Oft gelesen und geteilt 31.05.2012, 14:00 Uhr

Wohnung entkabeln, Teil 1

Fallbeispiel: Wie räume ich mit dem Kabelchaos im Wohnzimmer auf? Teil 1: Die Ausgangslage und eine erste Teillösung.
Ausgangslage
Wir alle kennen und lieben ihn: Den sogenannten Fortschritt. Er hat uns schon das papierlose Büro beschert, jetzt folgt das drahtlose Wohnzimmer. Das gabs zwar vor 200 Jahren schon, aber jetzt mit modernster Technik. Und ich habe nicht nur einen guten Draht zur modernen Technik, sondern Hunderte. Sie liegen fein säuberlich verstreut in meiner Wohnung herum.
Zuerst wollte ich nachzählen, wie viele Kabel sich in meinem Haushalt befinden, aber habe die Idee schnell wieder verworfen; schliesslich hat man ja auch noch anderes zu tun. Ein kurzer Blick unter meinen Schreibtisch genügt jedoch, um deutlich zu machen, was ich meine. Ganz kabellos bin ich nur dort, wo ich ganz altmodisch bin, zum Beispiel beim Rasieren.
Dabei ist es nicht so, dass ich etwas gegen drahtlose Technik hätte und diese verweigern würde. Ich habe zum Beispiel schon seit Jahren WLAN. Nur hat dies die Anzahl Kabel nicht verringert. Neben dem Router, der ein zusätzliches Stromkabel braucht, kauft man sich, sobald man drahtloses Netz hat, viele lustige «drahtlose» Geräte, die samt und sonders ebenfalls ein Stromkabel benötigen, entweder dauerhaft oder temporär. Es sind dies die berüchtigten «Wireless-Kabel». Nur dank eines geschickten Zeitmanagements und eines Stromadaptersalats mitten auf der Küchenarbeitsplatte schaffe ich es, dass meistens alle benötigten Akkus geladen sind.
Nachdem ich mich eigentlich bereits damit abgefunden hatte, ist die Situation nach einem Wohnungswechsel noch schlimmer. Denn jetzt liegen die Buchsen für TV-Kabel und Strom an völlig unpassenden Orten. Dies hat mich dazu bewogen, einen neuen Feldzug gegen die Kabel zu führen. Nach dem Motto: Ich habe eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg!
Warum sollte Sie das interessieren? Nun, vielleicht haben Sie ähnliche Probleme. Ähnlich, aber nicht genau gleich. Allgemeingültige Lösungen, die immer optimal sind, gibt es dummerweise nicht, darum hier die Beschreibung eines Einzelfalls. Trotzdem versuche ich, in diesem mehrteiligen Erfahrungsbericht möglichst viele nützliche Informationen unterbringen.
Auf der nächsten Seite: Die Tastatur als Opfer Nr. 1

