Smartphone-Fototipps 02.09.2024, 15:01 Uhr

Objektivaufsätze für Smartphones - das müssen Sie wissen

Mit einem optionalen Objektivaufsatz holen Sie mehr aus der Kamera Ihres Smartphones heraus. Das Angebot recht von Tele bis Fischauge. Der PCtipp hilft Ihnen beim Finden des optimalen Zubehörs für bessere Fotos.
(Quelle: Shutterstock/DestinaDesign)
Vor den Ferien oder Wochenendausflügen müssen sich  viele Menschen entscheiden, ob sie wieder eine herkömmliche Kamera im Gepäck mitschleppen wollen oder lieber nicht. Reicht nicht das Smartphone aus, um unbeschwert schöne Fotos zu machen? Die Handy-Objektive sind in den vergangenen Jahren tatsächlich immer besser geworden. Schwierig wird es bislang aber meist noch bei Spezialaufgaben wie Tele- oder extremen Weitwinkelaufnahmen.
Manche Smartphone-Hersteller verbauen deshalb Dreifachkameras in ihre Mobiltelefone. Diese decken die drei Brennweitenbereiche Ultraweitwinkel, leichter Weitwinkel sowie Tele ab. Anwender mit einem klassischen Smartphone, das nur über ein einziges Objektiv verfügt, können externe Objektivaufsätze erwerben, die sie nachträglich aussen an ihrem Telefon befestigen. Der PCtipp hat sich angesehen, welche Objektivaufsätze in der Schweiz verfügbar sind, welche Besonderheiten diese haben und was sie taugen.

Objektivaufsätze

Auch wenn die Bildqualität aktueller Smartphones kräftig zugelegt hat, decken sie grösstenteils nicht alle verfügbaren Brennweitenbereiche ab. Aufgrund der flachen Bauweise der Mobiltelefone können die Hersteller keine grossen Tele- oder Zoomobjektive verbauen, mit denen die Nutzer entfernte Motive näher heranholen. Stattdessen setzen die Anbieter meist auf kurze Festbrennweiten, deren Brennweite sich also nicht verstellen lässt (zum Thema «Brennweite» siehe auch Box auf der letzten Seite).
Bei den hier vorgestellten Objektivaufsätzen handelt es sich streng genommen nicht um echte Objektive, sondern um Konverter, wie sie aus der analogen Fotografie schon lange bekannt sind. Während also zum Beispiel ein Zweifach-Telekonverter die Brennweite verdoppelt, reduziert sie ein 0,63-Weitwinkel-Konverter um ein Drittel. Welche Brennweite die Kamera in Ihrem Smartphone hat, erfahren Sie in den Datenblättern der Hersteller. Bei einem iPhone SE 2020 beträgt sie zum Beispiel 3,99 Millimeter. Umgerechnet auf die Werte einer Kamera mit 35-Millimeter-Vollbildsensor entspricht das 28 Millimetern, also einem Weitwinkelobjektiv.

