Tipps & Tricks 22.05.2017, 11:04 Uhr

Gerätekauf: der grosse Spar-Guide

Es muss nicht immer ein brandneues Top-Gerät sein. In vielen Fällen reicht ein älteres Modell für den eigentlichen Anwendungszweck aus. PCtipp zeigt Ihnen, wie Sie mit Occasionen und Neugeräten der letzten Generation Geld sparen.
Geht es nach Hardware-Herstellern, würden wir uns jedes Jahr ein neues Smartphone, einen neuen PC und ein Tablet oder Convertible kaufen. Schliesslich muss man ja immer vorn mit dabei sein. In der Praxis ergibt es aber wenig Sinn, ständig neue Geräte zu kaufen. Nur schon, weil für Durchschnittsnutzer maximale Leistung wenig sinnvoll ist.
Sparpotenzial gibt es hier in zwei Varianten: Beim Kauf gebrauchter Geräte oder von Neugeräten, die nicht mehr ganz neu sind. Beide Kategorien haben ihre Vor- und Nachteile und sollten auf unterschiedliche Faktoren geprüft werden.

Alte Modelle kaufen

Neben komplett neuen Geräten und Occasionen gibt es eine dritte Variante: ältere Modelle neu kaufen. Das lohnt sich vor allem dann, wenn Sie ein High-End-Gerät für weniger Geld möchten. Weniger praktisch ist es, Einsteiger- und Mittelklassegeräte spät zu kaufen, da diese zu diesem Zeitpunkt oftmals Mühe mit aktueller Software bekunden. In vielen Fällen erhalten Sie das High-End-Gerät vom letzten Jahr etwa für den Preis eines aktuellen Mittelklassegeräts. Im Vergleich zu Occasionen und Neugeräten hat diese Variante einige Vorteile:
  • Neue Geräte, daher keine potenziellen Schäden oder andere Occasionsprobleme
  • Günstiger als die aktuellsten Modelle
  • In Sachen Leistung oftmals ausreichend
  • Qualität und Funktionen der Spitzenklasse zu Mittelklassepreisen
    Allerdings auch einige Nachteile:
  • Neuste Innovationen fehlen
  • Leistungsmässig schwächer als das neuere Modell
  • Möglicherweise weniger Support als neue Modelle
Es gilt also, ein Gerät zu finden, das bei Ihren Prioritäten punkten kann und die Nachteile eher dort hat, wo es Ihnen egal ist. Das ist natürlich sehr individuell und kann nicht verallgemeinert werden. Allerdings gibt es, wie schon bei den Occasionen, bestimmte Gerätetypen, bei denen der Kauf älterer Neugeräte besser funktioniert als bei anderen.
Ende 2015 erschienen, immer noch gut und deutlich günstiger: das Nexus 5X

Welche Gerätetypen lohnen sich?

Diese Modelle sind noch gut
Die Tabelle deckt sich oftmals mit derjenigen bei den Occasionen. Auch hier sind Kameras aufgrund der langsamen, oftmals marginalen Entwicklung sehr geeignet. Smartphones rein von der Hardware her auch, allerdings kann ein Mangel an Software-Updates Probleme bereiten. Gleiches gilt auch für Navigationsgeräte.
Ein Hauptunterschied ist das Wegfallen des Akkuproblems: Da diese Geräte neu sind, ist auch der Akku noch nicht belastet und hält entsprechend gut. Das fällt besonders bei Tablets, Smartphones und Notebooks ins Gewicht. Allerdings wachsen diese drei Bereiche alle sehr schnell und lohnen sich daher auch nur bedingt beim Kauf älterer Geräte. Bei Smartphones und Tablets gilt: Älter als zwei Jahre sollte das Modell eher nicht sein. Prüfen Sie auf jeden Fall, ob das Gerät noch Software-Updates erhält. Notebooks können ein wenig älter sein. Allerdings nicht, wenn das Gerät bereits zum Erscheinungsdatum eher an der unteren Leistungsgrenze lag. Dann läuft es drei Jahre später wahrscheinlich nicht mehr gut.
Vergleichen Sie ältere Modelle mit neuen und günstigeren Alternativen
Generell lässt sich relativ einfach herausfinden, ob sich ein Kauf lohnt, indem Sie Folgendes bedenken: Wie viel kostet das aktuelle Modell und was kann es? Wie viel kostet das Vorgängermodell und wo sind die Unterschiede? Wie viel kostet das aktuelle Mitteklassemodell? Bei einem Smartphone landen Sie dann beispielsweise bei einem solchen Ergebnis:
  • Modell «Flaggschiff» 2017 kostet Fr. 899.–.
  • Modell «Flaggschiff» 2016 kostet Fr. 699.–. Es fehlt im Vergleich: NFC, 4 Mpx weniger, langsameres Laden, leicht langsamere CPU, OS-Update erst in den kommenden Monaten
  • Modell «Flaggschiff» 2015 kostet Fr. 399.–. Es fehlt im Vergleich: NFC, 4 Mpx weniger, kein OIS, langsameres Laden, langsamere CPU, keine OS-Updates mehr, 1 GB weniger RAM, halb so viel Speicher
  • Modell «Mittelklasse» 2017 kostet Fr. 449.–. Hat alle neuen Funktionen, CPU aber langsamer als 2016, weniger RAM, schwächere Kamera
Haben Sie aus dieser Basis einen Favoriten erkoren, vergleichen Sie mit Konkurrenzprodukten, beispielsweise mit aktuellen Mittelklassemodellen anderer Hersteller oder anderen älteren High-End-Modellen. Von dort sollten Sie schliesslich zu einem informierten Schluss kommen können. Wie auch bei neuen Geräten gilt: Recherchieren Sie so viel wie möglich. Lesen Sie Tests, Nutzererfahrungen, Datenblätter und lassen Sie sich beim Kauf Zeit.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Occasionen – Was lohnt sich? Wo kauft mans? Was muss beachtet werden?

