. Anders als ein Smartphone ist eine Kamera normalerweise komplett ausgeschaltet, da sie nicht ständig gebraucht wird. Beim Einschalten muss es dann aber schnell gehen, sonst ist die Gelegenheit zum Schnappschuss vorbei. Nikon hat dieses Problem bei der Coolpix S800c gut gelöst. Beim Ausschalten geht das Gerät zuerst in den Standby, von wo es im Handumdrehen wieder bereit ist. Nach einer Stunde schaltet sich die Kamera ganz aus, um Akkustrom zu sparen. Selbst dann ist sie aber umgehend bereit, während im Hintergrund Android erst aufgestartet wird.
Nützlich sind Apps wie Pixlr-o-matic, welche die bearbeiteten Fotos gleich weitergeben können
Der Vorteil des Android-Unterbaus ist natürlich, dass aus dem App-Store Google Play beliebige Apps heruntergeladen und installiert werden können. Meist sogar gratis und daher unkompliziert. So lässt sich zum Beispiel Dropbox einrichten, worauf die Fotos in den eigenen Onlinespeicher wandern. Das geschieht auf Wunsch sogar automatisch, sofern die App läuft und das Gerät mit dem Internet verbunden ist. Selbstverständlich funktionieren auch die diversen Apps für Twitter, Facebook etc. zur Weitergabe von geschossenen Fotos; dazu kommen spezielle Foto- und Bildbearbeitungs-Apps wie FxCamera, Pixlr-o-matic oder Instagram.
Fotos mit der Dropbox-App in die Cloud hochladen
Da diese Kamera-Apps (bis jetzt) nur auf Smartphone-Kameras ausgelegt sind, wissen sie nicht richtig mit dem Zoomobjektiv umzugehen. Betätigt man die Zoom-Wippe, passiert entweder gar nichts oder die App zoomt nur digital. Eine Ausnahme bilden Apps, die das Fotografieren an die vorinstallierte Original-Foto-App delegieren, wie das zum Beispiel Pixlr-o-matic tut. Die App FxCamera nimmt dagegen das Fotografieren selbst in die Hand, und das kommt weniger gut. Im Test funktionierte nicht nur das Zoom nicht, als weiteres Problem fuhr ständig das Objektiv ein und aus, was ziemlich auf die Nerven gehen kann. Solche Ergebnisse sind jedoch nicht in Stein gemeisselt, da Apps jederzeit aktualisiert oder ausgetaucht werden können.
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App, Ad-hoc-Verbindung, skypen mit der ...

Ein Foto weitergeben: Alle installierten Apps, die infrage kommen, stehen zur Wahl
Als Ersatz für ein Smartphone ist die Kamera nicht gedacht und auch nicht geeignet. Telefonieren kann man damit nicht, denn es fehlt die Mobilfunkanbindung. Spasseshalber haben wir versucht, im WLAN via Skype zu telefonieren. Das funktioniert sogar, denn die Kamera hat ja Mikrofon und Lautsprecher eingebaut, wenn auch an fürs Telefonieren ungeeigneten Stellen. Die Lautstärke lässt sich nicht regulieren. Als einmaliger Gag ganz lustig, aber wirklich benützen will man das so nicht.
Die iOS-App ermöglicht die direkte Bildübertragung ohne WLAN
Die Nikon-eigene App namens «Hochladen» ermöglicht eine Ad-hoc-Verbindung mit einem mobilen Gerät. Mit anderen Worten, es ist kein WLAN nötig, die Verbindung geschieht direkt. Auf dem Gegengerät muss die spezielle App «Connect to S800c» installiert sein. Diese gibt es für iOS und Android. Das erstmalige Einrichten einer Direktverbindung war im Test langwierig und brauchte zahlreiche Versuche; wenn das Setup aber einmal erfolgreich abgeschlossen ist, funktioniert der Verbindungsaufbau schnell und zuverlässig. Die Nikon-App ist sehr einfach gehalten: Man kann bloss Fotos von der S800c übertragen. Möglichkeiten zur Fernbedienung der Kamera oder Übertragung in die entgegengesetzte Richtung existieren nicht.
Die Kamera lässt sich nicht einschalten, während der Akku geladen wird. Das ist ärgerlich, denn das Gerät muss häufig an die Steckdose – WLAN, GPS und die verschiedenen Android-Apps brauchen halt Strom. Ein Zweitakku des Typs EN-EL12 ist somit empfehlenswert; dann muss aber auch das Ladegerät Nikon MH-65 (etwa 40 Franken) dazugekauft werden, ansonsten kann der Akku nicht ausserhalb der Kamera aufgeladen werden.
Die Bildqualität haben wir nicht eingehend getestet. Nach unserem Eindruck liegt sie im Rahmen dessen, was man von einer simplen Kompaktkamera mit 10-fach-Zoom erwarten darf. Bei wenig Licht verwackeln stark herangezoomte Motive, manuelle Steuerung von Blende und Verschlusszeit ist nicht möglich. Dennoch ist die Qualität erkennbar besser als bei einer Smartphone-Kamera.
Alternativen: Von Samsung kommt demnächst ebenfalls eine Kamera mit Android heraus (Samsung Galaxy Camera). Ansonsten gibt es kaum Vergleichbares; die Anfang Jahr vorgestellte Polaroid SC1630 ist noch immer nicht erhältlich.
Fazit: Mit der Coolpix S800c funktioniert das Vernetzen und Teilen einfacher und flexibler als mit anderen WLAN-Kameras. Ein Smartphone ersetzen kann sie aber nicht. Grösster Schwachpunkt ist die Akkulaufzeit und dass die Kamera während des Ladens nicht läuft.

Testergebnis

Drahtlosverbindung, beliebig durch Apps erweiterbar
Akkulaufzeit, kein Ersatz für Smartphone

Details:  Android 2.3.3, WiFi und GPS, 3,5-Zoll-Touchscreen, 10-fach-Zoom, 16 Mpx, SD-Karten

Preis:  Fr. 478.– (UVP)

Infos: 
www.nikon.ch

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Autor(in) David Lee



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