Tests 24.04.2014, 08:20 Uhr

Test: Fujifilm X-E2

Das Design ist klassisch, die Mechanik gefühlsecht und die Qualität überragend: Diese Kamera weckt Begehrlichkeiten.
Die Fujifilm X-E2 gehört in die Klasse der spiegellosen Systemkameras. Im Gegensatz zu den grossen Spiegelreflexkameras (SLRs) arbeitet sie also nicht mit einem optischen Sucher. Stattdessen wird das Bild auf einem kleinen, hochaufgelösten Monitor im Okular betrachtet. Das hat Vor- und Nachteile, wie wir noch sehen werden. Vor allem aber sorgt der Wegfall des Prismas dafür, dass die Kamera kompakt bleibt. Dank ihrem grossen APS-C-Sensor kann die Fujifilm X-E2 problemlos mit der Bildqualität einer SLR mithalten – und zwar auf einem Level, der die Konkurrenz das Fürchten lehrt.
Feinste Technik, klassisch gekleidet: Fujifilm X-E2

Technische Eigenschaften

Die X-E2 ist mit dem «X-Trans-Sensor» der zweiten Generation ausgestattet, der die Fotos mit 16 Megapixeln auflöst. Diese Fujifilm-Entwicklung unterscheidet sich von herkömmlichen Sensoren durch ihre eigenwillige Farbfilter-Anordnung, eingeteilt in 6x6 Pixel grosse Einheiten. Dadurch sind in jeder Reihe des Sensors alle RGB-Farbinformationen enthalten, was zu einer deutlich verbesserten Farbwiedergabe führt. Allerdings stellt der Sensor deswegen höhere Anforderungen an die RAW-Konvertierung, wie wir später noch sehen werden.
Links: Klassisches Bayer-Muster, rechts der Sensor der X-E2
Die 6x6-Matrix orientiert sich am zufälligen Korn der analogen Filme. Diese pseudo-unregelmässige Anordnung verhindert die Bildung von Moirés bei geometrischen Mustern, wie man sie zum Beispiel bei Kleidungsstücken findet. Deshalb konnten die Ingenieure bei Fujifilm auf einen vorgeschalteten Tiefpassfilter verzichten, der durch eine leichte Unschärfe solche Interferenzen reduziert. Als direkte Folge sind knackigere Bilder möglich.

Gehäuse und Sucher

Das Gehäuse besteht zum grössten Teil aus einer Magnesiumlegierung und steht in den «Farben» Silber und Schwarz zur Auswahl. Das Material sorgt für eine standesgemässe Haptik mit einem Gefühl hoher Wertigkeit. Dieser Eindruck wird durch die mechanischen Bedienelemente weiter gefördert: Das Drehrad für die Verschlusszeiten, die Belichtungskorrektur und erst recht der mechanische Blendenring am Zoom sorgen machen die Bedienung der X-E2 zur Freude.
Der elektronische Sucher ist mit 2,36 Megapixeln aufgelöst und liefert ein hervorragendes, kontrastreiches Bild. Alle Effekte und Einstellungen sowie die Tiefenschärfe werden bereits vor der Aufnahme angezeigt. Die hohe Bildfrequenz sorgt ausserdem dafür, dass praktisch keine Nachzieher oder Ruckler auszumachen sind.
Dioptrienkorrektur und Annäherungssensor
Allerdings ist das Sucherbild bei hellem Sonnenlicht für Brillenträger nicht mehr zu erkennen: deren Auge ist weiter vom Okular entfernt ist, was den Lichteinfall begünstigt. Hier hilft nur, die Brille abzunehmen und stattdessen die Dioptrienkorrektur zu verwenden. Das kleine Drehrad befindet sich links vom Sucher und korrigiert Sehschwächen zwischen −4 und +2 Dioptrien. Leider sind an diesem Rädchen keine Markierungen angebracht, noch nicht einmal die Null-Stellung wird angegeben.
Rechts vom Sucher befinden sich die Annährungssensoren. Diese schalten automatisch vom Display zum Sucher um, wenn der Fotograf die Kamera vors Gesicht hält. Die Anzeigen im Sucher lassen sich übrigens individuell zusammenstellen, so dass man genau jene Informationen serviert bekommt, die man persönlich als relevant erachtet.
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Bedienung

