Tests
29.08.2011, 11:43 Uhr
Test: Fujifilm FinePix X100
Endlich konnten wir die schöne (und teure) Retro-Kamera von Fujifilm testen. Dabei gabs einige Überraschungen.
So etwas wie die Fujifilm FinePix X100 gibts nicht alle Tage. Da ist einerseits das Retro-Design, das zu begeistern vermag. Retro ist ja per Definition eine Imitation, aber so nahe an das Original-Feeling einer Analogkamera alter Schule ist noch kein Gerät gekommen. Hier stimmt alles bis ins Detail: Beispielsweise hat der Auslöser wie früher ein Schraubgewinde, um daran eine mechanische Kabelfernsteuerung anzubringen. Aber nicht nur das Design dieses Fotoapparats ist besonders, auch das technische Konzept. Ein grosser Sensor und ein hochwertiges Festbrennweitenobjektiv sowie ein einzigartiger Sucher sorgen dafür, dass sich die X100 in keine der üblichen Schubladen stecken lässt.
Bedienung
Es gibt kein Moduswählrad, aber das braucht es auch nicht. Für Belichtungszeit und Blende existieren zwei Drehräder; je nachdem, ob diese auf automatisch gestellt sind oder nicht, wechselt der Modus nach P, A, S oder M. Das ist sehr praktisch. Beim Blendenrad lassen sich nur ganze Blendenwerte einstellen; für Zwischenstufen dient die kleine Kippe auf der Rückseite.
Über die winzige Fn-Taste kann man auch die ISO-Empfindlichkeit direkt einstellen. Hier hätten wir uns gewünscht, dass man diese auch gleich auf automatisch stellen kann, analog zu den Drehrädern. Das geht aber nicht. Die Kamera hat zwar eine ISO-Automatik, doch die muss man in den Tiefen des Kameramenüs ausgraben. Schade, denn der Wechsel zwischen ISO-Auto und ISO manuell ist in der Praxis recht oft vonnöten. Wenn man allerdings mal im Automatikmenü drin ist, kann man sowohl die maximale Verschlusszeit als auch die minimale Verschlusszeit definieren.
Zusätzlich steht ein Drehregler für die automatische Belichtungskorrektur bereit. Diese manuellen Steuerelemente sind nicht nur sehr praktisch, sondern unterstreichen auch das Retro-Design. Denn alte Spiegelreflexkameras weisen ganz ähnliche Bedienelemente auf. Überhaupt ist der Retro-Stil sehr gelungen, weil er konsequent durchgezogen wurde.
Die Fn-Taste könnte auch für andere Dinge als die ISO-Empfindlichkeit verwendet werden, was aber wahrscheinlich kaum jemand tut. Interessanter ist, dass durch längeres Drücken der Taste drei benutzerspezifische Einstellungsprofile aktiviert werden können.
Der Sucher kann einerseits als elektronischer Sucher mit 1,4 Millionen Pixeln, andererseits auch als optischer Sucher mit Dioptrienkorrektur verwendet werden. Das Geniale: Der Sucherbildschirm ist transparent und lässt sich auch beim optischen Bild einsetzen. Dies ermöglicht, während der Aufnahme Infos wie Wasserwaage oder Live-Histogramm einzublenden. Und natürlich dient dieser hochauflösende Mini-Bildschirm auf Wunsch zum Betrachten der geschossenen Fotos – etwa, wenn bei Sonnenlicht der LCD schlecht sichtbar ist. Mit einer separaten Taste kann schnell zwischen LCD und Sucher gewechselt werden; die Kamera kann das auch selbstständig tun, sobald man das Auge an den Sucher hält. Mit einem Kippschalter wechselt man schnell zwischen elektronischem und optischem Sucherbild. Für LCD und Sucher gibt es je einen benutzerdefinierten Anzeigemodus: Sie können selbst bestimmen, welche Informationselemente angezeigt werden. Dabei kann sich die Anzeige auf LCD und Sucher unterscheiden. Langer Rede kurzer Sinn: Beim Sucher hat Fujifilm ganze Arbeit geleistet. Das ist nicht nur innovativ, sondern bis ins Details ausgereift.
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Bildqualität
Bildqualität
Durch ihren grossen Sensor (APS-C) spielt die X100 in der gleichen Liga wie Spiegelreflexkameras oder spiegellose Systemkameras. Und da gibts eine Überraschung: Selbst in dieser Liga ist die Bildqualität im höheren ISO-Bereich klar das Beste, was wir bisher gesehen haben! Im Direktvergleich hat zum Beispiel die Canon EOS 600D, laut EISA immerhin Kamera des Jahres 2011, absolut keine Chance. In der Bildergalerie finden Sie Testbilder mit 6400 ISO. Nicht nur rauscht die X100 viel weniger, sie zeigt auch noch deutlich mehr Details.
