Kaufberatung
09.04.2020, 08:49 Uhr
Welches DAB+-Radio ist das richtige für mich?
Dem analogen Radio geht es 2020 definitiv an den Kragen. Die DAB+-Radios sind die Zukunft des Mediums in der Schweiz. Wir haben sechs Geräte für unterschiedliche Anforderungen und in verschiedenen Preisklassen getestet.
Dieses Jahr beginnt die Analogabschaltung bei Schweizer Radiostationen. Gesendet wird dann nur noch über DAB+. Der digitale Standard bietet viele Vorteile gegenüber dem alten System, bringt aber auch in paar Neuerungen mit sich.
Was ist DAB+?
DAB+ steht für Digital Audio Broadcasting + und wird «De Ah Be Plus» ausgesprochen. Bei DAB+ handelt es sich um einen Radiovertriebsstandard, der effizienter als analoges Radio funktioniert. In der Anfangszeit von DAB führte das zu deutlich schlechterer Audioqualität als über analoges Radio. Seit der überarbeiteten Version (DAB+) hat sich das aber erledigt und DAB+ ist in fast allen Bereichen besser als AM/FM.
Zu den Vorteilen von DAB+ gegenüber analogem Radio gehören:
- Metadaten: DAB+-Radio kann Metadaten wie Songnamen oder Programmbeschriebe aussenden und auf dem Gerät des Nutzers anzeigen lassen.
- Bessere Tonqualität: DAB+ sendet in höherer Auflösung als analoges Radio und leidet nicht unter Rauschen und anderen Störgeräuschen.
- Mehr Sender: Dank der effizienteren Nutzung von Bandbreiten kann DAB+ mehr Sender ausstrahlen als analoges Radio.
Nachteile
Bekannte Schwächen von DAB+ sind die schwierigere Verbreitung des Signals, was in einem kleinen Land wie der Schweiz jedoch kaum ein Problem ist. Zudem funktioniert DAB+ nach einem «Alles oder nichts»-Prinzip: Fällt die Verbindung unter eine bestimmte Qualitätsstufe, bricht sie komplett ab. DAB+ ist ausserdem leicht verzögert, was bei Sportevents ein Problem sein kann.
Weitere Funktionen
Die meisten modernen DAB-Radios sind weit mehr als Radios. Funktionen wie Bluetooth gehören heute dazu. Besonders wichtig zu wissen ist, welche Anschlusstypen Ihr Radio unterstützt. So stellen Sie sicher, dass Ihre Musik auch dort landen kann, wo Sie möchten.
Anschlusstypen
Neben den beiden Radiostandards FM und DAB(+) ist die Funktechnik Bluetooth die am weitesten verbreitete Empfangsoption. Per Bluetooth können Sie Geräte wie Smartphones, Tablets oder Laptops mit Ihrem Radio verbinden und die Lautsprecher als kabellosen Audioausgang verwenden. Praktisch jedes moderne DAB+-Radio verfügt über Bluetooth-Unterstützung.
Wi-Fi ist etwas seltener, erledigt aber einen ähnlichen Job. Statt das Radio direkt mit einem Smartphone zu koppeln, wird es in das heimische Netzwerk eingeloggt. So können alle Geräte im gleichen Netzwerk auf das Radio zugreifen und darüber Audio übertragen. Das ist besonders praktisch für stationäre Geräte, die sehr häufig verwendet werden, da nicht jedes Mal spezifisch gekoppelt werden muss. Dienste wie Spotify Connect funktionieren ebenfalls über Wi-Fi. Befindet man sich mit einem Spotify-fähigen Gerät im gleichen Netzwerk wie das Radio, können Sie mit der Connect-Funktion sehr einfach zum Radio wechseln.
