Tests
11.05.2016, 09:55 Uhr
Test: Fujifilm X-Pro2
Vier Jahre war der Nachfolger der X-Pro1 in der Entwicklung. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen.
Der erste spontane Eindruck: «Meine Güte, bist du gross geworden!» Dabei ist die Kamera nur wenige Millimeter grösser als ihre Vorgängerin, die X-Pro1 (Test). Doch die Wahrnehmung ist heutzutage eine andere: Spiegellose Systemkameras werden gemeinhin mit einem kleinen Gehäuse assoziiert. Das gilt sowohl für das Schwestermodell Fujifilm X-E2 (Test) als auch für moderne Kampfzwerge wie zum Beispiel die Olympus E-M10 (Test).
Die X-Pro2 macht also auch Fotografen glücklich, die mit Händen wie Bratpfannen gesegnet sind. Die üppig dimensionierten Bedienelemente tun ihr Übriges, um der Kamera auf den ersten Blick eine hohe Alltagstauglichkeit zu attestieren. Wir werden immer wieder auf die ergonomischen Gesichtspunkte zu sprechen kommen.
Getestet wurde die APS-C-Kamera mit der Festbrennweite 35 Millimeter (ƒ/2.0). Auf Kleinbild umgerechnet beträgt die Brennweite also 52 Millimeter. Genau wie die Kamera ist auch das Objektiv wetterfest und somit gegen Sand, Staub und Regen geschützt.
Der Sucher
Beginnen wir mit dem auffälligsten Merkmal, dem Sucher: Er ist bis heute eine Fujifilm-Exklusivität und kommt auch in der aktuellen X100T (Test) zum Einsatz. Seine hybride Arbeitsweise ermöglicht drei Darstellungsformen:
Digital. Der Sucher arbeitet auf Wunsch digital, so wie man es heute von allen spiegellosen Systemkameras kennt – sofern sie überhaupt mit einem Sucher ausgestattet sind. Die hohe Auflösung mit 2,36 Mio. Bildpunkten verbessert nicht nur die Bilddarstellung, sondern liefert auch gestochen scharfe Anzeigen. Die Wiederholrate liegt bei hohen 85 fps, was Schlieren in der Darstellung fast vollständig eliminiert.
Analog/hybrid. Wird der Fronthebel unter dem Mittelfinger umgelegt, schaltet die Kamera vom digitalen zum optischen Sucher um. Jetzt blickt der Fotograf einfach durch eine Stück Glas. Alte Schule vom Feinsten. Gleichzeitig werden die digitalen Informationen zur Blende, der Verschlusszeit und mehr in das Sichtfeld gespiegelt. So bietet die X-Pro2 das Beste aus beiden Welten. Nachteil dieser Darstellung: Man macht sich in der Öffentlichkeit leicht zum Affen, weil das Bild im Sucher sichtbar ist, obwohl auf dem Objektiv der Deckel pappt. Das musste ich am eigenen Leib erfahren. Zweimal, um genau zu sein.
Duale Anzeige. Der Sucher arbeitet analog, während in der Ecke eine digitale Vergrösserung der angepeilten Stelle eingeblendet wird – bei der manuellen Fokussierung sogar mit Hilfen wie Focus-Peaking.
Das analoge Sucherbild wird durch eine digitale Vergrösserung in der rechten unteren Ecke ergänzt
Quelle: Fujifilm
Praxisnutzen. Der hybride Sucher gehört nicht nur zu den Alleinstellungsmerkmalen der X-Serie, sondern auch zu den meistgelobten Eigenschaften. Ich habe mich jedoch dabei ertappt, dass ich praktisch ausschliesslich den digitalen Sucher verwende. Der hybride Sucher ergibt bei der kleinen X100T mit ihrer Festbrennweite einen perfekten Sinn, weil er in den meisten Situationen ziemlich genau dasselbe Bild zeigt wie der digitale Sucher. Wenn im grellsten Sonnenlicht im digitalen Sucher nicht mehr viel zu erkennen ist, wird einfach der Hebel umgelegt – und schon erhellen sich Sucher und Fotografengemüt.
