Tipps & Tricks 17.07.2012, 08:01 Uhr

Windows 8 in der Cloud - so läuft das

Mit Windows 8 setzt Microsoft voll auf Cloud Computing. Doch wie funktioniert das genau, und welche Dienste gehören dazu? Hier finden Sie einen Aus- und Überblick.
In Windows 8 läuft ohne die Live-ID nur noch wenig: Sie benötigen sie zur Verknüpfung des Betriebssystems mit den Cloud-Diensten (Dienste und Programme, die via Internet funktionieren und keine Installation auf dem Rechner erfordern) und sozialen Netzwerken. Sie dient auch – alternativ zu Ihrem herkömmlichen Windows-Kontonamen – zur Anmeldung in Windows.
Über die Live-ID stehen Ihnen auf Ihrem Windows-8-Gerät sämtliche mit Ihrem Live-Konto verknüpften Daten und Konten ohne weiteres Zutun zur Verfügung. Wenn Sie etwa Ihren Facebook-Zugang mit der Website Ihres Live-Kontos verknüpfen, gilt das auch für Ihren Windows-8-Rechner. Sie können dann sowohl in der gewohnten Facebook-Umgebung als auch direkt aus den vorinstallierten Windows-8-Apps mit Ihren Kontakten chatten. Mit der Live-ID erhalten Sie Microsofts Onlinespeicher SkyDrive, für den eine App in Windows 8 bereits vorinstalliert ist. Damit reicht ein einfacher Login-Vorgang bei Microsoft Live aus, um sich für sämtliche verknüpften Dienste zu autorisieren.
Der Grundgedanke ist hier ähnlich wie beim Portal des Wettbewerbers Google, wo Sie sich ebenfalls nur einmal an einer zentralen Stelle mit Ihrer Googlemail-Adresse anmelden, um Funktionen wie Kalender, Mail oder Adressbuch zu nutzen.
Ein Vorteil der Cloud: alle Daten immer dabei
Windows Live und SkyDrive werden zentraler Bestandteil von Windows 8 sein. Über diese Dienste stehen Ihnen bereits jetzt unter Windows 7 eine Fülle von Windows-8-Funktionen zur Verfügung.
Wenn Sie SkyDrive nutzen, können Sie von der Cloud-Oberfläche aus nicht nur auf Ihre Daten auf den Microsoft-Servern zugreifen, sondern auch auf alle diejenigen Daten, die sich lokal auf demjenigen Rechner befinden, den Sie mit dem Dienst verbunden haben. So können Sie von unterwegs auf Ihre Musik, Ihre Fotos oder Videos zugreifen, ohne sie vorher erst in den Cloud-Speicher hochgeladen zu haben.
Voraussetzung hierfür ist, dass Ihr Rechner eingeschaltet und mit dem Internet verbunden ist und Sie den SkyDrive-Client installiert haben. Mit dem Client haben Sie auch Ihre SkyDrive-Daten als synchronisierte Kopie auf der Festplatte Ihres Rechners vorliegen – praktisch, wenn Sie nicht immer online sein können.
Bei der Installation werden Sie explizit gefragt, ob Sie Ihren PC für den Fernzugriff öffnen wollen. Microsoft spricht hier vom mobilen Abrufen von Dateien. Diese Einstellung können Sie später im Einstellungsmenü des SkyDrive-Clients auf der Programmleiste ändern. Doch Vorsicht! Wenn Sie den Fernzugriff auf den Rechner erlauben, wirkt sich das auf sämtliche Dateien in Ihrem System aus. Auch Netzlaufwerke oder andere Cloud-Speicher, die beispielsweise über einen Laufwerksbuchstaben gekennzeichnet sind, werden sichtbar.
Microsoft stellt für SkyDrive Software für Windows 7, 8, Mac OS, iOS und natürlich Windows Phone zur Verfügung. Für Android gibt es drei Lösungen von Drittanbietern, darunter den kostenfreien Browser for SkyDrive. Die Entwicklung eines eigenen Clients ist derzeit (noch) kein Thema für Microsoft. Für XP und Vista gibt es von Microsoft keinen SkyDrive-Client; Sie können sich aber mit SDExplorer behelfen.
Aber auch, wenn Sie Windows 8 mit der SkyDrive-Metro-App nutzen, sollten Sie den SkyDrive-Client installieren. Denn die Metro-App erlaubt Ihnen nur den direkten Onlinezugriff auf den SkyDrive-Speicher und synchronisiert ihn nicht. Ausserdem können Sie mit dem Client auf Ihre SkyDrive-Daten im Dateiexplorer zugreifen. Vorsicht sollten Sie walten lassen, wenn Sie mit der Windows-eigenen Verschlüsselung gesicherte Dateien per Client übertragen. Diese werden entschlüsselt in die Cloud transportiert und verlieren ihre Verschlüsselung auf Dauer. Empfehlenswert ist es, sie mit einem Verschlüsselungsprogramm wie beispielsweise TrueCrypt zu schützen.
Dateien in SkyDrive können Sie auch mit anderen teilen – Sie müssen sie dazu lediglich freigeben. Dabei können Sie einstellen, ob die Personen, mit denen Sie die Daten teilen, sich über eine Live-ID einloggen müssen oder nicht. Gegenwärtig funktioniert die Freigabe, allerdings arbeitet sie nicht immer korrekt, und Freigegebenes wird als nicht freigegeben angezeigt. Manchmal hilft es dann, sich aus SkyDrive aus- und dann wieder einzuloggen.
Dropbox, Google Drive und Co.
Alternativ können Sie auch die Zugriffsprogramme von anderen Anbietern wie Dropbox oder Google Drive nutzen. So lange Sie Ihre Daten in der Cloud speichern und mit dem lokalen Rechner synchronisieren wollen, sind diese Dienste einander recht ähnlich. Falls Sie mehr als ein Nutzerkonto auf Ihrem Rechner angelegt haben, müssen Sie für jeden Nutzer SkyDrive und Dropbox neu installieren.
Auf der nächsten Seite: Cloud-unterstützte Programmausführung