Einige Geräte bieten AUX-Anschlüsse an, Bild 1. Damit können Sie Geräte einfach per Audiokabel anschliessen. Bei neueren Smartphones ist dazu oft ein Adapter nötig. Für ältere Geräte oder PCs ist das aber die einfachste, wenn auch nicht die eleganteste Lösung. Seltener sind weitere Dienste wie eine direkte Internetverbindung, um Spotify & Co. ohne Smartphone verwenden zu können, oder ein Chromecast-Modul, mit dem sich vor allem Android-Geräte gut verstehen.
DAB+-spezifische Funktionen
Die wichtigsten zwei Funktionen in Sachen DAB+ sind der Senderspeicher und die Favoritenliste. Ersterer ermöglicht es, Sender in einer grossen Liste zu speichern. So muss das Radio nicht jedes Mal neu danach suchen. Gerade in urbanen Gebieten mit vielen Radiosendern kann dieser Speicher durchaus mal knapp werden. Fast wichtiger ist jedoch die Favoritenliste. In dieser speichern Sie Ihre Lieblingssender, die Sie einfach per Knopfdruck aufrufen können. Meistens sind vier bis zehn Sender so speicherbar und verfügen über einen eigenen Knopf auf dem Radio.
Die DAB+-Radios im Test
Das Angebot an DAB+-Radios ist breit, aber nicht unbedingt tief. Die meisten Hersteller bieten drei bis vier Geräte verschiedener Preisklassen und Ausstattungstypen an. Das reicht von einfachen Lautsprechern mit Radioantenne und Bluetooth bis hin zu komplexeren Systemen mit eingebauten Smart-Assistants, Wi-Fi und ansprechenden LCDs. Wir haben in Folge eine grobe Auswahl verschiedener Geräte zusammengestellt. Das Angebot ist ebenfalls querbeet ausgewählt und oftmals nicht direkt miteinander vergleichbar. Wir haben die Geräte in der Tabelle auf der letzten Seite zwar bewertet, auf einen Preistipp oder Testsieger verzichten wir wegen des unterschiedlichen Einsatzzweckes allerdings.
Das kleinste Gerät in unserem Test stammt von JBL. Der Tuner ist 440 Gramm leicht und verbraucht mit einer Länge von 16 Zentimetern und einer Breite und Tiefe von je ca. 7 Zentimetern kaum Platz. Das macht dieses Radio ideal für Nutzer, die gerne mit ihrem Radio den Standort wechseln. Bei so einem kleinen Gehäuse müssen natürlich ein paar Kompromisse eingegangen werden. So verfügt der JBL Tuner nur über ein einfaches, einzeiliges LCD, das vergleichsweise wenige Informationen anzeigt. Auch die Steuerungstasten sind simpel und nicht besonders elegant gehalten. Generell erinnert der JBL Tuner mehr an eine Lifestyle-Bluetooth-Box, die zufällig noch DAB+ unterstützt.
Neben DAB+ beherrscht der Tuner auch FM-Radio sowie Bluetooth und verfügt über einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für externe Geräte. Eine ausziehbare Stabantenne verbessert bei Bedarf den Radioempfang. Eine leichte Schwäche des JBL Tuner ist der Akku. In unserem Test hielt das Radio nur rund 7 Stunden durch. Das bei einem Mix von Bluetooth und DAB+-Verwendung. Für die Grösse des Geräts ist das okay, aber auch nicht gerade viel. Aufgeladen wird zudem noch per USB-B, was nicht besonders schnell geht. Insgesamt ist der JBL Tuner eine solide Option für alle, die ihr Radio gerne mitnehmen.
Panasonic RF-D100BT
Wer mehr auf industrielle Vibes steht, wird sich wohl eher einen Panasonic RF-D100BT in die Stube stellen. Das Radio wirkt mit seiner gebürsteten Alu-Front besonders edel. Vom Aufbau her hält es sich an die üblichen Radiokonventionen mit zwei Drehrädern, einem zentralen Display und Buttons darunter. Die beiden Lautsprecher liefern ein gutes Stück weniger Saft als diejenigen des Pure Evoke, aber durchaus genug, um in der heimischen Stube ein wenig Spass zu haben.