Objektivaufsätze unter 100 Franken

Aber genug der Theorie. Wenn Sie mit Ihrem Smartphone auch Tele- oder extreme Weitwinkelaufnahmen schiessen wollen, benötigen Sie einen aufsteckbaren Objektivaufsatz. In der einfachsten Variante, wie sie etwa Somikon mit dem «Vorsatz-Tele-ZOOM-Objektiv 4× bis 12× für Smartphones» anbietet, wird zunächst ein Clip auf dem Smartphone-Gehäuse über dem Objektiv auf der Rückseite befestigt. Damit dabei keine Kratzer entstehen, ist der Clip gummiert. In ihm wird anschliessend das Zusatzobjektiv befestigt, Bild 1.
Bild 1: «Somikon Vorsatz-Tele-ZOOM-Objektiv 4× bis 12× für Smartphones»; gesehen bei pearl.ch für Fr. 55.95
Quelle: PCtipp.ch
Bild 2: Der Bluetooth-Auslöser von Somikon
Quelle: PCtipp.ch
Die gewünschte Vergrösserung kann der Anwender stufenlos mit einem Drehring am Objektiv zwischen vier- bis zwölffach auswählen. Damit solche Fotografien aber nicht verwackeln, was bei teils extremen Teleaufnahmen relativ leicht geschehen kann, legt der Hersteller noch eine Halterung für das Smartphone bei. Diese kann in dem ebenfalls mitgelieferten kleinen Dreibeinstativ montiert werden. Da bereits durch das Auslösen einer Aufnahme mit dem Finger auf dem Display eine leichte Verwacklung möglich ist, liefert Somikon sogar eine Bluetooth-Fernbedienung mit, Bild 2. Um sie einzusetzen, muss der Anwender auf seinem Smartphone eine kostenlose App installieren, die sowohl für Android als auch iOS in den App-Stores zur Verfügung steht.
Das Dreibeinstativ lässt sich zudem als Handgriff verwenden, um die etwas kopflastige Kombination aus Smartphone und Objektivaufsatz leichter in der Hand zu tragen. Das Gesamtgewicht des Sets beträgt laut Hersteller 290 Gramm. Es ist bei pearl.ch für rund 56 Franken erhältlich.
Bild 3: Somikons «HD-Tele- & Portrait-Vorsatzlinse für Smartphones» gibts bei galaxus.ch für Fr. 28.95
Quelle: PCtipp.ch
Günstiger und nicht ganz so leistungsstark ist die «HD-Tele- & Portrait-Vorsatzlinse für Smartphones», die ebenfalls von Somikon stammt, Bild 3. Dieses Set besteht aus einem Clip, in dem das Zweifach-Teleobjektiv befestigt werden kann. Es eignet sich zum Beispiel für Nahaufnahmen oder Porträts, die meist mit einem leichten Teleobjektiv fotografiert werden. Das Gesamtgewicht dieses Sets liegt bei 46 Gramm. Es ist bei galaxus.ch erhältlich und kostet rund 29 Franken.
Mehr Flexibilität bietet das «4in1-Vorsatzlinsen-Set mit Weitwinkel, Fischauge, Makro und Pol-Filter». Es enthält ausserdem schon bekannten gummierten Clip drei Vorsatz­objektive für Weitwinkel-, Fischauge- sowie Makroaufnahmen. Während sich der Weitwinkelkonverter mit einem Umrechnungsfaktor von 0,63 unter anderem für Landschaftsaufnahmen anbietet, kann der Fotograf mit dem Fischauge amüsante 180-Grad-Aufnahmen erzeugen, Bild 4. Der Makrokonverter bietet eine 15-fache Vergrösserung, um auch kleinste Details etwa an einer Blume einzufangen. Als vierten Bestandteil enthält das Set ausserdem einen Polfilter, der für sattere Farben sorgen und störende Lichtreflexe ausfiltern soll. Das Set gibt es für rund 35 Franken bei pearl.ch, Bild 5.
Bild 4: Aufnahme mit Somikons Fischaugen-Objektivvorsatz
Quelle: PCtipp.ch
Bild 5: «Somikon 4in1-Vorsatzlinsen-Set mit Weitwinkel, Fischauge, Makro und Pol-Filter»; gesehen bei pearl.ch für Fr. 34.95
Quelle: PCtipp.ch
Somikon bietet optional auch ein 7-in-1-Set an. Dieses enthält zusätzlich zu den genannten Objektiven und dem Polfilter ein Zweifach-Teleobjektiv, ein noch stärkeres 0,36×-Superweitwinkelobjektiv sowie eine Kaleidoskoplinse, mit der sich Fotos durch Drehen mit verschiedenen Effekten aufpeppen lassen, Bild 6. Dieses Set gibt es momentan beim Händler pearl.ch zum reduzierten Preis von Fr. 29.95. Es heisst etwas sperrig «7in1-Premium-Vorsatz-Linsen, Kaleidoskop, Pol-Filter, Hartschalen-Etui».
Bild 6: Kaleidoskop­aufnahme mit Somikons 7-in-1-Set
Quelle: PCtipp.ch
Bild 7: PhoneLooks «2 in 1 austauschbare Smartphone Kamera Objektive universal Makro & Weitwinkel» ist bei galaxus.ch für Fr. 23.90 erhältlich
Quelle: PCtipp.ch
Anwender, die sich vor allem für Makro- und Weitwinkelaufnahmen interessieren, werden bei PhoneLook mit dem 2-in-1-Set namens «2 in 1 austauschbare Smartphone Kamera Objektive universal Makro & Weitwinkel» fündig, Bild 7. Der enthaltene Weitwinkelkonverter hat den Faktor 0,45. Das Set enthält bereits den Clip, mit dem die Konverter über dem Objektiv des Smartphones angebracht werden können. Das Set ist beim Schweizer Onlinehändler galaxus.ch erhältlich und kostet dort rund 24 Franken.