Occasionen – Was lohnt sich? Wo kauft mans? ...

Occasionen kaufen

Occasionen sind eine gute Möglichkeit, um günstig an attraktive Geräte zu kommen. Über diverse Onlineportale wie Ricardo oder eBay kann gebrauchte Hardware einfach und verhältnismässig sicher erworben werden. Allerdings lohnen sich nicht alle Arten von Geräten für den Occasionskauf. Zudem besteht immer die Gefahr, ein mangelhaftes Produkt zu erhalten. Wir zeigen Ihnen, welche Geräte sich gut als Occasion kaufen lassen, wo Sie die Geräte finden und auf welche Punkte Sie besonders achten sollten.
Auf Auktionsplattformen gibt es viele Angebote für Occasionen

Wo kaufen?

Die bekanntesten Plattformen für Occasions-Hardware sind Ricardo.ch und eBay. Beides sind Versteigerungsplattformen, die aber meistens auch einen Fixpreis anbieten. Ricardo ist etwas stärker auf die Schweiz fokussiert, was sich bei den Versandkosten positiv bemerkbar macht. Dafür hat eBay ein deutlich grösseres Angebot.
Ricardo.ch bietet mehr aus der Schweiz, hat aber insgesamt weniger Angebote
Dazu gibt es zwei grössere Plattformen für Gratisinserate: Tutti.ch und Anibis.ch. Wie schon bei Ricardo und eBay finden Sie dort Inserate von (meistens) Privatpersonen. Allerdings handelt es sich um weitergreifende Plattformen, die nicht nur Kaufangebote, sondern Inserate aller Art anbieten. Für den Kauf von Hardware macht das keinen grossen Unterschied.
Inserate statt Auktionen gibt es auf Tutti.ch
Eine weitere Alternative, spezifisch für Smartphones und Handys, ist der Occasionsmarkt von Migros Budget. Anstatt gebrauchte Phones von Privatpersonen zu kaufen, erhalten Sie hier wiederaufbereitete Geräte, welche die Migros von Privaten angekauft hat. Vor dem Weiterverkauf werden die Smartphones repariert und bereinigt. Die Preise sind dadurch leicht höher, dafür erhalten Sie ein sicher funktionierendes Gerät mit einem Jahr Garantie.
Die zweite grössere Inserateseite ist Anibis.ch
Soziale Medien sind weitere Orte, an denen Sie an Occasionsangebote kommen. Sind Sie bereits gut vernetzt, reicht oftmals ein Facebook-Beitrag, in dem Sie etwas Bestimmtes suchen. Entweder hat jemand in Ihrer Freundesliste etwas Entsprechendes oder kennt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt.
Die Migros bietet einen Wiederaufbereitungsdienst für alte Smartphones an

Welche Gerätetypen funktionieren gut als Occasion?