Cloud-unterstützte Programmausführung

Windows 8: Cloud-unterstützte Programmausführung
Über die Googlemail-ID können Sie beim Chrome-Browser Ihre Apps und Einstellungen zwischen Ihren Rechnern synchronisieren
Der eigentliche Unterschied beim Vergleich von dem, was Windows 8 in der Cloud mehr als seine Vorgänger kann, ist der Abgleich der Einstellungen von Betriebssystem und Anwendungen. In der Consumer Preview gibt es etwa ein Beispiel. Das mitgelieferte Pinball-Spiel können Sie auf einem Rechner spielen, unterbrechen und es auf einem anderen Rechner mit dem gespeicherten Spielstand weiterspielen. Dazu müssen Sie sich lediglich mit derselben Live-ID einloggen.
Eine ähnliche Funktion können Sie sich unabhängig vom Betriebssystem einrichten, wenn Sie Google Chrome nutzen. Dazu brauchen Sie nur Ihren Chrome-Browser mit Ihrer Googlemail-ID zu verknüpfen. Dann haben Sie alle Chrome-Apps und Einstellungen im Browser parat.
Auch für die Ausführung von Programmen nutzt Microsoft verstärkt die Cloud. Normalerweise müssen Sie eine Software vollständig auf Ihrem Rechner installieren, um sie verwenden zu können.
In Windows 8 ermöglicht ein Streaming Manager, Programmbestandteile, die noch nicht auf der Festplatte sind, dynamisch je nach Bedarf aus dem Internet nachzuladen. Sie starten in dem Fall eine Anwendung, die nur zum Teil auf Ihrer Festplatte installiert wurde, um Platz und Ressourcen zu sparen. Diese Methode kennen Sie vielleicht bereits aus verschiedenen Installationsroutinen, die zusätzlich benötigte Programmbestandteile vom Software-Hersteller herunterladen.
Ob lokal oder im Web: alle Fotos auf einen Blick
In der Foto-App können Sie sich Ihre Bilder ansehen. Dazu verbinden Sie diese Konten mit Ihrer Microsoft Live-ID
Neu in Windows 8 ist die Art und Weise, wie das Betriebssystem mit Multimediadaten umgeht. Die Kachel «Fotos» auf dem Metro-Startbildschirm vereinigt Ihre lokal gespeicherten Bilder mit Ihren Fotos auf SkyDrive, Facebook oder Flickr. Dies stellt einen grossen Gegensatz zu Windows 7 dar, wo Bilder auf Betriebssystemebene mit den Windows-7-Bibliotheken noch eine rein lokale Angelegenheit waren. Doch auch hier benötigen Sie ein Live-Konto, selbst wenn Sie auf Bilder in Facebook oder Flickr zugreifen wollen. In der Consumer Preview von Windows 8 geht das nicht auf direktem Weg ohne die Integration dieser Dienste in Windows Live. Sie können aber auch jede andere Bilderplattform weiterhin nutzen, indem Sie die Programme der jeweiligen Anbieter herunterladen und installieren. Bei Google Picasa etwa können Sie sich das Picasa-Dienstprogramm von der Google-Webseite laden und mit einem Klick auf den Button «Picasa herunterladen» die Anwendung auch gleich installieren. Sie läuft dann allerdings nicht auf der Metro-Oberfläche.
Wer – analog zu der Kachel «Fotos» – bei «Video» eine Bibliothek selbst hergestellter Filmclips erwartet, wird überrascht. Hier versteckt Microsoft eine Videothek, in der Sie Zugriff auf kommerzielle Leihfilme haben. Diese berechnet Microsoft mit Microsoft Points, die Sie vorher erwerben müssen. Sie können die Filme an Ihrem Windows-8-Rechner ansehen oder sie auf Ihre Xbox übertragen und dort geniessen, falls Sie eine zur Verfügung haben.
Auf der nächsten Seite: soziale Netzwerke und eingebundene Anwendungen

