Test: Fujifilm X-H1
Ergonomie und Bildstabilisierung
Schön viel Ergonomie
Das Gehäuse ist wetterfest und liegt dank des grossen Wulstes hervorragend in der Hand. Für viel Komfort sorgt auch der gepolsterte Kameragurt. (Man stelle sich das vor: gepolstert!) Über die mechanischen Verschlusszeiten- und ISO-Räder müssen keine grossen Worte mehr verloren werden: Sie sind für viele Fujifilm-Fans der Kaufgrund schlechthin. Dasselbe gilt für den genialen Joystick auf der Rückseite, mit dem der Fokuspunkt in acht Richtungen verschoben wird.
Im Vergleich zur X-T2 sind die Tasten jedoch ein wenig stärker versenkt, wodurch sie sich nicht ganz so griffig und «klickig» anfühlen wie beim Schwestermodell. Und die Taste für das «Q»-Menü, mit dem die wichtigsten Funktionen direkt aufgerufen werden, wurde ohne Not ganz nach rechts verschoben, was gestandene Fujifilm-Fotografen in der ersten Zeit ein wenig ärgern dürfte (siehe Abbildung oben).
Der mechanische Verschluss ist für eine Kamera dieser Grösse unglaublich leise und dezent. Das zarte Klicken lässt die Geschmeidigkeit erahnen, mit der er seiner Arbeit nachgeht. Laut Fujifilm basiert die Mechanik auf einem Federmechanismus, der auch feinste Vibrationen im Inneren des Gehäuses kompensiert. Wenn Sie den Verschluss ein einziges Mal hören, glauben Sie das aufs Wort.
Zu geschmeidig ist hingegen der Auslöser, der keinen spürbaren Druckpunkt bietet: Ein kurzes Tippen fokussiert, und gleich darauf ballert die Kamera los – leider oftmals gegen den Willen ihres Besitzers.
Status-Display
Andere vermeintliche Rückschritte sind dem Fortschritt geschuldet. So ist das schöne mechanische Drehrad für die Belichtungskorrektur einer fummeligen Taste neben dem Auslöser gewichen. Der Verzicht wurde jedoch nötig, weil an seine Stelle ein Display getreten ist, das die wichtigsten Einstellungen zeigt.
Dieses Display ist immer aktiv, auch wenn die Kamera ausgeschaltet ist. Beim Fotografieren erspart es so manchen Blick auf die Rückseite, wenn die Einstellungen kontrolliert werden sollen. Die Darstellung lässt sich von schwarz-weiss zu weiss-schwarz ändern und der Informationsgehalt anpassen. Vor allem aber ist das Display im grellen Sonnenlicht noch besser abzulesen als in einem Innenraum – auch und gerade dann, wenn man aus grösseres Distanz von oben auf die Kamera blickt. Das alles ist weit mehr als von den klassischen LC-Displays der meisten Kameras behauptet werden kann. Der Tausch gegen das Drehrad war also ein guter.
Bildstabilisierung (IBIS)
Das hat ja gedauert, aber es ist vollbracht! Die X-H1 ist die erste Kamera der X-Serie, die mit einem 5-achsigen IBIS ausgerüstet ist. Das Akronym steht für In Body Image Stabilization, also für die Stabilisierung des Bildes im Gehäuse. Durch das Sensor-Shift-Verfahren wird der Bildsensor bewegt, um das unruhige Händchen des Fotografen auszugleichen. Dazu wird der Gyrosensor in der X-H1 ungefähr 10’000 Mal pro Sekunde abgefragt.
Nach dem CIPA-Standard kompensiert die IBIS bis zu fünf Belichtungsstufen. Wie viel es in der Praxis sind, hängt jedoch stark vom verwendeten Objektiv ab. Die moderaten Festbrennweiten unter den Fujinon-Objektiven profitieren am meisten, während mit dem 10–24-Millimeter-Zoom nur etwa 2,5 Belichtungswerte kompensiert werden können. Diese Unterschiede hängen auch mit dem kleineren Bildkreis einiger Objektive zusammen, die den Spielraum für den beweglichen Sensor einschränken. Grundsätzlich arbeitet IBIS am besten mit Brennweiten um die 35 Millimeter; hingegen lässt die Effizienz bei sehr kurzen oder langen Brennweiten nach.
In unserem Test funktionierte die IBIS besser, als wir zu hoffen gewagt haben. Ausgestattet mit einem «günstigen» Fujinon XF 27 mm/ƒ2.8 ohne eigenen Bildstabilisator, waren halbwegs scharfe Fotos sogar noch bei einer halben Sekunde Belichtungszeit möglich. Hier die Übersicht:
Hier der Crop mit einer Viertelsekunde:
Und hier derselbe Ausschnitt mit einer halben Sekunde; die IBIS stösst langsam an ihre Grenzen:
Keine Vorteile bei OIS
IBIS hat den Vorteil, dass die Stabilisierung mit jedem noch so alten oder mechanischen Objektiv funktioniert, weil die Kamera die ganze Arbeit schultert. Allerdings entstehen keine Vorteile, wenn ein neues Fujifilm-Objektiv der XF-Serie verwendet wird, das seinerseits mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet ist (kurz «OIS», für Optical Image Stabilization). Die Kamera kompensiert nämlich nur jene Achsen, die nicht vom Objektiv selbst beruhigt werden. Und wenn die OIS über den Schalter am Objektiv deaktiviert wird, wird auch der interne Stabilisator abgeschaltet.
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