Tipps & Tricks
22.04.2020, 12:20 Uhr
Bildformate: Welche gibts, welche brauchts wofür?
Egal, ob Sie mit dem Smartphone oder mit einer Spiegelreflex fotografieren: Die folgenden Bildformate und ihre Bedeutung sollten Sie kennen. Auf diese Weise verhindern Sie unliebsame Überraschungen.
Einige Bildformate sind durch die Kamera vorgegeben. Andere Formate erfüllen einen klar definierten Zweck bei der Nachbearbeitung und einer weiteren Gruppe sollten Sie aus dem Weg gehen. Für die Wahl des richtigen Formats spielt die Art oder die Grösse der Kamera jedoch keine Rolle – nur der Verwendungszweck zählt.
Frisch aus der Kamera
Jede Digitalkamera produziert Dateien im JPEG-Format. Alle «grösseren» Kameras und viele gehobene Kompaktkameras erzeugen ausserdem auch RAW-Dateien (Rohdateien) – entweder anstelle von JPEGs oder zusätzlich. Dabei verfolgen beide Formate unterschiedliche Absichten.
JPEG
JPEG (sprich: «Tschei-päg») ist seit 1992 das Mass aller Dinge, wenn es darum geht, Fotos möglichst platzsparend und doch schonend zu speichern. Alle Kameras erzeugen JPEG-Dateien. Doch bevor die Kamera das Bild auf die Speicherkarte überträgt, wird es von der internen Software verarbeitet: Die Belichtung wird korrigiert, die Farben verstärkt, das Motiv geschärft und mehr. Viele Kameras bieten ausserdem Motivprogramme, die zum Beispiel die Sättigung erhöhen, damit die Fotos am Strand zum Anbeissen aussehen.
Diese Aufarbeitung in der Kamera oder im Smartphone sorgt dafür, dass sich eine JPEG-Datei direkt weiterverwenden lässt. Sie können die JPEG-Bilder natürlich in einer Foto-Software weiter verbessern, doch grundsätzlich ist die gröbste Arbeit getan. JPEG-Dateien sind auch pflegeleicht: Jede Software, jeder Computer und jedes Smartphone kann damit umgehen. Die kompakten Dateien lassen sich via E-Mail verteilen oder direkt auf einem Internetdienst wie Twitter oder Instagram veröffentlichen.
JPEG-Bilder können sehr hochwertig sein, wenn sie richtig gespeichert werden. Je stärker die Kompression, desto kleiner werden die Dateien – und desto mehr leidet die Bildqualität. Deshalb finden Sie im Sichern-Dialog für JPEGs fast immer auch eine Möglichkeit, um die Stärke der Kompression dem Verwendungszweck anzupassen, Bild 1.
RAW (Rohformat)
Die besseren Kameras speichern Fotos auf Wunsch auch als RAW-Dateien. Das heisst, die Software der Kamera nimmt am Bild keine Optimierungen vor. Das führt aber dazu, dass eine RAW-Datei nicht direkt verwendet werden kann; stattdessen muss jedes einzelne Foto zuerst am PC entwickelt und optimiert werden, zum Beispiel mit einer Software wie Adobe Lightroom, Bild 2. In den meisten Fällen wird das fertige Foto anschliessend als JPEG abgelegt; der Kreis schliesst sich.
Diese manuelle Verarbeitung klingt umständlich und aufwendig, aber RAW-Dateien haben einmalige Vorzüge. So ist zum Beispiel der Dynamikumfang viel grösser als bei JPEG: Bei sehr kontrastreichen Bildern sind in den Lichtern und Schatten noch Details zu erkennen, die bei JPEG längst in komplettes Schwarz oder Weiss gekippt sind. Deshalb lassen sich auch Fotos retten, die als JPEG nur noch als Futter für den Papierkorb taugen würden. Kurz, die RAW-Entwicklung beschert zwar zusätzliche Arbeit, doch wenn Sie sich gerne um die feinen Details in Ihren Bildern kümmern, gibt es hierzu keine Alternative.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Sonderfall DNG und HEIF
Sonderfall DNG
DNG steht für «Digitales NeGativ» – ein offenes Format, das von Adobe entwickelt wurde. Die Idee dahinter ist, dass die proprietären (herstellerabhängigen) RAW-Dateien aus einer beliebigen Kamera in das offene DNG-Format konvertiert werden, was die Archivierung und Verwaltung deutlich erleichtert. Diese DNG-Container enthalten alle Informationen der RAW-Datei und bieten fast unbegrenzte Möglichkeiten, um weitere Informationen hinzuzufügen, wie zum Beispiel Bildkorrekturen, Schlagwörter, Wertungen und mehr. DNG wird von immer mehr High-End-Smartphones als RAW-Format angepriesen, doch das ist nicht ganz richtig. Eine RAW-Datei ist komplett unbearbeitet, während ein DNG bereits im Smartphone optimiert wird – und das widerspricht der Idee von RAW.
Sollten Sie also am Smartphone mit dem DNG-Format fotografieren? Das müssen Sie für sich selber herausfinden, indem Sie die Resultate vergleichen. Wenn Sie Fotos gerne mit anderen Apps aufpeppen und die maximale Bildqualität suchen, kann es sich lohnen. Andererseits sollten Sie keine Wunder erwarten, denn eine echte RAW-Datei spielt in einer ganz anderen Liga als ein kleines DNG aus dem Smartphone.
