So gelingen gute Fotos mit dem Smartphone

Komposition

Der Fotograf Henri Cartier-Bresson meinte einst: «Die Fotografie ist ein Handwerk. Viele wollen daraus eine Kunst machen, aber wir sind einfach Handwerker, die ihre Arbeit gut machen müssen.» Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass umwerfende Fotos oft das Resultat jahrelanger Übung sind (auch wenn glückliche Zufälle willkommen sind). Doch es gibt auch handwerkliche Techniken, die Sie sich ohne knochenharte Übung spielend leicht aneignen und die ihre Wirkung bestimmt nicht verfehlen.

Auf Augenhöhe

Beginnen wir mit dem eingangs erwähnten Klassiker: Kinder und Haustiere sind es wert, dass man für sie auf die Knie geht. Sofort ist die Bildwirkung eine völlig andere und zeigt das Leben aus der Sicht der kleinen Mitbewohner, Bild 1.
Hunde werden vermutlich auf Sie zu gerannt kommen, wenn Sie sich am Boden ächzend in Position wälzen: In diesem Fall hilft nur eine Wiederholung der Shootings bei anderen Gelegenheiten, bis der beste Freund des Menschen das Interesse an Ihrer bodennahen Darbietung verliert.

Raster einblenden

Wer sich nur flüchtig mit der Bildkomposition auseinandersetzt, wird das Hauptmotiv instinktiv in die Mitte schieben. Dabei ist die Gefahr gross, dass die Bildwirkung nachlässt und das Sujet langweilig wirkt. Das lässt sich mit einem simplen, aber sehr effizienten Mittel vermeiden: Blenden Sie bei der Kamera-App das Drittelraster ein.
Fast alle besseren Foto-Apps kennen diese Hilfe. Beim iPhone aktivieren Sie in den Einstellungen der Kamera den Schalter Raster. Jetzt müssen Sie nur noch darauf achten, dass der wichtigste Teil des Bildes auf einem der Schnittpunkte zu liegen kommt, Bild 2. Der Horizont sollte ebenfalls nur in Ausnahmefällen durch die Bildmitte laufen.
Bild 2: Die Schnittpunkte sind die Orte, an denen der wichtigste Teil hingehört
Quelle: Unsplash.com/Picsea
Auch hier gibt es keine Regel ohne Ausnahmen. Manchmal hilft es der Bildwirkung sogar auf die Sprünge, wenn sie gebrochen wird. Doch in den meisten Fällen werden Sie sofort mit einer besseren Bildwirkung belohnt und schnell ein Gespür dafür entwickeln, wann diese Technik greift. Am besten lassen Sie das Raster immer eingeschaltet.

Näher … noch näher!

Eine alte, aber vor Weisheit triefende Fotografen-Regel lautet: «Geh nahe ran – und dann noch näher!» Nichts wirkt langweiliger, als wenn auf jedem Foto versucht wird, das ganze Umfeld abzulichten. Ein Ausschnitt des Geschehens zieht den Blick des Betrachters ohne Ablenkung auf das Motiv, Bild 3.
Bild 3: Alles Überflüssige muss weg – und dazu gehört oft die ganze Umgebung
Quelle: Unsplash.com/Picsea
Theoretisch lässt sich ein ähnlicher Effekt auch nachträglich mit einer Ausschnittvergrös­serung erzielen. Doch die Bildwirkung ist nicht dieselbe und die technische Qualität leidet – ganz besonders bei niedrig aufgelösten Smartphone-Fotos.

Panorama statt Weitwinkel

Immer mehr High-End-Smartphones bieten starke Weitwinkelobjektive, um mehr von engen Räumen und weiten Landschaften zu erfassen. Doch die Abbildungsleistung von einem Ultra-Weitwinkel ist schlechter als von einem Standardobjektiv und führt an den Rändern zu massiven Verzerrungen. Probieren Sie stattdessen in einem weiteren Versuch, eine ausladende Szene mit der Panorama-Funktion abzulichten, und vergleichen Sie die Ergebnisse. Sie werden vom Unterschied überrascht sein.

Ein ruhiger Hintergrund

Bild 4: Eine leichte Änderung des Blickwinkels reicht, um den Hintergrund zu beruhigen
Quelle: Unsplash.com/Picsea
Gerade bei Personenaufnahmen wird dem Hintergrund oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei reicht in vielen Fällen eine leichte Drehung oder machen Sie ein paar Schritte in eine Seitenstrasse, damit keine nervöse Kulisse die Aufnahme stört, Bild 4.

Keine vertikalen Videos

Fotos können auch im Hochformat aufgenommen werden. Bei Videos ist das eine Todsünde, weil damit ein Grossteil der Bild­information verschenkt wird. Ausnahmen sind nur jene Videos, die für Social-Media-Plattformen wie TikTok gedreht werden – oder wenn Sie sicher sind, dass Sie die Videos nie woanders als auf dem Smartphone betrachten.



Kommentare
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rellez185
26.01.2024
Ein kurze Ergänzung zum Video-Teil Ihres Berichtes. Mit iPhone 14/15Pro braucht es keinen Gimbal als Bildstabilisator mehr, da diese Modelle einen Superjob machen.

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Klaus Zellweger
29.01.2024
Falls damit der beeindruckende “Actionmodus” gemeint ist: Er reduziert das Bild von 4K auf 2.8K, weil ein variabler Ausschnitt erstellt wird. Ausserdem benötigt er viel mehr Licht, sodass es bei schwachem Licht zu mehr Rauschen kommt. Mit einem Gimbal kann hingegen auf den Actionmodus verzichtet werden – was wiederum die Bildqualität verbessert. Aber klar: Wenn kein Gimbal zur Hand ist, wird der Actionmodus zur besten Alternative, die man sich wünschen kann. :cool:

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Masche
20.02.2024
Viel besser als Serienaufnahmen ist beim iPhone die Live Funktion. Um was es dabei geht, ist bei PCTipp unter diesem Link beschrieben: Live-Photos vom Video befreien Live Bilder sind eine Kombination von Video und Foto. Das Geniale daran ist, dass man damit sozusagen eine eingebaute Zeitmaschine hat. Das Video startet nämlich 1.5 Sekunden vor (!) der Aufnahme und dauert insgesamt 3 Sekunden. Dadurch passiert es kaum mehr, dass man mit einer Aufnahme zu spät kommt. Gerade bei Tier oder Sportaufnahmen, aber auch bei Aufnahmen von Kindern ist das fast unverzichtbar. Wer kennt die Situation nicht: man schleicht sich an ein Tier ran und noch bevor man abdrücken kann, ist es weg. Mit der Live Funktion erfasst man aber auch die Zeit bis zu 1.5 Sekunden vor dem Drücken des Auslösers. Man hat daher eine gute Chance, dass man in diesen 1.5 Sekunden das Objekt noch mit dem Live Bild erfasst hat. Man muss nur noch das gewünschte Bild oder, nach Bedarf, mehrere Bilder aus dem Live Bild extrahieren. Man kann mit der Live Funktion auch lückenlose Serienbilder machen. Drückt man nämlich den Auslöser in einem Zeitabstand von weniger als 3 Sekunden, erhält man Live Bilder, die sich sogar zeitlich überschneiden. Man findet damit garantiert das richtige Bild. Ich habe daher die Live Funktion immer eingeschaltet. Mit wenigen Klicks erhält man aus dem Live Bild ein normales, welches viel weniger Speicherplatz benötigt als das Live Bild selber. Hat man das gewünschte Bild (oder auch mehrere) extrahiert, löscht man das Live Bild, wie es im oben zitierten Artikel beschrieben ist.