Objektivaufsätze über 100 Franken

Wer bereit ist, etwas mehr Geld für einen Objektivaufsatz auszugeben, der wird beim Anbieter Shiftcam fündig, Bild 8. Der Hersteller bietet mit seiner LensUltra-Serie hochwertige Aufsätze – vom Telekonverter bis zum Fischauge. Bereits bei der grundlegenden Ausstattung zeigen sich Unterschiede zur günstigeren Konkurrenz. So setzt der Hersteller nicht nur auf universelle Clips. Stattdessen bietet er für Apples iPhones ab den 2019 erschienenen 11er-Modellen robuste Hüllen an, in denen die separat erhältlichen Objektivvorsätze eingeschraubt werden können. Stabiler geht es nicht. Diese Hüllen sind sowohl bei brack.ch, galaxus.ch als auch Interdiscount erhältlich und kosten dort je um die 50 Franken.
Bild 8: Universal-Halterung von Shiftcam; gesehen bei galaxus.ch für Fr. 48.70
Quelle: PCtipp.ch
Die Universalhalterung für andere Smartphone-Modelle haben wir nur bei brack.ch und galaxus.ch gefunden. Sie kostet ebenfalls etwa 50 Franken.
Bild 9: Shiftcams «LensUltra 60mm Telephoto» gibts bei galaxus.ch für 146 Franken
Quelle: PCtipp.ch
Aber kommen wir zu den verfügbaren Objektivaufsätzen. Shiftcam verwendet in der Bezeichnung seiner Produkte keine Vergrösserungswerte wie andere Hersteller, sondern gibt die erreichbare Brennweite im sogenannten Kleinbild-Äquivalent an. Im Grunde ist aber auch zum Beispiel Shiftcams «LensUltra 60mm Telephoto» ein Zweifachkonverter, der die Brennweite des im Smartphone verbauten Objektives verdoppelt, Bild 9. Die höhere Verarbeitung und Qualität der verwendeten Linsen hat allerdings ihren Preis. So kostet der Aufsatz bei brack.ch und galaxus.ch jeweils satte 146 Franken.
Den spannenden Fischaugeneffekt erreichen Sie mit dem «Shiftcam LensUltra 200° Fisheye», Bild 10. Es hat einen Vergrösserungswert von 0,2. Damit reduziert es die Brennweite des vorhandenen Smartphone-Objektives also auf ein Fünftel, was sich zum Beispiel für Aufnahmen in sehr engen Räumen anbietet. Es ist sowohl bei brack.ch, galaxus.ch als auch Interdiscount verfügbar und kostet um die 113 Franken.
Bild 10: «Shiftcam LensUltra 200° Fisheye-Objektiv»; gesehen beim Händler brack.ch für 113 Franken
Quelle: PCtipp.ch
Bild 11: Ein eckiges, anamorphotisches Zusatzobjektiv von Shiftcam; gesehen bei interdiscount.ch für 149 Franken
Quelle: PCtipp.ch
Eine Shiftcam-Besonderheit sind sogenannte anamorphotische Konverter, die für ein speziell breites Bild sorgen, Bild 11. Der Hersteller bietet hier zwei Modelle an, die an ihrem auffälligen eckigen Format leicht erkennbar sind. Eines hat den Faktor 1,33, das andere 1,55. Letzteres stellt also links und rechts noch mehr Inhalte dar. Man muss sich den Effekt der anamorphotischen Konverter in etwa so wie bei einer Breitbildaufnahme im Kino vorstellen, Bild 12.
Bild 12: Oben ohne anamorphotischem Zusatzobjektiv, unten mit
Quelle: PCtipp.ch
Das 1,33×-Modell ist bei den Händlern brack.ch, galaxus.ch und Interdiscount für 149 Franken erhältlich. Die Variante mit dem Faktor 1,55 gibt es hingegen nur bei brack.ch und galaxus.ch. Dort kostet sie 156 Franken.
Überdies bietet der Hersteller Shiftcam noch eine Reihe weiterer Objektivaufsätze an, mit denen sich auch Ultraweitwinkel- oder Makroaufnahmen anfertigen lassen. Auch diese sind bei den genannten Anbietern in der Schweiz verfügbar.