Mechanische Bedienelemente

Die Bedienung der X-E2 ist die pure Wonne, was den vielen mechanischen, griffigen Bedienelementen zu verdanken ist – sie sind unterdessen zum Markenzeichen von Fujifilm geworden. Der X-Serie wird deshalb immer wieder unterstellt, dass sich die Bedienung an Fotografen richte, «die ihr Handwerk verstehen». Das stimmt jedoch nur bedingt. Wer die elementaren Zusammenhänge zwischen Blende, Verschlusszeit und Belichtungskorrektur versteht, wird mit den mechanischen Bedienelementen vom Fleck weg glücklich.
Die Bedienung macht Freude
Sowohl der Blendenring als auch das Verschlusszeitenrad sind mit der Stellung «A» ausgerüstet. Wenn beide «A» aktiviert sind, gilt die Programmautomatik, ansonsten entweder Zeit- oder Blendenvorwahl. Wenn beide Automatiken ausgehebelt werden, erfolgt die Belichtung manuell. Alles ganz einfach. Motivprogramme wie «Sport», «Portrait» oder «Nacht» sucht man hingegen vergebens, und das ist auch gut so: Diese Hilfen würden irgendwie nicht zur Zielgruppe der X-E2 passen.
Der Schalter für den Bildstabilisator, die Blendenautomatik und der mechanische Blendenring
Die X-E2 lässt sich auf zwei Arten fernauslösen. Einerseits ist da ein Anschluss für den guten, alten, mechanischen Fernauslöser. Ausserdem lässt sich die Kamera auch mit einem elektronischen Auslöser bedienen, der an die Mikrofon-Buchse angeschlossen wird. Fujifilm bietet dazu den RR-80 an (ca. 45 Franken). Genauso gut funktionieren jedoch die meisten Fernauslöser, die mit den Kameras von Pentax oder Canon kompatibel sind.
Einen Anschluss für Kabelfernauslöser sieht man nicht alle Tage …

Das Q-Menü

Neben dem konventionellen Menü in Listenform zeigt das «Q»-Menü die 16 wichtigsten Funktionen auf einem Raster. Aufgerufen wird es über eine eigene Taste, bedient wird es mit Steuerkreuz und Einstellrad.
Das Q-Menü vereinfacht die Einstellungen enorm
Dieses Menü ist unterdessen zu einer festen Einrichtung bei der X-Serie geworden. Tatsächlich geht die Bedienung erstaunlich schnell von der Hand, weil man sich automatisch an die Position der Einstellungen gewöhnt. Ausserdem beweist Fujifilm bei der Auswahl der Befehle ein gutes Händchen: Nachdem die Kamera an die eigenen Vorlieben angepasst worden ist, muss das klassische, umfangreiche Menü nur noch selten bemüht werden.
Doch damit ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Für die am häufigsten verwendete Befehle bietet die X-E2 zwei «offizielle» Funktionstasten, die sich frei belegen lassen. Zwei weitere Funktionstasten erhält man, indem die «AF»- und die «AE»-Taste auf der Rückseite neu belegt werden.
Darüber hinaus bietet die Kamera bis zu 7 Slots, um verschiedene Einstellungen zu speichern und später bequem abzurufen. So kann die Kamera zum Beispiel auf Knopfdruck in den Schwarzweiss-Modus wechseln und den ISO-Wert in die Höhe schrauben. Eine andere Einstellung kann für Portrait-Aufnahmen im Studio oder für Landschaftsaufnahmen verwendet werden. Und so weiter. Allerdings bleibt schleierhaft, warum sich diese Zusammenstellungen nicht benennen lassen.