Die Tastatur als Opfer Nr. 1

Opfer Nr. 1: Die Tastatur
Wie erwähnt, stapeln sich gleich zwei Computer im Zimmer: ein Desktop-PC mit Windows und ein Mac Mini. Da ich nicht zwei Tastaturen will (noch mehr Chaos), muss ich die USB-Tastatur jeweils umstecken. Das Kabel ist in diesem Fall nicht nur unästhetisch, sondern auch unpraktisch, darum ist die Tastatur mein erstes Opfer.
Logitech setzt bei seinen Drahtlostastaturen im Moment vor allem auf die eigene Unifying-Technologie. Ich entscheide mich aber für Bluetooth, denn so kann ich die Tastatur auch am iPad und anderen mobilen Geräten verwenden. Der Mac Mini hat Bluetooth schon eingebaut, es wird also kein USB-Platz belegt. Der Desktop-PC hingegen beherrscht von Haus aus kein Bluetooth. Dem kann man allerdings leicht abhelfen, und zwar mit einem Bluetooth-Dongle. Ich kaufe mir den Asus USB-BT211, ein winziges Ding für etwa 25 Franken. Dieses wird an der Rückseite des PCs in einen freien USB-Anschluss gesteckt; solche Anschlüsse hat der PC ja genug.
Viele viele bunte Asus USB-BT211, ich brauche aber nur einen
Die Auswahl an Bluetooth-Tastaturen ist sehr mager, die Entscheidung fällt schnell auf das Apple Wireless Keyboard. Es ist so handlich, dass ich es sogar in die Ferien mitgenommen und zusammen mit dem iPod touch benützt habe. Auch die Verbindung mit iPad und PC klappt sofort. Um eine sichere Verbindung mit einem Gerät herzustellen, muss man auf dem Keyboard einmalig einen Code eintippen, der auf dem Bildschirm angezeigt wird. Auf dem PC sollte man anschliessend die Enter-Taste drücken, sonst wird der Code nicht akzeptiert.
Das handliche Apple Wireless Keyboard
Bluetooth-Verbindung ohne Code herstellen: Sollte es mit dem Code aus irgend einem Grund nicht klappen, kann man die Tastatur auch ohne verbinden. Dazu wählt man unter Windows 7 in der Systemsteuerung die Abteilung «Geräte und Drucker», welche normalerweise direkt über das Startmenü zugänglich ist. Oben wählen Sie «Bluetooth-Gerät hinzufügen», dann erscheint die Tastatur. Klicken Sie sie mit rechts an und wählen Sie Eigenschaften. Im nächsten Fenster brauchen Sie nur das Häkchen für den Dienst zu setzen und zu bestätigen. Auf Englisch, dafür mit Screenshots gibts die ausführliche Erklärung hier.
Doch Vorsicht: Ohne die Code-Eingabe ist die Bluetooth-Verbindung nicht verschlüsselt. Es wäre also theoretisch möglich, dass jemand die Tastatureingaben mitlesen könnte. Praktisch dürfte die Gefahr eher gering sein, Online-Banking würde ich so trotzdem nicht machen.
Zu schön, um wahr zu sein? Der Wechsel zwischen den verschieden Geräten funktioniert überraschend gut. Die Verbindung wird immer sofort hergestellt und geht anschliessend nicht mehr verloren. Das übertrifft meine Erwartungen - man ist sich ja sonst so einiges gewohnt von Drahtlosverbindungen. Das ist doch alles zu schön, um wahr zu sein!
Tastenbelegung ändern. In der Tat gibts noch ein Problem: Das Apple Wireless Keyboard passt nicht so ganz zu den Bedürfnissen eines Windows-Users. Vor allem fehlt die Del-Taste. Auf dem Mac kein Problem, hier können alle Operationen mit Backspace oder Befehl-Backspace ausgeführt werden. Auf Windows jedoch löscht man Mails und Dateien standardmässig mit Del, und ohne den Notruf Ctrl-Alt-Delete ist man bei Problemen aufgeschmissen. Die Lösung bringt das Freeware-Tool SharpKeys. Damit kann man die Funktionen einzelner Tasten auf Systemebene ändern. Ich habe die Delete-Funktion auf die brach liegende Taste F6 gelegt und kann jetzt problemlos arbeiten.
Kabel-Tastatur für Notfälle (BIOS) behalten! Etwas funktioniert jedoch auch mit allen Kniffs nicht: Per Bluetooth kommt man nicht ins BIOS. Denn das zuständige Modul wird erst beim eigentlichen Windows-Systemstart geladen. Die kabelgebundene USB-Tastatur wird somit nicht entsorgt, sondern im Schrank verstaut – falls ich bei Problemen das BIOS aufrufen muss.
Teil 2 der Serie wird sich der Audio-Anlage widmen.

Autor(in) David Lee



Kommentare
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Goeoenkzwei
01.06.2012
Tastatur braucht doch auch Strom? Der blaue Zahn ist ein tolles Feature. Aber die Tastatur braucht bestimmt auch Strom. Entweder man lädt sie irgendwo oder füllt Batterien ein. Am besten dann wohl wiederaufladbare ... und womit funktioniert das Ladegerät? Mit Strom + Kabel... :-(

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David Lee
01.06.2012
Ganz ohne Kabel wirds aber kaum gehen... Besonders beim Strom dürfte es schwierig werden ;-) Der blaue Zahn ist ein tolles Feature. Aber die Tastatur braucht bestimmt auch Strom. Entweder man lädt sie irgendwo oder füllt Batterien ein. Am besten dann wohl wiederaufladbare ... und womit funktioniert das Ladegerät? Mit Strom + Kabel... :-( Halb so wild. Kein Ladegerät, es sind zwei normale AA-Batterien, die sollten etwa ein halbes Jahr halten.