Nicht jede Art von Hardware eignet sich gleich gut für einen Occasionskauf. Kameras altern beispielsweise deutlich besser als Smartphones. Zudem können nicht überall problemlos Reparaturen durchgeführt werden, falls doch etwas schiefgeht. In der folgenden Tabelle sehen Sie einige Gerätekategorien und eine Wertung, wie gut sie sich mit dem Occasionsmodell vertragen. Dazu jeweils eine kleine Erklärung, warum das so ist und worauf Sie beim Kauf achten sollten.
Diese Occasionen lohnen sich
Zusammengefasst sind es immer wieder die gleichen Probleme: Akkus verschlechtern sich nach vielen Ladezyklen kontinuierlich. Das ist vor allem dann ein Problem, wenn der Akku nicht ausgewechselt werden kann. Leider ist das mittlerweile bei fast allen Gerätetypen Standard, da die Bauformen kaum modulare Akkus zulassen. Smartphones, Tablets und Convertibles sind am stärksten davon betroffen, da diese Geräte viel Akkuleistung verbrauchen, entsprechend oft geladen werden und kaum austauschbare Akkus besitzen. Leicht besser schneiden Laptops ab, bei denen doch immerhin bei einigen Modellen der Akku selbst gewechselt werden kann.
Kein Problem ist die Batterie in der Regel bei Digitalkameras. Sofern es die Bauform verlangt, verwenden viele Hersteller über mehrere Generationen hinweg die gleichen Batterietypen. So ist es meistens auch für ältere Modelle kein Problem, einen neuen Akku zu kaufen. Zudem sind die Batterien fast immer von Hand austauschbar. Das wird sich auch so schnell nicht ändern, da gerade Profis auf mehrere Akkuladungen angewiesen sind. Ein Problem können die Batterien lediglich für alte Analogkameras werden. Diese verwenden teilweise Batterien für Dinge wie die Belichtungsmessung. Dabei werden stellenweise Spezialbatterien verwendet, die es so heutzutage nicht mehr gibt.
Digitalkameras funktionieren verhältnismässig gut als Occasionen
Einige Spezialfälle gibt es: beispielsweise Festplatten und SSDs. Dort lohnt es sich eigentlich gar nicht, diese gebraucht zu kaufen. Bei HDDs steigt das Risiko eines Ausfalls mit dem Alter, was Occasionen eher schwierig macht. Zudem sind die Preise für neue HDDs so niedrig, dass man auch gleich eine neue Platte kaufen kann. SSDs sind noch fast schlimmer. Die auf Flash-Speicher basierenden Module schaffen nur eine begrenzte Anzahl an Lese- und Schreibzyklen, bevor sie den Geist aufgeben. Zugegeben: Die Anzahl der Schreibzyklen ist enorm hoch. Bei einem gebrauchten SSD wissen Sie jedoch nicht, wie stark dieses bereits beansprucht wurde und können so kaum abschätzen, wie lange es noch durchhält. Das ist besonders dann ein Problem, wenn Sie das SSD länger behalten möchten.
Der speziellste aller Spezialfälle ist die Software. Hier gibt es ja eigentlich kein «gebraucht» mehr. Sogar, wenn Sie die Software auf einem optischen Medium kaufen, stehen die Chancen gut, dass die Software auch heruntergeladen und per Key aktiviert werden kann. Entsprechend ist das Risiko einer physisch nicht funktionsfähigen Software klein. Problematisch hingegen ist die Aktivierung. Beim Kauf wissen Sie nicht mit Sicherheit, ob der Lizenzschlüssel noch gültig ist und ob sich der Vorbesitzer nicht einfach den Key aufgeschrieben hat und Sie damit zu einem späteren Zeitpunkt aussperren will. Gewisse Software muss zudem über ein Nutzerkonto registriert werden. Stellen Sie unbedingt sicher, dass der Vorbesitzer seine Software korrekt abgemeldet hat und nirgends mehr mit dem verkauften Lizenzschlüssel verknüpft ist.
PayPal ist ein nützlicher Treuhandservice. Für Käufe über Privatpersonen aber riskant

Tipps zu Privatkäufen

Hardware über Privatpersonen zu kaufen, birgt immer ein gewisses Risiko, da sich auch immer Betrüger auf den entsprechenden Plattformen tummeln. Es gilt wie überall im Netz ein gesundes Mass an Misstrauen und gewisse Vorsichtsmassnahmen:
  • Lernen Sie den Verkäufer so gut wie möglich kennen. Gehen Sie das Profil des Verkäufers durch, lesen Sie Bewertungen anderer Nutzer. Rufen Sie im Zweifelsfall an und stellen Sie Fragen zum Produkt.
  • Falls möglich: Holen Sie das Produkt ab und zahlen Sie in bar. So können Sie das Gerät vorgängig inspizieren und lernen dabei den Verkäufer noch etwas besser kennen.
  • Generell: Zahlen Sie wenn möglich in bar oder über gut gesicherte Zahlungssysteme. Verwendet der Verkäufer ausschliesslich undurchsichtige Dienste wie PayPal, ist Vorsicht geboten.
  • Geben Sie auf keinen Fall Kreditkartendaten, Ausweiskopien oder ähnliche sensible Daten weiter.
  • Schliessen Sie bei teuren Geräten einen schriftlichen Kaufvertrag ab.
  • Klingt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, ist das wahrscheinlich der Fall.



Kommentare
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Deggo86
02.06.2017
Tolle Sparmöglichkeiten für den Endverbraucher bei Premiummarken Die Green IT Solution [Mod: Werbung entfernt] ist ein Anbieter für refurbished Hardware für Business-Kunden und hat einn interessanten Artikel auf ihrer Website, dass für das Wiederaufbereiten am besten qualitativ hochwertige Premiummarken geeignet sind. Gleiches gilt für natürlich auch für Endverbraucher. Deswegen mein Tipp: wenn gebraucht, dann am besten Apple und co.:rolleyes:

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Bruno Kurath
12.12.2018
In welcher Heft Ausgabe ist dieser Artikel erschienen?

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Claudia Maag
13.12.2018
PCtipp-Ausgabe In welcher Heft Ausgabe ist dieser Artikel erschienen? Grüezi Dieser Artikel erschien zuerst in der PCtipp-Ausgabe 4/2017. Abonnenten können diesen kostenlos als E-Paper lesen: https://www.pctipp.ch/fileadmin/media/heftarchiv/2017/4/pctipp_0417_56-59_Hardware-Kauf_01.pdf

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