Bei der X-Pro2 mit ihren Wechselobjektiven und Zooms ist die Situation eine gänzlich andere. Der eingeblendete Rahmen zeigt bei Fujinon-Objektiven den aktuellen Ausschnitt, wobei der Rahmen mit zunehmender Brennweite immer kleiner wird. Für Fremdobjektive lassen sich mehrere Ausschnitte einblenden, die für die verschiedenen Brennweiten stehen. Das führt zu einem ziemlichen Gewusel im optischen Sucher. Ausserdem wird das Sucherbild bereits mit dem kompakten Zoom 18-55 Millimeter zu einem guten Teil verdeckt.
Natürlich variieren die Vorlieben, aber mir fällt es schwer, im hybriden Sucher den grossen Mehrwert zu erkennen. Wenn Sie sich jedoch schon immer eine Sucherkamera gewünscht haben und vorzugsweise mit Festbrennweiten irgendwo zwischen ca. 35 Millimeter und 100 Millimeter (KB) operieren, dann werden Sie mit der X-Pro2 aufs Beste bedient, weil Sie sich alle – wirklich alle – Optionen für die Darstellung offenhalten.
Anpassungsfähigkeit. Die Anzeigen im Sucher sind vom Feinsten. Sie lassen sich nicht nur bis ins letzte Detail anpassen, sondern drehen sich um 90 Grad, wenn die Kamera im Hochformat gehalten wird.
Dioptrienkorrektur. Sie ist nicht nur leicht erreichbar an der Stirnseite angebracht, sondern sogar mit einer Markierung versehen! Da kommen bei Brillenträgern fast schon weihnachtliche Gefühle auf.
Display
Die Darstellung am Display ist genauso flexibel wie der Sucher – und damit hätten sich die Vorzüge auch schon erschöpft. Bei einer solchen Kamera könnten die meisten von uns wohl mit Grossmut darüber hinwegsehen, dass es sich nicht um ein Touch-Display handelt. Dass es sich jedoch nicht kippen lässt, ist unverzeihlich. Die X-Pro2 wird Sie an diese schwere Unterlassungssünde erinnern, wenn Sie auf Stühle klettern und bäuchlings am Boden liegen, um mit verdrehten Augen einen Blick auf das Display zu erhaschen – und zwar jedes einzelne Mal.
Blitz
Die X-Pro2 muss ohne Aufhellblitz auskommen, ist aber mit einem Blitzschuh ausgerüstet.
Mechanische Bedienelemente
Fujifilm hat das Retro-Design bei den modernen Kameras erst richtig populär gemacht. Doch die mechanischen Bedienelemente sind nicht Selbstzweck, sondern führen zu einer hervorragenden Ergonomie, fernab der verschachtelten Menüs.
Blendenring. Der mechanische Blendenring fühlt sich nicht nur hervorragend an, sondern ist mit den Blendenwerten beschriftet. So wird die aktuelle Blende noch vor dem Einschalten der Kamera geklärt.
Verschlusszeiten. Das Rad für die Verschlusszeiten ist griffig, kann jedoch nur mit einem Druck auf den Knopf aus der Stellung «A» bewegt werden. Diese Sicherung hätten wir lieber an der Belichtungskorrektur gesehen, die für ein versehentliches Verstellen etwas anfälliger ist.
Belichtungskorrektur. Das Belichtungsrad erlaubt Korrekturen von ±3 Blenden. Wird das Rad in die Position «C» gedreht, lässt sich der Wert über das Einstellrad auf der Vorderseite auf ±5 Blenden erhöhen.
ISO-Wert. Dieses Bedienelement wird in den Foren kontrovers diskutiert. Um die Empfindlichkeit zu ändern, muss das Rad für die Verschlusszeiten leicht angehoben werden. Einen Menübefehl gibt es nicht, mit einer Ausnahme: In der Stellung «A» ist die ISO-Automatik wirksam, die sich in drei Ausführungen konfigurieren und in den Menüs abrufen lässt. Tatsächlich ist der Sensor der X-Pro2 so gut (dazu später mehr), dass die ISO-Automatik in den meisten Situationen aktiviert bleiben kann – und dann erübrigt sich das Einstellrad sowieso.
Kartenschacht. Die X-Pro2 ist mit zwei SD-Kartenschächten ausgestattet. Im ersten Schacht wird vorzugsweise eine schnelle UHS-II-Karte eingelegt, da der zweite Schacht nur UHS-I unterstützt. In den Menüs wird die Handhabung definiert: Bei sequenziell wird der gemeinsame freie Speicher verwendet. In der Einstellung Sicherung schreibt die Kamera jedes Bild auf beide Karten. Und mit RAW/JPEG werden die RAW-Dateien im schnellen ersten Slot abgelegt, während die JPEGs auf der zweiten Karte landen.
