Tests
25.02.2015, 12:46 Uhr
Der Smartphone-Kameratest 2015
Auch dieses Jahr testen wir vier führende Smartphones auf ihre Bildqualität. Im Rennen sind: iPhone 6 Plus, Lumia 930, Nexus 6 und Galaxy Note 4.
Vergangenen Frühling haben wir vier aktuelle Smartphones auf die Bildqualität ihrer Kameras getestet. Jetzt wagen wir den Versuch mit vier neuen Modellen. Während Apple und Nokia ihre starken Leistungen aus dem letzten Test bestätigen möchten, hoffen die Android-Geräte von Motorola und Samsung auf ein besseres Abschneiden in diesem Jahr.
Test 1: Outdoor
Der einfachste Test zuerst, wenn auch bei etwas schwierigen Verhältnissen. Die Szenerie am Zürcher Klusplatz hat im winterlichen Nachmittagslicht viel Kontrast. Klar am besten meistert die Aufgabe das Samsung Galaxy Note 4. Samsung scheint aus seiner schwachen Kamera des Galaxy S5 gelernt zu haben. Das Note 4 bringt eine ansprechende dynamische Reichweite und ist deutlich schärfer als die anderen Geräte. Abzüge gibt es für den etwas warmen Weissabgleich, der sich aber im Rahmen hält.
Während Samsung in grossen Schritten an die Spitze schreitet, bleibt Apple stehen. Das iPhone 6 Plus kann sich nicht von seinem Vorgänger abheben und fällt hinter das Note 4 zurück. Schlecht ist die Bildqualität dabei nicht, nur halt praktisch identisch mit seinem Vorgänger.
Im letzten Smartphone-Kameratest hatten wir mit dem Nokia Lumia 1020 eine wahre Kameramaschine dabei. Dieses Mal schicken wir mit dem Lumia 930 ein Flaggschiff mit weniger Fokus auf die Optik ins Rennen. Entsprechend zeigt sich die letzte Generation der Nokia-Lumias nicht ganz so dominant wie noch beim letzten Mal. Das Bild ist nach wie vor klar, jedoch mangelt es klar an dynamischer Reichweite. Obwohl das Lumia 930 eher dunkel belichtet, sind kaum mehr Details in den hellen Regionen sichtbar.
Zu guter Letzt haben wir mit dem Nexus 6 das neuste Google-Smartphone am Start. Das Motorola-Phablet schafft gleich beim ersten Bild einen Achtungserfolg: Der Weissabgleich stimmt. Als einziges Modell korrigiert es das warme Sonnenlicht perfekt. Allerdings lässt die Qualität ansonsten zu wünschen übrig. Gegen die Android-Gegner von 2014 hätte das Nexus 6 locker mithalten können, gegen die neue Garde richtet es jedoch wenig aus. Dafür ist das Bild im Detail zu körnig und verwaschen.
Fazit
Sieh an, Samsung hat gelernt. Nach der eher schwachen Leistung im letzten Test setzt sich das Galaxy Note 4 dieses Mal klar an die Spitze und überrumpelt damit das stagnante iPhone und den Kamerakrösus Nokia. Das Nexus 6 wäre letztes Jahr noch dabei gewesen, hat 2015 jedoch kaum eine Chance.
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Test 2: Indoor
Test 2: Indoor
Wir drehen eine Schwierigkeitsstufe hoch und wechseln nach drinnen. Auch hier macht Samsung einen gigantischen Satz nach vorne. Das Galaxy S5 zeigte letztes Jahr eine regelrecht blamable Leistung in diesem Test. Ganz anders das Note 4, das sich auch hier an die Spitze setzen kann, auch wenn der Abstand zum iPhone kleiner ist als zuvor.
Bei Apple muss man sich auch im zweiten Test mit dem zweiten Platz genügen. Das Bild des iPhone 6 Plus wirkt sogar etwas körniger als das seines Vorgängers. Wie bereits beim Outdoor-Bild gesagt: Die Leistung ist erneut gut, nur halt nicht besser als beim letzten Mal und damit etwas enttäuschend.
Das Lumia 930 zeigt beim Indoor-Test erstmals ein Problem, das wir mehrmals feststellen konnten: Der Autofokus versagt stellenweise kläglich. Bei nicht besonders schwierigen Lichtverhältnissen fokussiert das Lumia 930 komplett daneben. Das Perfide daran: Auf dem kleinen Smartphone-Display ist der Fehler kaum zu sehen. So nehmen Sie Ihr Ferienfoto mit nach Hause und merken erst am PC, dass der Fokus nicht stimmt. Schade, denn ansonsten liefert das Lumia 930 ansprechende Bildqualität, auch wenn der Grünstich vom 1020 auch im 930 stark vertreten ist.
Wie schon zuvor schafft auch Indoor das Nexus 6 den besten Weissabgleich. Im kleinen Format, beispielsweise auf einem Smartphone-Display, ist es damit absolut vorne mit dabei. Auf dem grösseren PC-Bildschirm verliert das Nexus 6 jedoch an Boden. Im Vergleich zu Samsung und Apple wirkt das Bild verwaschen, möglicherweise ein Nebenprodukt der etwas zu aggressiven Bildrauschkorrektur.