Die App

Die kostenlose «Fujifilm Camera App» wird für iOS und Android angeboten, doch leider ist sie kaum mehr als eine Alibiübung. Sie verbindet sich über das Wifi-Modul der Kamera und ist anschliessend in der Lage, die JPEG-Bilder von der Kamera in den Speicher des Smartphones zu übertragen. Raw-Dateien werden nicht unterstützt, und der Verbindungsaufbau artet jedes Mal in eine Fummelei aus.
Allerdings bleibt die Hoffnung, dass die Wifi-Fähigkeit in Zukunft besser genutzt wird. Zurzeit brodelt das Gerücht, dass die X-E2 durch ein Firmware-Update dieselben Möglichkeiten erhält, wie die X-T1 (zum Test) – und das würde heissen, dass sich die Kamera über die App Camera Remote in Zukunft komplett fernsteuern lässt. Doch wie gesagt, handelt es sich dabei um ein Gerücht – wenn auch um ein ziemlich glaubwürdiges.
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Die fotografische Praxis

Autofokus

Der Autofokus wurde gegenüber dem Vorgänger deutlich verbessert. Zu den Eigenschaften des X-Trans-2-Sensors gehört die Möglichkeit, mit einer Mischung aus Kontrast- und Phasenerkennung zu fokussieren. Dabei entscheidet die Kamera, welches Verfahren gerade angebracht ist. Selbst in dunklen Räumen arbeitet der Autofokus schnell und präzise – vorausgesetzt, die angepeilte Stelle zeigt wenigstens einen minimalen Kontrast. Das gilt sogar dann, wenn in schummerigen Umgebungen das Hilfslicht ausgeschaltet wird. Am besten wird diese lästige Lampe zuerst einmal deaktiviert, bis man ein Gefühl dafür entwickelt, wie weit man ohne ihre Hilfe kommt.
Der Autofokus der X-E2 bietet auf Wunsch eine Gesichtserkennung – eine Einrichtung, die bei der X-Serie überfällig war. Sobald sie aktiviert ist, kann der Fokuspunkt jedoch nicht mehr manuell verschoben werden. Dieser Konflikt leuchtet zwar ein und damit könnte man auch leben. Schade ist nur, dass ausgerechnet die Gesichtserkennung nicht über eine Funktionstaste (de-) aktiviert werden kann.

Manuelle Fokussierung

Wer lieber manuell fokussiert, wird mit der X-E2 bestens bedient. Wird der Autofokus abgeschaltet, kann er immer noch mit der AF-L-Taste auf der Rückseite temporär aktiviert werden. Die Feinarbeit erledigt anschliessend der Fokusring auf der Vorderseite. Doch das ist noch nicht alles:
Fokuskontrolle. Ein Druck auf das Drehrad an der Rückseite vergrössert den Ausschnitt auf dem Display, damit die Schärfeebene besser ermittelt werden kann.
Schnittbild. Das Schnittbild war in den analogen Tagen das Mittel der Wahl, um den Fokus zu kontrollieren. Dazu wurde eine scharfe Kante anvisiert, die bei Unschärfe leicht verschoben wirkte. Ziel war es, die Kante durch die Fokussierung wieder zur Deckung zu bringen. Genau dasselbe Verfahren kommt jetzt in der X-E2 zur Anwendung – allerdings nicht durch einen kleinen Kreis in der Mitte, sondern durch eine ziemlich grosse Fläche:
Schnittbild
Fokus-Peaking. Beim Fokus-Peaking werden im Sucher jene Motivkanten weiss markiert, auf denen die Schärfe liegt. Bei einer Drehung am Fokusring wandert diese Anzeige in Echtzeit über das Bild. Allerdings hätten wir uns eine andere Farbe gewünscht, als ausgerechnet ein unauffälliges Weiss. Da jedoch die Fujifilm X-T1 mehrere Farben zur Auswahl stellt, sind wir guter Dinge, dass auch diese kleine Unzulänglichkeit mit einem Firmware-Update behoben wird.