soziale Netzwerke und eingebundene Anwendungen

Soziale Netzwerke per App in Windows 8 eingebunden
Windows 8 zeigt in seiner Kontakte-App auch Statusmeldungen bei Facebook und importiert alle Kontakte für den Offline-Zugriff
Direkt auf der Startseite von Windows 8 sehen Sie auf einer der Kacheln die Bezeichnung «Kontakte». Dahinter verbirgt sich nicht nur ein Adressbuch: Sie können dort auch Neuigkeiten aus Ihrem sozialen Netzwerk sehen, sofern Sie dieses in Ihr Live-Konto eingebettet haben.
Hier ist es praktisch, wenn Sie die Live-ID für den Zugriff auf Windows 8 nutzen. Bei der Verwendung eines herkömmlichen Windows-Anmeldenamens forderte das System im Test unserer Kollegen von PC-Welt ein Exchange-Konto. Legen Sie sich am besten schon vor dem Einrichten von Windows 8 eine Live-ID an. Übrigens wird Microsoft zukünftig seine Cloud-Dienste umbenennen. Falls Sie also anstelle der Live-ID Microsoft-Konten sehen sollten, ist dies dasselbe und funktioniert ebenso.
Eingebundene Anwendungen in der Cloud
Durch die enge Verzahnung von Windows 8 und SkyDrive liegt die Frage nahe, wie es zukünftig mit Office-Paketen aussieht. Ob Google oder Microsoft, beide Unternehmen setzen auf die Cloud. Deren Dienste nutzen Sie über die Browser-Oberfläche, wobei die gängigen aktuellen Browser unterstützt werden. Eine direkte Einbindung in die Metro-Oberfläche von Windows 8 findet derzeit weder bei Google Docs noch bei Microsofts Live Docs statt. Das dürfte sich aber in naher Zukunft ändern.
Bei Google können Sie auch mittels eines Dienstprogramms offline mit Ihren Daten arbeiten, in Microsofts kostenfreier Version des Cloud-Office setzt das Software-Haus auf eine Onlineanbindung. Natürlich können Sie die Office-Dokumente in SkyDrive auch offline in Ihrem lokal installierten Microsoft Office weiter bearbeiten, wenn Sie sich den SkyDrive-Client installiert haben.
Auf der nächsten Seite: Welchen Cloud-Anbieter nehm' ich bloss?

Welchen Cloud-Anbieter nehm' ich bloss?

Flexibilität bei der Cloud-Anbieter-Auswahl
Um Onlinespeicher von Drittanbietern in Windows 8 zu integrieren, ohne eine Live-ID zu nutzen, können Sie den Speicherplatz über das Web-DAV-Protokoll einbinden. Dazu ordnen Sie den Onlinespeicher als Laufwerk dem System zu
Wenn Sie sich bei der Nutzung Ihres Cloud-Speichers nicht ganz auf die mitgelieferte Software oder auf die Metro-Apps verlassen wollen, können Sie, wie bei Windows 7, den Zugriff mittels Web-DAV und dem Dateiexplorer durchführen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie jeden beliebigen Webspeicheranbieter nutzen können, der mit dem Standard Web-DAV arbeitet. Dazu müssen Sie aber ständig mit dem Internet verbunden sein.
Um Ihren Onlinespeicher als Laufwerk in Ihr System zu integrieren, klicken Sie zunächst auf die Kachel «Windows Explorer». Der Metro-Startbildschirm verschwindet, und Sie befinden sich direkt auf dem Desktop mit einem geöffneten Dateiexplorer. Dieser sieht etwas anders aus, als Sie von Windows 7 gewohnt sein dürften.
Wählen Sie in der oberen Optionenleiste den Menüpunkt «Start». Daraufhin können Sie den Ribbon sehen, den Microsoft dem Dateiexplorer ab der Version Windows 8 spendiert hat. In der Mitte des Ribbons, rechts bei dem Symbol für «Neuer Ordner», sehen Sie ein kleines Icon, das ein Quadrat mit drei Linien abbildet. Wenn Sie mit der Maus über dieses Icon fahren, erscheint ein Textfeld mit der Bezeichnung «Einfacher Zugriff». Nachdem Sie auf das Icon geklickt haben, sehen Sie ein Drop-down-Menü, in dem Sie den Punkt «Als Laufwerk zuordnen» auswählen.
Es erscheint ein Dialog, in dem Sie Ihre Internetspeicherressource als Netzlaufwerk verbinden können. Wählen Sie zunächst einen Laufwerksbuchstaben und geben Sie unter «Ordner» den Web-DAV-Zugang Ihres Dienstleisters ein. Falls er eine verschlüsselte Übermittlung anbietet, wählen Sie diese. Sie ist erkennbar an dem «https» am Anfang der Adresse. Den Haken bei «Verbindung bei Anmeldung wiederherstellen» können Sie setzen, um den Webspeicher bei jedem Start zur Verfügung zu haben. Es folgt der Login-Dialog, bei dem Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort eingeben. Wenn Sie die Anmeldedaten speichern, brauchen Sie sie zukünftig nicht mehr einzugeben.
Zehn ausgesuchte Metro-Apps für WIndows 8