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Technische Möglichkeiten
Der Sensor
Eigenwillige Anordnung. Nach einer gefühlten Ewigkeit mit dem X-Trans-Sensor II gibt es bei Fujifilm ein deftiges Upgrade. Der neue X-Trans-Sensor III löst mit 24 Mpx statt mit 16 Mpx auf. Geblieben ist hingegen die eigenwillige Farbfilteranordnung, die sich vom herkömmlichen Bayer-Muster der meisten anderen Kamera unterscheidet. Da in jeder Reihe des Sensors sämtliche RGB-Farbinformationen enthalten sind, verspricht Fujifilm eine deutlich verbesserte Farbwiedergabe.
Das klassische Bayer-Layout (links) und das Layout der X-Trans-Sensoren
Quelle: Fujifilm
Diese Anordnung simuliert ausserdem das zufällig angeordnete Korn analoger Filme. Damit lässt sich die Bildung von Moirés verhindern, die bei regelmässigen geometrischen Mustern auftreten können (zum Beispiel auf Kleidern). Deshalb verzichteten die Ingenieure auf einen vorgeschalteten Tiefpassfilter, der durch eine leichte Unschärfe solche Interferenzen reduziert; als direkte Folge sind schärfere Bilder möglich.
Dynamikumfang. Auch beim Dynamikumfang kann der neue Sensor punkten. Selbst extreme Situationen (nahezu ausgefressene Wolken, nahezu schwarze Einfahrt) lassen sich mit wenigen, schnellen Korrekturen retten. Hier das JPEG:
Und hier die RAW-Datei, die in Lightroom mit den Reglern Lichter und Tiefen einer Schnellbleiche unterzogen wurde:
ISO-Empfindlichkeit. Die Empfindlichkeit des Sensors reicht bis 12'800 ISO, kann jedoch bis 51'200 ISO gepusht werden. Und Halleluja: Zum ersten Mal in der Geschichte der X-Trans-Sensoren darf über das ganze Spektrum hinweg in RAW fotografiert werden, während früher mit 6400 ISO das Ende der Fahnenstange erreicht war; weiter ging es dann nur im JPEG-Format.
Kompression. RAW-Dateien werden optional verlustfrei komprimiert. Dabei reduziert sich die Dateigrösse von ca. 51 MB auf ca. 32 MB. Allerdings kann darunter die Kompatibilität mit RAW-Entwicklern leiden: Test ist Trumpf. Und ja, Lightroom 6 ist bereits mit diesem Format kompatibel.
Pixelmapping. Diese Funktion wird in den Menüs aktiviert. Sie soll tote Pixel erkennen und kaschieren, laut Fujifilm jedoch ohne Erfolgsgarantie. Schaden wird es wohl kaum; getestet haben wir die Funktion in Ermangelung toter Pixel nicht.
Autofokus
Tempo. Der Autofokus stützt sich neu auf 273 Autofokusfelder. Der Tempozuwachs gegenüber der restlichen X-Serie ist deutlich zu spüren: Die X-Pro2 spielt wieder vorne mit. Dabei sind drei Einstellungen möglich: ein einzelnes Messfeld, Messung mit Schwerpunkt im mittleren Teil sowie die Überwachung des ganzen Sucherbilds.
Präzision. Der Autofokus überzeugt vor allem durch seine Präzision: Wenn er sein Ziel gefunden hat, dann richtig. So entstehen die scharfen Fotos, die wir uns alle wünschen. Weniger zufrieden waren wir mit der Augenerkennung, die ein wenig zu oft zur Nicht-Erkennung neigt. Während das Gesicht meistens erkannt wird, hapert es häufig bei den Augen, was bei Offenblende ƒ/2.0 den entscheidenden Unterschied ausmachen kann. Es bleibt zu hoffen, dass Fujifilm hier mit einem Firmware-Update nachbessert.
Fokusfeld verschieben. Den Fokuspunkt an die gewünschte Stelle verlegen: Diese Funktion ist so elementar, dass ihre Wichtigkeit gar nicht überbewertet werden kann. Bei vielen Kameras ist die Handhabung eher leidlich gelöst, bei anderen sogar schlecht. Die X-Pro2 muss man hingegen für ihren Lösungsansatz lieben: Die gewünschte Stelle wird einfach mit dem Joystick angepeilt, der perfekt unter dem Daumen zu liegen kommt. Nach zwei Minuten werden Sie mit keinem anderen System mehr glücklich.