Filmen

Die X-E2 filmt wahlweise in HD (720p) oder in Full-HD (1080p), jeweils mit 30 oder 60 fps (Bildern pro Sekunde). Alle Filmsimulationen und Effekte bleiben uneingeschränkt wirksam. Allerdings sucht man eine dedizierte Filmtaste vergebens. Stattdessen führt der schnellste Weg zu dieser Funktion über ein der vier Fn-Tasten, mit der die Filmfunktion aktiviert werden kann. Die Aufnahme wird anschliessend mit dem Auslöser gestartet und beendet.
Der Ton wird über das integrierte Stereomikrofon aufgezeichnet. Alternativ kann ein externes Mikrofon an der 2,5-mm-Klinkenbuchse angeschlossen werden. In den Einstellung muss dann festgelegt werden, dass diese Buchse nicht mehr für einen Fernauslöser verwendet werden soll. Kurz, die Filmfunktion ist Ordnung, aber man sollte von der X-E2 als Filmkamera nicht zu viel erwarten.
Über Klinkenstecker wird wahlweise ein Fernauslöser oder ein Mikrofon eingestöpselt

Aufnahmearten

Die X-E2 bietet neben Einzelbildaufnahmen auch Serienbilder mit 3 oder 7 Fotos pro Sekunde. Eine Panoramafunktion schiesst automatisch eine Reihe von Fotos und setzt diese anschliessend zu einem Breitbild zusammen. Ausserdem sind Reihenaufnahmen möglich, bei denen der ISO-Wert, die Belichtung, die Filmsimulation oder die Dynamik in drei Varianten erfasst werden.
Die automatische Belichtungsreihe spielt ihr Potenzial leider nicht aus. Sie schiesst drei Bilder mit einer maximalen Abweichung von plus minus einer Blende – definitiv zu wenig, wenn man der HDR-Fotografie frönt.

Der Blitz

Besonderes Augenmerk verdient der integrierte Blitz, der den Blitzschuh ergänzt. Mit seinen winzigen Abmessungen eignet er sich zwar nicht für die Ausleuchtung einer Szene, wohl aber zum Aufhellen von Schatten im grellen Sonnenlicht. Wenn die Verschlusszeit auf Stellung «A» steht, synchronisiert die X-E2 lediglich mit einer 1/180 Sekunde – allerdings konnten wir problemlos mit einer manuell gewählten 1/250 Sekunde blitzen.
Der Aufhellblitz steuert auch Studio-Anlagen
Der eingebaute Blitz ist auch deshalb eine hochwillkommene Ergänzung, weil er als Commander für eine Blitzanlage verwendet werden kann. Das Abfeuern des Blitzes löst also die Studioblitz-Anlage aus, ohne dass sich die kleine Funzel selber in die Belichtung einmischt.
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Bildqualität