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dbaechli
01.06.2012
Solar.. mal ein Anfang. Ich gehe im Kabelsalat auch unter. Tastatur und Maus am PC hab ich auch durch kabellose Geräte ersetzt: Tastatur durch die Logitech Solar! Erstaunlicherweise funktioniert das Laden über Tageslicht problemlos, die Tastatur sieht auch einigermassen hübsch aus und ist brauchbar. Einem "Vielschreiber"-Test habe ich sie aber noch nicht unterzogen, eine Gamer-Tastatur ist sie auch nicht. In der Tastatur steckt übrigens ein einzelner Knopfzellen-Akku. Die Maus läuft mit Batterien. Die halten einfach länger, als wiederaufladbare Akkus. Ich warte und hoffe noch auf eine schöne Solar-Maus (die aktuell erhältliche gefällt mir noch nicht). Am WLAN-Router ist der Drucker eingesteckt, in einem anderen Raum an einem Router/Hub ein NAS, der TV (via AivX-Box) und -theoretisch- auch noch die PS3. Immerhin kann ich durch das NAS von überall her auf meine Daten zugreifen, ohne da auch noch Kabel einstecken zu müssen. Trotzdem - um Strom-, Anschluss- und auch einige LAN-Kabel wird man wohl vorerst nicht ganz kommen.. Oder?? Ich denke erst, wenn das mit der Laderei geregelt ist. Und alles Gefunke per einem Knopfdruck an- und ausgeschaltet werden kann..

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Nebuk
01.06.2012
Ausser Solar könnte ich mir nicht wirklich was vorstellen um es in einem Büro einsetzen zu können. Dabei stellt sich mir die Frage was man Nachts macht oder generell, wenn kein Licht scheint (scheinen soll). Brennstoffzellen wären zwar eine tolle Idee, doch frag ich mich wie laut die Generatoren wären und wie umständlich das nachtanken ist. Andere Möglichkeiten fallen mir grad nicht ein :)

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kek-kex
01.06.2012
ich mag ebenfalls keine Kabel jedoch, kabellos bekomme ich es nicht hin... habe schon einige "Funk" Tastaturen gehabt, aber nichts hat mich zufrieden gestellt. Am meisten war ich von der Bluetooth Tastatur enttäuscht. Sie war super schön, super teuer und machte meistens nur ärger. So sind halt jetzt alle Tastaturen wieder mit einem Kabel am PC angeschlossen. Und bei den Mäusen, da muss ich mich beherrschen, dass ich nicht doch noch auf eine Verkabelte umsteige. Ich weiss ja, dass ich mich über das Kabel aufregen würde. Auf Musikboxen verzichte ich schon lange. Das Headset hat zwar auch ein lästiges Kabel, aber ich habe bis heute noch nichts besseres gefunden, was auch zu mir passen würde. Somit bleibt mir nichts anderes überig, als die Kabel so gut es geht, zu ordnen.

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minimi
02.06.2012
bei mir unterm Tisch herscht auch wieder ein riesen Chaos, werde dies aber bald mit einem Kabelschlauch zumindest etwas ansehbarer gestalten... auf die meisten Kabel kann ich nicht verzichten. über 10 Kabel für die Stromzufuhr: 2 * PC 3 * Bildschirm Ladegerät Laptop 2 * externe HDD's Switch Lautsprecher Bürolampe + HandyLadegerät Maus und Keyboard sind Kabellos 3 Mal Video Kabel (2 HDMI, 1 DVI) LAN Kabel für PC 1 und PC2 + SamsungTV ( SmartTV) Audio Kabel Lautsprecher USB HUB Webcam Verlängerungskabel für Wireless Keyboard Emfpänger Keyboard & Maus PC2 2 USB Kabel von externen HDD's WLAN für Handy und Laptop läuft aber auch immer.

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PC-John
03.06.2012
Brennstoffzellen wären zwar eine tolle Idee, doch frag ich mich wie laut die Generatoren wären und wie umständlich das nachtanken ist. Es scheint wirklich, dass du keine Ahnung hast über Brennstoffzellen! Und bevor du als Moderator solchen Stuss erzählst, bitte im mindesten mal googeln. Und bevor du dich selbst schon fragst, schaue im Wikipedia nach: "Eine Brennstoffzelle ist eine galvanische Zelle, die die chemische Reaktionsenergie eines kontinuierlich zugeführten Brennstoffes und eines Oxidationsmittels in elektrische Energie wandelt. Im Sprachgebrauch steht Brennstoffzelle meist für die Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle. Eine Brennstoffzelle ist kein Energiespeicher, sondern ein Wandler. Die Energie zur Stromproduktion wird in chemisch gebundener Form mit den Brennstoffen zugeführt." Brennstoffzellen arbeiten katalytisch, nicht mechanisch. Sie sind geräuschlos, ausser wenn sie dir um die Ohren fliegen, wegen vorsätzlicher falscher Behandlung. PC-John