In Sachen Ausstattung könnte das RF-D100BT durchaus noch ein wenig mehr bieten. Die wichtigsten Funktionen sind aber da: DAB+, FM und Bluetooth decken schon sehr viele Gebrauchsszenarien ab. Weitere Verbindungsmöglichkeiten sind oftmals redundant, bieten dem Nutzer aber zusätzliche Optionen. Das RF-D100BT kann mit Batterie und per Netzanschluss betrieben werden.
Pure Evoke C-F6 und Pure StreamR
Auch ein Jahr nach unserer letzten Kaufberatung steht der Evoke C-F6 von Pure an der Spitze des Testfelds. Fairerweise nicht nur bei der Qualität, sondern auch beim Preis von 399 Franken. Das Top-Modell von Pure ist fast doppelt so teuer wie der nächste Konkurrent, bietet aber auch ordentlich etwas für das Geld. Das beginnt beim Äusseren: Der Evoke C-F6 kommt in einem schicken Holzgewand daher, das sich in jedem Raum sehen lässt.
Die beiden Breitband-Lautsprecher liefern einen ausgewogenen Sound und beschallen auch in einer hektischen Küche noch alles genug laut. Verbinden lässt sich der C-F6 mit so ziemlich allem: Neben DAB+ und FM-Radio sind LAN, WLAN, Bluetooth und ein Chromecast-Modul eingebaut. Unterstützt wird zudem eine direkte Streamingverbindung via Spotify Connect. Und für den Fall der Fälle kann der C-F6 sogar noch CDs abspielen oder ältere Geräte mittels Kabel anschliessen. In Kombination mit dem grosszügigen LCD und einer breiten Auswahl an Steuerungsknöpfen macht es das Pure-Radio zu einem wahren Luxusgerät. Kurz: Das Evoke C-F6 ist das aktuell beste DAB+-Radio zu einem vernünftigen Preis.
Pure StreamR
Bei diesem Modell vermischt Pure ein DAB-Radio mit einem Bluetooth-Lautsprecher. Natürlich beherrschen mittlerweile ziemlich alle Digitalradios auch Bluetooth. Pure geht aber etwas anders vor. Der StreamR ist primär eine Bluetooth-Box und entsprechend designt: kompakt, tragbar und mit Fokus auf einfache Bedienung. Das DAB+-Radio scheint mehr ein zusätzliches Feature als die Hauptattraktion zu sein. Für den Anspruch, möglichst kompakt zu sein, nutzt der StreamR einige clevere Tricks wie ein versenkbares Display-Oberteil und eine in das AUX-Kabel eingebaute Antenne.
Die Soundqualität ist etwa so, wie man sie von einem Lautsprecher dieser Grösse erwarten kann. Für den Preis gibt es aber bessere Lautsprecher, wenn man auf die DAB+-Funktion verzichten kann. Und genau das ist ein wenig das Problem des StreamR. Bei einem reinen DAB+-Radio ist die Audiokonkurrenz nicht gigantisch und das Radiomodul das erste Verkaufsargument. Bei einer Bluetooth-Box geht es eigentlich nur um den Sound. Da muss eine fast 200 Franken teure Box liefern.
Pure bügelt das zum Teil mit einer beeindruckenden Ausstattung wieder aus. Der StreamR beherrscht vier Hauptmodi: Bluetooth, DAB+, FM und AUX. Dazu kommt die integrierte Alexa (smarter Sprachassistent von Amazon; in der Schweiz noch nutzlos). Vermisst haben wir höchstens noch Wi-Fi. Kombiniert mit der angenehm einfachen Bedienung und seiner Kompaktheit ist der Pure StreamR durchaus eine solide Box, sofern man den Radioanschluss wirklich braucht.