Bildqualität

Das mitgelieferte Zoom-Objektiv umfasst den Bereich von 18–55 mm (ƒ2.8-4.0). (Auf Kleinbild umgerechnet entspricht das einer Brennweite von 27–83 mm.) Allerdings hüten wir uns, in diesem Fall von einem «Kit-Zoom» zu sprechen, denn dieser Begriff steht normalerweise für ein Billig-Objektiv, das keinen Schuss Pulver wert ist.
Das Fujifilm-Zoom fühlt sich hingegen steinsolide an. Bereits bei offener Blende liefert es in der Mitte gestochen scharfe Bilder und wird gegen den Rand hin höchstens ein wenig weicher. Bei einer mittleren Blende stellt sich dann die Begeisterung ein. Zusammen mit dem präzisen Autofokus entstehen knackige Bilder, die ohne jedes Nachschärfen vom Fleck weg begeistern. Feinste Härchen, Wimpern und Strukturen werden in den JPEG-Fotos so scharf und brillant abgebildet, dass man am liebsten auf Raw-Bilder verzichten möchte:
Brennweite 55 mm (83 mm KB), Makro-Modus, Belichtung: 1/568 Sek bei Blende 5.0, ISO 200
Und hier der 100%-Crop aus der Mitte:
Crop aus der Mitte
Und zum Schluss noch ein Crop vom äussersten Rand.
Crop am Rand
Farbsäume sind praktisch inexistent, auch bei Raw-Aufnahmen – sie wurden also nicht einfach durch Software herausgerechnet. Das Bokeh bei Offenblende ist sehr weich und gefällig. Aufgrund der maximalen Brennweite von 83 mm und einer maximalen Blendenöffnung von 4.0 ist es jedoch nur bedingt dazu geeignet, um bei Portraits den Hintergrund freizustellen.
Kurz, wer dieses Zoom als Einstieg in das X-System wählt, kann nichts falsch machen.

Low-Light-Qualitäten

Wenn das Licht weniger wird, läuft die X-E2 zur Höchstform auf. Bis 6400 ISO kann wahlweise in RAW oder JPEG fotografiert werden. Bei 12’800 und 25’600 ISO lassen sich die Fotos hingegen nur im JPEG-Format speichern. Die Resultate überzeugen dabei auf der ganzen Linie. Bei 6400 ISO ist das Rauschen minimal und bei 12’800 absolut erträglich. Selbst bei 25’600 ISO gelingen brauchbare Aufnahmen. Hier die Übersicht:
Brennweite 83 mm (KB), ƒ4.0, 1/90 Sek., 25’600 ISO, Freihand-Aufnahme
Und hier der Crop:
Crop
Natürlich schmieren die Pixel auf dem Bildschirm in der 1:1-Ansicht ein wenig zu; doch später im Druck erhält man Fotos, die in Anbetracht der Umstände nichts zu wünschen übrig lassen. Nach der Dämmerung noch mit einer 250-stel fotografieren und den Blitz in der Tasche lassen? Nichts lieber als das!
Gerade bei schwachem Licht wird die ISO-Automatik zum besten Freund des Fotografen. In den Einstellungen lässt sich die gewünschte ISO-Zahl einstellen (meistens 200), die maximale Empfindlichkeit (bis 6400 ISO) und die längste zulässige Verschlusszeit. Damit ist der Rahmen abgesteckt. Wenn die Vorlage jedoch nicht eingehalten werden kann, geht das zulasten einer längeren Verschlusszeit. Es empfiehlt sich also, den maximalen ISO-Wert auf 6400 einzustellen.

Die Filmsimulationen

Zu den Alleinstellungsmerkmalen der X-Serie gehören die Filmsimulationen, häufig auch «Fuji-Farben» genannt, weil sie sich an die Farbgebung der analogen Fuji-Filme anlehnen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Retro-Effekte im Instagram-Stil, sondern um mehr oder weniger subtile Verschiebungen in der Farbgebung. Diese Filmsimulationen gehören zu den besten Kaufargumenten für eine X-Kamera und sind für viele Interessenten mindestens genauso wichtig, wie die Schärfe der Bilder.
Von links nach rechts und von oben nach unten: «Standard», «Velvia», «Neg. High» und «Schwarzweiss mit Rotfilter»
Dabei findet jeder Topf seinen Deckel: In der Standard-Einstellung liefert die X-E2 weiche, neutrale und fast schon langweilige Farben, die sich am Fuji-Film «Provia» orientieren. Der bunte «Velvia» ist das pure Gegenteil und liefert zum Beispiel leuchtendes Laub oder einen knallig-blauen Himmel. Allerdings sind auch die Hauttöne nicht mehr ganz so neutral – es ist alles eine Frage der persönlichen Vorlieben. Und natürlich fehlt auch eine Schwarzweiss-Umsetzung nicht, die wahlweise durch einen virtuellen Gelb-, Rot- oder Grünfilter ergänzt wird.
Wer seinen eigenen Stil für die JPEG-Aufnahmen sucht, hat leichtes Spiel: Dazu wird einfach ein Foto im RAW-Format aufgenommen und später in der Kamera unterschiedlich entwickelt, weil Filmsimulationen und alle anderen Einstellungen nachträglich angewendet werden können. Diese Varianten speichert die X-E2 als neue JPEGs, die sich später in aller Ruhe am Rechner vergleichen lassen.
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Tücken der Raw-Verarbeitung