HEIF: Alles wird besser
HEIF ist das jüngste Bildformat, und seine Zukunft sieht rosig aus. Die Abkürzung steht für High Efficiency Image File. Dabei handelt es sich genau genommen nicht nur um ein Format, sondern um einen Container: Dieser kann neben einem einzelnen Foto auch ganze Bildserien, verschiedene Algorithmen für die Kompression, Informationen zur Transparenz, Animationen und mehr speichern. Ausserdem zeigt HEIF keine Artefakte durch die Kompression, obwohl der Platzbedarf gegenüber JPEG um etwa 40 Prozent reduziert ist. HEIF wird zurzeit von den wenigsten Herstellern unterstützt. Dass trotzdem schon Millionen von Geräten damit arbeiten, liegt daran, dass Apple das HEIF-Format mit iOS 11 eingeführt hat. Allerdings wird dazu mindestens ein iPhone 7 oder neuer oder ein iPad Pro der jüngsten Generation vorausgesetzt.
Einstellungen zu HEIF
Wenn Ihr iPhone für HEIF qualifiziert ist, sollten Sie dieses Format unbedingt verwenden. Rufen Sie dazu in den Einstellungen den Bereich Kamera auf und tippen Sie auf Formate, Bild 3. Wählen Sie High Efficiency, um in HEIF (und dem ebenfalls neuen Videoformat HEVC) aufzuzeichnen. Greifen Sie hingegen zu Maximale Kompatibilität, um weiterhin in JPEG zu fotografieren.
Tipp: Es ist sehr wahrscheinlich unnötig, dass Sie sich für die maximale Kompatibilität entscheiden, denn Apple hat einige Sicherungen eingebaut, damit sich die Bilder auch auf anderen Geräten öffnen lassen. Wenn Sie Ihr Foto im HEIF-Format an Freunde schicken, per WhatsApp in Umlauf bringen oder auf Instagram posten, dann wird automatisch eine temporäre Kopie im JPEG-Format erstellt. Sie können also dank HEIF zum Beispiel den Porträt-Effekt beliebig oft anpassen, Bild 4; das iPhone wird einfach vom aktuellen Zustand ein JPEG für den Versand berechnen. Sie gewinnen somit nichts, wenn Sie auf dem iPhone weiterhin in JPEG fotografieren.
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Noch mehr Formate
JPEG, RAW, DNG und neuerdings HEIF sind die Formate, die Sie kennen sollten. Darüber hinaus existieren noch unzählige andere Dateitypen, die zur Auswahl stehen, wenn Sie ein Foto aus einer Bildbearbeitung exportieren. Die bekanntesten davon stellen wir Ihnen hier ebenfalls kurz vor:
BMP
BMP ist ein Bildformat, das 1990 von Microsoft eingeführt wurde. Jeder PC versteht sich damit, doch das Format ist veraltet und die Speicherung grosser Dateien sehr ineffizient. Meiden Sie BMP als Dateiformat.
GIF
Das GIF (Graphics Interchange Format) erlebt gerade seinen zweiten Frühling, weil es Bilder leidlich animieren kann und von praktisch jedem Gerät verstanden wird. GIF ist für Fotos jedoch denkbar ungeeignet, weil es nur 256 verschiedene Farben speichern kann und seine Kompression bei Fotos nahezu nutzlos ist.
PNG
Das PNG-Format (Portable Network Graphics) wurde als bessere Alternative zu GIF entwickelt. Bilder im PNG-Format sind heute im Web allgegenwärtig. Fotos lassen sich verlustfrei in bester Qualität speichern. Manche PNG-Dateien enthalten ausserdem einen Alpha-Kanal, mit dem sich transparente Stellen im Foto definieren lassen, Bild 5. Doch diesen Vorzügen zum Trotz eignet sich PNG nicht als Ersatz für JPEG, weil die verlustfreie Kompression bei Fotos ineffizient ist und zu übergrossen Bilddateien führt.
PSD
Das Kürzel steht für PhotoShop Document, und damit ist eigentlich alles gesagt. PSD-Dateien können Sie in den wenigsten Programmen direkt verwenden oder überhaupt nur importieren. Sie werden das Format jedoch schätzen, wenn Sie Ihre Fotos in Photoshop (Elements) bearbeiten. Falls Sie Texte hinzufügen, komplexe Retuschen vornehmen oder Bildteile kombinieren, dann spielt sich das auf mehreren «Ebenen» ab, Bild 6. Später können Sie jederzeit Änderungen an einer Ebene vornehmen, indem Sie beispielsweise einen Text editieren, ohne dass das darunter liegende Bild in Mitleidenschaft gezogen wird. PSD ist also das Format, mit dem Sie die retuschierten Bilder fürs Archiv speichern; für die Verteilung werden Sie jedoch eine Kopie im JPEG-Format herstellen.
TIF
TIF ist die Abkürzung für Tagged Image File. Seit seiner Einführung 1994 ist es eines der wichtigsten Bildformate für Druckereien geblieben, weil Bilder in den vier Grundfarben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz (CMYK) gespeichert werden können. Die Fotos bleiben in der bestmöglichen Qualität erhalten, aber die Kompression ist bei Fotos nutzlos, was zu entsprechend grossen Dateien führt. Verwenden Sie TIF für Drucksachen oder um die bestmögliche Qualität bei der Archivierung zu erzielen. Davon abgesehen bietet das Format für Fotografen keine Vorzüge.
22.04.2020
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