Der Verschluss
Mechanisch und elektronisch. Der mechanische Verschluss erlaubt Belichtungszeiten mit 1/8000 Sekunde. Sollte das im grellen Licht und bei Offenblende nicht reichen, schaltet die X-Pro2 optional auf den digitalen Verschluss um, der auf 1/32'000 Sekunde verkürzt. Allerdings besteht dann das Risiko des «Rolling-Shutter-Effekts»: Da der Sensor die Daten zeilenweise auslesen muss, kann es bei schnell bewegten Objekten zu diesen typischen Verzerrungen kommen. Dieses Beispiel wurde mit einer Fujifilm X100T aufgenommen, der Effekt tritt jedoch bei allen Kameras auf diese Weise auf, auch bei jenen in Smartphones:
Blitzsynchronzeit. Die Blitzsynchronzeit liegt bei einer zeitgemässen 1/250 Sekunde. Was noch? Dieses kleine Detail: Der Verschluss klingt unglaublich gut und passt perfekt zur restlichen Anmutung.
Menüs und Anpassungen
Menüführung. Die Benutzerführung überzeugt auch in den Menüs. Die einzelnen Gruppen sind nicht länger nummeriert, sondern werden mit kleinen Symbolen visualisiert. Zusätzlich lassen sich beliebige Befehle im «MY»-Menu sammeln und somit schneller aufrufen.
Funktionstasten. 6 Tasten lassen sich an die eigenen Vorlieben anpassen. Verglichen mit anderen Kameras klingt das eher nach wenig – doch das Q-Menü macht alles wett.
Q-Menü. Dieses Menü wird über eine dedizierte Taste aufgerufen und zeigt bis zu 16 Einstellungen, die sich hier komfortabel aufrufen lassen. Nachdem Sie sich einmal durch die Einstellungen gearbeitet und das Q-Menü angepasst haben, werden Sie das klassische Menü nur noch selten bemühen.
Videos
Die Videofunktion erwähnen wir eigentlich nur der Vollständigkeit halber. Die X-Pro2 filmt maximal mit 60 fps in Full HD, während die Konkurrenz in diesem Preissegment längst bei 4K-Aufnahmen angekommen ist. Der Fokus kann in Ermangelung eines Touch-Displays nicht mit einem Tippen verlagert werden. Ausserdem gibt es keinen Bildstabilisator, weder analog noch digital – abgesehen von jenem, der in den stabilisierten Objektiven verbaut ist.
Kurz, wenn Sie eine potente Videokamera mit 4K-Auflösung, optischem Stabilisator, Zeitlupen und dergleichen mehr suchen, kaufen Sie sich vorzugsweise ein iPhone 6s Plus oder eine Panasonic Lumix DMC-GX8 (Test).
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Bildqualität
Bildqualität
Wenn eine Fujifilm-Kamera ein Versprechen abgibt, dann ist es eine herausragende Bildqualität. Das ist jedoch nicht allein den X-Trans-Sensoren zu verdanken. Genauso wichtig sind die Objektive, die Signalverarbeitung bei JPEG-Dateien und natürlich die Filmsimulationen, dem Markenzeichen der X-Serie schlechthin. Der Reihe nach:
Objektiv. Das getestete 35-mm-Objektiv konnte uns in jeder Hinsicht überzeugen. Mit seiner hohen Schärfe werden feinste Details abgebildet, an denen Sie sich am Computer kaum sattsehen können, falls Pixel-Peeping zu Ihren Hobbys zählt. (Und wer ist dagegen schon gefeit?) Hier die Übersicht:
Und hier der Crop:
Dabei gibt die Schärfe zu Rändern hin kaum nach. Hier die Übersicht bei Blende ƒ/5.6:
Und hier der Crop der linken unteren Ecke:
Darüber hinaus besticht das Objektiv durch seine bescheidenen Abmessungen und das geringe Gewicht von 170 Gramm. Der Strassenpreis für das Objektiv liegt bei ca. 450 Franken.