Die Raw-Verarbeitung

Die hervorragende Bildqualität ist jedoch nicht nur der Optik und dem Sensor geschuldet, sondern auch der JPEG-Engine der Kamera. Sie sorgt für die richtige Schärfe, für eine effiziente Rauschreduktion und für die Fuji-Farben bei der Filmsimulation. Bei Raw-Fotos gilt es jedoch, einige Besonderheiten zu beachten – dafür sorgt die unorthodoxe Farbfilter-Anordnung des X-Trans-Sensors. Hier die wichtigsten Programme und was sie leisten:
SilkyPix. Das mitgelieferte SilkyPix (Mac und Windows) ist ganz bestimmt eines der hässlichsten Fotoprogramme, das jemals entwickelt wurde. Es liefert zwar eine gute Qualität bei der Umsetzung, doch wer es ausprobiert, weiss sofort, dass eine Alternative her muss – und zwar um jeden Preis.
Unerträglich in Optik und Bedienung: Silkypix
Capture One Pro 7. Die Profisoftware für Mac und Windows zeigt, was sich aus den RAW-Dateien der X-E2 herauskitzeln lässt. Die Pro-Version kostet ca. 290 Franken, das leicht reduzierte Capture One Express 7 kostet etwa 90 Franken. Von beiden Programmen bietet der Hersteller PhaseOne voll funktionstüchtige Demoversionen an. Die Oberfläche von Capture One lässt sich fast beliebig anpassen, so dass man sich nach kurzer Zeit zuhause fühlt. Allerdings verlangt die schiere Auswahl an Möglichkeiten nach einer gründlichen Einarbeitung.
Capture One bietet viel Leistung – wenn man sich mit den Möglichkeiten auseinandersetzt
Aperture und iPhoto. Die beiden Apple-Programme Aperture und iPhoto (Mac) unterstützen die Raw-Dateien der X-E2, und dasselbe gilt sogar für OS X selbst. Im Prinzip ist also jedes und OS X Programm in der Lage, diese Dateien zu öffnen. Allerdings ist nur Aperture ein echter Raw-Converter, während iPhoto mit solchen Dateien mehr schlecht als recht umgeht. Trotzdem kann iPhoto auch für Fujifilm-Fotografen ein Gewinn sein. (Mehr dazu hier.)
Unter OS X kann im Prinzip jede Software mit den Raw-Dateien umgehen. Im Bild: iPhoto
Irident Developer. Die relativ unbekannte Mac-Software gilt zurzeit als einer der besten Raw-Converter für den X-Trans-Sensor. Die hohe Qualität erkauft man sich jedoch mit einer sehr technischen Benutzeroberfläche, die weit davon entfernt ist, die Freude an der Nachbearbeitung zu wecken. Eine Demoversion gibt es auf der spartanischen Website des Herstellers. 73 Franken.
Irident setzt zwar die Messlatte, aber die Bedienung ist abstrakt und kompliziert
Adobe Lightroom. Und dann ist da noch Adobe Lightroom (Mac und Windows), der Platzhirsch unter den Raw-Convertern. Lightroom gilt nicht als erste Wahl, wenn es darum geht, Raw-Dateien der X-Serie umzusetzen. Einige Anwender bemängeln, dass die Schärfe nicht optimal ist, andere kritisieren einen Detailverlust bei der Vegetation – vor allem bei Laubwäldern und Gräsern. In den meisten Fällen macht Lightroom jedoch einen soliden Job und ist aus dem Alltag vieler Fotografen nicht mehr wegzudenken. Die Software lässt sich ohne Einschränkungen 30 Tage lang testen. 81 Franken.
Mass aller Dinge: Adobe Lightroom
Lightroom bietet noch einen weiteren massiven Vorteil. Seit Version 5.4 können die Raw-Dateien der Fujifilm-Kameras mit den Filmsimulationen aufgepeppt werden! Das heisst, dass man in den Genuss aller Vorzüge des Raw-Formats kommt und trotzdem nicht auf die Bildwirkung der Fuji-Farben verzichten muss – es gibt also «s’Füferli und’s Weggli». Mehr dazu lesen Sie hier.
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Zielgruppe, Kaufberatung und Fazit