Kommentare
Avatar
Cake
17.07.2012
Cloud CLOUD: Kann mir doch niemand weismachen, dass Cloud nicht der Anfang zur totalen Kontrolle des Konsumenten dient (..nebst Gewinnoptimierung). Wenn eine Regierung will, bekommt sie immer Zugriff auf die Daten...und die Macht ist heute zwischen Politik und Wirtschaft soweit verschmolzen, dass der kleine Bürger hier nie wieder Einfluss nehmen kann. Es gibt genug Science-Fiction, die diese Zukunft voraussagen.

Avatar
kut
18.07.2012
Nein, nein und nochmals nein CLOUD: Kann mir doch niemand weismachen, dass Cloud nicht der Anfang zur totalen Kontrolle des Konsumenten dient (..nebst Gewinnoptimierung). Wenn eine Regierung will, bekommt sie immer Zugriff auf die Daten...und die Macht ist heute zwischen Politik und Wirtschaft soweit verschmolzen, dass der kleine Bürger hier nie wieder Einfluss nehmen kann. Es gibt genug Science-Fiction, die diese Zukunft voraussagen. Natürlich ist Cloud der Anfang zur totalen Kontrolle des Konsumenten und seiner Daten. Aus dem Artikel geht für mich jedoch nicht klar genug hervor, ob es überhaupt noch möglich sein wird, das Office-Paket nur noch lokal zu installieren und Offline zu betreiben. Wenn nur noch ein Online-Betrieb mit Live-ID möglich wäre (auch ohne Cloud), hätte ich kein Vertrauen, dass die Daten nicht trotz allem für fast jedermann "zur Einsicht offen stehen". Nachdem - wie früher berichtet - Windows 8 selbst eingefleischte Windows-User zu einer kaum verdaubaren "Umgewöhnungskur" in der Bedienung zwingt, wären diese neuen "Features" wohl Anlass genug, dass man sich endgültig von Microsoft und Windows verabschiedet. Und da auch Apple mehr oder weniger ins gleiche Horn bläst, bleibt schliesslich nur noch das Linux-OS übrig, um die tägliche PC-Arbeit datenschutzrechtlich kummerfrei zu gestalten. Mfg kut

Avatar
othbuc
23.07.2012
Natürlich ist Cloud der Anfang zur totalen Kontrolle des Konsumenten und seiner Daten. Aus dem Artikel geht für mich jedoch nicht klar genug hervor, ob es überhaupt noch möglich sein wird, das Office-Paket nur noch lokal zu installieren und Offline zu betreiben. Wenn nur noch ein Online-Betrieb mit Live-ID möglich wäre (auch ohne Cloud), hätte ich kein Vertrauen, dass die Daten nicht trotz allem für fast jedermann "zur Einsicht offen stehen". Nachdem - wie früher berichtet - Windows 8 selbst eingefleischte Windows-User zu einer kaum verdaubaren "Umgewöhnungskur" in der Bedienung zwingt, wären diese neuen "Features" wohl Anlass genug, dass man sich endgültig von Microsoft und Windows verabschiedet. Und da auch Apple mehr oder weniger ins gleiche Horn bläst, bleibt schliesslich nur noch das Linux-OS übrig, um die tägliche PC-Arbeit datenschutzrechtlich kummerfrei zu gestalten. Mfg kut Ja, das sieht tatsächlich nach Abschied von Windows, MS Office resp. Microsoft aus!