Brennweite und Fazit

Hintergrund: Was bedeutet Brennweite?
Die Brennweite gibt grob gesagt den Abstand zwischen der Hauptebene des Objektivs und der Stelle an, an der es auf den Film beziehungsweise den Sensor trifft. Diese Stelle wird auch Brennpunkt genannt. Dabei gilt die Faustregel: je grösser die Brennweite, desto kleiner der Bildausschnitt und desto stärker die Telewirkung. Bei kurzen Brennweiten ist es genau umgekehrt. Je kürzer die Brennweite, desto grösser der Bildausschnitt und desto schwächer die Telewirkung.
Kurze Brennweiten wie 28 Millimeter sind Weitwinkelobjektive, grössere Brennweiten ab 85 Millimetern dagegen Tele­objektive. Dazwischen findet sich der Bereich der Normalobjektive mit im Schnitt 50 Millimetern, wobei zu beachten ist, dass bei Smartphones meist eher kürzere Brennweiten, also leichte Weitwinkelobjektive als «normal» angesehen werden. Das liegt einerseits an der flachen Bauweise der Mobiltelefone, die nur kürzere Brennweiten erlauben, und andererseits am Nutzungsverhalten der Anwender, die damit auch auf kurze Distanz «mehr Inhalt» fotografieren können.
Auch ein Smartphone mit Festbrennweite erlaubt das Heranzoomen an ein Motiv mit der bekannten «Zwei-Finger-Zange». Sie ist leicht durchzuführen. Wenn Sie die Finger auseinander bewegen, holen Sie das Motiv näher heran, bewegen Sie sie dagegen wieder zusammen, entfernt es sich. Durch dieses digitale Heranzoomen verschlechtern Sie allerdings die Bildqualität, da Sie damit nur den Bildausschnitt vergrössern und die Ränder abschneiden. Ein Objektiv mit optischem Zoom holt das Motiv dagegen näher heran und verschlechtert dabei die Bildqualität weniger als die digitale Variante.

Fazit: mehr herausholen

Wer die Preise für hochwertige Kameraobjektive von Markenherstellern, mit denen für Objektivvorsätze für Smartphones vergleicht, dem wird schnell klar, dass die damit erreichbare Bildqualität schlechter ausfallen wird. Das war bei Konvertern schon immer der Fall. Trotzdem eignen sich die vorgestellten Linsen, um für einen in der Regel akzeptablen Preis mehr aus den eigenen Smartphone-Fotos herauszuholen. So können Sie damit entfernte Motive näher heranholen oder winzige Details in Makroaufnahmen sichtbar machen.
Dank der meist niedrigen Kosten machen Sie mit Aufsätzen für Ihr Smartphone nicht viel falsch – zumal sie sich dank der flexiblen Anbringung mit praktisch jedem Mobiltelefon verwenden lassen. Ausprobieren lohnt sich also auf alle Fälle.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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