Noch mehr Objektive. Fast noch wichtiger als die Qualitäten dieser einen Linse ist jedoch das Fujifilm-Gesamtsortiment, das fast schon verbissen vorangetrieben wird. In den letzten vier Jahren zauberten die Japaner ein Objektiv nach dem anderen aus dem Hut, was die Fan-Gemeinde regelmässig in Entzücken versetzte. Im schlimmsten Fall kaufen Sie hier ein Objektiv, das einfach nur gut ist. Jedoch ist es viel wahrscheinlicher, dass Sie von der Qualität begeistert sein werden, obwohl die Preise eher moderat sind. Das ist leider alles andere als selbstverständlich – und dabei zeigen wir unverhohlen in Richtung Sony: Dort warten die Käufer der APS-C-Klasse seit Jahren darauf, dass die Auswahl endlich um hochwertige und trotzdem bezahlbare Linsen erweitert wird.
Filmsimulationen. Sie sind das Erkennungsmerkmal der X-Serie schlechthin. Bei JPEG-Aufnahmen werden die Farben und Kontraste so manipuliert, dass die Anmutung der analogen Fuji-Filme entsteht. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die allgegenwärtigen Effekte im Instagram-Stil, sondern um subtile Anpassungen. Auch die Schärfe der Bilder bleibt unverändert hoch.
Die X-Pro2 bietet in den Standard-Einstellungen weiche, zarte und fast schon ein wenig langweilig-neutrale Bilder, die auf der Farbgebung des Fuji-Films Provia basieren. Kein Problem: Es gibt ja auch noch den quietschbunten Velvia, den weichen Astia oder eine der zahlreichen Schwarz-Weiss-Umsetzungen, bei denen sich sogar ein vorgeschalteter Farbfilter simulieren lässt. Diese Filmsimulationen wurden laut Fujifilm für den neuen Prozessor und den neuen Sensor weiter optimiert. Allerdings beschlich mich mehr als einmal das Gefühl, dass der Velvia bei den Hauttönen jetzt ziemlich kräftig wirkt, siehe Abbildung oben. Neue Tests sind also auch für aufsteigende X-Fotografen angezeigt.
Das Schöne an den Filmsimulationen ist, dass sich das Thema schrittweise erarbeiten lässt. Wenn Sie Ihren eigenen Stil für JPEG-Aufnahmen suchen, fotografieren Sie einfach im RAW-Format. Das Bild lässt sich anschliessend in der Kamera unterschiedlich «entwickeln», indem die Filmsimulationen und alle anderen Einstellungen nachträglich angewendet werden. Die fertigen Bilder speichert die X-Pro2 als JPEGs, die später am Rechner verglichen werden.
Acros. Wenn sich eine neue Filmsimulation hinzugesellt, wird immer ziemlich viel Aufhebens darum gemacht – so auch bei Acros, einer Schwarz-Weiss-Umsetzung auf Basis des Neopan Acros 100. Sie besticht vor allem mit sehr feinen Abstufungen in den Tonwerten, mit verstärkten Kontrasten und tiefen Schwarztönen. Trotzdem sorgt die Kamera dafür, dass auch in extremen Lichtsituationen noch Zeichnung in den Lichtern und Schatten vorhanden ist. So entstehen ausdrucksstarke Schwarz-Weiss-Aufnahmen auch Knopfdruck – im besten Sinn des Wortes:
Filmkorn. Das neue Filmkorn für JPEG-Dateien lässt sich laut Fujifilm nur dank des leistungsfähigen X Prozessor Pro realisieren, der mit der X-Pro2 eingeführt wurde. Damit zerschlagen sich die Hoffnungen, dass diese Funktion für die bestehenden Modelle per Firmware-Update nachgereicht wird.
In den Menüs kann zwischen den Optionen Aus, Stark und Schwach gewählt werden, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich schwankt die Intensität auch mit der verwendeten ISO-Einstellung – halt genauso, wie es bei einem analogen Film erwarten würde. Das Filmkorn wirkt mit Acros besonders überzeugend, lässt sich aber auf alle Filmsimulationen anwenden.