Fazit
Samsung sichert sich auch im Indoor-Test die Krone, knapp vor Apple. Das Nexus 6 kann auf dem kleinen Bildschirm noch mithalten, hat aber deutlich weniger Details als die anderen beiden. Nokia fällt leider komplett durch. Der Autofokus versagt komplett und der Weissabgleich ist immer noch falsch.
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Test 3: Low Light
Test 3: Low Light
Im dritten Test nehmen wir den Kameras noch mehr Licht weg und bringen sie so langsam an ihre Grenzen. Die Grenzen zeigen sich bei Samsung deutlich. Noch immer bietet das Galaxy Note 4 ein ansprechend scharfes Bild mit verhältnismässig wenig Bildrauschen. Jedoch scheitert das Note 4 am hohen dynamischen Umfang der Szenerie. Insgesamt ist das Bild deutlich dunkler als bei den anderen Geräten und verliert so klar an Details.
Besser macht es das iPhone 6 Plus. Das Apple-Gerät zeigt ein ausgewogenes Bild mit akzeptablem Bildrauschen. Davon gibt es zwar mehr als bei Samsung, durch die bessere Belichtung und den klareren Details setzt sich das iPhone dennoch durch.
Auch im Low-Light-Test bereitet uns Nokia wenig Freude. Das Lumia 930 ist erneut klar zu grün. In Kombination mit der Testszenerie erinnert das Bild so etwas stark an Pilzbefall. Auch qualitativ ist das Lumia schlicht nicht auf der Höhe von Samsung und Apple. Wäre das Nexus 6 nicht noch schlechter, wäre diese Kategorie für Nokia besonders bitter.
Wir haben es vorweggenommen: Das Nexus 6 ist bei schlechtem Licht kaum zu gebrauchen. Zwar gibt das Motorola-Smartphone wirklich alles, um ein ansprechendes Bild aus der schwierigen Situation zu ziehen, scheitert damit aber klar. Zu viel Rauschkorrektur, unter der trotzdem noch viel Bildrauschen hervorkommt. Immerhin ist der Weissabgleich auch hier sehr nahe an der Realität.
Fazit
Samsung lässt erstmals Federn und muss sich dem iPhone geschlagen geben. Dabei scheitert das Note 4 vor allem bei der Belichtung. Ein Problem, dass das iPhone nicht kennt. Apples Smartphone liefert bei wenig Licht klar die beste Leistung. Nokia kämpft weiter mit dem Grünstich und verliert auch in diesem Test Boden. Gut für Nokia: Das Nexus 6 erinnert im Dunkeln eher an die Nokia-Modelle von 2005.
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Test 4: HDR
Test 4: HDR
Bei HDR-Bildern schiesst die Kamera mehrere Bilder in kurzer Folge, mit verschiedenen Belichtungszeiten, die dann von einer Software in ein einziges Bild gepackt werden. Der Effekt: Die dynamische Reichweite der Kamera wird massiv erhöht.
Nach der Niederlage im Low-Light-Test dominiert Samsung in dieser Kategorie wieder das Geschehen. Das Galaxy Note 4 liefert das klarste Bild mit dem grössten dynamischen Umfang. Damit bestätigt Samsung seine guten Leistungen vom Vorjahr und aus den bisherigen Tests in diesem Jahr.
Schwach ist hingegen die Leistung des iPhone 6 Plus. Die dynamische Reichweite bleibt trotz HDR mittelmässig, das Bild insgesamt zu dunkel. Besonders schwach ist die Leistung, wenn man sie mit dem Nokia Lumia 930 vergleicht:
Dieses verfügt nämlich über keinen automatischen HDR-Modus. Da Nokia auf manuelle Steuerungen setzt, können HDR-Bilder einzeln geschossen werden. Zusammenfügen muss man die drei Belichtungen aber von Hand. Dennoch ist das Nicht-HDR von Nokia fast so gut wie das HDR von Apple, auch wenn beide für den Smartphone-Alltag praktisch unbrauchbar sind.
Das Nexus 6 profitiert hier von den schwachen Leistungen von Apple und Nokia und mogelt sich auf den zweiten Platz. Besonders gut ist seine Leistung nicht, aber halt besser als das funktionale Versagen der anderen.
Fazit
Samsung zieht so langsam, aber sicher davon. Das auch mithilfe von Apple und Nokia, die in der Kategorie HDR komplett auf die Schnauze fallen. Das Nexus 6 dümpelt in seiner Mittelmässigkeit hinterher und freut sich ob seines guten Weissabgleichs.