Robert Revival iStream 3 und Sharp DR-450
Dieses Retro-Radio sieht nur auf den ersten Blick altbacken aus. In Wahrheit verbirgt sich hinter der Fender-Verstärker-Optik ein topmodernes Radio mit einigen Tricks in der Kiste. Als zweitteuerstes Gerät im Test darf man auch etwas erwarten, aber das Roberts Revivals iStream 3 überzeugt in der Praxis klar mehr als bei der Namensgebung. Optisch ist das Radio an ältere Fender-Gitarrenverstärker angelehnt, inklusive Tragegriff und Steuerungsknöpfen auf der Oberseite. Dass die Steuerungselemente dabei etwas wacklig wirken, ist zwar schade, aber eigentlich schon wieder stimmig zur Designvorlage.
Bei der Ausstattung kann der iStream 3 dann so richtig punkten: DAB+, FM, AUX-Stecker, Bluetooth und Wi-Fi sind selbstverständlich. Dazu ist es möglich, Geräte per USB zu verbinden. Alexa ist ebenfalls integriert. Praktisch: Wie ein richtiger Gitarrenverstärker bietet der Revival iStream 3 sowohl einen Kopfhöreranschluss als auch einen Line-out-Stecker, um das Radio an andere Audioanlagen anschliessen zu können.
Der Sound überzeugt ebenfalls. Zwar gibt Roberts keine genauen Angaben zur Leistung der Lautsprecher an, sie klingen aber dennoch ausgezeichnet. Lediglich der Pure Evoke C-F6 bietet leicht schönere Höhen. Ein weiteres Detail: Der iStream 3 wird per AAA-Batterien angetrieben. Verwendet man Akkubatterien, können diese direkt im Radio aufgeladen werden.
Sharp DR-450
Um einiges günstiger als der JBL Tuner ist das DR-450-Radio von Sharp. Mit nur gerade 3 Watt Nennleistung einer einzelnen Mono-Box ist das Radio eher für kleinere Räume gedacht und kann klanglich nicht wirklich mit der Konkurrenz mithalten. Dafür macht sich das kompakte Gerät mit seinem ansehnlichen Holzrahmen beispielsweise auch in der Küche sehr gut.
Die Ausstattung des DR-450 ist ebenfalls etwa dem Preis entsprechend. DAB+ und FM sowie Bluetooth beherrscht das Gerät. Damit ist allerdings auch schon Schluss. Wer aber sowieso nur das Radio braucht, spart so recht viel Geld.
Bedienung und Darstellung sind so einfach wie möglich. Die Steuerung erfolgt über ein Drehrad und ein Set von Knöpfen auf der Front. Als Anzeige verwendet das Radio ein monochromes LCD, das neben Uhrzeit und Einstellungen auch die Metadaten von Radiosendern anzeigt.
Mit seiner kompakten Grösse und dem schicken Design kann Sharps DR-450 durchaus überzeugen. Der Sound reicht jedoch nur für kleinere Räume und wird Audiophile garantiert nicht vom Hocker hauen. Für knapp 80 Franken geht das aber in Ordnung.
Fazit und Testübersicht
Fazit: mehr als Radio
DAB+-Radios bieten heute nicht nur eine bessere Soundqualität und mehr Sender als herkömmliche Radios, sondern können mit vielen Zusatzfunktionen aufwarten. Dazu gehören Bluetooth-Empfang und teilweise Wi-Fi-Support sowie praktische Senderspeicher und Favoritenlisten.
Der Anwender hat zudem die Wahl aus einer ganzen Palette von Geräten, die sich sowohl bezüglich des Preises als auch des Funktionsumfangs stark unterscheiden. Wem es nur um ein einfaches, portables DAB+-Radio geht, der ist zum Beispiel mit dem 94 Franken günstigen JBL Tuner gut beraten. Das Nonplusultra unter den getesteten DAB+-Geräten ist noch immer das Pure Evoke C-F6. Dieses bietet zahlreiche praktische Funktionen und kann ausserdem auch punkto Soundqualität auftrumpfen.
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