Dieses Filmkorn ist übrigens nicht einfach ein netter Effekt, sondern kann Bilder in Grenzsituationen aufwerten. So erzeugt es auch an hoffnungslos unter- oder überbelichteten Stellen ein wenig Struktur, was die Bildwirkung deutlich verbessert, vor allem im Druck. Hier die Übersicht:
Eine Wolke, ausgebrannt, ohne Korn:
Und hier derselbe Ausschnitt mit Korn:
Im Dämmerlicht
Die X-Trans-Sensoren waren bei schwachen Lichtverhältnissen schon immer herausragend, aber die X-Pro2 mit dem X-Trans III setzt noch einen drauf. Hier die Übersicht:
Bei 1600 ISO entstehen einwandfreie, praktisch rauschfreie Bilder (beachten Sie die Struktur im Asphalt):
Bei 3200 ISO und sogar bei 6400 ISO ändert sich nahezu nichts:
Bei 12'800 ISO verschwimmen zwar die ersten Details, allerdings auf einem sehr hohen Niveau:
Gepusht auf 51'200 ISO, ist es dann vorbei mit der Freude, zumindest an den dunklen Stellen:
Doch sogar bei dieser Empfindlichkeit geben die Fotos in den helleren Bereichen noch einiges her:
Kurz, die X-Pro2 schlägt sich hervorragend. Sie dürfen der Kamera in der Dämmerung eine Menge zutrauen, und das wirkt sich direkt auf die ISO-Automatik aus: Wenn das Licht schwächer wird, sollte sie auf den höchsten Wert von 12'800 ISO geschraubt werden. Das wenige Rauschen, das die Kamera eventuell erzeugt, ist alleweil besser als eine noch so leichte Bewegungsunschärfe.
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Kaufberatung und Fazit
Zielgruppe
Pragmatisch in der Arbeitsweise, aber anspruchsvoll in der technischen Umsetzung: So etwa sieht die Zielgruppe der X-Pro2 aus. Die neuste Kamera von Fujifilm bietet allerfeinste Technik – und zwar vor allem dort, wo es ihrer Natur entspricht. Die Filmsimulationen mit dem neuen Acros, das ebenso neue Filmkorn und der optische Sucher passen einfach perfekt zum ergonomischen Retro-Look der Kamera. Es ist eine Freude, mit dieser Kamera zu fotografieren.
Deutliche Schwächen zeigt sie hingegen bei der Videofunktion. Die neusten technischen Gimmicks und Apps suchen Sie ebenfalls vergeblich. Und dass sich das Display nicht kippen lässt, können und wollen wir dieser nahezu perfekten Kamera nicht verzeihen.
Zu den bestechenden Vorzügen gehört aber auch die hochwertige Objektivlinie, die zügig vorangetrieben wird. Einige extreme Brennweiten (wie zum Beispiel ein Fischauge) fehlen zwar noch, doch davon abgesehen schliesst Fujifilm die Lücken in beeindruckendem Tempo. Die Botschaft an die Fotografen ist klar: Die X-Kameras sind gekommen, um zu bleiben; deshalb lohnt es sich, in gute Objektive zu investieren.
Die X-Pro2 eignet sich für Enthusiasten, welche die Fotografie von ihrer besten Seite erleben möchten: bei Familienfotos, auf Reisen, bei Reportagen oder bei Landschaftsaufnahmen. Weniger geeignet ist sie für Sport- und für Videoaufnahmen. Wenn die Grösse und das Gewicht von Bedeutung sind, sollten Sie die Kamera vor dem Kauf in die Hand nehmen –, denn für eine spiegellose APS-C-Kamera ist die X-Pro2 ein stattlicher Brummer.
Fazit: Wenn Sie wissen, worauf Sie sich bei der Fujifilm X-Pro2 einlassen, können Sie unmöglich enttäuscht werden. Die Sucherkamera überzeugt mit ihrem einnehmenden Charakter, der hohen Ergonomie und der hervorragenden Bildqualität.
Weiterführende Informationen:
Produktseite bei Fujifilm
Anleitung im HTML-Format (zurzeit nur in Englisch)
Übersicht Fujinon-Objektive
Produktseite bei Fujifilm
Anleitung im HTML-Format (zurzeit nur in Englisch)
Übersicht Fujinon-Objektive
Testergebnis
Bildqualität, Filmsimulationen, Sucher, Ergonomie, Menüführung, Joystick für das Fokusfeld, Low-Light-Fähigkeiten
Kein Kippdisplay, mittelmässige Videofunktion, teilweise Probleme bei der Augenerkennung
Details: 24.3 Mpx, Empfindlichkeit bis ISO 51’200, hybrider Sucher mit 2.36 Mio. Bildpunkten, wetterfest, Full-HD-Videos mit 1080p bei 60 fps, inkl. Objektiv 35 mm (ƒ/2.0)
Preis: ca. 2200 Franken (inkl. Objektiv)
Infos:www.fujifilm.ch
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