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Test 5: Selfie
Test 5: Selfie
Zum Schluss, der wohl wichtigste Test für die jüngere Generation: der Selfie-Test. Samsung zeigt hier seine asiatische Herkunft deutlicher als sonst. Die Frontkamera des Galaxy Note 4 ist deutlich weiter als diejenigen der Konkurrenz. Damit werden Selfies zwar deutlich leichter, allerdings auch etwas verzerrter. Standardmässig verwendet Samsung bei Fotos mit der Frontkamera den Beauty-Modus, der die Haut digital glättet und weitere «Verbesserungen» vornimmt. Gegen eine hohe Stirn und schlecht getrimmte Gesichtsbehaarung hilft die Software leider nicht. Dennoch ist Samsung auch hier klar an der Spitze der vier Geräte. Nicht nur wegen der angenehmen Brennweite, sondern auch qualitativ. Den Beauty-Modus kann man schliesslich ausschalten.
Das iPhone ist deutlich traditioneller unterwegs. Keine Auto-Retusche und kein Super-Weitwinkel. Dafür aber durchwegs gute Bildqualität. Auch bei den schwierigen Lichtverhältnissen in unserem Test liefert das Apple-Gerät ansprechende Bilder. Die längere Brennweite macht Selfies zwar etwas schwieriger, dafür weniger verzerrt. Der leicht zu warme Weissabgleich stört kaum. Sieht bei Porträts oftmals sogar gut aus.
Wie gut man es als Selbstdarsteller mit einem Galaxy Note 4 oder iPhone 6 Plus hat, merkt man, wenn man einmal ein anderes Smartphone in die Hand nimmt. Bei Nokia hat das Geld gerade einmal für 720p gereicht. Das ist zwar nicht viel weniger als beim iPhone, sieht aber schlechter aus. Nokia wendet den letzten Platz erneut nicht aus eigener Kraft ab, sondern verlässt sich auf das Versagen der Konkurrenz.
Was auch in diesem Fall bedeutet: Das Nexus 6 fällt durch. Die Frontkamera des Motorola-Handys beweist auf beeindruckende Art und Weise, dass Auflösung nicht viel wert ist. Diese ist beim Nexus nämlich klar höher als beim iPhone und beim Lumia. Die Bildqualität ist dennoch komplett für den Eimer. Wenig dynamische Reichweite und eine zweifelhafte Belichtungsautomatik machen keine gute Falle. Zugegeben: Das Gesicht des Testers hilft nicht. Tat es aber auch bei den anderen Kameras nicht.
Fazit
Auch bei den Selfies ist Samsung an der Spitze. Das Galaxy Note 4 überzeugt mit einer hohen Auflösung mit vielen Details und einem praktischen Weitwinkelansatz. Der etwas merkwürdige Beauty-Filter lässt sich glücklicherweise ausschalten. Nahe an das Note 4 kommt höchstens das iPhone 6 Plus, das qualitativ nicht viel hinter dem Note 4 liegt. Die niedrigere Auflösung und die längere Brennweite verhindern den Sieg. Nokia will seinen Selfie-Fans eher das Lumia 735 ans Herz legen und gibt sich bei der Frontkamera des 930 entsprechend wenig Mühe. Immerhin mehr als Motorola beim Nexus 6.
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Zusammenfassung und Fazit
Zusammenfassung und Fazit
Der grosse Gewinner des Smartphone-Kameratests 2015 heisst Samsung. Das nicht nur wegen der guten Leistungen, sondern auch wegen der markanten Leistungssteigerung. Im vergangenen Jahr kroch das Galaxy S5 noch am Ende des Tests hinter der Konkurrenz her, doch nur ein Modell später dominiert Samsung die gesamte Smartphone-Welt. Das Galaxy Note 4 liefert scharfe, klare Bilder in praktisch jeder Situation und ist derzeit eines der besten Smartphones zum Fotografieren.
Grösster Verlierer ist in diesem Jahr Nokia. Zugegebenermassen ist das Lumia 930 nicht ganz mit dem hochkarätigen 1020 zu vergleichen, dennoch enttäuscht die Bildqualität des Windows-Phone-Aushängeschildes. Probleme mit dem Fokus, schlechter Weissabgleich und mässige Details kosten dem letzten Nokia Lumia einen besseren Platz.
Während Nokia bereits dieses Jahr verliert, könnte Apple das Gleiche im nächsten Jahr passieren. In Cupertino ruhte man sich zu sehr auf dem Erfolg bisheriger iPhones aus und lieferte praktisch die gleiche Bildqualität wie beim iPhone 5S. Diese ist zwar nach wie vor gut, gegen das vorstürmende Samsung wird es jedoch schwierig zu bestehen. Bringt Apple im Herbst keine grösseren Verbesserungen im Bereich der Kamera, könnte das iPhone schnell den Anschluss verlieren.
Das Samsung des vergangenen Jahres ist Motorola. Die Kamera seines Nexus 6 ist schlicht nicht besonders gut. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Qualität, Details, ISO-Leistung und so weiter. Einzige Lichtblicke des Google-Smartphones: Der Weissabgleich sitzt perfekt und auf dem 6-Zoll-Display sehen die Bilder immer noch okay aus.
Deklaration: Die Testgeräte wurden uns wie folgt zur Verfügung gestellt:
26.02.2015