Zusammen mit dem lichtstarken Objektiv (grösste Blende 1:2,0) ist die Kamera bestens für Available-Light-Fotografie auch bei suboptimalen Lichtverhältnissen geeignet. Die Linse scheint auch von guter Qualität zu sein. Sie verzerrt wenig, bildet scharf ab, und chromatische Aberrationen sind uns kaum aufgefallen. Das Objektiv ist eine Festbrennweite, Kleinbild-äquivalent 35 mm und damit ein leichter Weitwinkel.
Zusammen mit dem lichtstarken Objektiv (grösste Blende 1:2,0) ist die Kamera bestens für Available-Light-Fotografie auch bei suboptimalen Lichtverhältnissen geeignet. Die Linse scheint auch von guter Qualität zu sein. Sie verzerrt wenig, bildet scharf ab, und chromatische Aberrationen sind uns kaum aufgefallen. Das Objektiv ist eine Festbrennweite, Kleinbild-äquivalent 35 mm und damit ein leichter Weitwinkel.
Die Farben sind warm, leuchtend, aber dennoch treffend. Hautfarbe wirkt natürlich. Dazu gibts weitere Farbvoreinstellungen sowie die Möglichkeit verschiedener Schwarz-Weiss-Presets. Der Weissabgleich zeigt selbst bei Mischlicht kaum Schwächen.
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Fokus, Videofunktion und Fazit
Fokus
Der Autofokus ist brauchbar, aber nicht besonders schnell. Bei der Konkurrenz hat man in dieser Preisklasse schon deutlich Besseres gesehen – und zwar nicht nur im Spiegelreflexbereich, auch bei den spiegellosen Wechselobjektivkameras. Mühsam ist das Fotografieren im Nahbereich. Fujifilm gibt eine Naheinstellgrenze von satten 80 cm an – wenn man näher heran möchte, muss man bereits in den Makromodus wechseln. Bei unseren Tests war es dann doch nicht so schlimm, wir konnten bis etwa 50 cm ans Objekt. Im Makromodus ist spätestens bei 10 cm Distanz Schluss mit scharf, wodurch echte Makroaufnahmen nicht möglich sind.
Per Schiebregler wechselt man in den manuellen Fokus, wofür ein Objektivring zur Verfügung steht. Die Steuerung geschieht elektronisch und ist viel weniger griffig als eine mechanische Fokussierung. Wenn man den Fokus von ganz nah auf unendlich schieben will, braucht man etwa fünf volle Umdrehungen. Lobenswert hingegen ist, dass die Distanz in Metern sowie der Schärfebereich (abhängig von der Blende) eingeblendet werden.
Videos
Das Scharfstellen im Nahbereich funktioniert im Videomodus besonders schlecht. Es gibt nur eine einzige Aufnahmeart: 1280 x 720 Pixel mit 24 Bildern pro Sekunde. Es gibt aber auch Positives: Der Ton ist in Stereo, die Mikrofone sind so angebracht, dass Geräusche vor der Kamera und nicht dahinter eingefangen werden. Und natürlich kommt die generell gute Bildqualität auch in den Videos zum Tragen.
Fazit: Ein Vergleich mit anderen Kameras ist kaum möglich – die Fujifilm FinePix X100 ist einzigartig. Es ist die schönste Kamera, die wir je getestet haben, und sie hat ein sensationell gutes Rauschverhalten. Top ist auch der Hybrid-Sucher, Autofokus und Videofunktion sind dagegen nur durchschnittlich. Nicht zu vergessen: Diese Kamera ist gleich gross und mindestens so teuer wie eine spiegellose Wechselobjektivkamera, kann aber weder zoomen noch Objektive wechseln, ausserdem ist der Bildschirm nicht beweglich. Der Einsatzbereich ist somit beschränkt.
Testergebnis
Gelungenes und einzigartiges Design, gute Bedienung, hervorragende Bildqualität (vor allem bezüglich Bildrauschen)
Fokussieren im Nahbereich, nicht allzu schnell, beschränkter Einsatzbereich, teuer
Details: 12 Mpx, Video 1280 x 720 Pixel, Objektiv 23,5 mm (= 35 mm Kleinbild) und Lichtstärke f/2, APS-C-Sensor, RAW, Blitzschuh, 2,8-Zoll-LCD mit 460'000 Pixeln, elektronischer Sucher mit 1,4 Mpx und optischer Sucher
Preis: ca. Fr. 1300.–
Infos:www.fujifilm.ch
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David
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