Zielgruppe

Und für wen ist die X-E2 nun gedacht? Zu den grössten Zielgruppen gehören all jene, die bei der Qualität zwar keine Kompromisse eingehen wollen, aber es satt haben, eine schwere SLR durch die Gegend zu schleppen. Die leichte und kompakte Fujifilm-Kamera trägt sich wesentlich angenehmer und damit erhöhen sich die Chancen, dass die Kamera überhaupt erst mitgenommen wird.
Auch die Puristen freuen sich: Das klare Bedienungskonzept, die mechanischen Einstellräder und der Verzicht auf fragwürdige Effekte und Spielereien sorgen dafür, dass das Fotografieren mit der X-E2 einfach nur Spass macht.
 
Aufgeräumt und übersichtlich

Was vermissen wir?

Bei der X-E2 handelt es sich um eine gründlich überarbeitete Version der X-E1, aber einige Funktionen vermissen wir immer noch. Dazu gehört vor allem ein Display, das sich wenigstens kippen lässt. Auch ein GPS-Modul für Geotagging wäre eine feine Sache und würde dem Retro-Gedanken ganz bestimmt nicht schaden.
Alle anderen Wünsche lassen sich über ein Firmware-Upgrade beheben. Zwar gibt es keine Garantie dafür, dass Fujifilm ein bestimmte Funktion tatsächlich implementiert – doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Japaner die Pflege der bestehenden Kunden sehr ernst nehmen. Die Modelle X-Pro1, X100 und die X-E1 wurden über die Jahre durch neue Firmware so deutlich aufgewertet, wie man es von keinem anderen Kamerahersteller kennt.
Fazit: Die Fujifilm X-E2 bietet nicht nur eine exzellente Bildqualität, sondern vermittelt den puren Spass an der Fotografie. Die hervorragende Ergonomie, die mechanischen Bedienelemente und ihr dezentes, aber hochwertiges Äusseres sprechen eine deutliche Sprache. Gewicht und Abmessungen wurden deutlich reduziert, so dass sie sich problemlos mit der spiegellosen Konkurrenz messen kann. Wer mit den wenigen Kritikpunkten umgehen kann erhält hier eine Kamera, die keine Wünsche offen lässt.
Die Fujifilm X-E2 wird als Set mit dem Zoom 18–55 mm im Fachhandel für 1599 Franken vertrieben. Im Online-Handel ist das Gehäuse für ca. 930 Franken erhältlich, das Zoom kostet ca. 720 Franken.

Testergebnis

Bildqualität, Verarbeitung, Ergonomie, Menüführung
Keine Dioptrien-Markierung, kein GPS, kein Kippdisplay, mitgelieferte Software

Details:  16 MPxl X-Trans-Sensor der zweiten Generation, APS-C-Format, eingebauter Blitz, hybrider Autofokus

Preis:  1599 Franken (Gehäuse mit Zoom 18–55 mmm, im Fachhandel)

Infos: 
http://www.fuji.ch

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